Die Diskussion geht in meinen Augen völlig an den Problemen vorbei. Ob G8 oder 9, beides kann funktionieren. Problematisch ist hingegen der Förderalismus in der Bildungspolitik und dass jedes Bundesland sein eigenes Süppchen kochen will. In einer TV-Sendung zum Thema meinte neulich jemand, Kinder von Diplomaten hätten absolut keine Probleme beim Wechsel von einer deutschen Schule am einen Ende der Welt, auf eine am anderen Ende, aber wehe eine normale Familie zieht innerhalb von Deutschland um. Ich frage mich echt wie das sein kann?! Wenn dann unsere Bundesbildungsministerin (man kann von ihr halten was man will), in Hessen versucht die Partei auf Linie zu bringen, wird quasi jede Gesprächsbereitschaft verweigert, mit dem Hinweis, Bildung sei Ländersache. Ich kann es nicht mehr hören. Diese inhaltlichen und organisatorischen Unterschiede innerhalb eines kleinen Landes wie Deutschland, sind längst nicht mehr zeitgemäß. Sinnvoll waren sie nie.
Zitat
"If there was no darkness -
how could we see the light?"
Seit wann gibt es denn einen Wettstreit der Bildungssysteme?![]()
Na Berlin und Bremen sind schlecht, Sachsen, BaWü und Bayern recht gut. Also etwas Wettbewerb gibt es schon, bzw. unterschiedliche Ergebnisse bei unterschiedlicher Struktur. Und nicht alles hängt nur an urban vs rural, vergleich Brandenburg und Thüringen.
Sagmal brauchst du jetzt schon Nachhilfe im Kapitalismus?
Wettbewerb bringt der Allgemeinheit doch nur was, wenn tatsächlich Wahlfreiheit besteht.
Wenn den Ländern, welche schlechte Bildung anbieten, die Schüler davonlaufen (und diese Länder davon dann auch noch einen echten Nachteil haben).
Es sollte offensichtlich sein, wie absurd diese Vorstellung ist.
Der Artikel lässt mal wieder jegliche Objektivität vermissen. Es ist schon klar, dass so ein Brief immer überspitzt wird, allerdings ist das Bild des am Sonntag lernenden Schülers weit von der Realität entfernt. Ich habe selber das G8- System durchlaufen und - außer zu besonderen Anlässen (wissenschaftliche Arbeit bzw. Abitur) - war ich nie gezwungen am Wochenende zu lernen.
Der durchschnittliche Schultag ging von 8.00 bis 14.35 inkl. Pausen. Das sind gerade einmal 4.30 Stunden Unterricht pro Tag (und ich hatte schon 3 Wochenstunden mehr als der Durchschnitt). Noch chilliger gehts kaum...
Ich weiß auch nicht wo der Vorteil von G9 liegen soll. Die Schüler chillen einfach ein weiteres Jahr in der Schule, ohne dabei einen nennenswerten Erkenntnisgewinn gegenüber G8 zu erzielen. Das erzeugt dann massive zusätzliche Kosten für das System, weil
1.) mehr Lehrer und Gebäude gebraucht werden und
2.) Arbeitskräfte "sinnlos" gebunden werden
Wegeditieren? Du hast explizit von Wettbewerb gesprochen, selbst wenn nicht, wäre das nur Wortklauberei.Du kommst hier auf Wettbewerb, es war von einem Wettstreit die Rede. Halt nicht wegeditieren.
Na Berlin und Bremen sind schlecht, Sachsen, BaWü und Bayern recht gut. Also etwas Wettbewerb gibt es schon, bzw. unterschiedliche Ergebnisse bei unterschiedlicher Struktur. Und nicht alles hängt nur an urban vs rural, vergleich Brandenburg und Thüringen.
Sagmal brauchst du jetzt schon Nachhilfe im Kapitalismus?
Wettbewerb bringt der Allgemeinheit doch nur was, wenn tatsächlich Wahlfreiheit besteht.
Man probiert praktisch aus, wie sich unterschiedliche Modelle in Deutschland auswirken. Natürlich sollte es auch irgendwie eine Übernahme von erfolgreicheren Modellen geben. Du bist ja hier der Biologe, muss ja nicht nur zufällig geschehen...
Zitat
Gut
und schlecht ist ja relativ. Aber wenn man nur ein System hat, dann
weiß man nicht mehr, was eigentlich besser oder schlechter ist, also
auch nicht, wie man am besten das System verbessern kann. Finnland oder
Schweden haben eine andere Bevölkerungsstruktur, eine andere Mentalität
und vielleicht wirken deren Methoden in Deutschlands recht urbanen
Ländern nicht so gut. Probiert man in Deutschland, lassen sich
Vergleiche weit besser und sicherer ziehen. Und dass man immer probieren
oder verändern muss, sollte einleuchtend sein. Man weiß schließlich
vorher nie, wie man weitere Verbesserungen erreichen kann und letztlich
muss man es irgendwann mal in der Realität testen.
Dem gegenüber sollte natürlich ein Ortswechsel relativ problemlos möglich sein, klar. Es gehören Bildungsstandards definiert.
Aha, du möchtest also einen bundesweit einheitlichen Test und auf Grund dessen sollen sich die einzelnen Schulen messen, so dass es letztendlich an der Fähigkeit oder Unfähigkeit des Schulleiters hängen bleibt.Ich bin generell für eine förderale Struktur. In der Bildung sehe ich es etwas anders, da sollte man noch viel kleinteiliger vorgehen: Macht die Schuldirektoren stark und lasst sie ein eigenes Budget verwalten, eigene Lehrer einstellen (und feuern) und eigene Schwerpunkte herausbilden. Dabei müssen bundesweite Standards als Lern/Wissens/Methodenziele mindestens alle 2 Schuljahre gestellt sein. Die Testergebnisse sollten immer veröffentlicht werden, um Transparenz herzustellen. Nur wenn man Defizite ausspricht, kann man auf sie aufmerksam machen und sie beseitigen. Oder auch best-practice einführen. Noch besser als alle gleich gefällt mir ein dynamisches System, welches Raum für gute Schulleiter und engagierte, neue Konzepte lässt. Natürlich wird es dann auch immer das Gegenteil geben, ohne Schlechte gibt es keine Guten. Aber dies würde ich eher als dynamische Dividiende, sozusagen als Kosten für Verbesserung ansehen. Letztlich denke ich, dass mit größerer Transparenz und best-practice Implementierungen langfristig der gesamte Standard steigt.
das kernproblem ist halt, wie du beurteilen willst ob ein lehrer seine arbeit gut oder schlecht macht.
was willst denn heranziehen zur bewertung. schülermeinungen, durschnittsergebnisse, genormte tests. das geht alles nicht gut^^
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »AtroX_Worf« (22.09.2011, 11:49)
Wenn das so stimmt, müsste man ja auch meinen, dass die derzeitigen Landesregierungen Druck von ihren Bürgern bekommen. Passiert aber nicht.Selektionsdruck gibt es automatisch bei genügend großer Transparenz. Der Bürgermeister oder das Schulboard oder wie man es auch immer ausgestalten will wird schon Druck von Eltern bekommen, wenn es nicht so läuft.
Ich finde beide Argumente nicht überzeugend.
Zitat
Ein bundeseinheitliches Schulsystem hätte eben Probleme, weil es veraltet und kein Wissen über Verbesserungen generiert wird. Zudem haben wir eine bestehende bauliche Struktur, die ist auf dem Land anders als in Großstädten. Deswegen wäre ein einheitliches Schulsystem so ohne weiteres gar nicht durchsetzbar.
Moment, jetzt benutzt du auf einmal keine Testergebnisse mehr, sondern argumentierst mit Anmeldezahlen. Diese sind natürlich ein schlechter Indikator, damit kannst du bestenfalls zwei Schulen vergleichen, die um exakt die selbe Menge von Schülern konkurrieren.
Zitat
Die Ziele können sich ja ändern, es werden immer verschiedenste Ansätze von Schulleitern implementiert werden. Manche sind vielleicht in Städten besser, andere auf dem Land. Nach ein paar Iterationen sieht man das, man muss ja nicht immer bis zum
tatsächlichen "aussterben" warten, 2-3 Iterationen mit schlechteren Vergleichstests reichen da oftmals schon. Ich spreche hier aus Erfahrung, mein Ex-Gymnasium hat solche Vergleichstest (abgeschwächt). Es war zwischenzeitlich mal hinter das andere Gymnasium gefallen, die Anmeldezahlen gingen zurück. Seit einigen Jahren hat sich die Situation (unter einem neuen Direktor) wieder umgedreht, sowohl Abischnitt als auch Anmeldezahlen sprechen wieder deutlich für mein altes Gymnasium. Zwischenzeitlich sollte es sogar mal mit dem anderen Gymnasium zusammen gelegt werden, nun ist davon keine Rede mehr.
Wenn das so stimmt, müsste man ja auch meinen, dass die derzeitigen Landesregierungen Druck von ihren Bürgern bekommen. Passiert aber nicht.Selektionsdruck gibt es automatisch bei genügend großer Transparenz. Der Bürgermeister oder das Schulboard oder wie man es auch immer ausgestalten will wird schon Druck von Eltern bekommen, wenn es nicht so läuft.
Auch bei einem bundeseinheitlichen System würden sich Leute hinsetzen, die Erfolge messen, mit anderen Ländern vergleichen (PISA) und anschließend das System aktualisieren.
Und das Argument mit der baulichen Struktur ist ja lächerlich: Mit Ausnahme der drei Stadtstaaten haben alle Bundesländer hinreichend viele Schulen auf dem Land wie auch in Großstädten. Trotzdem haben sie jeweils im kompletten Bundesland ein einheitliches System.
Moment, jetzt benutzt du auf einmal keine Testergebnisse mehr, sondern argumentierst mit Anmeldezahlen. Diese sind natürlich ein schlechter Indikator, damit kannst du bestenfalls zwei Schulen vergleichen, die um exakt die selbe Menge von Schülern konkurrieren.
Auf dem Land, aber nicht in Städten. Aber wenn es sowieso keine Wahl gibt, braucht man sich auch nicht aufregen. Entscheidend wird es ja erst, wenn es eine Wahl gibt.In der Praxis ist es aber insbesondere auf dem Land so, dass ein Schüler praktisch keine Wahl und jede Schule ein recht natürliches Einzugsgebiet hat.
PS: Nochmal: Gerade du als Anhänger der FDP, die ja immer Eigeninitiative, Flexibilität, Mobilität u.s.w. propagieren, solltest doch konsequent sein, und Rahmenbedingungen schaffen, die solch eine Flexibilität und Mobilität überhaupt möglich machen.
Zitat von »'Olaf Schubert«
"Fahrrad fahren ist auch nichts anderes als veganes Reiten."
Es ist m.E. kein Quark, wenn man sich auf den Standpunkt stellt, dass das Schulsystem alle Menschen gleichermaßen gut auf Berufsausbildung bzw. Studium vorbereiten soll - und gleichzeitig noch eine Portion Allgemeinbildung verpasst.ich glaube, dass die komplette vereinheitlichung der lehrinhalte sich negativ auswirken würden. wenn überhaupt, dann ist eine anpassung des systems sinnvoll (im sinne von gleiche anzahl schuljahre, übergänge verbessern/vereinfachen).
aber dass eine bayrische dorfschule das gleiche wie eine berliner grossstadtschule lehren soll, das ist doch quark.
Warum gleich das Extrembeispiel? Nimm die Nachbarländer und schau zusätzlich ein wenig nach Nordeuropa. Kann man m.E. sehr gut vergleichen. Ich denke, dass sich Schleswig-Holstein und Dänemark besser vergleichen lassen als Schleswig-Holstein und Bayern.
Zitat
Der Punkt ist ja, dass man Erkenntnisse aus anderen Ländern viel
schwerer in Deutschland implementieren kann, weil nicht klar ist, ob
wirklich eine Methodik den Erfolg bringt oder ob es andere Faktoren
sind. Je ähnlicher das Vergleichsobjekt, umso mehr minimiert man diese
anderen Faktoren.
Was will ich aus der Struktur von Singapurs Schulen für Deutschland lernen?
Weil es sich gegenseitig ausschließt. Wieso ignorierst du diesen Fakt so penetrant?
Zitat
Klar, aber wieso nicht auch diese Attribute bei einer Schulreform umsetzen?
Weil es sich gegenseitig ausschließt. Wieso ignorierst du diesen Fakt so penetrant?
Zitat
Klar, aber wieso nicht auch diese Attribute bei einer Schulreform umsetzen?
Die Effekte die du eventuell durch einen Wettbewerb/Wettstreit/wie auch immer zwischen Bundesländern bzw. Schulen erzielst, werden durch den Nachteil des Bildungschaos wieder aufgefressen.
Ich fände es gut, wenn man sich drauf verlassen könnte, dass dem Absolventen mit Abitur bestimmte Inhalte vermittelt wurden, unabhängig davon, wo derjenige sein Abitur gemacht hat. Für die anderen Abschlüsse gilt natürlich das Gleiche.
Außerdem sollte ein Schulwechsel innerhalb Deutschlands zumindest vom System her problemlos verlaufen. Kinder die auf Grund Arbeitsplatzwechsel der Eltern ihre Heimat verlassen müssen haben es ohnehin schon schwer genug, da fände ich es sinnvoll, diese systembedingten Hürden abzubauen. Aber wahrscheinlich willst du schon bei den Schülern zwischen hochflexiblen/anpassungsfähigen und dem ganzen Rest selektieren.
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »AtroX_Worf« (22.09.2011, 16:16)
Zitat
"If there was no darkness -
how could we see the light?"