Wirst ja von den heutigen unredlichen Jugendlichen so ein wenig als "Ist mir doch scheißegel" oder "Welche Sau interessierts" missbraucht. Aber für die Älteren bleibst Du der "Duke".
Happy Birthday zum 100.
Habe statt eigener Worte mal diese hier genommen:
Ewig reitet der Cowboy
VON HARTMUT WILMES, 25.05.07, 20:05h,
Unter artigen Hausmännern und Gel-frisierten „Metrosexuellen“ würde er sich ziemlich verloren vorkommen. John Wayne, der heute vor 100 Jahren geboren wurde, war im Kino das Alpha-Tier der Prärie: groß, fast ungeschlacht, wie festgewachsen im Sattel und doch erstaunlich gewandt im Zweikampf. Wann immer er sich unter viel zu niedrigen Holzbalken ins adrette Reich der Frauen zwängte, fiel alle Selbstgewissheit von ihm ab, und angesichts hübsch gedeckter Tische sehnte er sich schon wieder nach dem Blechnapf am Lagerfeuer. Wie kein zweiter verkörperte er jenen Typ des Pioniers, der die Wildnis nie an die Zivilisation „verraten“ würde.
Treue auch gegenüber falschen Prinzipien
Und Wayne, als Sohn schottisch-irischer Einwanderer unter dem sanften Namen Marion Michael Morrison geboren, lebte den ur-amerikanischen Traum der Selbstbehauptung unter widrigsten Umständen auch privat. Er war Apfelsinenpflücker, Preisboxer, Kulissenschieber, dann Statist und „Held“ alberner Billigwestern. Doch als ihn John Ford 1939 zu Johnny Ringo (in „Stagecoach“) machte, sah man schon jenes Gesicht, das viel offenbart: Sturheit, Treue auch gegenüber fragwürdigsten Prinzipien und Mut.
So sehr ihm wohl die Soldaten als Kavalleriecaptain („Fort Apache“) vertrauten, so heftig litten unzählige Kino-Söhne unter diesem unduldsamen Übervater. Grandiosester Ausbruch dieses Dramas war gewiss „Red River“, in dem sich Wayne und Montgomery Clift unter dunklem Gewölk die Wut aus dem Bauch prügelten. John Wayne hat diesen Typ Mann nicht nur gespielt. Man fand ihn stets im rechten Lager, als Förderer von Barry Goldwater, Nixon und Reagan. Oft war er geradezu inbrünstig auf der falschen Seite - am krassesten mit seinem Vietnamkriegs-Propagandafilm „Die grünen Teufel“. Doch 1979, kurz vor seinem Krebstod, übergab ausgerechnet John Wayne den Oscar tapfer an Michael Ciminos kritische Vietnamchronik „Die durch die Hölle gehen“. . .
Und er konnte komisch sein: in den romantischen Szenen, wo er nie wusste, wohin mit dem Hut und den zarten Gefühlen - vor allem aber in Howard Hawks Spätwestern „Rio Bravo“ und „Eldorado“, die den rostenden Macho in ironische Anführungszeichen setzten.
Doch war er nie besser als vor John Fords Kamera. Dann sah man jene einsamen Gestalten, über die die Zeit hinweggeht. Etwa den „Teufelshauptmann“, der auf dem Friedhof mit seiner toten Frau spricht, den Revolverhelden Doniphan („Der Mann, der Liberty Valance erschoss“), der um seinen Ruhm betrogen wird. Vor allem aber den von Rachsucht zerfressenen Indianerhasser Ethan Edwards in „Der schwarze Falke“. Nach langjähriger Odyssee begreift er die Sinnlosigkeit seiner Jagd, doch ist er längst innerlich ausgebrannt. So wirkt dieser Film wie das grimmige Negativ der Westernmythen: Die Unabhängigkeit sieht verdächtig nach Entwurzelung, der Kampf nach Qual und die Prärie nach Einöde aus.
Natürlich bekam Wayne nicht für diese wortkarge Meisterleistung den Oscar, sondern für den albernen Auftritt als hüftsteifer, einäugiger „Marshal“. Sein Kommentar: „Wenn ich früher gewusst hättem, was ich jetzt weiß, hätte ich mir schon vor 35 Jahren eine Augenklappe aufgesetzt.“
http://www.rundschau-online.de/jkr/artik…d=1179846645585