aus einem anderem Forum:
In der ihm eigenen Grammatik und den Worten Your Diet Pepsi you not want. Me you give it., versucht Master Yoda einen Softdrink-trinkenden Mann in einem TV-Spot zu hypnotisieren; Star Wars-Computerspiele, -Bücher, -Actionfiguren, -Kaffeetassen, -Handtücher, -Stifte, -T shirts, -Schulhefte, -Poster, -Sticker, -Stofftiere, -Malen Nach Zahlen und Scheiß sind käuflich zu erwerben. Seit Wochen grassiert die pure Manie - hervorgerufen durch fanatische Lucas-Jünger, aber auch durch euphorische Medienberichte und vor allem durch aggressives Marketing. Star Wars-Fieber überall. Manchen gesellschaftlichen Phänomenen kann sich der Mensch nur schwerlich entziehen, also löst er eine Eintrittskarte, um diesem popkulturellen Großereignis -featuring die amoksüße Natalie Portmann- in einem Kinosaal seines Vertrauens beizuwohnen.
Dort bekommt man eine paranoide Geschichte darüber erzählt, was mit einem passiert, wenn man den vorgegebenen rechten Pfad verlässt: Verdammnis. In diesem reaktionären Weltbild bestehend nur aus dem puren Guten und dem puren Bösen, zwischen denen der Mensch eine moralische Entscheidung treffen muss, übte der Protagonist im letzten Teil Kritik am gesellschaftlichen und politischen Status Quo, nun im letzten Teil hegt er sogar Zweifel an den imbezilen Dogmen seines autoritären Ritter-Ordens. Und wer eigenständig denkt und freien Willen zeigt, anstatt sich brav einzugliedern, muss ja zwangsläufig seine Seele an das personifizierte Böse verlieren; besonders dann, wenn er ganz unheldenhaft und ohne Sinn für persönliche Opfer das Leben eines geliebten Menschen über die von Dritten auferlegten politischen und kriegerischen Ziele stellt. Also wird er vom Bösen verführt. Abspann. Hui.
Diese simple wie dumme Geschichte wird mit viel Tamtam über einen Zeitraum von zweieinhalb Stunden erzählt. Man sieht verwundert, wie Anakin dem Kanzler unbesehen alles glaubt - insbesondere die unbewiesene Behauptung, er könne der Frau das Leben retten- und schwuppdiwupp zum Bösen mutiert, ohne das eine sinnvolle Charakterentwicklung gezeigt wird. Man sieht belustigt dabei zu, wie vor dem versammelten Parlament eine Lüge erzählt wird, niemand einen Beweis verlangt und alle munter applaudieren, während die einzige Anwesende, die Zweifel hegt, den Mund nicht aufmacht - und das obschon sie im letzten Teil dieser Saga doch so politisch engagiert war. Den Kopf schüttelt man darüber, dass das Drehbuch nach dem Tempelmassaker urplötzlich ein dreidimensionales Video aus dem Ärmel schüttelt, auf dem zu sehen ist wie Anakin und der Kanzler sich verschwören, weil dieser Videobeweis gerade so schön in die Geschichte passt. Überhaupt stoßen einem ständig erzwungene Ereignisse und herbei geprügelte Umstände auf. Andererseits sieht man dann aber einen überflüssigen Charakter wie Grivious - dieser Roboter-General, der außer chronischem Husten und Dummgefasel nichts zum Plot beiträgt.
Es ist eine schizophrene Geschichte, in der einerseits wild intrigiert wird, aber andererseits jeder jedem alles unbesehen glaubt. Es ist eine Geschichte, in der ein scheinbar unmotivierter Krieg stattfindet. Und vor allem ist es eine Geschichte, in der man sich fragt, warum man -wie vom Film gefordert- im Kanzler und seinem Imperium ein Feindbild sehen sollte - zumal der Mann der Einzige ist, der mal einen fortschrittlichen Satz sagt (-> Dialoge über politische Moral und die Dualität des Menschen zwischen ihm und Anakin), während die vermeintlich Guten nur reaktionären spirituellen Gehorsam predigen. Warum sollte man als Zuschauer in diesem Kriegsfilm Partei ergreifen? Weil "the dark side of the Force" ein Satz ist, der das pure Böse andeutet? Weil der grüne Yoda so knuffig ausschaut? Weil Luke und Leila in den alten Filmen so dolle Identifikationsfiguren waren? Man weiß es nicht. Hier sind die Guten, die gut sind, weil sie gut sind und da sind die Bösen, die böse sind, weil sie böse sind, Punkt. Aha.
Was aber in diesem Nonsens von Film gar nicht geht, ist die "Liebesgeschichte" zwischen Padme und Anakin. Dies ist von großer Relevanz, denn schließlich dient Anakin's Liebe zu Padme als Motivation für sein Überlaufen auf die andere Seite. Aber das Ganze ist einfach desaströs konzipiert und dermaßen peinlich stocksteif inszeniert, dass es nicht funktioniert. "Oh my, you are beautiful!", "That's because I'm so in love with you.", "No, it's because I'm so in love with you." Eine Liebe, die sich eher in pathetischem Beliebigkeitsgewäsch denn in Körperlichkeit oder Chemie zwischen den Darstellern manifestiert, ist als Motivation gänzlich ungeeignet. Diese Erzählung basiert auf einer Prämisse, die sie nicht ansatzweise tragen kann. Allein dafür gehört der Film in den Salat. So einen uninspirierten Quatsch zu sehen, macht ja nun wirklich keinen Spaß mehr.
Nun argumentieren Einige, der Film sei deshalb gut, weil er nahtlos an die alte Trilogie anschließt und man weiß, wie es weitergehen wird. Das sagt für mich nun gar nichts über die Qualität und den Unterhaltungswert aus. Im Gegenteil: In meinen Augen ist dieses Werk unter anderem deshalb misslungen, weil es zu wenig Eigenständigkeit hat und quasi nur von den Fortsetzungen lebt. Warum sollte ich mich so sehr für die "Entstehungsgeschichte" des Lord Vader interessieren, dass ich vor lauter Entzückung über die "Geburt" dieser Popkultur-Ikone wohlwollend über eklatante Mängel von Revenge of the Sith hinwegsehen sollte?
Natalie spielt scheiße. Dieses unsägliche Overacting, diese furchtbare Gesichtsakrobatik, diese Weinerlichkeit! Eine Katastrophe! Wer mich kennt, der weiß, dass ich so etwas niemals aus Gehässigkeit schreiben würde, denn ich liebe Natalie. Wenn es neben Scarlett eine Schauspielerin gibt, die ich vergöttere, dann ist das Natalie. Es tut schon im Herzen weh, nach "Closer" und vor allem nach ihrer charmant natürlichen Performance in "Garden State" dieses bezaubernde Wesen so furchtbar abstinken zu sehen. Ich würde an dieser Stelle gar nicht über Natalie herziehen, aber in der Szene, wo sie mit melodramatischer Stadttheaterherrlichkeit ausruft: "What are you doing? You are breaking my heart, Anakin!" und auf Kommando losheult, konnte ich mich -bei aller Liebe- wirklich nicht mehr halten vor Lachen. Tut mir leid.
Und Hayden Christensen? Der ist heißester Anwärter auf den Steven Seagal-Förderpreis.
Mit seinen hart am Rande des Trivialexpressionismus inszenierten Gefühlsausbrüchen, seinen leeren politischen Gesten und seinen bemüht ernsthaften dramatischen Momenten und Todesszenen sorgt Revenge of the Sith für etwas unfreiwillige Komik. Leider überwiegen jedoch die Momente, in denen man exorbitant gelangweilt ist oder sich einfach nur peinlich berührt fühlt. Dieser Film gehört ungelogen zu meinen schlimmsten Kinoerlebnissen dieses Jahres. Ich finde es einfach unerträglich, so einen Film im antiseptischen Ambiente zu sehen, der aufgrund der überwiegend hölzernen Dialogszenen, der keimfreien Settings (wie unwohnlich bitteschön ist allein schon das Penthouse von Padme?), der blutlosen und klinisch reinen Gemetzel und vor allem des sterilen visuellen Bombasts in Computerspiel-Optik keinerlei Atmosphäre hat.
Es verwundert mich ehrlich gesagt, hier im Forum in Kommentaren zu lesen, dass es ja eh klar gewesen sei, dass Lucas weder Dialoge schreiben noch Schauspieler führen kann, weshalb man das dem Film nicht anlasten dürfe. Ebenso sei klar gewesen, dass dieser Film schlecht erzählt sein würde. Ja, man kann seine Erwartungen an ein Werk auch bis zum Grad der Anspruchslosigkeit senken. Ferner bin ich verwirrt, zwei Filmbesprechungen zu lesen, die zu mehr als der Hälfte aus Kritikpunkten bestehen, aber dennoch eine 80 oder 90%-Wertung vergeben.
Nun werden mir Einige aufgrund meiner allgemein bekannten Lucas-Aversion vorwerfen, ich sei voreingenommen in Revenge of the Sith gegangen. Nun, einerseits ist das natürlich richtig, aber andererseits war ich schon gewillt, diesem Werk eine ehrliche Chance zu geben und es nicht einfach nur der Vollständigkeit halber anzuschauen. Am Anfang sah es auch gut aus: Die erste Szene mit der Weltraumschlacht wusste zu gefallen und aufgrund des bewegten Bildes fühlt man sich da teilweise wie in einem Flugsimulator. War ganz witzig und auch die Computerspieloptik wirkte nicht sonderlich störend. Allerdings besitze ich nicht die Fähigkeit, mich über längeren Zeitraum auf so etwas zu konzentrieren. Das Problem hatte ich schon bei Van Helsing, wo der visuelle Größenwahn recht bald vor meinem Auge zu einem knallbunten Nebel wurde und ich das Meiste gar nicht mehr realisierte. Ebenso ist es bei Revenge of the Sith, der durch seine Redundanz an Effekten, Schlachten, Kämpfen und ach so kreativen Settings zu einer furchtbar monotonen Angelegenheit wird und schon jetzt, drei Stunden nach dem Kinobesuch, in meiner Erinnerung verblasst. I am not impressed. Und es ist mir scheißegal, wie teuer, kreativ und innovativ die ganze Chose war.
Dass es in Punkto Effektfilm besser geht, bewies zuletzt Alfonso Cuaron in The Prisoner of Azkaban. Ein Film mit absorbierender Atmosphäre, ausdrucksstarken und schönen Bildern, einer vernünftigen Handlung und vor allem einer humanen Inszenierung. Bei George Lucas hingegen ist alles pompös aber nichts sagend und steril. Der Film in seiner Computerspieloptik wirkt geradezu keimfrei und künstlich. Ich fand das Ganze nun furchtbar ermüdend. Hat keinen Spaß gemacht, nein, wirklich nicht.
Selbst wenn man also keine Ansprüche an Story, Darsteller und Inszenierung von menschlicher Interaktion stellt, scheitert Revenge of the Sith selbst als pure Expostion von SFX. Es ist eine absolute Fehlleistung des Popcorn-Kinos.
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »WW_Asmodean« (25.05.2005, 10:25)