Jetzt mal zur Auflösung:
Das war eine Partie aus der Landesliga, wo ich eine sehr scharfe Variante aus dem Grünfeld-Inder mit Qualitätsopfer spielte.
Bis 22... Sc4 kannte ich die Variante, sein Springerzug war für mich neu und vermutlich von ihm improvisiert.
Die folgenden zwei Züge waren fossiert und nach 24...Lf5, womit er meinen Springer fesselt, kam es zu besagter Stellung.
Das interessante an der Stellung ist, daß es wirklich eine "Schlüsselstellung" im klassischen Sinne ist. Ich habe ziemlich lange darüber gebrütet und gemerkt, daß alle offensichtlichen Züge zu großem Nachteil führen.
Z.B. das Naheliegende 25.Sxf6+ scheitert wie schon richtig bemerkt wurde einfach daran, daß er mit dem Bauern wieder schlägt und dann meine Dame und mein Turm angegriffen sind.
Der andere normale Zug 25.Txb5 führt z.B. zu Lxe4 26.fxe4 Dd6. Ich muß dann die Damen tauschen und habe einfach eine Qualität weniger (gegen Bauer).
Auf jeden anderen normalen Zug schägt er einfach meinen Springer, der meine stärkste Figur ist, und vereinfacht so die Stellung und bringt dank der Mehr-Qualität die Partie nach Hause.
Trotzdem mußte sein Zug 22... Sc4 irgendwie ein Fehler sein, weil er bis dahin noch nie gespielt wurde!
Was also tun? Man kann ja nicht einfach sagen "Ihr Zug war ein Fehler und jetzt haben Sie verloren". Man muß es ja auch beweisen.
Also habe ich nochmal in die Stellung geschaut und Gott sei Dank die Widerlegung gefunden: 25.d6!
Auch das wurde hier ja schon genannt. d6 ist deshalb so gemein, weil wenn er den Bauern mit seinem Bauern schlägt, sein Sf6 nicht mehr geschützt ist. Andererseits droht nach 25.d6 ganz vernichtend dxe7 (was natürlich auch dann geschieht, wenn er meinen Springer nimmt).
Ansich braucht man in der praktischen Partie die Möglichkeiten, die nach 25.d6 entstehen könnten, gar nicht durch zu rechnen, da alles andere offensichtlich schlecht ist. Man muß den Zug einfach nur spielen.
Übrigens ging es so weiter:
25. d6 Txc3 26. dxe7 Db6+ 27. Kh1 Tc8 28. Sxf6+ Kf7
29. e8=D+ Txe8 30. Dxe8+ Kxf6 31. Df8+ Kg5 32. Tb4 Dc7 33. h4+ Kh5 34. g4+ Kxh4 35. gxf5+ Kg3 36. Dh6 Dc6 37. Dh2+ 1-0
Soll ich noch so ein Praxisbeispiel bringen? Oder war das zu öde?