Hab den Text jetzt mal gelesen.
Es bleibt eigentlich nur das "Selbstwertgefühlargument". Leuchtet mir aus subjektiver Sicht auch ein, aber es bleibt halt ein Gefühl von betroffenen ohne wirklich rationale Fundierung. Ich bin mir nicht sicher, ob ein Staat darauf basierend seine Regeln ausrichten sollte.
Würde man die verdeckten Quersubventionen stärker in den Medien ansprechen, würden dann auf einmal breite Bevölkerungsschichten unzufrieden, weil sie erst dann merken, dass sie ihren aktuellen Lebensstandard nicht selbstständig finanzieren? Oder wäre eine andere Lösung die Erhöhung von verdeckten Quersubventionen, so dass man ab 5€ pro Stunde schon das Gefühl hat, seinen Lebensstandard selbstständig ohne direkte Sozialtransfers zu finanzieren?
Aktuell kommt ja wohl beides. Mit der Mütterrente wird in der Rentenversicherung stärker Quersubventioniert (von allen Beitragszahlern zu den Müttern) , zudem kommt der Mindestlohn.
Ich finde gerade bei Transferleistungen, welche ja grundsätzlich von "reicheren" zu "ärmeren" fließen (ausgenommen EEG

), muss die effizienteste Methode gewählt werden. Dies ist man imho denen schuldig, denen man ihr Eigentum wegnimmt, um es anderen zu geben. Insgesamt kann ein gewisses Maß an Umverteilung für eine Gesellschaft sinnvoll sein, aber dann doch bitte so effizient wie möglich. Wie rechtfertige ich sonst ein spezifisches Umverteilungssystem, wenn effizientere Konkurrenz gibt?!
Wenn es wirklich um "Selbstwertgefühl" geht, sollen die betroffenen halt einen Perspektivwechel durchführen. Wenn es objektiv "wahr" sein soll, dann muss dies ja unabhängig von der gewählten Perspektive gelten - bspw. eben auch mit der Perspektive, dass man ohne verdeckte Quersubventionen ca. 18€ pro Stunde verdienen müsste. Dann würden die meisten merken, dass dies unrealistisch ist und akzeptieren, dass sie auf den Sozialstaat und Transferleistungen angewiesen sind. Ich finde dies auch nicht wirklich anrüchig. Im Gegenteil, der Sozialstaat (bzw eher die soziale Marktwirtschaft) ist eine zivilisatorische und soziale Errungenschaft, welche große Bevölkerungsgruppen schützen kann. Manche eben länger, manche kürzer. Irgendwann im Leben wird die Mehrheit auf Leistungen aus dem Sozialstaat angewiesen sein, und sei es nur um intertemporäre Glätten des Einkommens zu betreiben, sprich in jungen Jahren in die eigene Bildung investieren zu können.
Aber echt mal, ich kann von der ganzen Wohlfühl- und Betroffenheitspolitik nichts mehr hören. Es wird Politik für Gefühle gemacht, anstatt für harte Fakten. Wie mir erscheint oftmals aus einem diffus paternalistischen Gefühl.
Ich bestreite nicht, dass solch eine Politik funktionieren kann - tut sie ja in Deutschland auch. Nur ich habe ein anderes Staats- und auch Gesellschaftsverständnis und sehe eher die Gefahren für den Einzelnen, der durch Engagement aufsteigen möchte. Kehrseite einer paternalistischen Wohlfühlpolitik ist doch eigentlich auch immer, dass der Status Quo zementiert wird und man den Menschen Aufstiegschancen raubt. Als "Outsider" auf dem Arbeitsmarkt bei geringqualifizierter Beschäftigung wird einem das einzige Verhandlungsmittel, der Stundenlohn, aus der eigenen Verfügungsgewalt genommen. Dabei gibt es ja die soziale Absicherung, genau hier setzt die Aufstockung von kleinen Monatseinkommen kann, geringqualifizierte Arbeit so subventionieren, dass sie am Arbeitsmarkt realisiert wird und dadurch ehemalige Arbeitslose wieder in den Arbeitsmarkt kommen und so Chancen und Perspektiven erhalten.