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61

02.12.2008, 12:24

Zitat

Original von AtroX_Worf
imho ist sexueller Missbrauch eine Form der Folter bzw. Verstümmelung psychischer Natur und als solche imho milder zu bewerten als physische Verstümmelung oder Mord.


Sexueller Mißbrauch geht nicht selten auch mit physischer Verstümmelung einher. Von daher ist eine grundsätzliche Differenzierung hier mMn nicht angebracht. Abgesehen davon, wie begründest du deine Ansicht, dass physische Verstümmelung milder zu bewerten wäre, als psychische Verstümmelung (Mord mal außen vor gelassen)? Pauschale Aussagen bringen bei der Messung der "Schwere" einer Tat (sexueller Mißbrauch) gar nichts. Hier ist immer einzelfallbezogen vorzugehen und zu bewerten.

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62

02.12.2008, 12:27

§6 GG (2)

Zitat

Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht. Über ihre Betätigung wacht die staatliche Gemeinschaft.


Kinder genießen den besonderen Schutz des Staates, da sie unbedingt auf elterliche und gesellschaftliche Hilfe zum Überleben angewiesen sind. Es geht hier also nicht um elterlichen Schutzreflex, sondern um die Einhaltung des GG. Nicht umsonst wurde dieser Paragraph so formuliert. Es ist also zu differenzieren, ob psychische Gewalt gegen Kinder oder gegen Erwachsene ausgeübt wurde. Die Justiz darf dementsprechend ausdrücklich nicht "blind" sein.

63

02.12.2008, 12:39

Todesstrafe waere z.B. kein geeigner Schutz fuer Kinder, da diese leider etwas zu spaet greift ;)

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64

02.12.2008, 12:44

Ich hatte mich vorher schon gegen die Todesstrafe ausgesprochen..... :rolleyes:

65

02.12.2008, 12:46

Zitat

Original von MaxPower
Todesstrafe waere z.B. kein geeigner Schutz fuer Kinder, da diese leider etwas zu spaet greift ;)


Die Todestrafe ist kein geeigneter Schutz für niemanden - sie greift immer zu spät. Deshalb macht sie ja auch keinen Sinn. :)

Yen Si

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66

02.12.2008, 12:48

Zitat

Original von AtroX_Worf
...Es ist nicht die Schuld des Verurteilten, wenn der Staat eine Frist verstreichen lässt, man kann ihn dadurch imho nicht schlechter stellen - sonst wäre der Sinn für Fristen ad adsurdum geführt.
....[/I]


Da passt doch Christian Klar sehr gut als Beispiel.

67

02.12.2008, 13:23

ich hab noch kein schlüssiges argument gegen die todestrafe gehört/gelesen

argumente gibt es viele sowohl pro als auch contra, aber letztendlich läuft es immer auf "imho" hinaus.

ich persönlich würde todestrafe in einzelfällen für richtig halten, allerdings ist die genaue festlegung der kriterien zu schwierig, insofern ist es vielleicht besser, daß wir sie nicht haben

68

02.12.2008, 13:27

Zitat

Original von Smoerrebroed
§6 GG (2)

Zitat

Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht. Über ihre Betätigung wacht die staatliche Gemeinschaft.


Kinder genießen den besonderen Schutz des Staates, da sie unbedingt auf elterliche und gesellschaftliche Hilfe zum Überleben angewiesen sind. Es geht hier also nicht um elterlichen Schutzreflex, sondern um die Einhaltung des GG. Nicht umsonst wurde dieser Paragraph so formuliert. Es ist also zu differenzieren, ob psychische Gewalt gegen Kinder oder gegen Erwachsene ausgeübt wurde. Die Justiz darf dementsprechend ausdrücklich nicht "blind" sein.

Die Justiz soll nicht blind sein, ob das Opfer ein Kind oder ein Erwachsener war - sie soll aber blind sein vor übermäßigen Forderungen (betroffener) Eltern.

Mit sexuellem Missbrauch geht wohl nur selten eine physische Verstümmelung einher, welche gravierend ist und sich im Alltagsleben auswirkt.

Zitat

Original von OLV_sid_meier
ich hab noch kein schlüssiges argument gegen die todestrafe gehört/gelesen

argumente gibt es viele sowohl pro als auch contra, aber letztendlich läuft es immer auf "imho" hinaus.

ich persönlich würde todestrafe in einzelfällen für richtig halten, allerdings ist die genaue festlegung der kriterien zu schwierig, insofern ist es vielleicht besser, daß wir sie nicht haben

Dann lies dir halt meine 2 langen Beiträge noch einmal durch.

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »AtroX_Worf« (02.12.2008, 13:27)


69

02.12.2008, 13:37

Zitat

Original von OLV_sid_meier
argumente gibt es viele sowohl pro als auch contra, aber letztendlich läuft es immer auf "imho" hinaus.


Gilt das nicht bei jeder ernsthaften Diskussion? Viele Argumente auf beiden Seiten, doch wieviel diese jeweils wert sind, muss jeder selbst entscheiden.

Sheep, das sich hier vorerst nicht einmischt

Partizan_ch

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70

02.12.2008, 14:54

Zitat

Original von AtroX_Worf
€dit: Wäre auch mal ganz nett einen echten Juristen zum Thema zu hören, der kann uns dann die herrschende Meinung und eventuelle Mindermeinungen darlegen. Parti, toblu ...?


Oh, ich fühle mich geehrt, dass nach meiner Meinung gefragt wird.

Ich zitiere mich einfach mal anhand dieses Threads, damals hatte ich zwar noch kein Lizenziat, aber meine Meinung hat sich nicht geändert.

Bitte beide Beiträge untereinander beachten ;)

71

02.12.2008, 15:57

Zitat

Original von AtroX_Worf
Mit sexuellem Missbrauch geht wohl nur selten eine physische Verstümmelung einher, welche gravierend ist und sich im Alltagsleben auswirkt.


Deine ganze Argumentation basiert lediglich auf der (subjektiven) Annahme, dass psychische Folgeschäden geringer zu bewerten seien als physische, was in meinen Augen mal totaler Blödsinn ist.

Zu dem Einwand das seien "hormonell bedingte Forderungen von betroffenen Eltern": Wenn betroffene Eltern aus hormonellen Trieben handeln würden, dann würden sie sich wohl lieber den "netten Onkel" greifen, ihm die Eier abschneiden und auffressen lassen. Das bringt dummerweise die toten Kinder nicht zurück und macht die missbrauchten Kinder nicht wieder unbekümmert und fröhlich wie sie vorher waren daher werden die meisten Eltern diesen "Racheinstinkt" wohl eher unterdrücken.

Merkwürdigerweise wird aus rechtlicher Sicht wie auch teilweise hier im Thread eher nach "Gerechtigkeit für den Täter" gerufen. Warum sollte ich jemandem der andere Menschen missbraucht, umbringt oder weiß der Geier was mit ihnen anstellt zubilligen wieder ein "wertvolles Mitglied unserer Gesellschaft" werden zu dürfen? Warum darf ein Christian Klar, der mindestens 9 Familien zerstört hat um seine Ziele durchzusetzen und wahrscheinlich an weitaus mehr Morden direkt oder indirekt beteiligt war wieder zwischen uns rumlaufen und an unserem Leben teilhaben? Warum darf der Sack, der den kleinen Jungen im Bus abgegriffen und getötet hat irgendwann wieder frei rumlaufen (zwangsläufig wird es so kommen)? Ich finde keine für mich nachvollziehbare Erklärung, letzten Endes jedoch ist ein Menschenleben durch nichts zu bezahlen. Ich fände es aber beruhigend - sowohl für meine Kinder als auch alle anderen Kinder - wenn solche "Menschen" garnicht mehr die Gelegenheit bekommen würden neue Straftaten zu begehen (weil sich mal wieder irgendein Gutachter geirrt hat). Ob nun durch lebenslanges Wegsperren oder durch die Todesstrafe (erstere Version ist mir lieber) sei dann mal dahingestellt.

72

02.12.2008, 16:00

Nichts für ungut aber mir ist die Meinung eines Juristen da sch... egal.
Das Recht ist von Menschen gemacht und deshalb voller Fehler und wenn ich dann bei einer Verhandlung beide Anwälte höre interpretiert es jeder anders.

Das ganze System ist einfach zu schwammig und hat zuviel hätte, wenns und abers.
Im Recht ist es wie im Leben und da haben 2 Leute automatisch 2 Meinungen.
Wäre es eindeutig bräuchte man ja auch nur einen Richter und fertig.

Mir geht es übrigens nicht um die Abschreckung sondern um die Tatsache, dass jemand der Leben nimmt und/oder zerstört keine Existenzberechtigung mehr hat.

Ich will euch sehen wenn einer eure halbe Familie abknallt und dann nach 15 Jahren wieder rauskommt und den Rest tötet.
Das hat nichts mit Emotionen sondern mit der Tatsache, dass für das ultimative Verbrechen (Mord) nur die ultimative Strafe geben kann.

Wir reden hier nicht von kleineren Fehlern die ein Mensch macht sondern um Taten die mehrere Menschen extrem negativ beeinflusst haben und nicht mehr gutzumachen bzw veränderbar sind!

10 Jahre für Mord sind zB einfach lächerlich weil man durch gute Führung usw. nach bisschen mehr als der Hälfte wieder draußen sein kann.
10 Jahre im Knast für ca 40-60 lebensjahre?!?!

73

02.12.2008, 16:05

es geht doch nich darum dass den tätern das existenzrecht absprichst, sondern darum dass es dich aufgeilt sie zu killen

-=)GWC(RaMsEs

unregistriert

74

02.12.2008, 16:14

Passend dazu ein Fall gestern bei Shark. EIn Typ der eh schon lebenslänglich hat ( und das is in amiland wirklich bis zum ende) nimmt einfach die schuld für was anderes auch noch auf sich weil is eh schon egal. echter mörder bleibt frei.

75

02.12.2008, 16:30

Straftäter werden mit dem alter ruhiger und asugeglichenerr nur so ein grund warum lebenslängliche strafen schon einen sinn haben und respzialisierung schon seine gründe hat. jungendknast und junge knastis sind nicht grundlos die gefählichsten und brutalsten.

todesstrafe ist nur blutsfede oder ehrenmord mit einen anderen namen.

76

02.12.2008, 16:42

Zitat

Original von AtroX_Worf
Dann lies dir halt meine 2 langen Beiträge noch einmal durch.

hab ich natürlich gemacht. ich muss vielleicht präzisieren : ich habe noch kein argument gehört, dass eine klare entscheidung rechtfertigt

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »OLV_sid_meier« (02.12.2008, 16:45)


77

02.12.2008, 17:23

Solange man keine eindeutigen Argumente fuer die Todesstrafe hat, bleibt sie abgeschafft.

Das Leben eines Menschen ist immer noch das wertvollste Gut (auch wenn das bei der Bestrafung eines Moerders sehr zynisch klingt).

Partizan_ch

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78

02.12.2008, 17:55

Zitat

Original von _MIB_Eisbaer
Nichts für ungut aber mir ist die Meinung eines Juristen da sch... egal.
Das Recht ist von Menschen gemacht und deshalb voller Fehler und wenn ich dann bei einer Verhandlung beide Anwälte höre interpretiert es jeder anders.


Du redest hier leider unsinniges Zeug, da ein Recht gar nicht voller Fehler sein kann. Es gibt in der Jurisprudenz kein richtig und kein falsch. Das ganze Rechtssystem einer Gemeinschaft hängt von den Moralvorstellungen und der Sittlichkeit der Mehrheit oder der Machthaber ab (je nach Gesellschaftsform) und kann daher in jedem Bereich und in unterschiedlichen Zeitpunkten, völlig gegenteilig sein. Nur das Naturrecht kann evtl als übergeordnet betrachtet werden, jedoch untersteht auch dieses einem ständigen Wandel.

Die unterschiedlichen Interpretiationen folgen aus unserem modernen Rechtsverständnis, wonach Normen generell und abstrakt aufgestellt werden, um sie dann am praktischen Beispiel individuell und konkret anzuwenden (subsumieren). Man könnte es auch wie im römischen Recht machen und für absolut jede erdenkliche Handlung einen konkret anwendbaren Grundsatz normieren. Dies würde aber in unserer Zeit zu absurden und völlig unüberschaubaren Rechtsgebieten führen. Darum gehört es einfach dazu, dass jeder Artikel auf unterschiedliche Weise interpretiert werden kann. Sonst bräuche man tatsächlich höchstens den Richter.

Die Meinung des Juristen ist bei der demokratischen originären Rechtsetzung so relevant wie die jedes anderen auch. Das ist klar. Da diese Berufsgattung aber durch ihre Tätigkeit die praktische Tauglichkeit der Rechtsgebiete kennenlernt, sind ihre Kommentare für die Fortbildung sehr wichtig. Letztendlich bleibt das Recht aber trotzdem ein nicht zwingend logisches Politikum.


Zum restlichen Beitrag gebe ich dir insofern Recht, als dass der Durchschnittsmensch nur für ihn fassbare Sachverhalte beurteilt (i.S. der klassischen Amokläufe). Dort ist der Laie auch einfach für die Todesstrafe zu begeistern.

Ich muss diesbezüglich etwas salopp auf Rommel verweisen, der darauf hinweist, dass wir zum Teil grobe moralische Fehlentwicklungen haben. Er hat da nicht ganz unrecht. Ich meine damit z.B. rechtlich abgesicherte Ausbeutung der Menschen. In der Privatwirtschaft werden täglich Menschen rechtmässig zum Tode verurteilt. Das nennen wir dann Rationalisierung und Effizienz. Dies ist genau so ein Politikum wie der Umgang mit dem gewöhnlichen Mörder, aber viel schwieriger zu erfassen und politisch sinnvoll einzugrenzen oder umzusetzen. Ein anderes Beispiel ist unser vergleichsweise unkritischer Umgang mit Motorfahrzeugen, obwohl durch ihren Einsatz jährlich ein Vielfaches mehr an Personen sterben als durch alle Gewaltverbrechen zusammen. Aber diese Tote nimmt die Gesellschaft gern als Preis der Mobilität in Kauf.

Eine Diskussion um die Todesstrafe für "Schwerverbrecher" bleibt letztendlich eine praktisch vernachlässigbare Nischendiskussion, verglichen mit den akuten, alltäglichen Problemen. Die Einstellung einer Gesellschaft zum staatlich legitimierten Töten ihrer Mitglieder sagt aber dennoch viel über sie aus.

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79

02.12.2008, 18:21

Zitat

In der Privatwirtschaft werden täglich Menschen rechtmässig zum Tode verurteilt. Das nennen wir dann Rationalisierung und Effizienz.


Kannst Du das mal bitte in Bezug auf D etwas päzisieren?

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Smoerrebroed« (02.12.2008, 18:21)


80

02.12.2008, 19:38

Zitat

Original von _MIB_Eisbaer
Nichts für ungut aber mir ist die Meinung eines Juristen da sch... egal.
Das Recht ist von Menschen gemacht und deshalb voller Fehler und wenn ich dann bei einer Verhandlung beide Anwälte höre interpretiert es jeder anders.

Das ist für Mathematik, die Kernphysik und die Abseitsregel im Fußball auch nicht anders.

81

02.12.2008, 19:42

pro todesstrafe; wobei bei so leuten wie dem Josef Fritzl könnte man sich durchaus noch was besseres einfallen lassen

82

02.12.2008, 19:53

Man müßte eher mal das Thema Abschreckung hervorziehen. Früher hatte jede Stadt ihren Richtplatz, an dem die Verurteilten noch nach der Hinrichtung vor sich hin gammelten, bis sie vom Gestänge fielen. Da wußten Besucher, was bei Fehlverhalten blüht.

Die heutige Todesstrafe irgendwo im stillen Kämmerlein ist viel zu abstrakt. Sieht man ganz gut an den USA, daß das keinen Sinn macht.

Psychologisch war die mittelalterliche Variante cleverer, mit unserem heutigen humanistischen Weltbild aber auf keinen Fall vereinbar.

Somit wird das Thema Todesstrafe im Westen erst nach dem nächsten Atomkrieg aktuell. :D

83

02.12.2008, 20:08

Zitat

Original von Partizan_ch

Zitat

Original von _MIB_Eisbaer
Nichts für ungut aber mir ist die Meinung eines Juristen da sch... egal.
Das Recht ist von Menschen gemacht und deshalb voller Fehler und wenn ich dann bei einer Verhandlung beide Anwälte höre interpretiert es jeder anders.


Du redest hier leider unsinniges Zeug, da ein Recht gar nicht voller Fehler sein kann. Es gibt in der Jurisprudenz kein richtig und kein falsch. Das ganze Rechtssystem einer Gemeinschaft hängt von den Moralvorstellungen und der Sittlichkeit der Mehrheit oder der Machthaber ab (je nach Gesellschaftsform) und kann daher in jedem Bereich und in unterschiedlichen Zeitpunkten, völlig gegenteilig sein. Nur das Naturrecht kann evtl als übergeordnet betrachtet werden, jedoch untersteht auch dieses einem ständigen Wandel.

Die unterschiedlichen Interpretiationen folgen aus unserem modernen Rechtsverständnis, wonach Normen generell und abstrakt aufgestellt werden, um sie dann am praktischen Beispiel individuell und konkret anzuwenden (subsumieren). Man könnte es auch wie im römischen Recht machen und für absolut jede erdenkliche Handlung einen konkret anwendbaren Grundsatz normieren. Dies würde aber in unserer Zeit zu absurden und völlig unüberschaubaren Rechtsgebieten führen. Darum gehört es einfach dazu, dass jeder Artikel auf unterschiedliche Weise interpretiert werden kann. Sonst bräuche man tatsächlich höchstens den Richter.

Die Meinung des Juristen ist bei der demokratischen originären Rechtsetzung so relevant wie die jedes anderen auch. Das ist klar. Da diese Berufsgattung aber durch ihre Tätigkeit die praktische Tauglichkeit der Rechtsgebiete kennenlernt, sind ihre Kommentare für die Fortbildung sehr wichtig. Letztendlich bleibt das Recht aber trotzdem ein nicht zwingend logisches Politikum.


Zum restlichen Beitrag gebe ich dir insofern Recht, als dass der Durchschnittsmensch nur für ihn fassbare Sachverhalte beurteilt (i.S. der klassischen Amokläufe). Dort ist der Laie auch einfach für die Todesstrafe zu begeistern.

Ich muss diesbezüglich etwas salopp auf Rommel verweisen, der darauf hinweist, dass wir zum Teil grobe moralische Fehlentwicklungen haben. Er hat da nicht ganz unrecht. Ich meine damit z.B. rechtlich abgesicherte Ausbeutung der Menschen. In der Privatwirtschaft werden täglich Menschen rechtmässig zum Tode verurteilt. Das nennen wir dann Rationalisierung und Effizienz. Dies ist genau so ein Politikum wie der Umgang mit dem gewöhnlichen Mörder, aber viel schwieriger zu erfassen und politisch sinnvoll einzugrenzen oder umzusetzen. Ein anderes Beispiel ist unser vergleichsweise unkritischer Umgang mit Motorfahrzeugen, obwohl durch ihren Einsatz jährlich ein Vielfaches mehr an Personen sterben als durch alle Gewaltverbrechen zusammen. Aber diese Tote nimmt die Gesellschaft gern als Preis der Mobilität in Kauf.

Eine Diskussion um die Todesstrafe für "Schwerverbrecher" bleibt letztendlich eine praktisch vernachlässigbare Nischendiskussion, verglichen mit den akuten, alltäglichen Problemen. Die Einstellung einer Gesellschaft zum staatlich legitimierten Töten ihrer Mitglieder sagt aber dennoch viel über sie aus.


Du bist aber dann auch nicht konsequent. Die Gesellschaft stellt klare Regeln auf und das Recht ohne Fehler sei. Todesstrafe ist in meinen Augen halt die letzte Seite im Strafenkatalog. Wenn du 30kmh zu schnell fährst zahlst du etwas, fährst du 200kmh musst du schon tiefer in die Tasche greifen, bringst du Leute um, dann zahlst du halt mit deinem Leben.

Wenn ich aber so Sätze höre wie "Das leben ist das Höchste Gut" das ist so ein Bullshit. Ein Leben ist gar nichts Wert und solche Leute die das sagen sind wahrscheinlicih die, die grad ein fettes Schnitzel verdrücken und das "höchste Gut" mal wieder nur so auslegen wie sie es gern hätten!

@Rommel, das mit deinem aufgeilen trifft für frühere Zeitalter der Menschheit zu 100% zu wo man ein Spektakel für den gemeinen Pöbel veranstaltet hat, aber heut kriegst dus nicht mal mit wen die irgendwo wen zum Tode verurteilt haben.

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »CF_Icey« (02.12.2008, 20:13)


84

02.12.2008, 20:18

Zitat

Original von Partizan_ch
Ich muss diesbezüglich etwas salopp auf Rommel verweisen, der darauf hinweist, dass wir zum Teil grobe moralische Fehlentwicklungen haben. Er hat da nicht ganz unrecht. Ich meine damit z.B. rechtlich abgesicherte Ausbeutung der Menschen. In der Privatwirtschaft werden täglich Menschen rechtmässig zum Tode verurteilt. Das nennen wir dann Rationalisierung und Effizienz. Dies ist genau so ein Politikum wie der Umgang mit dem gewöhnlichen Mörder, aber viel schwieriger zu erfassen und politisch sinnvoll einzugrenzen oder umzusetzen. Ein anderes Beispiel ist unser vergleichsweise unkritischer Umgang mit Motorfahrzeugen, obwohl durch ihren Einsatz jährlich ein Vielfaches mehr an Personen sterben als durch alle Gewaltverbrechen zusammen. Aber diese Tote nimmt die Gesellschaft gern als Preis der Mobilität in Kauf.

Ich glaube diesen Fragen muss man sich tatsächlich eher ökonomisch/empirisch als juristisch nähern.
Es scheint ind er Tat in Gesellschaften einen allgemein akzeptierten Prozentsatz an Verkehrstoten pro Jahr zu geben. Ist dieser Satz zu hoch, werden stärkere Sicherheitsbestimmungen eingeführt. Fällt dieser Wert unter einen bestimmten Satz, dann werden Regelungen gelockert bzw. keine neuen eingeführt, es interessiert einfach zu wenige.
Ich habe frei aus dem Gedächtnis zitiert, bei Interesse kann ich auch gern nochmal nach der Quelle und den genauen Zahlen suchen.

Bei dem unternehmerischen Beispiel lässt du alternative Möglichkeiten außer acht: Wäre bei einer anderen Handlungsweise zwar diesen Individuen geholfen, aber vielleicht c.p. andere schlechter gestellt? Ist dies zu rechtfertigen?
imho ist dies eines der Probleme des Rechts, dass das Gesamtbild und die Auswirkungen der Entscheidungen in Aggregation nicht nicht bedacht werden. Wünschenswerte Entscheidungen auf indiviudeller Ebene müssen sich nicht zwangsläufig zu wünschenswerten Verhalten insgesamt aufaggregieren. Dies ist aber ein Schnittpunkt mit der Legislative und somit dem Parlament, der Politik. Dies ist ja schon angeklungen.

Gesetzliche Regelungen können sehr wohl falsch sein, allerdings nur im Vergleich mit einem extern vorgegebenen Kritierium. Innerhalb der Rechtswissenschaften gibt es zu jedem Zeitpunkt Regelungen, die hoffentlich wohlgeordnet in ihrer Anwendung sind.

85

02.12.2008, 20:45

@Rommel

Genau!
Wenn das von jemandem kommt der sich ansonsten einen Dreck um andere kümmert bzw es witzig findet sich permanent über andere lustig zu machen oder sie zu beleidigen, ist das schon ziemlich lächerlich.

@Noway

Nein ist es nicht.
Der Staat ist die übergeordnete Instanz und regelt ein Zusammenleben untereinander.


@Maxpower

Zitat

Das Leben eines Menschen ist immer noch das wertvollste Gut (auch wenn das bei der Bestrafung eines Moerders sehr zynisch klingt).


Interessant. Diese Menschen missachten die Regeln und das Leben anderer aufs Extremste berufen sich aber dann auf genau diese Regeln? wtf?
Diese Menschen haben "unseren" Regeln abgeschworen und ihre eigenen Regeln gemacht dh man richtet sie nach ihren eigenen Regeln.
Es ist doch wirklich zynisch einen Mord mit 10 Jahren oder weniger Knast abzubüßen


@Parti

Ist es besser sie wie Vieh zu halten ohne sie richtig beaufsichtigen zu können?
Alleine die Vorstellung der Wärter von Lebenslänglichen zu sein würde mich irre machen. Die haben doch nichts mehr zu verlieren. ah... Ich vergass.
Lebenslänglich heißt ja in der westlichen Welt nur ca 15 Jahre. hm...


@Gottesschaf

Stimmt aber die Regeln nicht den Umgang untereinander.


@kesselchen

Der hatte seine Kinder eben lieb.


@Icey

So siehts aus. Ultimative Verbrechen erfordern ultimative Strafen.

86

02.12.2008, 20:55

Zitat

Original von _MIB_Eisbaer@Gottesschaf

Stimmt aber die Regeln nicht den Umgang untereinander.

Ob das bei der Abseitsregel stimmt...? :D

87

02.12.2008, 22:30

Zitat

Original von _MIB_Eisbaer
@Maxpower

Zitat

Das Leben eines Menschen ist immer noch das wertvollste Gut (auch wenn das bei der Bestrafung eines Moerders sehr zynisch klingt).


Interessant. Diese Menschen missachten die Regeln und das Leben anderer aufs Extremste berufen sich aber dann auf genau diese Regeln? wtf?
Diese Menschen haben "unseren" Regeln abgeschworen und ihre eigenen Regeln gemacht dh man richtet sie nach ihren eigenen Regeln.
Es ist doch wirklich zynisch einen Mord mit 10 Jahren oder weniger Knast abzubüßen


Nein, nicht diese Menschen berufen sich auf diese Regeln, sondern wir, das Volk, der Staat berufen sich auf diese Regeln und gewähren sie jedem Menschen, ganz gleich was er vorher getan hat.

88

02.12.2008, 22:56

Wer genau hat aber entschieden, dass das die perfekten bzw. richtigen Regeln sind?
Bis vor ein paar Jahren gab es noch die Todesstrafe und zwar fast überall auf der Welt und erst seit ein paar Jahren sind die jetztigen Regeln "richtig".
Was genau gibt uns diese Sicherheit?

Ansonsten sehe ich das trotzdem anders. Die Täter haben sich entschieden sich nicht an "die Regeln" zu halten und sie nicht zu akzeptieren.
Was ist mit den Leuten die sich an die Regeln halten und denen von diesen Menschen ihr eigenes oder das ihrer Lieben genommen bzw zerstört wurde?
Was rechtfertigt denn 10 Jahre Knast vs 1-X Menschenleben??
Was rechtfertigt die Gewissheit, dass der Mörder oder Vergewaltiger deiner Tochter/Frau/Sohn usw nach 5-15 Jahren wieder frei sein wird du aber weiterhin darunter leiden wirst?
Wie genau ist die zivilisierte Welt auf diese Verhältnis zwischen Strafe und Tat gekommen?

Partizan_ch

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89

02.12.2008, 23:06

@ worf, ich habe deinen beitrag gelesen aber kann leider nichts gescheites dazu beitragen, da ich keinen konkreten Lösungansatz habe.

@ Eisbär, das Verhältnis von Tat und Strafe richtet sich immer nach verschiedenen gesellschaftlichen Kriterien. Es braucht auf jeden Fall grosse Abstufungen im Strafenkatalog um den geringsten Rücktritt des Täters zu honorieren und jeden Exzess zu sanktionieren.

Die Todesstrafe an sich empfinde ich auch nicht als irgendwie speziell, ich halte sie einfach für nicht richtig. und auch die westlichen Justizsysteme sind nicht ausgereift genug dafür.

90

02.12.2008, 23:11

Zitat

Original von Partizan_ch
@ Eisbär, das Verhältnis von Tat und Strafe richtet sich immer nach verschiedenen gesellschaftlichen Kriterien. Es braucht auf jeden Fall grosse Abstufungen im Strafenkatalog um den geringsten Rücktritt des Täters zu honorieren und jeden Exzess zu sanktionieren.


dh je milder die Strafen umso zivilisierter die Gesellschaft?