hm - die einzige Verbindung zu den Euro-Bonds hast du selber gezogen und zwar über die zweifelhafte Assoziationskette "linker Zeitgeist ->Euro-Bonds". Ansonsten hat das niemand hier mit einem Wort erwähnt und ich bezog mich natürlich auch nicht darauf - warum auch?
Ich hatte diese Verbindung aber auch erläutert - eben mit der Sozialisierung von Schulden.
Wieso du dich darauf bezogen hast? Weil du genau auf diesen Beitrag geantwortet hast. Rekapitulieren wir mal:
"Linken Zeitgeist" finde ich schon recht angemessen für Ideen, welche im Kern eine Sozialisierung von Staatsschulden zur Folge haben. Wenn Banken ihre privaten Schulden sozialisieren, dann ist der Aufschrei (zu recht) laut - aber wenn dies auf einmal Ländern ermöglicht werden soll, gilt dies als Europa- und Friedenspolitik.
Du antwortest:
Staatsschulden werden immer sozialisiert, da der Staat ja nichts anderes ist als seine Bürger. Wer sonst, außer den Bürgern könnte denn deiner Meinung nach für die Begleichung von Staatschulden in Frage kommen?
ansonsten weiß ich nicht, wo das jetzt hinführen soll. kein Mensch hat hier irgendwo Euro-Bonds gelobt oder auch nur thematisiert...
Zur zweiten Aussage: Ich habe davor EURO-Bonds als Beispiel gebracht und davon geredet, dass mit denen Staatsschulden der einzelnen Mitgliedsstaaten auf alle verteilt, also sozialisiert werden.
Bei der ersten Aussage springt du plötzlich auf Staatsschulden für einen Staat, und wie ich schon zeigte, nicht mal dort ist diese Aussage ökonomisch richtig.
außerdem verwendest du andauernd imo fälscherlicherweise den Begriff "sozialisieren" - das ist definiert als: Die Sozialisation (von lateinisch sociare ‚verbinden‘) ist die Anpassung an gesellschaftliche Denk- und Gefühlsmuster durch Internalisation (Verinnerlichung) von sozialen Normen.
Davon kann hier wohl kaum die Rede sein.
Die FAZ schreibt bspw.:
Per Verlustsozialisierung zur Rally bei Bankaktien?
Im Zeichen der Finanzkrise bzw. im ökonomischen Kontext versteht man unter sozialisieren eben noch etwas anderes, nämlich das ungefragte übertragen auf eine große Gruppe. Solidarisch ist doch etwas anderes. Es kann Schnittmengen geben, aber im allgemeinen meint eine solidarische Übernahme von Kosten etwas anderes, als wenn diese Kosten sozialisiert werden. Bei ersterem gibt es einen gesellschaftlichen Konsens, bei letzterem im allgemeinen nicht, d.h. es ist negativ konnotiert. Sozialisation ist übrigens auch etwas anderes, die Sozialisation von Verlusten würde zumindest sehr komisch klingen, so wird es nicht gebraucht.
Du selbst hast am Anfang übrigens auch von sozialisieren gesprochen, siehe das fett hervorgehobene Wort aus deinem Zitat weiter oben.
Das die Bürger nicht nur an den Lasten einer Maßnahme, sondern natürlich auch am Nutzen beteiligt werden ist hingegen gerade der Inbegriff von Solidarität. Jede Versicherung (und eben auch ein Sozial-Staat) arbeitet genau nach diesem Prinzip, ich verstehe immer noch nicht, was daran falsch sein soll?
Der gesellschaftliche Konsens ist der Unterschied. Die Ausgaben des Staates werden solidarisch verwendet, dafür werden die Einnahmen auch solidarisch getragen. Bei Banken wurden Verluste sozialisiert, d.h. ohne gesellschaftlichen Konsens (und ohne realistische Möglichkeit sich zu wehren) wurden Verluste an die Allgemeinheit übergeben. Das ist nicht solidarisch, schon weil die Symmetrie und damit Gegenseitigkeit fehlt, sondern sozialistisch, d.h. hier zwangsweise für alle.
In einem Punkt sind wir uns ja einig, private Unternehmen müssen auch privat haften. Das Banken so groß werden, dass man sie nicht pleite gehen lassen darf und dann die Allgemeinheit quasi in Geiselhaft nimmt, ist aber eine Fehlentwicklung eines übermäßig liberalen Marktes und wohl kaum dem "Linken Zeitgeist" anzulasten.
Und Deadpool sieht aktuell noch Marktderegulierungsforderungen...
Auf der anderen Seite muss amn auch so ehrlich sein, dass die deutsche Großindustrie auch globale Banken mit ihrer Fähigkeit zur Strukturierung von Produkten und Platzierung von großvolumigen Anleihen braucht. Anscheinend können nur große Länder solche Banken beherbergen, wie man am Beispiel Irland gesehen hat. Deutschland wäre davon nicht umgeworfen worden, Irland dagegen schon. Ob es zielführend ist keine deutsche Großbank mehr zu haben (nachdem der politische Versuch die Commerzbank zu einer zweiten deutschen Großbank zu machen grandios gescheitert ist bzw. nur der Allianz geholfen hat), darf zumindest mal angezweifelt werden. Und nur mit Privat- und Firmenkundengeschäft bekommt man heutzutage keine Großbank mehr hin, zum einen auf der Einnahmen/Vermögensanlageseite, zum andren bei der Kompetenz auf der Produktstrukturierungsseite.
Zum Thema Euro-Bonds: Hier halte ich jede Diskussion für relativ sinnlos, da im luftleeren Raum. Bisher gibt es noch kein entgültiges Konzept sondern nur relative vage Ideen, ob das dann so kommt und mit welchen Konditionen ist noch völlig offen. Selbst wenn, müßten dafür noch eine Menge Verträge geändert werden, davon sind einige in manchen Ländern nur per Volksabstimmung zu ratifizieren, ob das durchgeht kann niemand sagen und wird noch Jahre dauern. Also darüber zu diskutiern halte ich für verfrüht und reine Wahrsagerei.
Was brauchst du denn noch an konkreten Konzepten, d.h. welche Konditionen würden denn die grundlegenden Fehler von EURO-Bonds beheben?
Das Argument mit den Verträgen (was ja auch Voßkuhle angemahnt hat) ist doch ein zusätzliches Argument gegen die Praktikabilität von EURO-Bonds.
Ansonsten gibt es aktuell 3 verschiedene Konzepte. Die Unterschieden sich darin, welcher Anteil an Schulden über gemeinsame EURO-Anleihen begeben werden darf.