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5 041

23.09.2012, 10:14

Sind ja ganz nette Aspekte, aber ändert dies grundsätzlich etwas an der Faktenlage?

Sowohl Vermögen als auch Einkommen schrumpft Unten und in der Mitte, Wachstum findet nur bei den oberen 10% statt.

5 042

23.09.2012, 10:58

"Wo das Leben richtig Spaß macht, in den oberen
0,1 Prozent, meinetwegen im obersten Prozent, dort wird Vermögen
akkumuliert ohne Ende
. Hier müsste man ansetzen - Das kann man über Erbschaft- und Vermögensteuer machen, die aber nicht die breite Mittelschicht trifft."

da kannst dich (@Worf) bei deiner Partei ja mal für starkmachen ^^

In den USA geht es in der Diskussion eh eher um die Verteilung 1% Reiche vs Rest

http://de.wikipedia.org/wiki/We_are_the_99_percent

5 043

23.09.2012, 15:48

Sind ja ganz nette Aspekte, aber ändert dies grundsätzlich etwas an der Faktenlage?

Sowohl Vermögen als auch Einkommen schrumpft Unten und in der Mitte, Wachstum findet nur bei den oberen 10% statt.

Genau das ist das Problem. Der "Istzustand" ist ja noch relativ uninteressant. Das Problem ist die Tendenz. Und die ist mehr als eindeutig.

5 044

23.09.2012, 17:22

Sind ja ganz nette Aspekte, aber ändert dies grundsätzlich etwas an der Faktenlage?

Sowohl Vermögen als auch Einkommen schrumpft Unten und in der Mitte, Wachstum findet nur bei den oberen 10% statt.

Ja, die Faktenlage ist eine ganz andere. Weder Realeinkommen nach Vermögen schrumpfen Unten oder in der Mitte, nur ganz oben kommt es dazu. Und zwar richtig weit oben. Aber das finde ich auch nicht weiter schlimm, da nimmt ja niemand etwas jemand anders weg. Ist ja nicht so, dass man nur anders verteilen könnte. Genau könnte, man kann gar nicht. Würde man die Löhne im unteren Lohnsegment deutlich anheben, dann würde sich die Arbeit in Deutschland komplett nicht mehr lohnen - genau so, wie heute die meisten Wäschereien ihre Wäsche in Polen säubern lassen.

Eine Theorie ist, dass es einen sogenannten "trickle-down" Effekt beim Wirtschaftswachstum gibt. Dies bedeutet grob, dass Wirtschaftswachstum zuerst den Reichsten zugute kommt, und dann langsam nach unten "durchsickert" und so schließlich allen zugute kommt. Die bessere Zahnprotese, minimalinvasive Operationen oder auch nur das iPhone. Davon profitieren die breiten Bevölkerungsschichten, selbst viele Transferempfänger haben heutzutage Smartphones (womit bezahlen sie dann denn??) Aber dieser Art von Reichtum ist für uns so natürlich, weil er nicht mit mehr Geld in der Tasche vebrunden ist, den beachten wir gar nicht. Und natürlich macht das iPhone zuerst einmal die Besitzer von Apple-Aktien reich, es schafft aber nach und nach auch neue Industriezweige, wo die Mittelschicht drin arbeitet findet.

Also ich sehe weder die Faktenlage so, dass die Realeinkommen ind er Mitte bzw. Unten schrumpfen würden, noch, dass Wachstum nur in den oberen 10% stattfindet. Schaut man sich die Reallohnentwicklung der gewerkschaftlichen Arbeitnehmer in Deutschland an, so ist diese auch deutlich positiv. Und da gehören sicher nicht alle zu den oben 10%. Und, wie im Artikel erwähnt wird, wenn man die Vermögen aus den Rentenkassen hinzurechnet, dann sind die Vermögen gar nicht so ungerecht verteilt, der deutsche Sozialstaat hat einen recht harten unteren "cut" und begrenzt so für Armut relevante Seite.

Ich finde eher erstaunlich, dass auf den Aspekt der Ungleichverteilung im Vergleich zur DDR gar nicht eingegangen wird. Ist doch erstaunlich, dass die sozialistische Gesellschaft nicht gleicher verteilt war. Da waren eben die Handwerker reich und die, welche Parteifunktionäre waren und an den Handelsströmen der Westwaren saßen.
Jeder kann sich ja überlegen, in welchem System er lieber leben würde. Ich bin der festen Überzeugung, unsere soziale Marktwirtschaft hat deutlich weniger Nepotismu als die DDR hatte.

@Borgg: Die Tendenz ist eben auch nicht so eindeutig. Es ist natürlich trivial, immer nur obere 0,1% im Zeitverlauf zu betrachten. Bei sehr großen Klassen von stochastischen Prozessen wächst das einfach mit der Zeit. Wäre Vermögen ein brown'scher Diffusionsprozess, dann würde im Zeitverlauf das obere 0,1%-Quantil einfach wie eine Wurzelfunktion ansteigen. Für sich alleine finde ich dies auch nicht problematisch. Auf großen Zeitskalen gehen Vermögen nämlich auch wieder verloren. Die Ölkonzerne sind nicht mehr die größten Unternehmen, Microsoft ist es auch nicht mehr. Auch Privatvermögen unterliegen diesen Schwankungen, nur sind sie viel breiter gestreut. Aber auch Schlecker und Schickedanz haben den Großteil ihres Privatvermögens verloren. Die Zeitskalen sind halt andere und werden von Thomas Mann in den Buddenbrooks beschrieben. Der Aufstieg geht recht schnell, doch die Generationen danach verwalten und vergrößern noch, danach setzt der Zerfall ein. Nur wer betrachtet schon Dynastien über 150 - 200 Jahre?

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »AtroX_Worf« (23.09.2012, 17:42)


5 045

23.09.2012, 17:42

Ach ja, was mich persönlich mal interessiert: Wieso denkt ihr denn, dass es in Deutschland ungerechter zugeht?
Waren eure Eltern in besseren Positionen, welche ihr wohl nicht mehr erreichen werdet? Geht es euch persönlich oder in eurem Freundeskreis schlecht? Auch vergleichen mit vor 10 Jahren (nach vor 20 frage ich in diesem Forum mal lieber nicht)?

Ich mag auch biased sein, weil ich aus den neusten Bundesländern komme, aber ich sehe eher kontinuierlichen Aufschwung. Fahrt doch mal nach Dresden und lasst euch Fotos von vor 15 Jahren zeigen. Oder schaut euch an, wie sich da die Körperschaftssteuer entwickelt hat. Und Dresden ist schuldenfrei.
Schaut euch den privaten Reichtum an. Oder Schulen, wo es solche Smartboars gibt. Oder wie viel Flugreisen aktuell kosten, wie billiger man in die Hauptstädte Europas reisen kann. Und wie vor allem auch alle möglichen, welche ohne großartiges Studium mit normaler Ausbildung schon Urlaub auf Kuba oder Thailand gemacht haben, wo ich noch nie war. Oder die schon angesprochenen technischen Geräte, wie weiter verbreitet und wie viel billiger heutzutage Computer sind. Das alles ist Reichtum.

Ich sehe viel Reichtum bei den ganz normalen Menschen. Nur viele sind sich ihres absoluten Reichtums gar nicht bewusst, weil sie ihn nur in Geld messen, aber nicht in Kaufkraft.
Und nein, die Kaufkraftzuwäche, die wir hier für so normal halten, sind es keinesfalls. Es gab sie Jahrhundertelang in der Geschichte kaum signifikant und in der DDR nur in den amtlichen Statistiken. Wir erleben Jahrzehnte von Kaufkraftzuwachs durch technologischen Fortschritt und eine Dynamik in der Entwicklung, welche es so wohl noch nie auf der Welt gab. Und das kommt auch sehr schnell allen Menschen in der westlichen Welt zugute, Internet, Technik, Gesundheitstechnik sind da nur einige Aspekte.

Sicher, der Wettbewerb hat sich erhöht, aber immer nur mit den Jahren 1960-1985 in der BRD vergleichen ist eine sehr kurze Spanne der Geschichte mit sehr speziellen Ursachen. Solch eine nationale Abschottung würde heutzutage nicht mehr funktionieren. Dafür sind hunderte von Millionen Menschen in Asien ihrer absoluten Armut entsprungen, einzigartig in dieser Größenordnung (auch relativ an der Weltbevölkerung) in solch kurzer Zeit - oder vielleicht noch mit den Anfängen der industriellen Revolution in Westeuropa vergleichbar.

Was ich beobachte ist folgendes: Individuell geht es den meisten zwar gut, auch deutlich besser als vor 10 Jahren. Die Freiheiten und Möglichkeiten sind so groß, dass unsere Eltern uns darum beneiden. Aber es überwiegt ein diffuses Gefühl, dass es immer mehr Menschen schlechter geht. Ein paar Hunderttausend echt in Hartz-4, ohne Aufstockung, werden als das Schreckgespenst gesehen, ohne auf die über 40 Millionen anderen zu schauen, welche in sozialversicherungspflichtigen Stellen sind.

Genauso der aktuelle Rentenbericht mit einer haarsträubenden Rechnung, um maximale mediale Aufmerksamkeit zu erzielen. Das Beispiel ist für die aktuell arbeitende Generation überhaupt nicht wirklichkeitsnah.

5 046

23.09.2012, 18:02

Ja, die Faktenlage ist eine ganz andere. Weder Realeinkommen nach Vermögen schrumpfen Unten oder in der Mitte, nur ganz oben kommt es dazu.
Nö.

Brauch ich mir nur die Zahlen ansehen ohne viel zu schreiben.

Man kann allerdings auch versuchen sich die Dinge so zurechtzubiegen bis sie einem passen. Hilft dem eigenem Seelenfrieden, ändert aber nichts an der Sachlage.

Juzam

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5 047

23.09.2012, 18:41

Ja, die Faktenlage ist eine ganz andere. Weder Realeinkommen nach Vermögen schrumpfen Unten oder in der Mitte, nur ganz oben kommt es dazu.
Nö.

Brauch ich mir nur die Zahlen ansehen ohne viel zu schreiben.

Man kann allerdings auch versuchen sich die Dinge so zurechtzubiegen bis sie einem passen. Hilft dem eigenem Seelenfrieden, ändert aber nichts an der Sachlage.

Momentan biegst du dir aber alles zurecht, ohne auf die Argumente einzugehen.
Lernen wir besser uns freuen,
so verlernen wir am besten,
anderen weh zu tun.
(Nietzsche)

5 048

23.09.2012, 18:54

Brauch ich mir nur die Zahlen ansehen ohne viel zu schreiben.

Bitte, wikipedia Reallohnentwickling gesamt:

Da sind nur die Lohneinkommen drin.
Man kann allerdings auch versuchen sich die Dinge so zurechtzubiegen bis sie einem passen. Hilft dem eigenem Seelenfrieden, ändert aber nichts an der Sachlage.

Tja, die amtlichen Statistiken sind eben nicht auf deiner Seite...

5 049

23.09.2012, 19:43

OMG.

Red ich von Lohnentwicklung? NEIN.
Red ich von Bruttolöhnen oder Preisindex? NEIN

Ich red davon das sowohl Einkommen als auch Vermögen Unten und in der Mitte schrumpft und NUR Oben steigt.


5 050

23.09.2012, 19:51

Momentan biegst du dir aber alles zurecht, ohne auf die Argumente einzugehen.

Fang hier mal an, dann reden wir weiter, OK?

http://de.wikipedia.org/wiki/Verm%C3%B6g…_in_Deutschland

http://de.wikipedia.org/wiki/Einkommensv…_in_Deutschland

Wird aber erstmal nichts kommen, Stille und dann in 3 Wochen gehts wieder von vorne los. Traurig.

5 051

23.09.2012, 19:58

OMG.

Red ich von Lohnentwicklung? NEIN.
Red ich von Bruttolöhnen oder Preisindex? NEIN

Ich red davon das sowohl Einkommen als auch Vermögen Unten und in der Mitte schrumpft und NUR Oben steigt.

Nein, davon hast du eben genau nicht geredet:
Sind ja ganz nette Aspekte, aber ändert dies grundsätzlich etwas an der Faktenlage?

Sowohl Vermögen als auch Einkommen schrumpft Unten und in der Mitte, Wachstum findet nur bei den oberen 10% statt.

Es schrumpft nicht wirklich Unten oder in der Mitte, du schaust ja hier auf Prozentzahlen, d.h. Anteile! Die Anteile stagnieren vielleicht oder schrumpfen leicht, was natürlich nur eine andere Art ist zu sagen, dass die Vermögensspanne breiter wird und das oberste 0,1% richtig viel dazu bekommt.
Das ist aber natürlich etwas anderes, als wenn das Vermögen absolut schrumpfen würde!

Wachstum findet eben nicht nur bei den oberen 10% statt. Bspw. ist der Reallohn bei den mittleren Lohngruppen in Deutschland in den letzten ca. 10 Jahren ganz gut gestiegen. Das Vermögen, auf welches du in deiner Behauptung abgestellt hast, schrumpft ebenso für den unteren und mittleren Bereich nicht. Es stagniert im unteren Bereich, was nicht verwunderlich ist, weil die einfach kaum Vermögen und auch keine wirklichen Sparraten haben. Das folgt aber quasi aus der Definition der unteren Klasse.

Wenn du die relative Vermögensveränderung meinst, so sag das doch. Davon hatte ich nicht gesprochen bzw. da gebe ich dir ja recht. Nur ich sehe nicht, wieso dies den Otto-Normalbürger sonderlich betrifft.

5 052

23.09.2012, 20:05

Wenn du die relative Vermögensveränderung meinst, so sag das doch. Davon hatte ich nicht gesprochen bzw. da gebe ich dir ja recht. Nur ich sehe nicht, wieso dies den Otto-Normalbürger sonderlich betrifft.

Ähm, wenn Du mal Zeit und Lust hast können wir das gerne mal per TS besprechen. Keine Lust auf "Wall of Text", Rechthaberei oder "Links um die Ohren knallen" (beiderseits). Das Thema geht etwas tiefer und kann man wirklich schlecht schriftlich besprechen.

Angebot steht und ist WIRKLICH ehrlich gemeint.

5 053

23.09.2012, 20:07

Brauch ich mir nur die Zahlen ansehen ohne viel zu schreiben.

Bitte, wikipedia Reallohnentwickling gesamt:

Da sind nur die Lohneinkommen drin.

Ähm wenn der Preisindex steigt und die reallöhne staginieren bzw sogar sinken, so wie es auf den grafiken zu sehen ist, weiß ich nicht, wie du zu deinen schlüssen kommst ?(

Irgendwie interpretieren wir beide die grafik komplett entgegengesetzt

5 054

23.09.2012, 20:50

Was gibt es da zu interpretieren? In der unteren Grafik ist die grüne Linie entscheidend, welche leicht ansteigend ist. Das sieht man auch in der oberen Grafik, die Reallohnentwicklung sit fast immer >0. Wenn sie mal negativ ist, dann wird das durch die Jahre danach über 0 weit mehr als ausgeglichen.

Wo siehst du denn eine sinkende Reallohnentwicklung, außer mal ein paar vereinzelte Jahre? Die letzten beiden Jahre sind deutlich überdurchschnittlich und gleichen damit wieder etwas die schlechten Jahre 2005-2009 aus. Aber selbst da reden wir vielleicht über eine Reallohnsenkung von höchstens -0,14% durchschnittlich über die 5 Jahre. Nehme ich auch nur 2004 dazu, dann ist es wieder bei 0, nehme ich nur 2009 dazu, ist man sogar ca. 0,13% positiv.

Nochmal zur Erinnerung. Bei der Reallohnentwicklung ist alles >0 gut. ;)

5 055

23.09.2012, 21:13

Fragt sich nur welche Schicht hier profitiert, das ist ja die Frage;

Desweiteren ist auch mal der Vergleich zu anderen Ländern interessant, da sieht es für Deutschland nämlich mau aus




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5 056

23.09.2012, 21:38

Griechenland, Spanien, Irland, Belgien in den Top 10 :D
*** Alles unter 400 Gramm ist Carpaccio ***

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5 057

23.09.2012, 22:44

Und Großbritannien, Schweden und Finnland in den Top Five.

Was mich interessieren würde, wäre eine Einkommensentwicklung in den verschiedenen Einkommensklassen, ob beispielsweise vor allem die oberen Einkommensklassen in den letzten Jahren zugelegt haben oder alle Einkommensklassen. Wär gut, wenn da jemand was auf Lager hat.

edit: was dazu gefunden:


Tendenziell hat das obere Einkommenszehntel in Deutschland also an Nettoeinkommen dazugewonnen und die unter Hälfte weniger Nettoeinkommen.
Kann natürlich auch beispielsweise an Tatsachen liegen, wie diejenige, dass mehr einkommensschwache "Frauen" (um mal ein plumpes Beispiel zu nennen) in den Arbeitsmarkt mitaufgenommen wurden.
Aufgrund hoher Staatsschulden sollte man sich aber ernsthaft Gedanken machen, ob man beispielsweise den Spitzensteuersatz wieder erhöht. Oder mit Vermögenssteuern und Erbschaftssteuern wie in Frankreich hantieren sollte. Vielleicht sollte man dort aber erstmal die Entwicklung abwarten, bevor man selbst handelt.

@Worf und DDR: Es ist klar, dass die DDR keine Alternative zu unserem jetzigen System darstellt. Da es dort keine Kontrollinstanz gab (keine Demokratie), haben sich Parteifunktionäre leicht bereichern können. Das heißt aber nicht, dass alles so bleiben muss wie es ist, für immer und ewig. Man kann auch an unserem System etwas verbessern.
live is live, nana nanana :D

Zitat

Original von -=)GWC(RaMsEs
von 50k könnte ich in münchen nicht mehr leben.

Dieser Beitrag wurde bereits 4 mal editiert, zuletzt von »_Icedragon_« (24.09.2012, 00:08)


5 058

24.09.2012, 00:24

Ich frage mich ehrlich gesagt was es an der Sache nicht zu verstehen ist.

Der Trend der Einkommens- und Vermögungsverteilung ist eindeutig.

Klar kann man rumpöpeln wie ein Juzam oder Nebenskriegsschauplätze und Nebelkerzen wie Worf zünden, aber ändert das was an der Sachlage?

Bis auf wenige Verbohrte wird es mittlerweile in konservativen und mit abstrichen sogar in liberalen Kreisen ernsthaft diskutiert welche Auswirkungen eine solche Entwicklung hat. Das Thema ist nicht einfach, aber mich wundert es wirklich das es noch Menschen gibt die versuchen es vehement abzustreiten, weil nicht sein kann was nicht sein darf. Trollige Welt.

5 059

24.09.2012, 00:31

@kesellchen: Damit die Daten in der zweiten Grafik stimmen, müssten in den 3 Jahren zwischen 1994-1996 die Reallohnentwicklung durchschnittlich -0,055 betragen haben. Das wäre extrem krass gewesen, zwischen 1996 und 2011 hatten wir, auch in der Finanzkrise, nie weniger als -0,005, d.h. Faktor 10 Unterschied!

Die erste Grafik zeigt schön Ursachen, wieso Deutschland so viel leistungsfähiger ist und jetzt gut dasteht - und andere Länder eben schlecht dastehen, hohe Arbeitslosigkeit haben und allgemein nicht mehr wettbewerbsfähig sind.

Die deutsche Reallohnzurückhaltung ist sozial, da sie in Deutschland zu mehr Beschäftigung geführt hat, d.h. durch den Reallohnverzicht der arbeitenden Bevölkerung wurde den bisher Arbeitslosen die Möglichkeit gegeben, auch wieder eine Arbeit zu bekommen.

@Icedragon: Großbritannien ist so weit oben, jetzt unternehmen sie aber harte Sparanstrengungen. Der Realwirtschaft von GB geht es auch nicht so gut. Cameron zieht jetzt auch so eine Art Hartz-Gesetze durch, nur weniger auf dem tradiotionell liberalen Arbeitsmarkt, sondern bei den Staatsausgaben.

Ansonsten hätte ich die durchschnittliche Nettolohnentwicklung auch so interpretiert. Es sind ca. 1,5 Mio ehemalige Arbeitslose in den Arbeitsmarkt gekommen, natürlich eher im unteren Segment. Zweitens wäre hier eine Bruttobetrachtung sinnvoller, da sich die Steuern und Abgaben doch erheblich geändert hatten. Und eine Nettobetrachtung preisbereinigt ist auch nicht so einfach. Bei der Inflation in der Zeit schlägt alleine schon die kalte Progression zu. Das muss man dann alles rausrechnen, das ist ziemlich schwierig.

Ich frage mich ehrlich gesagt was es an der Sache nicht zu verstehen ist.

Der Trend der Einkommens- und Vermögungsverteilung ist eindeutig.

Klar kann man rumpöpeln wie ein Juzam oder Nebenskriegsschauplätze und Nebelkerzen wie Worf zünden, aber ändert das was an der Sachlage?

Die Realeinkommen steigen, die Vermögen auch. Was stimmt ist, dass die Vermögensspreizung zunimmt, was aber hauptsächlich am starken Vermögensanstieg der oberen 0,1% liegt.

Bei der Einkommensverteilung gibt es keinen klaren Trend. Wenn man mit den 1970ern vergleicht, ist der Trend natürlich eindeutig - nur da gab es auch noch keine freien Märkte und noch einen Ostblock. Äpfel mit Birnen...

Ich habe keine "Nebelkerzen" gezündet, sondern stelle nur die Fakten da. Es stimmt eben nicht, dass der Reallohn in Deutschland gesunken ist, wie so oft behauptet. Dies stimmt allenfalls für einzelne Branchen. Und RoadRunner, deine Behauptungen stimmten eben nicht. Du hast dann etwas anderes präsentiert, also du vorher sagtest - darauf hatte ich aber reagiert.
Bis auf wenige Verbohrte wird es mittlerweile in konservativen und mit abstrichen sogar in liberalen Kreisen ernsthaft diskutiert welche Auswirkungen eine solche Entwicklung hat. Das Thema ist nicht einfach, aber mich wundert es wirklich das es noch Menschen gibt die versuchen es vehement abzustreiten, weil nicht sein kann was nicht sein darf.

Zu Anfang sollte aber erst einmal die Faktenlage stimmen. Und in den Talkshows wird sehr oft (von einer bestimmten Seite) behauptet, es gäbe einen Reallohnrückgang. Dem ist nicht so. Es gibt eine Reallohnzurückhaltung in Deutschland im Vergleich zu unseren europäischen Nachbarn, aber die hat uns gut getan. Nur ist die Entwicklung trotzdem noch signifikant positiv, das ist die Faktenlage.

Dann zu den Auswirkungen. Dafür, dass die Einkommensunterschiede zunehmen ist es doch erstaunlich, dass wir eine ähnliche Verteilung die in der ehemaligen DDR haben, wenn man dem Prof. aus dem Interview glauben darf. Ich bezweifle es zumindest nicht. Und wenn man das Interview aufmerksam liest, dann vertritt er auch die Meinung, dass die deutsche Gesellschaft nach der Aussage des Professors kommt Deutschland gleich hinter den skandinavischen Ländern. Welche übrigens eine viel homogenere Bevölkerungsstruktur haben. Deutschland ohne seine zahlreichen Immigranten wäre sicher auch noch etwas gleicher...

Sicher weitet sich die Einkommensspreizung aus, aber doch auch überall um uns herum in Europa. Wir können immer nur schauen, wie wir relativ dazu stehen.
Wenn du mit Fakten kommst und argumentierst, wieso es in Deutschland (a) aktuell so schlecht ist oder (b) in Zukunft so schelcht werden wird, dann immer gern.

Ich denke auch das kannst du hier im Forum tun und nicht via PM. Ich sehe nicht, wieso dieses Thema nicht auch andere interessieren sollte? Wenn du dafür einen Grund hast (auch via PM), dann gern.

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »AtroX_Worf« (24.09.2012, 00:45)


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5 060

24.09.2012, 01:36

Erkenntnisse aus der Glücksforschung sagen aber eben auch, dass die relative Vermögensverteilung für das Wohlbefinden wichtig ist. Deshalb ist auch die relative Vermögensverteilung wichtig, wie Falcon schon richtig festgestellt hat.
live is live, nana nanana :D

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Original von -=)GWC(RaMsEs
von 50k könnte ich in münchen nicht mehr leben.

5 061

24.09.2012, 08:26


Wird aber erstmal nichts kommen, Stille und dann in 3 Wochen gehts wieder von vorne los. Traurig.

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Ede G« (27.07.2015, 15:17)


5 062

24.09.2012, 09:19

Erkenntnisse aus der Glücksforschung sagen aber eben auch, dass die relative Vermögensverteilung für das Wohlbefinden wichtig ist. Deshalb ist auch die relative Vermögensverteilung wichtig, wie Falcon schon richtig festgestellt hat.

Meines Wissens kann man solche Effekte nur für kleine Gruppen zeigen. In einem Staat, wenn man die Reichen nicht als Nachbaren hat, ist nicht bestimmt, ob dies unser Wohlbefinden beeinflusst.

Dabei geht es ja um sehr grundlegende, soziale Komponenten. Es macht einen unzufriedener, wenn der Nachbar, mit dem man sich direkt vergleicht und den man immer wieder sieht, das größere Auto hat. Aber mit dem reichsten 0,1% der Bevölkerung hat man als normaler Mensch kaum Kontakt. Und ob eine abstrakt/intellektuell wahrgenommene Ungleichheit einen ähnlichen Effekt auf das Wohlbefinden hat darf dann doch bezweifelt werden. Wobei hier sicher Deadpool der Ansprechpartner mit der größeren Expertise ist. Ich kenne nur die grundlegenden Aussagen zu diesem Thema und was so in den Mikro-Forschungsseminaren dazu vorgetragen wird, wenn ich mich mal reinsetze.

Die Menschen in Hamburg scheinen, im Schnitt, zu den glücklichsten in Deutschland zu gehören. Für mich nicht ganz verständlich, wenn ich gerade mal aus dem Fenster schaue, aber nun gut. Hamburg ist zwar auch sehr reich, aber in einer Millionenstadt gibt es auch sehr viele normale Leute. Die sehen den Reichtum der anderen, in Hamburg herrscht sicher ein weit größeres soziales Gefälle als in normalen Kleinstädten abseits der Großstädte. Wenn man um das Einkommen in Hamburg bereinigt, dann müssten die Menschen hier ja, aufgrund des augenscheinlich wahrgenommenen Sozialgefälles, unglücklicher sein.

Juzam

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5 063

24.09.2012, 09:20

Bis auf wenige Verbohrte wird es mittlerweile in konservativen und mit abstrichen sogar in liberalen Kreisen ernsthaft diskutiert welche Auswirkungen eine solche Entwicklung hat. Das Thema ist nicht einfach, aber mich wundert es wirklich das es noch Menschen gibt die versuchen es vehement abzustreiten, weil nicht sein kann was nicht sein darf. Trollige Welt.
Ist jeder direkt ein Pöbler, der hier im Forum mal widerspricht?! Ziemlich einfacher Sichtwinkel, findest du nicht?
Außerdem streite ich diese Entwicklung nicht ab. Mag sein, dass die Reallöhne nicht so stark gestiegen sind, dafür geht es uns aufgrund des technologischen Fortschritts allen besser, als vor 10, 20, 30 Jahren. Wirtschaftlich stehen wir auch durch die Lohnzurueckhaltung sehr gut da in Europa. Was bleibt, ist der Neid.

Und solche typischen Totschlagargumente wie _wie kann man das nicht sehen?! trollige Welt_ kannst du direkt stecken lassen.
Lernen wir besser uns freuen,
so verlernen wir am besten,
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(Nietzsche)

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Juzam« (24.09.2012, 09:52)


5 064

24.09.2012, 10:03


Meines Wissens kann man solche Effekte nur für kleine Gruppen zeigen. In einem Staat, wenn man die Reichen nicht als Nachbaren hat, ist nicht bestimmt, ob dies unser Wohlbefinden beeinflusst.

Du hast sie virtuell als Nachbarn im TV, wo sie ihre Selbstherrlichkeit öffentlich zelebrieren ;)

Der Durchschnitt bei der Reallohnentwicklung ist auch so eine Sache. Da haben die anderen Recht. Wenn es unten und in der Mitte weniger wird aber oben exorbitant mehr, kommt uU auch ein positiver Durchschnitt raus.
edit: jetzt raff ich es mit deiner reallohn grafik. Find das blöd, dass der Preisanstieg da so mit drin ist. Sieht optisch erstmal wieder nach einer lücke aus. O.o. Aber es sind ja REALlöhne. Finde es aber verwirrend, dass dauernd überall (und nicht nur linke postillen) von einem sinken der reallöhne geredet wird. Da werden dann auch immer artig kurven gezeigt die gegenteiliges sagen wie deine gepostete grafik hier. Das ewige leid mit der "wahren" statistik :(

Es gibt eine großen Teil der Bevölkerung die arbeiten für Kost und Logie. Mehr ist nicht drin. Wenn ich mir die Preise für Lebensmittel und Wohnraum ansehe. Das steigt alles. Ok Milch ist gerade billiger geworden. Aber wenn ich sehe was ich so (seit jahren halbwegs konstant) einkaufe. Irgendwie gebe ich heute wesentlich mehr aus. In dem lustigen statistischen Warenkorb sind ja auch Luxusartikel drin, die sich ganricht jeder kauft. Die Inflation der Unterschicht ist eine andere als die Infaltion der oberen Mittel- und Oberschicht.

Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von »kOa_Borgg« (24.09.2012, 11:23)


5 065

24.09.2012, 15:23

@kesellchen: Damit die Daten in der zweiten Grafik stimmen, müssten in den 3 Jahren zwischen 1994-1996 die Reallohnentwicklung durchschnittlich -0,055 betragen haben. Das wäre extrem krass gewesen, zwischen 1996 und 2011 hatten wir, auch in der Finanzkrise, nie weniger als -0,005, d.h. Faktor 10 Unterschied!


Ich habe keine "Nebelkerzen" gezündet, sondern stelle nur die Fakten da. Es stimmt eben nicht, dass der Reallohn in Deutschland gesunken ist, wie so oft behauptet. Dies stimmt allenfalls für einzelne Branchen. Und RoadRunner, deine Behauptungen stimmten eben nicht. Du hast dann etwas anderes präsentiert, also du vorher sagtest - darauf hatte ich aber reagiert.
Zu den Grafiken : die waren schnell aus dem Internet gezogen ohne diese genau zu prüfen; ich denke die Tendenz ist hier wichtiger als die ganz exakten Zahlen; da müsste man dann ja noch viel genauer hinschauen

zu deinen Fakten mit dem Reallohn: da müsste man auch schonmal genauer hinschauen wenn du diese Aussagen schon als falsch hinstellst:
welcher Zeitraum wird hier angenommen; welche Einkommengruppe wird angeschaut, wo kommen die Zahlen her usw. anbei mal ein Artikel vom DIW (ich kenne die nicht aber scheinen auf den ersten Blick seriös zu sein ^^)

http://www.diw.de/sixcms/detail.php?id=diw_02.c.289465.de

zur Klarstellung : ich vertrete hier keine Position, sondern versuche nur zu ergründen, was denn nun die Fakten sind :)

5 066

24.09.2012, 15:34

@DIW-Studie, ganz am Anfang:

Zitat

Die Netto-Reallöhne sind in Deutschland seit Anfang der 90er Jahre kaum gestiegen. Von 2004 bis 2008 gingen sie sogar zurück, eine in der Geschichte der Bundesrepublik einmalige Entwicklung, denn nie zuvor ging ein durchaus kräftiges Wirtschaftswachstum mit einer Senkung der realen Nettolöhne über mehrere Jahre einher.

Ja, 2005-2007 waren die Reallöhne negativ. Je nachdem wir man den Durchschnitt bildet kann man also im obigen Zeitraum mal einen Reallohnrückgang beobachten. Das bestreitet ja auch niemand, siehe die Daten von Eurostat/Destatis/Wikipedia. Nur die Talkshow-Aussage "in den letzten 10 Jahren ist der Reallohn gesunken", die seit ca. 3 Jahren immer wieder kommt, ist eben nicht richtig.
Und die 3 mageren Jahre wurden durch die überdurchschnittlichen Jahre danach auch wieder ausgeglichen.

Zudem sollte man wirklich berücksichtigen, dass wenn mehr Leute in Arbeit kommen, im Allgemeinen das Durchschnittseinkommen sinkt, somit auch der Reallohn. Dann geht es vielleicht mehr Menschen besser, weil sie nicht mehr nur von Transfers leben, sondern aufstocken oder sogar komplett ihren Lebensunterhalt selbst verdienen, in jedem Fall aber mehr Geld zum Konsum haben.
Vor diesem Hintergrund finde ich die hohen Reallohnzuwächse 2010 und 2011, als die Arbeitslosigkeit weit zurück ging, schon erstaunlich.

5 067

24.09.2012, 16:28

Ich fände eine gestaffelte Analyse der Einkommensgruppen hilfreich. Alles andere ist Kaffeesatzleserei. Eine Mittelung über ein so breites Spektrum ist aus meiner Sicht nicht brauchbar.

5 068

25.09.2012, 00:23

Ja, 2005-2007 waren die Reallöhne negativ.
schon interessant wie man Zahlen interpretieren kann; wenn ich mir die Wikipedia Reallöhne anschaue, kann ich zu der Erkenntnis gelangen, dass die Reallöhne von 2004-2009 insgesamt gesunken sind...




scheint also doch schwierig zu sein sich auf "Fakten" zu einigen; von Interpretation von Daten mal ganz zu schweigen

5 069

25.09.2012, 00:45

Wenn ich 2004-2009 mit Eyeballing zusammen rechne, komme ich auf folgendes:

Ich habe die Werte eher konservativ genommen:
2004: 0,6%
2005: -0,3%
2006: -0,1%
2007: -0,2%
2008: 0,5%
2009: -0,4%

Macht insgesamt also 1,006*0,997*0,999*0,998*1,005*0,996 = 1,000.955
Macht also durchschnittlich pro Jahr 1,000955^(1/6) -1 = 0,000.159.103.37 bzw. 0,016% pro Jahr. Dies bedeutet, es ist praktisch ausgeglichen bzw. ganz leicht positiv. Also "signifikant" von 0 verschieden ist es nicht wirklich. Genauso wie es hier gerade schwach positiv ist, würde ich auch auf schwach negativ nicht viel geben, dafür müsste es schon eine Größenordnung mehr sein.
Nimmt man 2004 0,7%, dann verdoppelt sich der durchschnittliche Reallohnanstieg über die 6 Jahre schon.

Also mit Eyeballing ist es immer so eine Sache... da denkt man schnell, weil so viele negative "Renditen" drin sind, dass es insgesamt negativ ist. Aber wenn man dann mal nachrechnet (geometrisches Mittel!), dann sieht man, dass man da sich da leicht vertut. Wir gewichten eben 4 mal leicht negativ viel stärker, als 2 mal recht hoch. Aber so ist es dann doch nicht.

Sicher findet man auch Perioden, wo es mal negativ ist. Aber dann muss man halt schon genau die richtige Periode wählen. Ab einer gewissen Länge ist dem eben nicht mehr so.

(Ach ja, ich hatte natürlich die Renditen schon vor meinen Postings hier ausgerechnet, also nicht erst jetzt. Will ja auch sicher sein, wenn ich hier etwas schreibe.)

5 070

25.09.2012, 09:01

Hier wird irgendwie querbeet diskutiert. Anfänglich ging es um ungleiche Einkommensentwicklung, dann auch um Vermögen und jetzt wird über den Reallohn diskutiert. Ihr schaut alle zuviel JauchIllnerMaischbergerPlasbergWill :O.

Worf benutzt hier den ältesten statistischen Trick der Welt, wenn er immer von der Entwicklung des Durchschnitts spricht. Da schaut's auch gut aus, wenn nur die Reichen ordentlich zulegen. Sozialpolitisch interessanter ist eigentlich der Median, der scheint aber das intellektuelle Fassungsvermögen vieler Politiker und Journalisten zu übersteigen (mehr Geisteswissenschaftler und Juristen in die Politik!).

Die Entwicklung der Einkommen an sich ist gar kein Problem, auch wenn bestimmte Parteien und Medien gerne damit hausieren gehen. Klar verstoßen fette Bankerboni gegen das allgemeine Gerechtigkeitsempfinden, aber im Grunde ist die Einkommensentwicklung banal. Höherqualifizierte verdienen mehr. Verantwortungsträger verdienen mehr. Unternehmer verdienen mehr. Das ist aber ja auch gerechtfertigt.
Gravierend an der Einkommensentwicklung sind zwei Dinge: 1. das der Anteil der einkommenssteuerpflichtigen Einkommen sinkt. 2. das im Kern die politische Diskussion darüber geführt wird, in welcher Art und Weise man die immer weiter sinkende Zahl der Einkommenssteuerzahler noch stärker zur Kasse bitten kann, anstatt darüber zu nachzudenken, wie man deren Zahl erhöhen kann.


Die Diskussion um die Vermögensentwicklung und die entsprechenden politischen Implikationen ist dagegen wirklich interessant, weil (noch) weniger politisch aufgeladen. Dazu sollte man aber wissen, wie sich die Vermögen in Deutschland entwickelt haben und einen Blick auf die Staatsverschuldung richten. Nette, wenn auch teilweise veraltete, Übersichten bieten die gute alte BPB - Vermögensentwicklung und das DIW - Staatsverschuldung.

Die Entwicklung der Staatsverschuldung wird ja aktuell jeden Tag in den Medien breit geschlagen. Um es kurz auf den Punkt zu bringen: Sie wuchs massiv, wird aller Voraussicht absehbar noch weiter wachsen (Nettoneuverschuldung) bis die Schuldenbremse greift (wenn sie's denn tut).

Zu konstatieren ist: Das private Vermögen wuchs und wächst und zwar deutlich jenseits des Medians in den bereits vermögenden Prozenten der Gesellschaft. Ältere sind bedeutend vermögender als junge Menschen. Gleichzeitig stieg die Staatsverschuldung in neue Höhen.
Spannend daran ist, wie Politik damit umgeht bzw. gegenwärtig nicht umgeht, obschon die wirtschaftspolitische Bedeutung im Vergleich größer ist, als die leidigen Themen Einkommen und Reallohn. Wie will bzw. kann man diese Vermögen anzapfen, um die Staatsverschuldung zu senken? Sollte man dies überhaupt tun? Inwieweit kann man alternativ die Leute dazu bewegen, dieses Vermögen wieder zu investieren, anstatt zu horten, um die Wirtschaft anzukurbeln?


Zum Thema Glück und Ungleichheit: Keine pauschalen Aussagen! Es gibt einige Studien, die folgenden Kausalzusammenhang herstellen: In den skandinavischen Ländern gibt es eine relativ gleichere Verteilung von Einkommen und Vermögen. Die skandinavischen Länder erreichen auf den typischen vergleichenden Glücksskalen höhere Punktwerte. Ergo gelte: Gleichheit = Glück.
Wenn's so einfach wäre, bräuchten wir Kommunismus. Tatsächlich ist dieser Zusammenhang massiv abhängig von Kultur und vorherrschendem Werteset. In sehr sozialdemokratisch geprägten Ländern (vereinfacht gesagt) ist Gleichheit ein wichtiger gesellschaftlicher Wert, der sofern er vorliegt, die Leute glücklicher macht. In sehr individualistischen Kulturen (ebenfalls vereinfacht gesagt) kann man mit dem selben Maßnahmen auch das genaue Gegenteil erreichen, Stichwort Obamacare. In diesen Gesellschaften werden ökonomische Unterschiede zum einen als Anreiz für Entwicklung, zum anderen als Ausdruck individueller Freiheit gesehen.
Gleichheit kann also glücklich machen, muss es aber nicht.