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Attila

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12.04.2011, 14:57

Plagiate Wiki - Plagiatsjäger im Netz machen weiter.. (3 neue Personen bereits)

http://www.focus.de/digital/internet/dis…aid_617587.html


Der jüngste Plagiatsvorwurf richtet sich gegen die FDP-Europaabgeordnete Silvana Koch-Mehrin.

Zitat

Nach dem Vorbild des „GuttenPlag“-Wikis prüfen Freiwillige beim „VroniPlag Wiki“ die Dissertation „Historische Währungsunion zwischen Wirtschaft und Politik“. Bisher haben sie 24 Seiten aufgeführt, die Plagiate enthalten sollen. Die entsprechenden Stellen sind öffentlich auf der Plattform einsehbar. So soll die Politikerin unter anderem ganze Absätze wortwörtlich aus Wirtschafts-Handbücher abgeschrieben haben, andere Textstellen hat sie demnach nur umformuliert. Einen Teil der angeblichen Plagiate haben die „VroniPlag“-Mitarbeiter nach eigenen Angaben bereits verifiziert. Das heißt, die „verdächtigen“ Textteile wurden bereits mit der Originalquelle verglichen. Die Heidelberger Universität will die Vorwürfe nun prüfen.

Zur Tocher von Stoiber:

Zitat

Das Projekt „VroniPlag Wiki“ startete Ende März zunächst mit der Untersuchung der Doktorarbeit der Tochter von Edmund Stoiber, Veronika Saß. Die Juristin soll demnach auf mindestens 48 von 383 Seiten ihrer Dissertation zur „Regulierung im Mobilfunk“ abgeschrieben haben.

Zum CDU Mann Matthias Pröfrock:

Zitat

Auch die Dissertation des baden-württembergischen CDU-Politiker Matthias Pröfrock steht auf der Plattform auf dem Prüfstand. Er soll sogar fast die Hälfte (45,9 Prozent) seiner Arbeit aus unbelegten Quellen haben.


Wenn man sich das so durchliest kommt es einem langsam so vor das zumindest das teilweise Abschreiben und oft auch eiskalte 1zu1 übernehmen von längeren Texten nicht die absolute Ausnahme sondern öfter vorkommende Praxis ist ?

Und wie stümperhaft teilweise, 1zu1 20-40 Seiten zu übernehmen bzw bis über 50% der Arbeit 1zu1 zu kopieren hätte ich mich nicht mal in der Oberstufe vom Gymnasium getraut, wo es "nur" um die Note in einem Fach geht.. - diese Menschen sind doch zum Großteil in Positionen wo sie ihr gesellschaftliches Ansehen verlieren können bzw. sie ihren Status beim "gemeinen Volk" zum Teil aufgrund ihrer Studenrichtungen, wirtschaftlichen Arbeiten und Doktortitel erreichen.. Wie kann man da so dumm sein und 50% der Arbeit abschreiben ? Ich mein wenn mans nicht kann soll mans halt lassen, ich studier auch keine Informatik weil ich n 6 Punkte Mathe lowbob war und 0 Interesse an Mathematik habe...

Vor allem wenn das so weiter geht und durch diese Blogs / Wikis / Communities nicht 5 sondern über die nächsten Jahre vlt. 50 oder gar 100 solche Fälle aufgedeckt werden, welchen Wert hat dann so eine "wissenschaftliche" Arbeit noch ? Was sagt dann ein Doktortitel aus ?
Natürlich sind das dann unter tausenden von Doktortiteln und wissenschaftlichen Arbeiten nur sehr geringe Prozent / Promillewerte, dennoch reicht das in meinen Augen für einen Vertrauensverlust aus.


So sah ich das auch bei Gutenberg, viele brachten das Argument das er diesen Titel oder diese wissenschaftliche Arbeit für seine Arbeit als Verteidigungsminister ja eh nicht bräuchte. Das ist für mich aber nicht der Kern, sondern der Hauptpunkt ist, das er betrogen und nachgewiesener Maßen öffentlich gelogen hat.
"Nach bestem Wissen und Gewissen", genau wie einige anderen Aussagen, wo man ganz genau sehen konnte das das definitiv gelogen ist.

Für mich persönlich ist das offensichtliche bzw. nachgewiesene "betrügen" und somit "erschleichen" eines Doktortitels oder einer Disseration oder auch Bachelor oder Masterarbeit ein größeres Verbrechen als z.B. n Ladendiebstahl und auf einer Stufe mit dem fälschen von Dokumenten.. Wenn irgendwer über 60% einer Disseration bescheißt ist er in meinen Augen nicht besser als jemand der mit nem gefälschtem Personalausweis durch Deutschland läuft - denn so jemand verschafft sich Vorteile und Ansehen, was er nicht verdient hat.


Dazu kommt bei Politikern noch schwerwiegend dazu, das Vertrauen ihr Kapital ist.
Genauso wie ich keinen aggressiven kriminellen oder Verbrecher zum Polizisten, Elitesoldaten oder Wachmann für kritische Bereiche mache, darf in meinen Augen kein notorischer Lügner und erstrecht kein überführter Betrüger ein Politiker sein.


Wenn du n Berufsabschluss fälscht (ziemlich egal als was) und jahrelang irgendwo arbeitest, ist es gar keine Frage ob du rausfliegst wenn das entdeckt wird.
Wenn du 10 Jahre ohne Führerschein fährst und nie n Unfall baust, keiner je zu Schaden kommt und du erwischt wirst, ist es überhaupt keine Frage ob du bestraft wirst, und ein Auto wirst du legal wohl auch nicht mehr fahren.

Aber wenn ein aktiver Politiker seine ganze Disseration gefakted hat, seit Jahren mit falschem Doktortitel rumläuft oder gar noch schlimmer irgend ein Studiumabschluss zum Teil unberechtigt erreicht, hat derjenige sich unter Umständen Vorteile verschafft in seinem Lebenslauf, welche gegenüber seinen Konkurrenten genau den entscheidenen Vorteil brachten. Erstrecht wenn das ganze in Kombionation mit ehh schon sehr extensivem Lebenslauf Tuning geschieht und weitere Vorteile wie z.B. eine wohlhabende Familie und Einfluss etc. dazukommen.

Gerade in diesem fall müsste doch VIEL HÄRTER bestraft werden, gerade weil es um die höheren Akademischen Ränge geht ?
So jemand müsste doch viel mehr abkriegen als n einfacher Betrüger oder Ladendieb oder als jemand der z.B. sein Abitur illegal erlangt oder gefälscht hat (z.B. einfach durch n gefälschtes Abizeugnis).. dabei gibt reine Dokumentenfälschung bisher viel mehr aufn Sack, als so ein dreißtes Fälschen bzw. zusammenklauen einer ganzen Disseration.



z.B. macht ein Kollege von mir eine Ausbildung als Rettungsassistent (quasi bei Rettungseinsätzen direkt derjenige unter dem Arzt, Sanitäter etc. sind da drunter)
Und er erzählte neulich in seinem Jahrgang bzw. von der Prüfung wurde grad einer ausgeschlossen.

Der Typ hatte schon knapp 2 Jahre Ausbildung hinter sich und vorher schon als Sanitäter etc. gearbeitet. - nun mussten die n praktikum ableisten im Rahmen dieser Ausbildung, was der Typ auch gemacht hat.. allerdings fehlte ihm eine Unterschrift unter einem der Praktikumsberichte und er konnte das ohne die Unterschrift nicht abgeben.
Daraufhin hat er versucht die Praktikumsstelle zu erreichen, der Zuständige der das Unterschreiben musste war aber in Urlaub und ihm wurde gesagt er soll in 3 Wochen nochmal wiederkommen.. das war aber anscheinend nach seinem Abgabetermin, also was tat er ? Er sah sich die Unterschrift auf einem anderen Bericht an und fälschte sie.

Das Ende vom Lied: das fiel durch Zufall auf, der Typ wurde nicht zur Prüfung zugelassen und verlor sowohl die Stelle, als auch jegliche Berechtigung diese Prüfung nochmal machen zu dürfen.. die Begründung war ungefähr ala, wer Unterschriften fälscht dem sollte man nicht anvertrauen Menschenleben zu retten.
Und er bekam in dem Bundesland eine Sperre, hatte keinerlei Abschlusszeugnis und eine Ausbildung für die er Zahlen musste (private Rettungsassitentenschule, kostete um die 10000 Euro für die 2 Jahre) und seine einzige Chance nochmal in diesem Bereich zu Arbeiten wäre in einem komplett anderen Bundesland die Ausbildung neu anzufangen.
Da er mit Anfang 20 aber weder die finanziellen Mittel dazu hatte, noch seine Eltern ihn weiterhin unterstützen wollten bedeutete es das aus für ihn in dem Beruf.



Hart aber gerecht mögen jetzt einige sagen, dem Stimme ich auch zum Teil zu - auch wenn ich jemandem der einmal in meinem Leben eine Unterschrift gefälscht hat nicht generell die Fähigkeit absprechen würde Leben zu retten oder als Rettungsassistent zu arbeiten.
Andererseits kenne ich genug Leute die irgendwann mal die Unterschrift ihrer Eltern gefälscht haben, für ne Entschuldigung in der Schule und sogar einige die mit nem gefälschten Personalausweis rumliefen der sie 2 Jahre älter machte, damit sie mit 16 auch in die ab 18 Discos wo streng kontrolliert wurde reinkamen.
Und auch genug Leute die schwarz gefahren sind, ob nun Roller oder Auto - oder n Roller hatten der 80+ lief anstatt der erlaubten 25 (mit 16.)




Wenn ich das jetzt aber in Relation sehe, würde ich das illegale erlangen eines Doktortitels bzw. das Betrügen im Lebenslauf oder gar beim Studiumabschluss als viel schwerwiegender sehen als das fälschen einer einzigen Unterschrift bei einem Rettungsassistenten für ein Praktikum (welches er nachweislich abgeleistet hatte).

D.h. für einen Politiker der soetwas macht, müsste es zu 100% das aus bedeuten. Da dürfte garkeine Diskussion geben ?
Ganz einfach, weil er betrogen hat und nicht weiter Vertrauenswürdig ist, welches als Politiker MUSSkriterium ist - mehr als in vielen anderen Berufen.
Ein Politiker dessen Worte nichts Wert sind, bzw. der betrügt und/ oder öffentlich lügt sollte kein "Vertreter des Volkes" sein.

Ob er jetzt eine Unterschrift oder Dokumente gefälscht, seinen Lebenslauf gefälscht oder seine Disseration abgeschrieben hat ist für mich dabei unerheblich. (abgesehen von evtl. dazukommenden Strafen) - wichtig ist für mich, das es ein Mensch ist dem man nicht vertrauen kann und der damit nicht in der Lage ist Politiker zu sein.




Seht ihr das anders ?

2

12.04.2011, 15:04

Silvana Koch Merin würde mich jetzt nicht wirklich wundern... Genau der gleiche Typ "Politiker" wie Guttenberg seinerzeit...
Gute Sache aber! Sie sollten die Suche nur mal über die Regierung hinaus ausdehnen, oder sollten diese Herren etwa noch andere Ziele haben, als den reinen Schutz der Wissenschaft vor Schwindlern? ;)
Artificial intelligence is no match for natural stupidity.

Attila

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3

12.04.2011, 15:56

Silvana Koch Merin würde mich jetzt nicht wirklich wundern... Genau der gleiche Typ "Politiker" wie Guttenberg seinerzeit...
Gute Sache aber! Sie sollten die Suche nur mal über die Regierung hinaus ausdehnen, oder sollten diese Herren etwa noch andere Ziele haben, als den reinen Schutz der Wissenschaft vor Schwindlern? ;)
andere Ziele sind durchaus möglich,
andererseits steht es ja jedem frei selber auch im anderen politischem lager zu suchen - ich wette es würde da ebenso genug unterstützer geben.

4

12.04.2011, 16:29

Das Problem fängt imho schon im Grundstudium an, wenn dies recht übungs- und abgabeintensiv ist und das Zeug dann auch noch Voraussetzung für Klausurteilnahmen ist. Die die Beziehungen haben kopieren dann einfach anstatt sich selbst die Mühe zu machen und Studenten bei denen der soziale Mittelpunkt wegen Arbeit o.a. weiter weg von der Uni liegt, haben es dann gleich nochmal schwieriger. Man braucht bei den üblichen Übungszetteln zwar immernoch ne gewisse Grundintelligenz um sie zu verstehen, wenn man sie nur kopiert hat, aber die meiste Zeit geht eigentlich immer für den Lösungsansatz drauf.

Die Unis versuchen zwar gleiche Bedingungen zu schaffen indem sie gemeinsame Abgaben erlauben, aber wirklich helfen tut das auch nicht.

Insofern wundert es mich überhaupt nicht wenn sich diese Kopiermentalität auch bis in die Dissertation fortsetzt. Selbstständiges Arbeiten wird von den Universitäten einfach nicht belohnt - unter Berücksichtigung des Arbeitspensums eigentlich sogar bestraft.

Evtl. gehts heutzutage auch schon in der Schule damit los. Wenn ich mich an meine erste Klausur an der Uni hier zurück erinnere, da ist der Prof ziemlich ausgerastet und meinte er müsste 1/3 der Leute eigentlich rausschmeißen, weil reihenweise abgeschrieben wurde bzw. Lösungen durchgereicht wurden (stattdessen gabs nur 'ne neue Klausur). Und ich bezweifle eher, dass das 'ne große Ausnahme war.

Allerdings kann man dem Einzelnen da noch nicht einmal einen Vorwurf machen - so wie uns durch die Medien doch der perfekte Lebenslauf vorgeschrieben wird. Dieses Plagiate Wiki ist imho auch nur ein Plattform für Neider. Die sollten sich eher die Leute vorknöpfen die die Dissertation abgesegnet haben. Wenn jemand soweit von seinem Doktoranden entfernt ist, dass er nicht merkt welche Inhalte wirklich selbst erarbeitet sind, muss man sich eigentlich fragen wieso er überhaupt Arbeiten betreut.

5

12.04.2011, 18:09

hm, wo ist den der Worf? Ein Thread mit FDP-Beteiligung, da darf er doch nicht fehlen? Is ja fast so wie dieses Jahr ein Werder Bremen-Thread ohne Eisi. Schaaf ist übrigens immer noch nicht geflogen.

Ich musste etwas schmunzeln als ich gelsen hab die Homburger und Koch-Mehrin können sich ncht leiden. Auch das noch, Zickenkrieg! Der arme Guido hats schon schwer... :P

Silvana Koch Merin würde mich jetzt nicht wirklich wundern... Genau der gleiche Typ "Politiker" wie Guttenberg seinerzeit...

jo

6

12.04.2011, 18:19

Das Problem fängt imho schon im Grundstudium an, wenn dies recht übungs- und abgabeintensiv ist und das Zeug dann auch noch Voraussetzung für Klausurteilnahmen ist. Die die Beziehungen haben kopieren dann einfach anstatt sich selbst die Mühe zu machen und Studenten bei denen der soziale Mittelpunkt wegen Arbeit o.a. weiter weg von der Uni liegt, haben es dann gleich nochmal schwieriger. Man braucht bei den üblichen Übungszetteln zwar immernoch ne gewisse Grundintelligenz um sie zu verstehen, wenn man sie nur kopiert hat, aber die meiste Zeit geht eigentlich immer für den Lösungsansatz drauf.

Die Unis versuchen zwar gleiche Bedingungen zu schaffen indem sie gemeinsame Abgaben erlauben, aber wirklich helfen tut das auch nicht.

Insofern wundert es mich überhaupt nicht wenn sich diese Kopiermentalität auch bis in die Dissertation fortsetzt. Selbstständiges Arbeiten wird von den Universitäten einfach nicht belohnt - unter Berücksichtigung des Arbeitspensums eigentlich sogar bestraft.

Evtl. gehts heutzutage auch schon in der Schule damit los. Wenn ich mich an meine erste Klausur an der Uni hier zurück erinnere, da ist der Prof ziemlich ausgerastet und meinte er müsste 1/3 der Leute eigentlich rausschmeißen, weil reihenweise abgeschrieben wurde bzw. Lösungen durchgereicht wurden (stattdessen gabs nur 'ne neue Klausur). Und ich bezweifle eher, dass das 'ne große Ausnahme war.


Ich weiß nicht, ob du promovierst oder promoviert hast, aber ich würde dir auf der Basis der mir bekannten Doktoranden klar widersprechen. Die Arbeitsweisen von Studenten und Doktoranden sind absolut nicht zu vergleichen. Während der Diss wird eigenständiges Arbeiten nicht bestraft, sondern im Gegenteil, gefordert - zumindest bei wissenschaftlich ernstzunehmenden Dissertationen. Leute mit "verlagertem" Schwerpunkt fallen da meines Erachtens aus dem Raster, aber bei denen geht es ja auch vornehmlich um den CV und nicht um die Wissenschaft.
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7

12.04.2011, 20:03

bei den bisherigen fällen geht es ja um sozial- und humanwissenschaftliche arbeiten, da wird wissenschaftlich ohnehin praktisch nur mist produziert, der eine mist ist hält sich halt an parareligiös-messianisch verehrte methoden, der andere nicht.

8

12.04.2011, 20:22

Silvana Koch-Merin hat sich doch letztes Jahr bis auf die Knochen bei Hart aber Fair in Sachen Witschaftskompetenz blamiert.Die wird ihre Doktorarbeit auch nicht selber geschrieben haben,da bin ich mir sicher.Die FDP hat sie ja zeitig ins Europäische Parlament entsorgt.

9

12.04.2011, 20:23

bei koch-mehrin wundert mich das auch nicht

10

12.04.2011, 20:38

bei den bisherigen fällen geht es ja um sozial- und humanwissenschaftliche arbeiten, da wird wissenschaftlich ohnehin praktisch nur mist produziert, der eine mist ist hält sich halt an parareligiös-messianisch verehrte methoden, der andere nicht.
genau und dieser mist bildet nebenbei die grundlage für unser gesellschaftssystem, menschenbild, wertesystem, die erziehung etc...
sollte man sofort einstampfen.

zum thema:
diese politiker, deren doktorarbeiten gerade im fokus stehen rekrutieren sich alle aus dem bürgerlichen lager. gerade an meiner uni ist es auch spannend zu beobachten (anhand der wahlliste zu den allg. hochschulwahlen) aus welchem milieu sich bürgerliche nachwuchspolitiker rekrutieren. zum beispiel sind an meiner uni auf der rcds-liste leute (besonders frauen) mit einem "von" als namenszusatz stark überrepräsentiert. (3 von 5 auf den obersten listenplätzen)

auf den uni internen wahlplakaten scheint sich dieses bild zu bestätigen (der wahlerfolg ist übrigens eher bescheiden).

was ich damit aussagen will ist, dass sich bürgerliche nachwuchspolitiker, dem anschein nach, vor allem aus dem gehobenen bürgertum (oder altem adel) rekrutieren. dass solche leute es leichter haben und über diverse beziehungen verfügen dürfte auf der hand liegen.

daher finde ich es toll, dass die öffentlichkeit (sprich online-communities) diesen leuten mal auf die finger schauen.

btw:
früher war es ja mal aufgabe der medien die mächtigen zu kontrollieren. irgendwo ist es ja auch ein armutszeugnis für die gesamte medienwelt, dass nicht journalisten sondern einfache bürger solchen betrügereien auf die spur kommen müssen, damit sie öffentlich werden

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »]DEAD[ Wulfila« (12.04.2011, 20:47)


11

12.04.2011, 21:29

bei den bisherigen fällen geht es ja um sozial- und humanwissenschaftliche arbeiten, da wird wissenschaftlich ohnehin praktisch nur mist produziert, der eine mist ist hält sich halt an parareligiös-messianisch verehrte methoden, der andere nicht.
genau und dieser mist bildet nebenbei die grundlage für unser gesellschaftssystem, menschenbild, wertesystem, die erziehung etc...
sollte man sofort einstampfen.


das gesellschaftssystem hat sich in erster linie selber gebildet und wenn menschen selber institutionen oä eingeführt haben, so haben sie niemals auf sozialwissenschaftliche arbeiten zurückgegriffen. naja gut doch bei der sovjetunion

welches tolle menschenbild haben wir denn, was in der sozialwissenschaft unumstritten ist?

des weiteren ist ein wertesystem ist per definition nicht wissenschaftlich(abgesehen davon haben wir mehrere konkurrierende) und kein mensch liest sich bevor er sein kind erzieht die neusten befunde der erziehungswissenschaft durch, welche übrigens auf ziemlich trivialem level stagnieren

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Rommel« (12.04.2011, 21:40)


12

12.04.2011, 21:53

du irrst dich ganz gewaltig.
gerade die bundesrepublik deutschland und ganz besonders der sozialstaat beruhen auf der angst vor einer neuen diktatur. um diese zu verhindern, hat man auf geschichts-, sozial- und wirtschaftswissenschaftliche überlegungen zurückgegriffen. diese überlegungen bilden bis heute die grundlage für die deutsche politik.

das menschenbild ist völlig umstritten. das resultat ist die proklamation der menschenrechte. jeder mensch hat das recht auf eine freie gestaltung seines lebens. das ist eine bedeutende einsicht der geisteswissenschaften.

die erziehungswissenschaften sind tatsächlich eine wurstwissenschaft. zumindest halte ich sie (als angehender lehrer, daher vorbelastet) genau dafür.

13

12.04.2011, 22:18

du irrst dich ganz gewaltig.
gerade die bundesrepublik deutschland und ganz besonders der sozialstaat beruhen auf der angst vor einer neuen diktatur. um diese zu verhindern, hat man auf geschichts-, sozial- und wirtschaftswissenschaftliche überlegungen zurückgegriffen. diese überlegungen bilden bis heute die grundlage für die deutsche politik.

das menschenbild ist völlig umstritten. das resultat ist die proklamation der menschenrechte. jeder mensch hat das recht auf eine freie gestaltung seines lebens. das ist eine bedeutende einsicht der geisteswissenschaften.

die erziehungswissenschaften sind tatsächlich eine wurstwissenschaft. zumindest halte ich sie (als angehender lehrer, daher vorbelastet) genau dafür.


naja gut, dass die sozialwissenschaft gar nicht beachtet wird, war polemisch, aber, dass der heutige sozialstaat bis heute auf den erkenntnissen von 1950 beruht, unterstreicht umso mehr wie wenig fortschritt es in dem bereich gibt. ist ja nicht so, dass es kein handlungsbedarf auf dem gebiet gäbe. außerdem waren schon 1950 die erkenntnisse eher eine simple dokumentation des geschichtlichen trial&error als das resultat komplizierter und funktionierender theorien

die grundrechte sind kein menschenbild sondern ein atheoretischer konsens über werte. menschenbild wäre eher das marxistische vs hobbesianische vs darwinistische. dass jeder das recht auf die freie gestaltung seines lebens hat, ist das auch ziemlich stark umstritten, es gibt in dem bereich sehr starke meinunsverschiedenheiten wie weit dieses recht geht. und den sehr kleinen konsens der besteht, ist kein ergebnis der wissenschaft sondern sozial gewachsen

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Rommel« (12.04.2011, 22:24)


14

12.04.2011, 22:20

Die Übungszettel an den Unis sind sicherlich nicht dafür verantwortlich. Und wenn man die nicht bearbeitet, betrügt man sich eh nur selbst und besteht dann halt die Klausur nicht.

Das ist halt einfach Korruption von Verantwortlichen zugunsten einiger Personen, die sich mit Kontakten durchschummeln wollen des Prestiges wegen.

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15

12.04.2011, 22:25

Die Übungszettel an den Unis sind sicherlich nicht dafür verantwortlich. Und wenn man die nicht bearbeitet, betrügt man sich eh nur selbst und besteht dann halt die Klausur nicht.

Das ist halt einfach Korruption von Verantwortlichen zugunsten einiger Personen, die sich mit Kontakten durchschummeln wollen des Prestiges wegen.
Das ist halt ein bisschen wie Radsport in unserer Gesellschaft, willst du nach oben kommen, musst du Doping nehmen (oder eben schummeln), deshalb treiben sich da oben auch viele dieser Kandidaten rum. Das ist traurig, trifft aber zum Glück nicht auf alle zu.
live is live, nana nanana :D

Zitat

Original von -=)GWC(RaMsEs
von 50k könnte ich in münchen nicht mehr leben.

16

13.04.2011, 09:26

Zitat

Insofern wundert es mich überhaupt nicht wenn sich diese
Kopiermentalität auch bis in die Dissertation fortsetzt. Selbstständiges
Arbeiten wird von den Universitäten einfach nicht belohnt - unter
Berücksichtigung des Arbeitspensums eigentlich sogar bestraft.
ich finde schon das er recht hat und einem dadurch ne gewisse mentalität was unselbstständigkeit angeht, eingetrichtert wird . Viele sachen stehen in bezug auf aufwand/ertrag einfach nicht in relation. Ein beispiel von mir : 15 bautechnische zeichnungen, als beleg gemarkt, willkürlich entweder mit nem testat versehen, oder doch benotet. Arbeitsumfang pro zeichnung zwischen 8 und 20 stunden, WENN MAN ABGEZEICHNET HAT von leuten höherer semester ( mit minimalen anpassungen ) . Nun stell ich mir mal vor wie ich das hätte schaffen wollen indem ich alles selber gemacht hätte ( keine schulung in dem zeichnungsrelevanten gebiet, sollte dem "selbststudium" dienen ) . Vermutlich würde da aus 20 std locker 30 bis 40 std, inklusive ne wiedervorlage weil man doch alles falsch gemacht hat in den augen des profs, das ganze nochmal, eventuell mit ner 50% wertigen 5, da man nie wusste ob Testat oder komplette benotung erfolgte. Ich wäre vermutlich durch so einige prüfungen geflogen, aber durch die zeitersparnis hab ich alle 9 prüfungen in 3 wochen prüfungsperiode bestanden. Andere nicht. Seitdem nehm ich immer vorgekaute hilfsmittelchen um mir etwas zeit zu sparen. Bringt mich das jetzt weiter? gewaltig. Später? eher nicht. Schuld ist das pensum, nicht ich.

Wie soll ich dann also bei ner promotion handeln, wenn ich bis zuletzt nie fürs selbstständige arbeiten belohnt, eher bestraft wurde und alles nur geschafft hab weil ich hilfe hatte ?
Klar, ingieurswissenschafften sind da was ganz andres als geisteswissenschaften oder sonstige. Dort gehts auch ohne. V.a. in bezug auf jura kann ich mir nicht vorstellen, dass man das nich selber hinkriegt.

17

13.04.2011, 09:32

Silvana Koch-Merin hat sich doch letztes Jahr bis auf die Knochen bei Hart aber Fair in Sachen Witschaftskompetenz blamiert.Die wird ihre Doktorarbeit auch nicht selber geschrieben haben,da bin ich mir sicher.Die FDP hat sie ja zeitig ins Europäische Parlament entsorgt.

So ist es. Nach ihrem Auftritt bei Hart-aber-Fair und ihrem Vorstoß für eine Frauenquote fände ich es gut, wenn sie jetzt aus der Führung der FDP ausscheidet und nicht mehr ins Präsidium kommt. Ich hoffe die Plagiatsjäger sind schnell, damit auf dem Parteitag der FDP im Mai schon Klarheit besteht und da die Weichen für sie gestellt werden.
Die Übungszettel an den Unis sind sicherlich nicht dafür verantwortlich. Und wenn man die nicht bearbeitet, betrügt man sich eh nur selbst und besteht dann halt die Klausur nicht.
Das ist halt einfach Korruption von Verantwortlichen zugunsten einiger Personen, die sich mit Kontakten durchschummeln wollen des Prestiges wegen.
Das ist halt ein bisschen wie Radsport in unserer Gesellschaft, willst du nach oben kommen, musst du Doping nehmen (oder eben schummeln), deshalb treiben sich da oben auch viele dieser Kandidaten rum. Das ist traurig, trifft aber zum Glück nicht auf alle zu.

Auch quatsch. ich kann bei Übungszetteln nur von Mathe in Bonn sprechen, aber die Besten da haben die Übungszettel großteils selbst gemacht bzw. selten bis nie abgeschrieben.
Man lässt halt öfter abschreiben und diese Würstchen schaffen es dann auch noch ganz gut durch die mündlichen Prüfungen, obwohl manche fast keine Ahnung haben. Aber in den Wirtschaftswissenschaften wird im Masters praktisch auch nicht mehr ausgesiebt, da ist es schwer schlechte Noten zu schreiben. Zudem wurden die methodischen Fächer durch den Bachelor gekürzt, und im Master hat man Studenten mit viel heterogeneren Vorkenntnissen als im Diplom-Hauptstudium und die müssen dann kaum noch methodische Fächer belegen bzw. können es meist gar nicht auf dem Diplom-Niveau. Daran ist teilweise sicher auch die Angst schuld, mit einem schlechteren Bachelor-Zeugnis keinen Masterplatz zu bekommen.
Es ist sicher diskussionswürdig, ob man Übungszettel zur Pflicht machen muss, nicht jeder lernt so am effektivsten oder effizientesten.

18

13.04.2011, 10:41

hahahaah genau ich erinnere mich

http://www.youtube.com/watch?v=Pt8zp3AKPac

die hat keinen satz geschrieben so bloede wie die ist! Schoen finde ich auch wie sie erst auch noch lustig sein moechte und so schlau daherredet.


Null Tolerance gegenueber Betruegern, wenn man sowas in seiner Thesis macht ist man weg vom Fenster, und hat Jahre umsonst studiert. Das man mit so einer Einstellung und Verhalten ein Spitzenbeamt bekleiden darf ist ja gerade zu laecherlich

19

13.04.2011, 10:49

Lol, wie geil ist das denn. Die Sendung habe ich voll verpasst, schnell mal in der Mediathek suchen gehen. :D
Artificial intelligence is no match for natural stupidity.

20

13.04.2011, 11:03

Schöner Beitrag von Rommel! Ein Großteil der Arbeiten in den Geistes- und Sozialwissenschaften sind kaum mehr als selbstreferentielle heiße Luft. Wahlweise flüchtet man sich aufgrund der Überforderung mit dem unexkaten und dummerweise reflexiven Untersuchungsgegenstand in pseudo-naturwissenschaftliche Mathematisierung und Formalisierung, absurde Vergleiche maximal oberflächiger Ähnlichkeiten von Systemen oder Entwicklungen oder erfindet mal eben ganz eigene Methoden inklusive Regelsets. Ganz zu schweigen von diesen gesellschaftlich völlig irrelevanten Fragestellungen. Ich bin immer kurz davor mich zu verletzen, wenn ich eine Dissertation sehe, die auf rein qualitativen Methoden der Sozialforschung basiert, im Zweifelsfall 7 biographisch-narrative Interviews, die dann betonungsgetreu transkribiert werden um sie tiefenhermeneutisch psychoanalytisch auszudeuten, und wenn das dann ausreicht um sich Dr. phil. zu nennen, dann, dann WAHHH!

Leider produzieren alle Universitäten viel zu viele schlechte Sozialwissenschaftler: Betriebswirte, Juristen, Soziologen, Politologen, etc. Wenn man dann viele der Blindgänger mit Statusneurose auch noch promoviert, mit Dissertationen über belanglosen Kram, weil das gut für's Institutsbudget ist, dann darf man sich nicht wundern, wenn das irgendwann mal nach hinten los geht. Im Grunde ist dieser Selbstreinigungsprozess überfällig. Dass es nun die schlimmsten Schaumschläger und Blender zuerst trifft, finde ich überaus erheiternd.

21

13.04.2011, 11:08

schöner Beitrag. Ich nehme aber mal an, du nimmst dich davon aus. Denn dein Thema ist sicherlich gesellschaftlich relevant und basiert ebenso auf statistisch auswertbaren wie ebenso quantitativen Methoden.

Du bist sicherlich ein guter Sozialwissenschaftler. Nur: Woher nimmst du diese Selbsteinschätzung, mit der du dich selber auf ein sehr hohes Ross setzt?!?
Zitat von »Lesmue« Wenn ich 2 Abende in der Woche mal Ruhe vor Frau,Freundin,Kindern usw hab will ich einfach ganz entspannt am Rechner was daddeln und mir dabei 3 Weizen in den Kopf jagen, und mit Kumpels dummes Zeug in Skype labern.

22

13.04.2011, 11:40

Guter Beitrag von Deadpool, bis auf seine Auswürfe zur "pseudo-naturwissenschaftliche Mathematisierung und Formalisierung". Ansonsten sehe ich es ähnlich. Ich habe mich gestern erst wieder mit einem Doktoranden rumgestritten, wieso er denn Nutzenfunktionen in seiner Diss verwendet. Er wusste es nicht, ihm kam gar keine andere Idee und er hatte kein Problembewußtsein. Ihm war auch recht egal, ob er was testbares produziert, er macht einfach ein paar Annahmen an Funktionen und wie Erwartungen gebildet werden und werkelt in seinem Kosmos rum. Ob und wie das die Realität beschreibt, war ihm dabei recht egal.
Naja, beliebt macht man sich mit solchen Einwürfen bei anderen Doktoranden nicht gerade. Die wollen eigentlich alle nur gelobt werden, wie anspruchsvoll und schwer ihr Thema ist. Zumindest habe ich den Eindruck, dass sie es deswegen erzählen. Und erstaunlicherweise kommen ziemlich viele ins Schwimmen, wenn man ihnen genauere Fragen zu ihrem Thema stellt, ganz so, als ob sie es noch nie mit jemand durchgesprochen und jetzt Probleme dabei hätten, den Überblick zu behalten und den Gesamtzusammenhang zu sehen und zu verteidigen.

Deadpool betreibt "Glücksforschung", das ist natürlich besser. ;)
Lustigerweise hatte ich mich gestern darüber mit nem Spieltheorie-Prof. unterhalten, einer seiner Freunde ist ein Guru auf diesem Gebiet. Der versucht auch eine Operationalisierung. Was ist eigentlich die Datenbasis, Befragungen von Menschen und deren Selbsteinordnung auf einer ordinalen Skala? Und welche Methoden, so ganz grob? Wo liegen da insgesamt die Probleme?
Und wenn Glück maximiert werden soll, wieso kommt man nicht zu individuellen Optima á la Huxleys Brave New World?

23

13.04.2011, 11:47

Schrieb ich mit einem Wort, dass ich mich davon ausnehme? Mein Studium war eine mittelgroße Katastrophe, ohne durch Zufall bei den richtigen Dozenten zu landen, die einen anleiten und fordern, wird man hier zum Ausschuß, der sich in irgendwelchen Personal- und Marketingabteilungen durchschlagen muss oder in der Verwaltung landet.
Ich unterscheide mich zumindest insofern, als dass ich mir der ganzen Problematik bewußt bin und gehe gegenwärtig noch davon aus, dass mein Thema gesellschaftliche Relevanz besitzt, zumindest der Bundestag sieht es auch so und hat 4 Monate nach meiner Anmeldung eine Enquete-Kommission zum Thema ins Leben gerufen. Ob meine Vorgehensweise sinnvolle und verwendbare Ergebnisse produziert, gerade auch angesichts der Fördergelder, die jetzt in den Bereich fließen und riesige Forschungsprojekte zur Folge haben, die mein Individualprojekt obsolet erscheinen lassen könnten, oder wenigstens weitere Forschung in den Bereich anregt, kann ich jetzt noch nicht sagen, aber zumindest den Anspruch habe ich. Wenn's mir nur um den Titel oder meine individuelle privatwirtschaftliche Verwendbarkeit ginge, würde ich sicherlich etwas anspruchsloseres machen um aufwands-nutzen-effizient fertig zu werden.

24

13.04.2011, 11:57

Deadpool betreibt "Glücksforschung", das ist natürlich besser. ;)
Lustigerweise hatte ich mich gestern darüber mit nem Spieltheorie-Prof. unterhalten, einer seiner Freunde ist ein Guru auf diesem Gebiet. Der versucht auch eine Operationalisierung. Was ist eigentlich die Datenbasis, Befragungen von Menschen und deren Selbsteinordnung auf einer ordinalen Skala? Und welche Methoden, so ganz grob? Wo liegen da insgesamt die Probleme?
Und wenn Glück maximiert werden soll, wieso kommt man nicht zu individuellen Optima á la Huxleys Brave New World?
Das trifft mit Einschränkungen zu. Das große Problem ist tatsächlich die Operationalisierung bzw. Gegenstandsdefinition. Will ich Glück messen, dass ja definitorisch an das Urteil des Subjekts gekoppelt ist und damit keine interpersonell-, intertemporal-vergleichbare und nicht-kardinale Daten erzeugt, was wiederum für eine politische Verwendung überaus kritisch ist oder messe ich z.B. "Lebensqualität" anhand rein objektiv-messbarer Dimensionen, spare dabei dann aber das "Wohlbefinden" komplett aus? Eine zentrale Frage ist, ob sich die "Lebensqualität" multidimensional auch in Form einer Kombination aus objektiv-messbaren und "subjektiven" Faktoren messen ließe, zum Beispiel in dem man die individuellen Faktoren zu einem Glücksindikatorensystem ausbaut.
Übergeordnetes Problem ist natürlich die ganzheitliche Messung des gesellschaftlichen Forschritts, bzw. der Entwicklung.

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »DS_Deadpool« (13.04.2011, 12:02)


25

13.04.2011, 13:58


Eine zentrale Frage ist, ob sich die "Lebensqualität" multidimensional auch in Form einer Kombination aus objektiv-messbaren und "subjektiven" Faktoren messen ließe, zum Beispiel in dem man die individuellen Faktoren zu einem Glücksindikatorensystem ausbaut.

Ist das so zu verstehen, dass man schaut, welche messbaren Indikatoren mit hohen Ausprägungen auf der subjektiven Glücksskala korrelieren und dann mittels dieser Observablen einen Proxy für Glück zu bauen?

Was mir nicht so ganz klar ist, wieso nimmt man überhaupt "Glück" als entscheidende Variable in diesen Modellen?

Und wenn Glück maximiert werden soll, wieso kommt man nicht zu individuellen Optima á la Huxleys Brave New World?

Darauf bist du mir noch eine Antwort schuldig geblieben. ;) Wird wirklich Glück maximiert und wie geklingt hier eine Abstufung/Differenzierung? Oder anders, wenn jetzt Glücklichsein/Wohlbefinden das Kriterium ist, wieso kann man es nicht mittels Drogen recht einfach individuell steigern? Gibt es unterschiedliche Arten von "Glück"?

Attila

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26

13.04.2011, 14:03

Guttenberg droht Strafverfahren
http://www.wissen.de/wde/generator/wisse…W/60038830.html

Zitat

Weil der Ex-Verteidigungsminister abgeschrieben hat, will nun mindestens ein Plagiatsopfer einen Strafantrag gegen ihn stellen. Auch wenn andere Autoren durch das Abkupfern eher amüsiert sind oder sich sogar geehrt fühlen - für Guttenberg wird es juristisch eng.
Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) muss in der Plagiatsaffäre mit einem strafrechtlichen Verfahren rechnen. Wie die "Berliner Zeitung" und "Spiegel Online" berichteten, will einer der Autoren, deren Texte Guttenberg ohne Quellenangabe in seiner Doktorarbeit abgekupfert hatte, Strafantrag wegen Verletzung des Urheberrechts gegen den gefallenen CSU-Star stellen.
Bin mal gespannt wie sich das entwickelt.

27

13.04.2011, 14:06

Da wird Geld fließen und dann wird der Typ Ruhe geben ;)

28

13.04.2011, 15:33

Eine Glücksmaximierung setzt logischerweise voraus, dass man Glück messen kann. In unserem Kulturkreis ist Glück respektive happiness so an das Urteil des Individuums geknüpft (nur Du kannst beurteilen ob Du glücklich/zufrieden bist oder nicht), dass eine Umsetzung dieses Ziels in Form eines Index, an dem man dann ablesen kann, ob das aggregierte Glück steigt oder nicht, im Grunde nicht geht, weil total problembeladen: Neben den angesprochenen statistischen Problemen (maximal ordinale Werte, keine interpersonelle, intertemporale Vergleichbarkeit, Glück ist personen-, zeit- und kulturabhängig) hat man dann das Problem der politischen Manipulation, sprich: lasst uns doch einfach alle unter Drogen setzen, dann ist jeder glücklich. Weil Glück sich durch Ambiguität auszeichnet, werden Näherungswerte konstruiert, die dann oft sprachlich synonym verwendet werden, zum Beispiel Wohlbefinden, Wohlergehen, Zufriedenheit oder eben Lebensqualität. Diese sind dann jeweils untersuchungsbezogen definiert, stellen aber maximal eine grobe Näherung dar, denn es gibt eben verschiedene Arten von Glück: Glück als kurzfristiges Hochgefühl z.B. bei Erfolgserlebnissen im Gegensatz zu einem eher allgemeinen, weniger punktuellem Glück, wenn man mit seinem Leben zufrieden ist (emotional - rational).

Wenn man sich das vergegenwärtigt hat, was auch im Wissenschaftsbetrieb noch nicht umfassend der Fall ist, es aber ungeachtet dessen den wachsenden Wunsch der Politik gibt, das "Glück der Bevölkerung" in die Betrachtung des gesamtgesellschaftlichen Fortschritts miteinzubeziehen, bzw. je nach Land die Steigerung dieser Größe tatsächlich als primäres Ziel von Politik zu sehen, dann muss man sich der Operationalisierung annehmen. Es ist mindestens schon deswegen sinnvoll, weil man von dieser einseitigen Betrachtung des absoluten Wirtschaftswachstums weg kommt.
Folgt man vielen Deiner Disziplinkollegen, definiert man am besten einfach ein paar Dimensionen des unproblematischeren Näherungswertes "Lebensqualität" (weil weniger bedeutungsgeladen), achtet darauf, dass man sie alle schön objektiv messen kann und verwendet sie dann komplementär zur Daten des wirtschaflichen Wohlstandes und (wahlweise) der ökologischen Nachhaltigkeit und zack die Bohne, neuer Fortschrittsindikator.
Andere Autoren würden hingegen am liebsten vorgestern aggregierte Daten zum subjective well-being für die Erfolgsbeurteilung von Politik verwenden, dass sind dann die klassischen Glücksforscher: Myriaden von Leuten zu allem möglichen befragen, dazu dann ein Item im Survey: "Alles in allem betrachtet, wie glücklich sind Sie auf einer Skala von 1 (unglücklich) bis 10 (glücklich)", die dann als abhängige Variable fungiert und schön darauf los korrelieren. Die Jagd nach dem Signifikanz-Sternchen*** nenne ich das gerne.

Ich bin noch weitest gehend ergebnisoffen unterwegs, ich würde die Bedeutsamkeit des Urteils der Bevölkerung über ihr Wohlbefinden auf jedenfall als hoch ansehen. Die rücksichtslose Steigerung dieser Größe erachte ich aber auch als nicht sinnvoll. Momentan sieht es so aus, dass ich mich darauf konzentriere, mittels Befragungen erst einmal die Dimensionen von Lebensqualität zu bestimmen, von denen die Menschen sagen, dass sie von zentraler Bedeutung sind, im Gegensatz zur Elfenbeinturm-Auswahl von Dimensionen andernorts. Wenn sich dabei abzeichnet, dass es ein deutliches Übergewicht von Dimensionen gibt, die subjektive Urteile bedingen, dann muss man eben schauen, ob man einen guten Proxy für's subjektive Glück konstruieren kann, in Form zum Beispiel einer überschaubaren Zahl von Items für einen Fragebogen, der dann doch in einem ganzheitlichen Fortschrittsindikatorensystem einfließen könnte. Falls dies nicht der Fall ist, muss man in einem nächsten Schritt schauen, welche Indikatoren sich sinnvollerweise eignen, die jeweiligen Dimensionen abzudecken.

29

13.04.2011, 15:40

also ich find wer eine wissenschaft studieren will, bei welcher der mensch im mittelpunkt steht, sollte erstmal vorab eine psychoanalyse oder vergleichbares verpasst bekommen. wer nicht mal sich selber kennt, kann auch über andere nichts sagen. im moment ist allerdings beschäftigung mit sich selber wissenschaftlich verpöhnt

30

13.04.2011, 15:52

@ topic: böse Kopierer sollte man alle stürzen.

@ Glücksforschung: hab vor paar Wochen auf einer Tagung einen Vortrag gehört "Peter S. Dodds — Measuring Happiness" http://www.dpg-verhandlungen.de/2011/dresden/soe10.pdf . Ging zwar in die Richtung von Deadpools "Myriaden von Leuten zu allem möglichen befragen" aber war trotzdem sehr interessant. Dabei wurden nicht die Leute nach ihrer aktuellen Befindlichkeit befragt sondern ca. 20.000 Wörter von Leuten auf der 1-10 Skala bewertet und anschließend ihr Auftreten in Blogs/Twitter etc. ausgewertet. Damit konnten schöne Kurven gezeichnet werden, tages-, wochen- und jahreszeitabhängig ein Index für die Happiness aufgestellt werden. Warum hat mich das überzeugt? - weil die Kurve von Sonntag Nacht auf Montag Morgen dramatisch abgestürzt ist, genau das geht mir auch immer so ;) .

Er hat allerdings auch auf die Probleme dieser Methode hingewiesen: Während Worte wie "Love, Luck" mit ~8 und besser sowie "Murder, Terrorist" mit ~2 und schlechter bewertet wurden, gabs auch etwas weniger eindeutige Sachen:
"Zombies - 5.1, people are not sure about this" :D