War in Schweden! Das war echt verdammt geil! Allein auf dem Hinweg die Fahrt über die Storebelt und die Oresundbrücke war der Wahnsinn! Also wenn ihr mal nach Skandinavien fahrt, dann vergesst das mit der Fähre! Die Brücken sollte man echt mal gesehen haben.
Die erste Nacht hab ich in der Nähe von Malmö geschlafen. Grademal 300Meter von einem Strand (Karlshamn) entfernt, aber das Zelt von keinem Menschen zu sehen. Am morgen dachte ich dann, da wollte mich jemand kochen! Schon vor 8 Uhr stand die Sonne ganz schön hoch am Himmel und hat richtig schön gebrannt. Also gleich mal ab zum Strand in die Ostsee zum waschen. Nichts für Warmduscher
Dann gings langsam weiter über Trelleborg, Ystad und Kaseberga die Südküste entlang. Immer wieder ein paar Pausen, mal um am Strand zu liegen und in der Sonne zu braten, mal um sich etwas anzugucken (wie die Steinsetzung bei Ales stenar), haben natürlich nicht gefehlt.
Von da aus gings dann nach Kivik, ein Wikingergrab angucken. Da hat mir dann ein Kirschenpflücker 5€ gegen 60SEK getauscht, damit ich ihm für 20SEK eine Schale Kirschen abkaufen konnte. Mit den Kirschen und den besten Keksen, die ich je gegessen habe, habe ich schließlich zwischen Kristianstad und Sölvesborg nur 100 Meter von der E22 entfernt ein kleines Paradies entdeckt. Um mich rum nur Wald, an dessen Spitze noch die Sonne herunter brannte und kein Laut von irgendwelchen Menschen zu hören.
Das Nachtlager habe ich dann zwischen Karlshamn und Ronneby aufgeschlagen. Um mich herum nur tiefster Wald, ein kleines Stück weiter wieder kristallklares Wasser! Das fiese hier waren die Mücken! Da konnte man nichtmal in Ruhe pissen gehen, ohne dass gleich ein Dutzend von den Viechern am ganzen Körper anfangen wollte zu saugen. In der Nacht hat's dann schon ein bisschen geregnet, aber am morgen war schon wieder fast alles trocken und es war wieder sehr warm, obwohl ich durch die Bäume ganz schön viel Schatten hatte. Als ich mich dann in dem Wald umgesehen habe, habe ich noch eine kleine Steinsetzung und eine durch den ganzen Wald verlaufende Steinmauer gefunden, die auch nicht mehr allzu jung gewesen sein kann! Auf jeden Fall gab's da sehr viel zu sehen. Vor allem konnte man weit gucken, da ein Teil des Waldes auf einem schicken Hügel lag. Während ich mich dann am Wasser gewaschen hab verschwand die Sonne leider hinter den Wolken und wurde seitdem auch nichtmehr gesehen. Für eine stilechte Rasur am Seitenspiegel vom Motorrad hat's aber noch gereicht
In Richtung Nord-Osten bin ich dann weiter bis Kalmar (nachdem ich um kurz nach 1 in Karlskrona endlich mal was gefrühstückt hatte). Dort gab's eine Festung zu besichtigen und ein kleines, altes Segelboot, auf dem ich ein bischen rumgeturnt bin. Das Beste war aber, daß auch hier, genau wie an allen anderen Orten an denen ich war, kaum Touristen zu sehen waren. (Am meisten war bei Ales stenar los, aber da waren die Leute auf so eine weite Fläche verteilt, daß man nicht das Gefühl hatte mit irgendwelchen anderen Touristen eine Sehenswürdigkeit anzugaffen)
Auf dem Weg nach Växjö hat's dann schon ab und zu ein wenig geregnet, so schlimm war's aber noch nicht. Trotzdem hab ich hinter der Stadt schon angefangen mir einen Platz zum Schlafen zu suchen. Während ich noch dabei war, wurde der Regen aber immer schlimmer. Unter den Umständen hätte ich es nicht hinbekommen das Zelt so aufzubauen, daß es innen trocken bleibt. Also hab ich mich erstmal bei einer Automatentankstelle (ohne Laden und ohne Tankwart) unter gestellt. Da kam dann mal eben ein moderner Wikinger auf seiner Harley Davidson vorbei. Zumindest könnte ich mir diesen Kerl als plündernden Seefahrer vorstellen. Dicker Bauch, (kurzer) blonder Bart ... da haben nurnoch Axt und Fackel gefehlt! Ein unbeschreiblicher Anblick!
Irgendwann wurd's mit dem Regen besser und ich fuhr weiter. Lange hat's aber nicht gedauert, da fing es wieder an, diesmal sogar noch stärker. Nach einer kalten Ewigkeit hatte ich es dann in Richtung Südwesten bis zum Campingplatz nach Osby geschafft, von wo aus ich zu einer Jugendherberge im Ort geleitet wurde. Als ich dann im Zimmer war, war ich auch ganz froh, daß ich die 255SEK bezahlt hatte, denn es hat fast die ganze Nacht durchgeregnet. Am nächsten morgen, als ich wieder los wollte, konnte ich meine Handschuhe nicht mehr finden! Die mußte ich an der Rezeption vergessen haben. Darum wollte ich da nachfragen. Nur war da keiner! Auch keiner, dem ich den Zimmerschlüssel hätte geben können. Als auch aufs Klingeln keiner reagiert hat, bin ich erstmal was zu trinken kaufen gegangen (irgendein Cranberry-Zeug. Der erste Schluck abartig bitter und danach doch ein ziemlich leckeres Gebräu!) Das ganze lief dann darauf hinaus, daß ich per Handy jemanden vom Hotel anrufen mußte, damit der jemanden vorbeischickt. Die Handschuhe sind aber nicht mehr aufgetaucht. Nur Zeit verschwendet mit der ganzen Warterei!
Zuerst schien morgens zwar wieder die Sonne, aber trotzdem wollte ich schon in Richtung Heimat fahren. Geplant war dann noch eine Nacht in Dänemark, das wäre dann die vierte Nacht gewesen. Während der ganzen Fahrt hat es aber praktisch ununterbrochen geregnet, darum hab ich das dann doch lieber gelassen. Besonders beeindruckend war wieder die Fahrt über die Oresundbrücke! Man konnte vor Regen kaum etwas sehen und der Wind hat gedrückt wie nichts, aber trotzdem (oder deswegen) war's ein richtiges Erlebnis. Das einzige Problem war, daß der Wind ohne die Handschuhe ganz gut in die Ärmel ziehen konnte und die Tropfen ein wenig unangenehm auf die Hände donnerten.
Die Anblicke von riesigen, dunklen Wolkenfeldern, bei denen man nicht weiß, ob man um sie herum oder mitten rein fährt, während man gerade einen leichten Sonnenschein abbekommt, dazu die wunderbaren Landschaften ... die haben das total bekloppte Wetter mehr als wett gemacht! Unterwegs habe ich ein paar mal die Klamotten gewechselt, um nicht ganz so zu frieren, aber so schlimm war die Rückreise nun auch nicht. Fast die ganze Zeit mit Vollgas bei dem Regen über die Autobahn ist vielleicht nicht das Klügste, aber immernoch das Schnellste! So habe ich von der dänischen Grenze nur ungefähr 1,5 Stunden bis zu mir nach Hause gebraucht und kalt war's eigentlich nurnoch, wenn ich zum Tanken anhalten mußte.
Nach drei Nächten und fast 1900km habe ich mich vielleicht nicht verändert und ich habe vielleicht nichts erlebt, was viele als Abenteuer bezeichnen würden, aber es hat sich gelohnt! Nicht nur wegen der Landschaft, nicht nur wegen dem alleine sein und nicht nur wegen dem Motorrad fahren. Sondern wegen dem Gefühl! Ich kann's nicht beschreiben und darum versuche ich es auch gar nicht. Aber eins steht fest: Das war nicht meine letzte Reise auf zwei Räden
Schweden ist der Wahnsinn!
(Nächstes Mal fahre ich aber vielleicht lieber da hin, wo weniger Regen ist ... oder ich gucke mir vorher den Wetterbericht an

dann kann ich auch länger weg bleiben)