Das war sie also heute nacht, die 77. Oscarverleihung, die Nacht in der Hollywood das feiert, was für Hollywood wirklich wichtig ist: sich selbst.
Zuerst wird auf dem roten Teppich gefeiert. Man trägt schick auf und steht Rede und Antwort. Für „German Television“ war das wieder Anke Engelke, die durchaus gelungen die Promis ausfragte, wenn auch nicht ganz so bissig wie im letzten Jahr. Wie gut Ankes Fragen waren konnte man in der darauffolgenden „ABC Pre-Show“ sehen: die gleichen Promis, aber diese Fragen... schnarch weg, harmloser ging es wirklich nicht: „Sind sie aufgeregt?“ „Ja, ich werde einen Song ansagen!“ „Oh wie aufregend, alles Gute Miss Portmann...“ Hoffentlich wird Star Wars III interessanter oder wird sie da auch als Amidala einen Song ansagen? Hey Du Schnepfe von ABC, die Frau war nominiert, da hätte man wirklich mal... oh forget it...
Heuer gab es einen neuen Moderatoren: Chris Rock, einigen aus dem Film „Rush Hour“ oder als schriller TV-Moderator in „Das Fünfte Element“ bekannt. Im Vorfeld gab es bereits Befürchtungen, der für sein loses Mundwerk bekannte Chris Rock würde doch des öfteren über die Stränge schlagen, aber: ach hätte er doch. Chris hielt sich vornehm zurück, hier und da ein harmloser Seitenhieb und das war es. Da wünschte ich mir doch glatt den Billy Crystal zurück, der hatte wenigstens eine Show zu bieten, und das sage ich, wer mich kennt, weiß weshalb.
Es gab Veränderungen: Preisträger in unwichtigen Kategorien durften nicht einmal mehr auf die Bühne, die wurden im Zuschauerraum abgefertigt. Hierzu eine treffende Bemerkung des Mr. Rock: Der nächste Preis wird auf dem Parkplatz vergeben... Andere Nominierte wurden gleich auf die Bühne geholt, das spart auch gleich den Weg des Gewinner von den Rängen auf die Bühne. Ist auch Zeitverschwendung, warum sollte sich ein Komponist gar feiern lassen: Preisiverkündung, in die Hand drücken, 30 Sekunden Gott, der Akademie, Mama und dem Agenten danken und weg, next one please...
Nun ein paar Worte zu den Gewinnern und Verlierern. Langsam beschleicht mich das Gefühl, wer einen Oscar in einer der Darstellerkategorien gewinnen möchte, der möge vorher sich mal bei Clint Eastwood melden, ob der eine Rolle in seinem nächsten Film zu vergeben hätte. Bereits das zweite Jahr, in denen Clints Darsteller die Preise abräumen, Hillary Swank und (endlich mal) Morgan Freeman. Clint selbst bekam auch noch 2 Stück und war wieder der Winner of the Day. Wir sagen: Congratulations, Mr Eastwood!!! Allerdings hatte Dirty Harry auch einmal das Nachsehen, denn in der Kategorie “Bester Männlicher Darsteller“ musste er sich dem sichtlich bewegten Jamie Foxx geschlagen geben, was Clint sicherlich verschmerzen kann. Ob Leo das so sieht, bezweifle ich, war er doch von den Medien als Topfavorit gehandelt, wohl weil er Leo ist, der Fritze, der mal im Eismeer in der Edelschmonzette Titanic abgesoffen ist. Seine damalige Partnerin Kate Winslet musste sich ebenfalls geschlagen geben (leider), da hatte Clint wieder (also nicht Clint, aber die hinreißende Hilary, aber in Clints Movie) die Nase vorn, dafür wurde Kates Film „Eternal Sunshine Of The Spotless Mind“ völlig zu recht als Originaldrehbuch ausgezeichnet.
Als Loser des Tages gilt mal wieder Martin Scorsese, obwohl sein Film „The Aviator“ immerhin 5 Preise abgeräumt hat, allerdings nicht in den Topkategorien. Tja Martin, was machen wir da? Die „Gangs of New York“ haben Dir schon kein Glück gebracht, der Aviator sollte es nun bringen. Wieder nichts, dabei waren die Vorraussetzungen so gut: Biographien gewinnen oft. Da gibt es nur eines: Schmeiß den Di Caprio raus, der hat Pech am Arsch und nimm wieder Robert de Niro und Joe Pesci. Ganz wichtig: Drehe einen Mafiafilm! Vielleicht klappt es dann mit diesem Goldjungen. Zur Not gibt es noch die zweite Möglichkeit: 2022 wirst Du Achtzig Jahre alt, dann gibt den „Ehrenoscar“ Das ist der Trostpreis für all die Loser, die die Academy jahrelang ignoriert hat. Und da befindet man sich durchaus in guter Gesellschaft: Sidney Lumet hat ihn ja gestern bekommen und die Liste ist länger: Akira Kurosawa, Antonioni Michelangelo, Howard Hawks, Groucho Marx, Charlie Chaplin oder Orson Welles. Nicht zu vergessen Sir Alfred Hitchcock, der auch nie einen
Regie-Oscar erhalten hat, den man aber auch mit so einem Ehrending abgespeist hat.
Der Deutsche Film ging leer aus. Mögen die Amerikaner unseren Adolf Hitler etwa nicht? Tja, der Film über den GröFaZ und sein schmähliches Ende im Führerbunker hatte keine wirkliche Chance gegen den von der Kritik hochgelobten spanischen Beitrag. Das „weinende Kamel“ hat auch Grund zum weinen, da auch nix Preis.
So, ich gehe jetzt zum Friseur und erzähl dem das alles noch mal.
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Der vollstandigkeit halber, die Sieger in ihrer ganzen Pracht:
ACTOR IN A LEADING ROLE
Jamie Foxx
RAY
ACTOR IN A SUPPORTING ROLE
Morgan Freeman
MILLION DOLLAR BABY
ACTRESS IN A LEADING ROLE
Hilary Swank
MILLION DOLLAR BABY
ACTRESS IN A SUPPORTING ROLE
Cate Blanchett
THE AVIATOR
ANIMATED FEATURE FILM
THE INCREDIBLES
Brad Bird
ART DIRECTION
THE AVIATOR
Dante Ferretti (Art Direction); Francesca Lo Schiavo (Set Decoration)
BEST PICTURE
MILLION DOLLAR BABY
Clint Eastwood, Albert S. Ruddy and Tom Rosenberg
CINEMATOGRAPHY
THE AVIATOR
Robert Richardson
COSTUME DESIGN
THE AVIATOR
Sandy Powell
DIRECTING
MILLION DOLLAR BABY
Clint Eastwood
DOCUMENTARY FEATURE
BORN INTO BROTHELS
Ross Kauffman and Zana Briski
DOCUMENTARY SHORT SUBJECT
MIGHTY TIMES: THE CHILDREN'S MARCH
Robert Hudson and Bobby Houston
FILM EDITING
THE AVIATOR
Thelma Schoonmaker
FOREIGN LANGUAGE FILM
THE SEA INSIDE
Spain
Directed by Alejandro Amenábar
HONORARY AWARD
Roger Mayer
HONORARY AWARD
Sidney Lumet
MAKEUP
LEMONY SNICKET'S A SERIES OF UNFORTUNATE EVENTS
Valli O'Reilly and Bill Corso
MUSIC (SCORE)
FINDING NEVERLAND
Jan A.P. Kaczmarek
MUSIC (SONG)
THE MOTORCYCLE DIARIES
"Al Otro Lado Del Río"
Music and Lyric by Jorge Drexler
WRITING (ADAPTED SCREENPLAY)
SIDEWAYS
Screenplay by Alexander Payne & Jim Taylor
WRITING (ORIGINAL SCREENPLAY)
ETERNAL SUNSHINE OF THE SPOTLESS MIND
Screenplay by Charlie Kaufman; Story by Charlie Kaufman & Michel Gondry & Pierre Bismuth
SHORT FILM (ANIMATED)
RYAN
Chris Landreth
SHORT FILM (LIVE ACTION)
WASP
Andrea Arnold
SOUND EDITING
THE INCREDIBLES
Michael Silvers and Randy Thom
SOUND MIXING
RAY
Scott Millan, Greg Orloff, Bob Beemer and Steve Cantamessa
VISUAL EFFECTS
SPIDER-MAN 2
John Dykstra, Scott Stokdyk, Anthony LaMolinara and John Frazier