Mir fällt seit längerem ein Trend auf, welchen ich als höchst kritisch ansehe:
Neben den grossen internationalen Konzernen versuchen inzwischen auch KMU's (Kleine und Mittelständische Unternehmen) jeden Vorteil aus der Globalisierung, dem schnellen internationalen Versand von Waren und den günstigeren Kosten in anderen Staaten / Kontinenten zu nutzen.
Insbesondere bei digitalen Gütern und Arbeitskräften, als auch bei Arbeiten welche ausgelagert werden können oder dem Support und der Beschaffung von Produkten.
Auf der anderen Seite jedoch wird überall drauf geachtet, dass der Endkunde / die Privatperson bzw. der normale Arbeitnehmer keinen Vorteil daraus zieht.
Wo irgend möglich wird dies verhindert, insbesondere in der digitalen Welt / bei Lizenzen und wenn möglich natürlich auch bei Markenprodukten.
Insbesondere ist mir dies in der Schweiz aufgefallen, wo die Verbraucher noch etwas weniger aufs Geld achten und es teils ganze Produktlinien die 1zu1 identisch zu dem deutschen Produkt sind (gleich verpackt, gleiche Hinweise, gleiche deutsche Support / Kontaktadressen drauf) oder nur neu Verpackt mit CHF Angabe drauf und der Adresse einer Schweizer Niederlassung, welche dann aus 3 Personen besteht und die Produkte umverpackt aus Deutschland bezieht.
Da werden fix mal 30 bis über 100% Preisaufschlag drauf gepackt, für exakt die gleiche Leistung und einen Transport unter 300 km.
Oftmals gibt es vom Hersteller aber absichtlich nur einen grossen B2B Zwischenhändler der die Produkte in die Schweiz vertreibt - bzw. nur diesen einen offiziellen Vertriebskanal. D.h. wenn man nicht selbst nach DE fahren will und dort einkauft bleibt einem offiziell nur der eine Weg und man ist auf die angewiesen.
Sehr lustig auch die Lizenzen, geht man aus der Schweiz auf einen Onlineshop eines Konzerns wird anhand der IP erkannt das der Zugriff aus der Schweiz erfolg und die CHF Preise angezeigt (welche oftmals deutlich höher sind) - geh ich jetzt über deutschen Proxy und/oder über TeamViewer vom Rechner meines Bruders in Deutschland auf den Onlineshop habe ich die günstigeren Onlinepreise, kann aber vor allem bei digitalen Produkten meistens auch eine Schweizer Adresse angeben und teils bei Lieferungen sogar dorthin liefern lassen (halt ggf. Zoll dazu, je nach Preis des Artikels).
Wenn man dann aber das Schweizer Produkt zum Schweizer Preis kauft, hat man den Support oftmals trotzdem im Ausland.
(Wobei das Produkt im Endeffekt identisch zum deutschen ist, bei einigen Softwareartikeln wird nicht einmal das Schweizer Tastaturlayout implementiert - es wird also genau 0 Mehraufwand betrieben).
Einige Unternehmen treiben das nochmals auf die Spitze, in dem Sie in Deutschland ein Produkt anbieten, das gleiche Produkt in der Schweiz in der identischen Fassung teurer vertreiben, in Deutschland aber deutschen Support anbieten (also eine Hotline wo man einen deutschsprachigen Support bekommt) - in der Schweiz jedoch auf den internationalen Support verweisen, wo man in Indien bei gebrochenem Englisch eines Technikers oder einem schlechten Übersetzer mit gebrochenem Deutsch landet.
Das geht teilweise so weit, das der Amazon Endkundenpreis in Deutschland niedriger ist als der Einkaufspreis im B2B Bereich über concertopro etc. hier in der Schweiz.
Die Krönung ist dann, wenn dies in Form von Carepacks oder extra Leistungen verkauft wird - wo man in Form von Wartungs- oder Serviceverträgen jährlich für bezahlt, aber per Hotline DENNOCH in Indien landet, wenn auch ohne Wartezeit. Aber die trotzdem 3 mal so lange brauchen um zu raffen worum es überhaupt geht - unabhängig ob das alles vorher schriftlich dokumentiert wurde und Punkt für Punkt aufgeschrieben - muss alles in gebrochenem Englisch nochmal erklärt werden.
Ist das deren ernst ?
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Einerseits nutzen Sie den niedrigen Dollarkurs, den schwachen Euro und die billigen Arbeitskräfte in Asien aus um ihre Gewinne zu maximieren.
Andererseits ist das Geschrei gross, wenn dann eine Privatperson / Verbraucher auf die Idee kommt auch sparen zu wollen und sich z.B. zu US Dollar Kurs eine Softwarelizenz kauft oder vor Ort ein Produkt einkauft und importiert.
- Warum darf ein Produkt z.B. in Indien von Programmierern welche für unter 500 Euro Monatslohn arbeiten programmiert werden,
darf dann aber nicht zu indischen Konditionen verkauft werden ?
- Darf ein Hersteller / Konzern sich die Vorteile der Globalisierung herausnehmen und gleichzeitig die Nachteile an den Kunden weitergeben (z.B. schlechterer Support),
aber GLEICHZEITIG dem Verbraucher und der Bevölkerung die Vorteile verwehren ? (z.B. in dem trotzdem 60 Euro für ein Produkt verlangt werden, auch wenn die Kosten zur Erstellung dieses Produktes von Beispielsweise 20 Euro auf 2 runter gefahren wurden und die Produkte in den verschiedenen Staaten identisch sind ?)
- Ist dies politisch so gewollt oder wird dieser Fakt einfach nur ignoriert ?
Das EA Beispiel ist nur ein Punkt, auch im Geschäftsbereich geht es in der Schweiz ganzen Branchen so, die von Zulieferern aus der EU abhängig sind und oftmals vom Franken / Euro Kurs nicht profitieren, die Nachteile aber voll mitkriegen wenn es sich in die andere Richtung bewegt.
Ist das nicht eine viel grössere Ausnutzung des Systems und der Machtposition von internationalen Konzernen als z.B. die vorgehensweise die Intel damals gegenüber AMD gemacht hat, wofür sie eine Milliarde gezahlt haben ?
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Attila« (10.11.2011, 22:28)