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04.09.2003, 22:45

Hartz

Bittere Pillen für Arbeitsuchende


Flexibilität und Mobilität zählen zu den Schlagworten des Erfolgs. Doch was früher als positive Eigenschaft galt, wird von den Arbeitsämtern zunehmend zwangsverordnet.



Die Zahlen sprechen ihre eigene Sprache: Allein vom ersten Halbjahr des Jahres 2002 bis zum ersten Halbjahr 2003 nahm die Zahl der verhängten Sperrzeiten, in denen den "Leistungsempfängern" der Bezug des Arbeitslosengeldes gestrichen wird, von 1000 Fällen auf 3500 Fälle zu. Diese Zahl nennt Olaf Möller, Pressesprecher des Landesarbeitsamtes Berlin-Brandenburg.

Das Arbeitsamt misst Bemühungen in Sperrzeiten

"Daran kann man erkennen, dass unsere Versuche, in fremde Berufe zu vermitteln, stark angestiegen sind", ergänzt er. Eine konkrete Gesetzgebung, die vorschreibt, welche Entfernung vom Heimatort geboten ist und wie stark sich der angebotene Job vom erlernten Beruf unterscheidet, gäbe es nicht. "Das wird immer im Einzelfall entschieden", sagt Möller, und betont, dass es höchste Zeit sei, von der Mentalität des Anspruch-Ausschöpfens zur Frage zu gelangen, wieweit der Arbeitssuchende tragbar für die Gesellschaft sei.

Natürlich versuche jedes Arbeitsamt, zuerst die Job-Lage in der entsprechenden Berufskennziffer auf dem ersten Arbeitsmarkt zu sondieren. Doch wenn hier keine Vermittlung zustande kommt, müssen auch andere Regionen und buchstäblich jeder andere Job in Betracht gezogen werden. Mit der enormen Zunahme der Sperrzeiten ist natürlich auch die Zahl der Inanspruchnahme rechtlichen Beistands gegen jene "unzumutbaren" Vermittlungsvorschläge gestiegen.

Rechtliche Schützenhilfe unabdingbar

"Den früher im Arbeitsförderungsrecht existierenden Berufsschutz gibt es nicht mehr", sagt Rechtsanwalt Urs Culemann. Die Frage der Zumutbarkeit der Aufnahme einer bestimmten Beschäftigung hängt nunmehr vorrangig von der Höhe des durch die Beschäftigung erzielbaren Arbeitsentgeltes ab, heißt es dazu im Sozialgesetzbuch. "Grundsätzlich wird vom Arbeitslosen heute verlangt, für die Aufnahme einer zumutbaren Beschäftigung außerhalb des Pendelbereichs umzuziehen", so Culemann.

Bei Fragen, die die Versetzung des Arbeitsnehmers durch den Arbeitgeber betreffen, empfiehlt Culemann, einen Blick in den Arbeitsvertrag zu werfen. "Sofern dort nichts anderes geregelt ist, gilt als vertraglich festgelegter Arbeitsort der Betriebsort". Der Arbeitgeber könne in diesem Fall keine Versetzung des Arbeitnehmers in einen anderorts gelegenen Betrieb verlangen. Culemann: "Viele Arbeitsverträge enthalten aber Klauseln, die eine Versetzung des Arbeitnehmers vorsehen, soweit eine solche aus betrieblichen Gründen erforderlich ist."

Zumtungen schaffen keine Arbeitsplätze

Bekanntlich möchte die Hartz-Kommission die Vermittlung von Arbeitslosen beschleunigen und verbessern. "Arbeitsplätze entstehen nicht, indem Arbeitslose durch neue 'Zumutbarkeit' zu sozialem und beruflichem Abstieg und zur Aufnahme ungeschützter Arbeit genötigt werden", meint Rechtsanwalt Dr. Henner Wolter aus Berlin. In einer "gemeinsamen Erklärung: Hartz-Papier und Arbeitsrecht" plädiert Wolter für eine Abkehr von der bisherigen
Sparpolitik.

Insbesondere fordert Wolter, dass "die Maßstäbe über die Zumutbarkeit nachgewiesener Arbeit nicht nochmals zu Lasten der Arbeitslosen verschärft werden", der Kündigungsschutz nicht verschlechtert werden dürfe, und Leiharbeit nicht ausgeweitet, sondern eingeschränkt gehört. Die so genannte "Ich-AG" dürfe laut Wolter nicht dazu herhalten, betriebliche Arbeit aus den Rechten und Bindungen des bisherigen Arbeitsrechtes herauszulösen.

Ohne Zuckerbrot ist schlecht arbeiten

Außerdem dürften die Grenzen so genannter geringfügiger Arbeit nicht heraufgesetzt werden. "Wir haben die Erklärung an die zuständige Stelle in der Bundesregierung geschickt, aber als Antwort bekamen wir lediglich einen Brief, in dem sinngemäß stand, dass alles gut sei, was sie machten", sagt Wolter.

Auf einen mentalen Aspekt der neuen Zwangsmobilität macht Psychologin Madeleine Leitner aufmerksam: "Die eingeschränkte Wahlfreiheit bei Berufs- oder Ortswechsel führt oft dazu, dass das, was der Arbeitnehmer machen soll, abgewertet wird." In der Psychologie beschreibt man diesen Effekt als "Reaktanz". Die neue Situation werde dann negativ gesehen, der Arbeitgeber würde es mit einer "beleidigten Leberwurst" zu tun kriegen.

Leitner hält den Verantwortlichen vor, sich nicht tiefgehend mit der Materie zu befassen und sieht eine hysterische Meinungsmache gegen angebliche "Sozialschmarotzer": "Für mich sieht das nach einer reinen Alibigeschichte aus."

(Dirk Engelhardt / Bild: Eyewire)

Quelle: Jobpilot
Der Flug einer Mücke gleicht einer Apokalypse... <br>1 2

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04.09.2003, 22:53

Ich finde es richtig, wenn nach einer gewissen Zeit der Nichtvermittelbarkeit des Arbeitslosen von diesem verlangt wird, eine berufsfremde Tätigkeit auszuüben, sofern ihm eine angeboten wird. Aber wie sieht das in der Realität aus? Soll dann einem Netzwerker verordnet werden bei McDoof Burger zu grillen, obwohl zig andere weit weniger qualifizierte Leute das auch tun könnten?

Und der Zwang des Wohnortswechsels ist die größte Albernheit. Es gibt mit Sicherheit in jedem größeren Ort genügend Arbeislose, die die Tätigkeit genauso gut ausüben könnten. Und ein Wohnortswechsel ist wirklich ein übler Eingriff.

Ich schließe mich dem Fazit an: größtenteils Stimmungsmache und Alibifunktion!

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04.09.2003, 23:14

Zitat

Original von CID_Al_Malone
Ich finde es richtig, wenn nach einer gewissen Zeit der Nichtvermittelbarkeit des Arbeitslosen von diesem verlangt wird, eine berufsfremde Tätigkeit auszuüben, sofern ihm eine angeboten wird. Aber wie sieht das in der Realität aus? Soll dann einem Netzwerker verordnet werden bei McDoof Burger zu grillen, obwohl zig andere weit weniger qualifizierte Leute das auch tun könnten?

Und der Zwang des Wohnortswechsels ist die größte Albernheit. Es gibt mit Sicherheit in jedem größeren Ort genügend Arbeislose, die die Tätigkeit genauso gut ausüben könnten. Und ein Wohnortswechsel ist wirklich ein übler Eingriff.

Ich schließe mich dem Fazit an: größtenteils Stimmungsmache und Alibifunktion!


Alleine aus diesen Grund werde ich nie wieder SPD Wählen.
Ein Zins um sie alle zu knechten, sie zu finden, sie ins Dunkel zu treiben und sie ewig zu binden.

4

04.09.2003, 23:22

Malone das ist alte Kacke mit dem Harz-Konzept und jeder weiß das es gute Ansätze hat, in der Praxis aber der Erfolg ausbleiben wird und das das alles nur Imagesache vom Kanzler ist/war

5

04.09.2003, 23:25

Ich bin mir da nicht ganz sicher, ob das jeder weiß :rolleyes: Werden wir ja sehen ;)

Ich weiß auch nicht, ob es dem Image einer Regierung zuträglich ist, dauernd irgendwelche Kommissionen einzuberufen, anstatt selbst Lösungen zu präsentieren ;)

6

04.09.2003, 23:51

Zitat

Original von _EA_BlacK_SharK
Malone das ist alte Kacke mit dem Harz-Konzept und jeder weiß das es gute Ansätze hat, in der Praxis aber der Erfolg ausbleiben wird und das das alles nur Imagesache vom Kanzler ist/war


Nicht jeder weiß was Harz bedeutet, die leute werden erst wissen was Harz bedeutet wenn sie Harz spüren.

7

04.09.2003, 23:57

@Malone: die Politiker haben nicht ausreichend Fachwissen um Probleme zu lösen, darum werden Ausschüsse angerufen, das ist normal, bloss wie die Regierung dieses Konzept präsentiert hat (als ist es ein Allheilmittel) war nicht ok. Die Ausschüsse sind normal und notwendig....

8

05.09.2003, 00:04

Hmm ja stimmt wohl. Allerdings schon irgendwie bedenklich, dass Politiker und ihre Berater offenbar nicht genung Fachwissen haben... :baaa:

SenF_Rey_Erizo

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9

05.09.2003, 00:17

wie soll man auch grossartig informiert sein, wenn man erst Jura studiert und dann Polemik und Rhetorik übt???

Tahrok

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10

07.11.2004, 20:47

hab leider keinen anderen hearts IV threat gefunden und wollt keinen neuen aufmachen.

also, in wolfsburg haben die jetzt ne initiative für 1€jobs gestartet.
und zwar das arbeitslose als Schultoilettenwächter eingesetzt werden...
Da sich die Schüler beschwert haben, wie dreckig und kaputt die sind...
die politiker sagen zwar das die arbeitskraft keine reinigungskraft sein soll sondern so soll geld eingespart werden was sonst zur reperatur von den toiletten gebraucht werden würde...

also ich find des einfach krass...
arbeit is überhaupt nix mehr wert.. arbeitslose werden als bimbos benutzt...

1€ jobs is das beschissenste was es gibt...

11

07.11.2004, 21:48

Die 1€Jobs sind in Thüringen schon alle besetzt. Ich finde es auch durchaus richtig, wenn ein Arbeitsloser im öffendlichen Interesse beschäftigt wird, damit er sich so sein Taschengeld selber verdient, auch wieder unter Leute kommt, sowas wie einen Berufsalltag hat und nicht daheim liegen kann, während am Monatsanfang pünktlich das Geld auf dem Konto ist. Da kann man endlich den wirklichen Arbeitsverweigerern den Hahn zu drehen.
Dabei sollte man jedoch schon darauf achten, dass die Leute so weit das möglich ist berufsnahe eingesetzt werden. In manchen Unis und Fachhochschulen werden zB auch 1€ Jobs für spezialisirte Arbeitslose angeboten.

Flexibilität mag zwar notwendig sein, aber was man vergisst, ist dass zB Thüringen eine jährliche Abwanderung von 2% hat. Wenn man so weiter geht, ist Ostdeutschland in 50 Jahren ein Altersheim.

12

07.11.2004, 23:32

Malone is back ^^

OoK_Wickie

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13

07.11.2004, 23:35

Ähm, sein Posting war vom 4.9.2003.... :P

14

08.11.2004, 17:29

Hier findet man Malones aktuelle Meinung ^^

http://www.kinderprinzengarde.de/viewtopic.php?t=404

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »[pG]fire_de« (08.11.2004, 17:29)


15

08.11.2004, 17:29

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »kOa_Master« (08.11.2004, 17:30)


16

08.11.2004, 19:22

aso ok dachte schon :D

Tahrok

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17

08.11.2004, 20:27

ich find man sollte ihn freischalten :))))