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Sunday, May 1st 2016, 1:55am

Theoretische Physik

Ausgehen von Christians Veganer Thread sind ein paar Fragen zur Physik aufgekommen, auf die ich hier nochmal eingehen möchte.


@Erg_Raider: Danke für deine Worte. Aber ich verstehe trotzdem recht wenig von dem, was du schreibst. ;)

E=mc^2 hatte ich auch so verstanden, wie du es erläuterst.

Ausgehend von Kommutativität oder Nicht-Kommutativität kommt auf auf unterschiedliche Theorien. Fängt man in der Physik mit Dirac- bzw. Schrödinger-Gleichung an oder kann man auch irgendwie "axiomatischer" mit den beiden Eigenschaften anfangen? Ich glaube dazu gibt es arbeiten, aber ich schaue da immer nur oberflächlich drüber, da ich kein Physiker bin. Mathematiker und Physiker haben für ähnliches oder sogar gleiches unterschiedle Begriffe, was etwas verwirren kann. :O

Erstmal sorry für die Unverständlichkeit, nachdem du und Schulz direkt so tief eingestiegen sind, war es schwierig abzuschätzen, was an Vorwissen vorhanden ist.

Kommunikation zwischen Mathematik und Physiker ist tatsächlich manchmal schwierig; auch wenn jeder die Sache verstanden hat, wird der Fokus aber auf ganz andere Aspekte gelegt und man redet dann gerne an einander vorbei.

Ich werde mal etwas ausholen und versuchen das grundlegende Gedankengebäude zu skizzieren (nicht sicher ob das verständlich wird, die gesamte theoretische Physik in einem Post heißt sehr komprimieren).

Zunächst, ja du hast Recht, die Nicht-Kommutativität ist DAS zentrale Thema in der mathematischen Struktur der Quantenmechanik. Allerdings, mit Nicht-Kommutativität als Startpunkt bekommt man eine tolle Algebra, aber noch keine Physik. Die Physik als ganzes ist auch nicht voll "durch-axiomisiert" (gibts das Wort?), anders als die Mathematik.
Wenn man so möchte gibt es ein grundlegendes Prinzip in der Physik das man als Startpunkt für alle großen Theorien ansehen kann: Die Minimierung der Wirkung, auch Hamiltonsches Prinzip gennannt. Wirkung ist Energie mal Zeit, Plancksche Konstante h als Wirkungsquantum, ist im Weiteren aber nicht von Bedeutung. Damit kann man die fundamentalen Feldgleichungen von Quantenmechanik (QM) (Schrödingergleichung) und allgemeiner Relativitätstheorie (ART) (Einsteinsche Feldgleichungen) zumindest plausibel begründen.

Im Prinzip ist die Schrödingergleichung ein Axiom der Quantenmechanik, es handelt sich dabei um die (Hamiltonsche-) Energiegleichung mit quantisierten Größen. D.h. der Impuls p wird durch den Ableitungsoperator nach dem Ort ersetzt, weshalb der Impuls dann nicht mehr mit dem Ort kommutiert.

p -> i h d/dx

Aus diesem Ansatz folgen im Prinzip die ganzen seltsamen Aussagen der Quantenmechanik.

Mit der QM lassen sich schönerweise drei der vier fundamentalen Kräfte (elektro-magnetische Kraft, starke und schwache Kernkraft) sehr gut beschreiben, das ganze nennt man dann das 'Standardmodell der Teilchenphysik'. Was sich bisher nicht im Rahmen einer Quantentheorie beschreiben lässt ist die Gravitation. Verschiedene Ansätze wie Stringtheorie und Quantenschleifengravitation haben bisher noch keine testbaren Ergebnisse geliefert. Daher ist weiterhin die beste Beschreibung der Gravitation die ART. Diese enthält aber keine Quanteneffekte, weshalb sie auf kleine Längeskalen nicht anwendbar ist. Das ist auch praktisch kein großes Problem, da Gravitation im Vergleich zu den anderen Kräften sehr schwach ist und damit im subatomaren Bereich immer vernachlässigt werden. Gravitation wird erst relevant wenn man sehr große Massenansammlungen betrachtet, bei denen aber wiederum Quanteneffekte keine Rolle spielen. So können im Theorigebäude der Physik die QM und die ART brav nebeneinander stehen und man hat alle Kräfte abgedeckt.

Die Suche nach einer vereinheitlichten Theorie ist vor allem dem Wunsch geschuldet, alle Kräfte mit _einem_ mathematischen Formalismus zu beschreiben. Zum anderen kann man sich Grenzfälle überlegen bei denen beide Seiten relevant sind, z.b. bei schwarzen Löchern, wo extrem viel Masse auf extrem kleinem Raum konzentriert ist. Viel praktische Relevanz hätte eine Vereinheitlichung wohl nicht, man würde aber vermutlich ein unglaublich viel besseres Grundverständnis der Physik bekommen, was unvorhersehbare neue Erkenntnis für alle Bereiche bedeuten könnte.

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Sunday, May 1st 2016, 2:03pm

Du hast da nen - vergessen. Zumindest wenn du den üblichen Definitionen Folge leisten willst.

Worum gehts eig.? O:

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3

Sunday, May 1st 2016, 2:59pm

Christian hatte im Veganer-Thread ein Video Über Quantenmechanik vorgestellt. Es lohnt sich durchaus, davon die ersten Minuten zu schauen. ^^
Einführung Quantenphysik und wie sie Wissenschaft und Spiritualität in der Quantentheorie verbindet!

https://www.youtube.com/watch?v=lCb-qo18GPc


Daran anschließend entbrannte eine Diskussion über Quantenmechanik bzw. Philosophie. Ich begrüße, dass wir jetzt einen eigenen Thread haben.

Es stimmt, nicht-Kommutativität gibt erst einmal eine schöne Algebra-Struktur aber noch keine Physik. ;)

Wie ist denn die Schrödigner-Gleichung zu verstehen, d.h. weshalb sieht sie genau so aus und nicht anders? Was ist der Unterschied zur Eigenwert-Gleichung Av=\lambda v?

4

Monday, May 2nd 2016, 10:59pm


Wie ist denn die Schrödigner-Gleichung zu verstehen, d.h. weshalb sieht sie genau so aus und nicht anders? Was ist der Unterschied zur Eigenwert-Gleichung Av=\lambda v?

Auch auf die Gefahr hin, dass der Thread nur uns beiden Spass macht hier eine mathematische Erklärung.

Ausgangspunkt ist die Energie eines Teilchens, schlicht kinetische Energie plus potentielle Energie = Potential (wird immer gleich verwendet, trotz eventueller Ungenauigkeit).

E = p^2 / (2m) + V(x)
V(x) ist das Potential und kann z.B. 1/x (Gravitation und el-mag.) oder x^2 (harmonisches Potential) sein (häufigste lösbare Beispiele).

Jetzt werden, wie schon geschrieben, die klassischen Variablen durch folgende Operatoren ersetzt

p -> - i h d/dx (eru hat recht, ist gewöhnlich mit minus, macht für die gleichung oben grad keinen unterschied; außerdem ist das h hier immer ein hquer und partielle differentiale)
E -> i h d/dt

Anschließend wird von rechts eine Wellenfunktion phi(x,t) dran multipliziert und fertig ist die Schrödingergleichung.

Um auf das Energieeigenwertproblem zu kommen, das du vermutlich im Sinn hast, kann jetzt die Zeitabhängigkeit immer dann "abgetrennt" werden, wenn die Energiefunktion nicht explizit von der Zeit abhängt. Die Wellenfunktion hat dann nämlich immer die Form

phi(x,t) = psi(x) * e^(-i E_n t / h)

also eine zeitunabhängige Wellenfunktion psi(x) und eine Phase, die nicht messbar ist. E_n sind die Energieeigenwerte und werden bestimmt durch Lösung von

E psi(x) = [p^2 / (2m) + V(x)] psi(x)

Hier haben wir eine linear Eigenwertgleichung, so dass folglich [p^2 / (2m) + V(x)] eine Matrix und psi(x) ein Vektor sein müssen. Das Ganze wird dann gerne auch als "zeitunabhängige Schrödingergleichung" bezeichnet, "Energieeigenwertproblem des Hamiltonians" ist aber eigentlich die bessere Bezeichnung. Damit haben wir eigentlich alles was zur nicht-relativistischen QM nötig ist, der Rest der QM befasst sich damit den sog. Hamiltonian (Energiefunktional) so zu vereinfachen, dass die Differentialgleichung lösbar wird.

Und jetzt kommt der entscheidende Punkt warum ich im anderen Thread so heftig gegen die eine "Trennung" von Relativistik und QM protestiert habe: Die Dirac-Gleichung bekommt man auf genau die gleiche Weise, nur nimmt man als Startpunkt die relativistische Energie-Impuls Gleichung. Der Geniestreich von Dirac war diese Gleichung zu linearisieren, was bedeutend schwieriger war, da die Energie quadratisch drinsteht E^2 = p^2c^2 + (mc^2)^2.

5

Monday, May 2nd 2016, 11:12pm

@Schulz: Irgendwie hast du einiges an Wissen, aber es fehlt an Ordnung, deswegen nochmal ein kleinteilig zerlegtes Zitat.

Mit E = m c ^2 gilt NICHT immer meine ich, dass diese Formel nicht immer realisiert werden kann. Das würde ja implizieren, dass sich jederzeit und überall im Universum Materie in Strahlung und umgekehrt Strahlung in Materie umwandeln könnte. Dem ist aber nicht so, dazu genügt ein Blick aus dem Fenster: Noch NIE wurde beobachtet, dass sich ein Baum einfach in harte Gammastrahlung auflöst und alles zerfräst, was um ihn herum steht. Die Gesetze der SRT sind zwar immer da und auch richtig, aber sie finden nur DANN Anwendung, wenn quantenmechanische Erhaltungsgrößen nicht verletzt werden: Erhaltung der Ladung, Erhaltung der Leptonenzahl, Erhaltung der Baryonenzahl.

Zwischen "die Formel gilt nicht immer" und die "ihre einzige Anwendung die mir bekannt ist wird nur selten umgesetzt" liegen Welten und deswegen wird dir jeder Physiker deine Aussage als unhaltbar falsch zurückgeben. Man braucht die Formel beispielweise IMMER wenn man das Gravitationsfeld eines Teilchens bestimmen möchte, weil die Gravitation an die Energie koppelt und "nicht nur an die Ruhemasse". Da Masse und Energie eben immer äquivalent sind ist das an sich trivial, aber dennoch kaum jemandem so bewusst.


Die SRT liegt von der "Hierarchie" im Universum weit unter der Quantenmechanik.

NEIN!!!!! es gibt keine Hierarchie von physikalischen Theorien. Es gibt nur Theorien und ihre Anwendungsgebiete bzw. Geltungsbereiche. Außerdem gibt es Theorien die andere Theorien vollständig enthalten, so wie die Newtonsche Gravitationstheorie eine Niederenergienäherung der Einsteinschein Gravitationstheorie ist. Betrachtet man kleine Längenskalen und kleine Geschwindigkeiten tuts die nicht-relativistische QM, Betrachtet man kleine Längenskalen und große Geschwindigkeiten braucht man QM + SRT.


Beispiel: 2 Elektronen stoßen mit sehr hoher Energie zusammen und werden zu einem Gammaquant. Dieser Vorgang ist sehr gut denkbar und man könnte theoretisch dazu auch die Energie des Photons berechnen, was entstehen würde. Der Witz ist: Dieser Vorgang ist verboten durch die Quantenmechanik, weil die Erhaltung der Leptonenzahl verletzt wird. Ebenso der Zusammenstoß von 2 Neutronen oder einem Elektron und einem Neutron oder sonstewas. Die Formel ist an und für sich immer richtig, ja. Aber sie findet nur in ganz bestimmten, ganz wenigen Fällen Anwendung: Materie/Antimaterie-Zerstrahlung, virtuelle Teilchen die aus Vakuumfluktuationen entstehen, Kernfusion, Kernspaltung.

Damit hast du ja sogar noch weiter Beispiele gefunden, die nichts zur Sache tun.


E = m c ^2 ist immer noch eine klassische Formel, die zwar auch für kleine Teilchen gilt, die aber eben noch nicht gequantelt ist. Kompatibel zur Quantenmechanik ist das sicherlich nicht, vor allem dann nicht, wenn man die Gravitation noch mit einbezieht, die ja faktisch IMMER da ist. Dann wird die SRT zur ART und die ist nun zu 100% nicht vereinbar mit der Quantenmechanik, es sei denn, man würde das Graviton finden.

Das ist einfach alles Unsinn.


Das Ganze ist ja auch nur für Physiker interessant. Darum ging es Christian ja in seinem Video überhaupt nicht. Er hat halt gelesen "E = m c ^2" und "Äquivalenz von Masse und Energie" und daraus das übliche esoterische Spinnerkartenhaus aufgebaut. Jeder Gedanke kann zu Materie werden und wenn wir nur fest genug dran glauben, dann kann ich mit Gedanken real messbare Veränderungen hervorrufen etc. Dazu das übliche Geschwafel von wegen alles sei Energie und demzufolge auch alles denkbare Teil irgendeiner Realität - kurzum: Vergewaltigung der Physik für ein vollkommen abstruses, wenngleich romantisches Weltbild, was den Schmerz oder die Furcht vor dem eigenen Tod mindert. Naja gut, solange es keinem schadet ...

Korrekt

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6

Tuesday, May 3rd 2016, 9:10am


Wie ist denn die Schrödigner-Gleichung zu verstehen, d.h. weshalb sieht sie genau so aus und nicht anders? Was ist der Unterschied zur Eigenwert-Gleichung Av=\lambda v?

Auch auf die Gefahr hin, dass der Thread nur uns beiden Spass macht hier eine mathematische Erklärung.

:up:

Ausgangspunkt ist die Energie eines Teilchens, schlicht kinetische Energie plus potentielle Energie = Potential (wird immer gleich verwendet, trotz eventueller Ungenauigkeit).

E = p^2 / (2m) + V(x)
V(x) ist das Potential und kann z.B. 1/x (Gravitation und el-mag.) oder x^2 (harmonisches Potential) sein (häufigste lösbare Beispiele).

Kinetische Energie ist einfach so aus elementaren Überlegungen, weil man Impuls p:=mv (Masse*Geschwindigkeit) definiert und dann über Beschleunigung während der Zeit integriert, um auf die Geschwindigkeit v zu kommen, welche man mittels Relation zur Masse m wiederum in den Impuls p umrechnen kann? ok
Jetzt werden, wie schon geschrieben, die klassischen Variablen durch folgende Operatoren ersetzt

p -> - i h d/dx (eru hat recht, ist gewöhnlich mit minus, macht für die gleichung oben grad keinen unterschied; außerdem ist das h hier immer ein hquer und partielle differentiale)
E -> i h d/dt

Und wieso, was ist die Begründung dafür? Gibt es nicht sowas á la "Wir bewegen ein Teilen infinitesimal in diese Richtung etc."?
Will man einfach nur Objekte bekommen, welche sich im einfachsten Fall auf selbstadjungierte Operatoren anwenden lassen? Weil man Observablen mit ebensolchen selbstadjungierten Operatoren beschreibt?
Anschließend wird von rechts eine Wellenfunktion phi(x,t) dran multipliziert und fertig ist die Schrödingergleichung.

Wieso das, was ist dafür die physikalische Begründung? Weil sich Teilchen oder was auch immer einfach so verhalten?

E_n sind die Energieeigenwerte und werden bestimmt durch Lösung von

E psi(x) = [p^2 / (2m) + V(x)] psi(x)

Hier haben wir eine linear Eigenwertgleichung, so dass folglich [p^2 / (2m) + V(x)] eine Matrix und psi(x) ein Vektor sein müssen. Das Ganze wird dann gerne auch als "zeitunabhängige Schrödingergleichung" bezeichnet, "Energieeigenwertproblem des Hamiltonians" ist aber eigentlich die bessere Bezeichnung. Damit haben wir eigentlich alles was zur nicht-relativistischen QM nötig ist, der Rest der QM befasst sich damit den sog. Hamiltonian (Energiefunktional) so zu vereinfachen, dass die Differentialgleichung lösbar wird.

Ok, das verstehe ich. Und weil [p^2 / (2m) + V(x)] so kompliziert ist kamen Wigner und Co. auf die Idee die Wechselwirkungen nicht genau beschreiben zu wollen sondern nur stochastisch zu modellieren, d.h. alle Eintröge der Matrix Zufallszahlen (ggfs. mit Beachtung von Symmetrie) sein zu lassen und dann zu lösen?!
Und jetzt kommt der entscheidende Punkt warum ich im anderen Thread so heftig gegen die eine "Trennung" von Relativistik und QM protestiert habe: Die Dirac-Gleichung bekommt man auf genau die gleiche Weise, nur nimmt man als Startpunkt die relativistische Energie-Impuls Gleichung. Der Geniestreich von Dirac war diese Gleichung zu linearisieren, was bedeutend schwieriger war, da die Energie quadratisch drinsteht E^2 = p^2 c^2 + (mc^2)^2.

Wie hat Dirac den diese Gleichung linearisiert? Kanonisch würde man wohl auf eine andere Algebra wechseln, sowas wie (2x2) Matrizen in den Variablen. Weil da aber auch einmal die 4. Potenz auftaucht braucht man maybe auch (4x4) oder sowas. Dann versucht man die Gleichung als Lösung eines linearen, Matrix-wertigen Problems zu bekommen, d.h. ein Eintrag muss dann die gesuchte Gleichung sein und nur der interessiert.

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7

Tuesday, May 3rd 2016, 4:35pm

Ich misch mich mal ein. D:


Jetzt werden, wie schon geschrieben, die klassischen Variablen durch folgende Operatoren ersetzt

p -> - i h d/dx (eru hat recht, ist gewöhnlich mit minus, macht für die gleichung oben grad keinen unterschied; außerdem ist das h hier immer ein hquer und partielle differentiale)
E -> i h d/dt

Und wieso, was ist die Begründung dafür? Gibt es nicht sowas á la "Wir bewegen ein Teilen infinitesimal in diese Richtung etc."?
Will man einfach nur Objekte bekommen, welche sich im einfachsten Fall auf selbstadjungierte Operatoren anwenden lassen? Weil man Observablen mit ebensolchen selbstadjungierten Operatoren beschreibt?

Das was man aus dieser Ersetzung bekommt sind ja erstmal Operatoren, im Fall von Observablen gerade hermitesche, was in der QM aber i.A. nicht unbedingt der Fall sein muss. Zu der Frage, wie man gerade auf diese Operatoren kommt: Einigermaßen random. Auf den Energie-Operator in der Form kommt man relativ intuitiv, wenn man sich die Gesamtenergie eines freien Teilchen aufschreibt und diese dann versucht durch einen typischen Wellenansatz exp(i(k*x - omega*t) auszudrücken (E=hbar*omega, p=hbar*k). Die Wahl der Operatoren für x und p ist ein wenig cooler, denn die ist alles andere als eindeutig. Soweit es mir bekannt ist, ist jede Lösung vom kanonischen Kommutator [x, p]=i*hbar auch eine gültige Wahl der Operatoren. x=x zu wählen ist hierbei der einfachste Ansatz (und abgesehen davon der, den man auch rauskriegt, wenn man obigen Wellenansatz verwendet), es ist in der QM aber auch durchaus möglich und in einigen Gebieten auch üblich p=p und dann x=i*hbar d/dp zu wählen.

Anschließend wird von rechts eine Wellenfunktion phi(x,t) dran multipliziert und fertig ist die Schrödingergleichung.

Wieso das, was ist dafür die physikalische Begründung? Weil sich Teilchen oder was auch immer einfach so verhalten?

Nein, imo einfach unglückliche Ausdrucksweise. Operatoren sind durch ihre Wirkung definiert, die Operatoren müssen also auf etwas wirken. Man multipliziert nichts, sondern lässt einfach seine gerade gebastelten Operatoren auf *irgendwas* wirken. Mathematisch ist dieses irgendwas erstmal einfach ein Element eines Hilbertraums, also im weitesten Sinne ein Vektor, den man gerade Zustand des Systems nennt. Man kann sich plausibel machen, dass das Betragsquadrat dieses Zustandes gerade die Aufenthaltswahrscheinlichkeit eines Teilchens beschreibt. Ein Zustand in Ortsdarstellung ist dann die berühmte Wellenfunktion, lässt sich aber als Element eines Hilbertraums natürlich in einer ganzen Reihe Darstellungen aufschreiben (ganz gerne auch als Vektor, wie man ihn in der Schule kennen lernt).

E_n sind die Energieeigenwerte und werden bestimmt durch Lösung von

E psi(x) = [p^2 / (2m) + V(x)] psi(x)

Hier haben wir eine linear Eigenwertgleichung, so dass folglich [p^2 / (2m) + V(x)] eine Matrix und psi(x) ein Vektor sein müssen. Das Ganze wird dann gerne auch als "zeitunabhängige Schrödingergleichung" bezeichnet, "Energieeigenwertproblem des Hamiltonians" ist aber eigentlich die bessere Bezeichnung. Damit haben wir eigentlich alles was zur nicht-relativistischen QM nötig ist, der Rest der QM befasst sich damit den sog. Hamiltonian (Energiefunktional) so zu vereinfachen, dass die Differentialgleichung lösbar wird.

Ok, das verstehe ich. Und weil [p^2 / (2m) + V(x)] so kompliziert ist kamen Wigner und Co. auf die Idee die Wechselwirkungen nicht genau beschreiben zu wollen sondern nur stochastisch zu modellieren, d.h. alle Eintröge der Matrix Zufallszahlen (ggfs. mit Beachtung von Symmetrie) sein zu lassen und dann zu lösen?!

Auf was spielst du da an? Sagt mir erstmal nichts.
Wechselwirkung ist ein irre heikles Thema und führt zu sehr komplexen Theorien. Einteilchenprobleme mit einem externen Potential wird ganz gerne mal in Störungsrechnung angegangen, d.h. man löst ein Problem, das analytisch lösbar ist (bspw. der harmonische Oszillator oder das Wasserstoffatom) und fügt dann Korrekturen durch die Wechselwirkung mit dem externen Potential auf die Zustände (z.B. Feinstruktur wenn man relativistische Störung und Spin-Bahn-Kopplung als Störung hinzufügt). Die Korrektur läuft hier ähnlich wie eine Taylorreihe, gibt also auch höhere Ordnungen an Korrekturen. Was aber meistens von Interesse ist, ist die Wechselwirkung mehrerer quantenmechanischer Teilchen untereinander (z.B. das Heliumatom oder größere Atome, im Extremfall auch sowas wie Festkörper mit 10^23 wechselwirkenden Teilchen). Solche Probleme (d.h. Vielteilchenprobleme) werden in meiner Welt in 2. Quantisierung behandelt. Modelle solche Systeme mit Wechselwirkung zu betrachten gibt es wie Sand am Meer. Hubbard- und Ising-Modell sind zwei sehr einfache und bekannte. Oftmals werden nicht nur die Teilchen in 2. Quantisierung behandelt, sondern auch das wechselwirkende Feld selber. Für sowas ist das Jaynes-Cummings-Modell ein gutes Beispiel.

Und jetzt kommt der entscheidende Punkt warum ich im anderen Thread so heftig gegen die eine "Trennung" von Relativistik und QM protestiert habe: Die Dirac-Gleichung bekommt man auf genau die gleiche Weise, nur nimmt man als Startpunkt die relativistische Energie-Impuls Gleichung. Der Geniestreich von Dirac war diese Gleichung zu linearisieren, was bedeutend schwieriger war, da die Energie quadratisch drinsteht E^2 = p^2 c^2 + (mc^2)^2.

Wie hat Dirac den diese Gleichung linearisiert? Kanonisch würde man wohl auf eine andere Algebra wechseln, sowas wie (2x2) Matrizen in den Variablen. Weil da aber auch einmal die 4. Potenz auftaucht braucht man maybe auch (4x4) oder sowas. Dann versucht man die Gleichung als Lösung eines linearen, Matrix-wertigen Problems zu bekommen, d.h. ein Eintrag muss dann die gesuchte Gleichung sein und nur der interessiert.

Also erstmal muss ich hier wieder meckern, denn wenn man den Energieausdruck aus der spez. Rel. verwendet und die Operatoren ersetzt, erhält man erstmal die Klein-Gordon-Gleichung. Die Dirac-Gleichung ist *sowas wie die Wurzel* der Klein-Gordon-Gleichung, aber auf so einfachem Wege erstmal nicht zu erhalten. Ich rechne aber selber zu selten mit relativistischer Quantenmechanik, als dass hier zuverlässige Aussagen zur Lösung machen könnte.

8

Tuesday, May 3rd 2016, 11:26pm

Alles richtig was eru schreibt, bin aber nicht sicher ob das Worfs Fragen beantwortet. Ich bekomme jetzt aus dem Stegreif aber auch keine andere Begründung hin, müsste nochmal ein paar Sachen nachlesen, mal schauen ob ich dafür Zeit finde.

@eru: auch Physiker? was machst du so?

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9

Wednesday, May 4th 2016, 10:30am

Ich misch mich mal ein. D:

Sehr gut. :)
Operatoren sind durch ihre Wirkung definiert, die Operatoren müssen also auf etwas wirken. Man multipliziert nichts, sondern lässt einfach seine gerade gebastelten Operatoren auf *irgendwas* wirken. Mathematisch ist dieses irgendwas erstmal einfach ein Element eines Hilbertraums, also im weitesten Sinne ein Vektor, den man gerade Zustand des Systems nennt. Man kann sich plausibel machen, dass das Betragsquadrat dieses Zustandes gerade die Aufenthaltswahrscheinlichkeit eines Teilchens beschreibt. Ein Zustand in Ortsdarstellung ist dann die berühmte Wellenfunktion, lässt sich aber als Element eines Hilbertraums natürlich in einer ganzen Reihe Darstellungen aufschreiben (ganz gerne auch als Vektor, wie man ihn in der Schule kennen lernt).

Ok, so weit verstanden.
Auf was spielst du da an? Sagt mir erstmal nichts.

Ich beziehe mich auf den ersten Absatz von dem Abschnitt des Wikipedia-Artikels über Zufallsmatrizen:

Quoted

In nuclear physics, random matrices were introduced by Eugene Wigner to model the spectra of heavy atoms. He postulated that the spacings between the lines in the spectrum of a heavy atom should resemble the spacings between the eigenvalues of a random matrix, and should depend only on the symmetry class of the underlying evolution. In solid-state physics, random matrices model the behaviour of large disordered Hamiltonians in the mean field approximation.

Wechselwirkung ist ein irre heikles Thema und führt zu sehr komplexen Theorien.

kA ob "Wechselwirkung" der richtige Begriff war. Es ging um die vielfältigen Interaktionen von bspw. Protonen im Atomkern von Uran und wie man die Hamiltonian davon modelliert.

Wenn ich euch richtig verstanden habe werden in der QM Zustände und Observablen modelliert. Man kann ein Quantensystem beschreiben, wenn man die Hamiltonian der Gesamtenergie des Systems kennt. Diese wäre selbst wieder eine Observable, d.h. etwas, was ich messen kann und wird folglich mittels einem Operator beschreiben. Die genaue Form des Operators ist zu kompliziert zu bestimmen aufgrund der vielfältigen Interaktionen der einzelnen Teilchen, also ersetzt man ihn mit einem zufälligen Operator nach einem bestimmten Muster. Empirisch scheint dies exzellent "hinzuhauen".

Soweit zumindest mein Verständnis davon. Sagt ruhig, wo dies fehlerhaft ist.
Und jetzt kommt der entscheidende Punkt warum ich im anderen Thread so heftig gegen die eine "Trennung" von Relativistik und QM protestiert habe: Die Dirac-Gleichung bekommt man auf genau die gleiche Weise, nur nimmt man als Startpunkt die relativistische Energie-Impuls Gleichung. Der Geniestreich von Dirac war diese Gleichung zu linearisieren, was bedeutend schwieriger war, da die Energie quadratisch drinsteht E^2 = p^2 c^2 + (mc^2)^2.

Wie hat Dirac den diese Gleichung linearisiert? Kanonisch würde man wohl auf eine andere Algebra wechseln, sowas wie (2x2) Matrizen in den Variablen. Weil da aber auch einmal die 4. Potenz auftaucht braucht man maybe auch (4x4) oder sowas. Dann versucht man die Gleichung als Lösung eines linearen, Matrix-wertigen Problems zu bekommen, d.h. ein Eintrag muss dann die gesuchte Gleichung sein und nur der interessiert.

Also erstmal muss ich hier wieder meckern, denn wenn man den Energieausdruck aus der spez. Rel. verwendet und die Operatoren ersetzt, erhält man erstmal die Klein-Gordon-Gleichung. Die Dirac-Gleichung ist *sowas wie die Wurzel* der Klein-Gordon-Gleichung, aber auf so einfachem Wege erstmal nicht zu erhalten. Ich rechne aber selber zu selten mit relativistischer Quantenmechanik, als dass hier zuverlässige Aussagen zur Lösung machen könnte.

Ok, aber nur ohne Wurzel kann man kanonisch linearisieren, oder? Wobei die Frage ist, was genau mit "linear" gemeint ist, d.h. linear in was? Gibt ja 3 Größen auf der rechten Seite der Gleichung E^2 = p^2 c^2 + (mc^2)^2. Ich würde es mal als "Monomisierung" verstehen, so dass man ein Polynom aus den 3 Bausteinen erhält, wobei jede Variable höchstens den Exponent 1 hat.

This post has been edited 1 times, last edit by "AtroX_Worf" (May 4th 2016, 8:43pm)


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10

Wednesday, May 4th 2016, 6:59pm

@Raider: Ich mache gerade meinen Master in Physik, mein Schwerpunkt liegt auf theoretische Festkörperphysik und Quantenoptik. Und wo bist du so aktiv?

@Worf: Interessante Sache das mit dem Random-Matrizen, hab ich in der Tat noch nie von gehört. Es existieren zumindest in der Festkörperphysik auch systematischere Ansätze und die sind meines Wissens nach auch üblicher. Ist schwer ein generelles Vorgehen zu skizzieren ohne völlig abzuschweifen (habs 3x probiert und bin gescheitert 11). Ich probiere es morgen mal, wenn ich ein wenig mehr Zeit habe.

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Thursday, May 5th 2016, 5:53pm

Ich wurde nach 4,5 Jahren Forschung Mitte 2014 promoviert. Arbeitsgebiet war Festkörperphysik, "Computerphysik" also numerische (theoretische) Physik. Ich habe mittels verschiedener numerischer Methoden die Elektronendichte in speziellen Graphen-Nanostrukturen berechnet, hauptsächlich Dichtefunktionaltheorie, Tight-Binding und teilweise auch Quantum-Monte-Carlo, semi-empirical Hartree-Fock u.a. Habe danach aber die Wissenschaft verlassen und jetzt rdm Job in der Wirtschaft bei dem ich keine Physik mehr mache. Etwas schade, aber die Wissenschaftlerlaufbahn ist einfach zu unattracktiv und vor allem zu riskant.

Worfs Random-Matrix-Beispiele sind mir jetzt auch nicht unmittelbar geläufig, die Beispiele klingen aber nach typischen Verfahren die erstmal mit Zufallsmatritzen beginnen und von dort entsprechend weiterarbeiten. In dem nuclear physics Beispiel sind die rdm-Matrizen vielleicht direkt eine gute Näherung. Kann man sich besser so vorstellen, dass es 100 verschiedene Verfahren/Ansätze gibt und in dem Wikipediaartikel zu "Zufallsmatrizen" werden dann 3 Beispiele von den 100 genannt bei denen mit Zufallsmatrizen gearbeitet wird.

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Thursday, May 5th 2016, 6:24pm

@Erg_Raider: Bist du in Finance, Industrie oder weder noch? Machst du noch was, do du deine Kenntnisse brauchst?

Zufallsmatrizen sind ganz groß im kommen. Früher waren es ja nur Modelle für Physiker, aber wie man unter dem Wikipedia-Artikel sieht gibt es auch Verbindungen zur Zahlentheorie und zur riemanschen Zeta-Funktion. So verbindet die durch Zufallsmatrizen motivierte Theorie gebiete der Mathematik, welche vorher nicht verbunden waren. In dioe Mathe-Institute kommen seit einigen Jahren die ersten jungen Professoren, welche diese Theorie jetzt lehren. Ich denke das (noch sehr junge) Wissensgebiet diffundiert gerade in die Anwendungsbereiche wie Wireless Communication, Finance etc.

Für mich ist es das kanonische Modell und damit auch Anwendungsgebiet für hochdimensionale Daten. Und eine schöne Theorie. ^^

Was ist denn Hartree-Fock? ich kenne nur Fock-Räume mit creation und annihilation Operatoren. Und was ist Quantum-MC? MC mit operatorwertigen Zufallsvariablen oder klassisches MC mit spezieller Struktur für QM?

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