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1

Thursday, March 20th 2008, 4:59pm

Finanzkrise

Ich dachte mir, so langsam könnte man dazu mal nen eigenen Thread eröffnen - vor allem, weil ich gerade einen hervoragenden FAZ-Artikel gefunden habe:
Analyse: Der Weg in die Krise

2

Thursday, March 20th 2008, 5:19pm

Im Wahlpflichtfach VWL hat sich unser Prof auch oft bei dem Thema aufgehalten, auch wenn es nicht direkt zum Stoff gepasst hat.

Er war der Meinung, dass die US Notenbank zu stark mit der Politk verflechtet ist und deshalb durch die Zinssenkungen versucht hat, der Ära Busch nicht noch eine große Rezesion zu bescheren. Natürlich verlagert dies den richtigen Knall nur nach hinten. Außerdem ist es sehr bedenktlich, dass eine Notenbank (oder wie in Sachsen ein Bundesland durch Bürgschaften) Banken retten soll, die sich schlicht und einfach verzockt haben. Es muss den Bänkern bekannt gewesen sein, was für windige Kredite sie da kaufen. Damit wird das finanzielle Risiko der Banken sozialisiert, was einfach nicht sein kann. Er meinte außerdem, dass es in der Kreditkartenbrache in den USA auch bald krachen wird, da man dort nicht so wie hier fast beliebig viele Kreditkarten von unterschiedlichen Anbietern bekommen kann. Wenn man zahlungsunfähig wird, kann man sich ohne weiteres eine neue Kreditkarte besorgen udn erstmal weiter seine Zinsen bei anderen Instituten zahlen. Das geht natürlich auch irgendwann nicht mehr und wenn dann mehrere Kriesen zur gleichen Zeit kommen, tut das richtig weh.

Das einzig Positive ist, dass die EZB wie die Deutsche Bundesbank unabhängig ist und zur Zeit eine Position vertrtitt, in der die Inflationeindämmung wichtig ist, auch wenn dies angesichts der Zinssenkungen in den USA schwer ist. Schließlich leiden andere EU-Länder wie Frankreich viel stärker unter dem starken Euro als Deutschland, da die Nachfrage nach deutschen Exportgüter nicht so stark von Preis abhängt.

Stonedraider

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3

Thursday, March 20th 2008, 5:35pm

Warum sollte die EZB nicht versuchen die Krise abzufedern?
Für mich als Laie macht die Zinnssenkung Sinn.

4

Thursday, March 20th 2008, 6:15pm

.

This post has been edited 1 times, last edit by "hiigara" (Dec 1st 2009, 10:44am)


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5

Thursday, March 20th 2008, 6:21pm

Quoted

Original von Stonedraider
Warum sollte die EZB nicht versuchen die Krise abzufedern?
Für mich als Laie macht die Zinnssenkung Sinn.

Weil eine Zinssenkung die Inflation erhöht. Preisstabilität ist eine der Hauptaufgaben der EZB. Durch Inflation würden wir alle ärmer werden.

Letzlich würden andere Maßnahmen aber vielleicht volkswirtschaftlich zu teuer werden, so dass die EZB in den sauren Apfel beißen muss und die Zinsen senken wird.

Zur Zeit sind Zinssenkungen auch nicht so sonderlich wirkungsvoll, wie das Beispiel Amerika zeigt. Das Problem ist eine Vertrauenskrise unter denk Banken, welche sich gegenseitig keine Kredite (oder nur unter sehr hohen Zinsen, als Preis für die Unsicherheit, wie die Bilanz der anderen Bank aussieht) mehr gewähren. Billigeres Geld würden zwar die Banken gern nehmen, lassen aber die Margen daraus lieber in dieser schwierigen Situation in ihren eigenen Büchern stehen und senken nicht ihre Zinsen für Kredite.

Ich denke in ca. 2 Monaten kommt es auch hier zu Zinssenkungen, wenn alles so weiterläuft. Ich wünsche es mir allerdings als Student nicht. Ich will keine Kosten für Bankspekulationen zahlen. -_-

6

Thursday, March 20th 2008, 6:28pm

.

This post has been edited 1 times, last edit by "hiigara" (Dec 1st 2009, 10:44am)


7

Thursday, March 20th 2008, 6:54pm

Die Amis sollten es einfach mal krachen lassen, anstatt die Europäer durch diese Geldpolitik noch unter Druck zu setzen.
Durch die Zinssenkungen in den USA wird man den Banken langfristig auch nicht helfen und mit der kommenden Inflation wird der nächste Präsident seine Freude haben.

Stonedraider

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8

Thursday, March 20th 2008, 7:09pm

Quoted

Original von AtroX_Worf

Quoted

Original von Stonedraider
Warum sollte die EZB nicht versuchen die Krise abzufedern?
Für mich als Laie macht die Zinnssenkung Sinn.

Weil eine Zinssenkung die Inflation erhöht. Preisstabilität ist eine der Hauptaufgaben der EZB. Durch Inflation würden wir alle ärmer werden.

Letzlich würden andere Maßnahmen aber vielleicht volkswirtschaftlich zu teuer werden, so dass die EZB in den sauren Apfel beißen muss und die Zinsen senken wird.

Zur Zeit sind Zinssenkungen auch nicht so sonderlich wirkungsvoll, wie das Beispiel Amerika zeigt. Das Problem ist eine Vertrauenskrise unter denk Banken, welche sich gegenseitig keine Kredite (oder nur unter sehr hohen Zinsen, als Preis für die Unsicherheit, wie die Bilanz der anderen Bank aussieht) mehr gewähren. Billigeres Geld würden zwar die Banken gern nehmen, lassen aber die Margen daraus lieber in dieser schwierigen Situation in ihren eigenen Büchern stehen und senken nicht ihre Zinsen für Kredite.

Ich denke in ca. 2 Monaten kommt es auch hier zu Zinssenkungen, wenn alles so weiterläuft. Ich wünsche es mir allerdings als Student nicht. Ich will keine Kosten für Bankspekulationen zahlen. -_-


Is halt die Frage, was volkswirtschaftlich höhere Kosten bringt. Die Inflation oder was der Vertrauenskrise folgt. Ich gehe mal davon aus, dass die Investitonen zurückgehen?! Und dem könnte man evtl. durch Zinssenkung entgegenwirken?!

Eisbaer

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9

Thursday, March 20th 2008, 8:28pm


10

Thursday, March 20th 2008, 8:59pm

RE: Finanzkrise

Quoted

Original von AtroX_Worf
Ich dachte mir, so langsam könnte man dazu mal nen eigenen Thread eröffnen - vor allem, weil ich gerade einen hervoragenden FAZ-Artikel gefunden habe:
Analyse: Der Weg in die Krise


Aus deiner Quelle habe ich das folgendes Zitat entnommen.

Quoted

Am Bau entstehen viele Millionen neue Arbeitsplätze. Das ist hochwillkommen. Denn durch die Globalisierung gehen gleichzeitig ungezählte Arbeitsplätze verloren.


Hätte man die Kredite nicht vergeben, hätte man auch keine Millionen Arbeitsplätze schaffen können. Das Problem ist das einfach zu viele Menschen, Organisation, Unternehmen und Staaten zu hoch verschuldet sind. Um Frisches Geld in den Markt zu bringen müssen immer Kredite aufgenommen werden. So lange bis es zu so einer Krise kommt, aber das schreibe ich ja schon seit Jahren..

11

Thursday, March 20th 2008, 9:32pm


SenF_tari

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12

Thursday, March 20th 2008, 9:41pm

Der Zins wars :(

13

Thursday, March 20th 2008, 9:51pm

Quoted

Original von WW_Ronin
Die Amis sollten es einfach mal krachen lassen, anstatt die Europäer durch diese Geldpolitik noch unter Druck zu setzen.
Durch die Zinssenkungen in den USA wird man den Banken langfristig auch nicht helfen und mit der kommenden Inflation wird der nächste Präsident seine Freude haben.


Wenn du es in den USA "richtig krachen lässt" werden allerdings nicht nur die amerikanischen Banken dumm aus der Wäsche schauen, die da ihr Geld reingesteckt haben. Da würden sich dann die Verluste bei der Deutschen Bank, UBS, Barclays etc. noch verstärken.

14

Thursday, March 20th 2008, 11:59pm

ohne moos nix los!

haste asche in der tasche haste imma was zu nasche! :bounce:

GEC|Bats

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15

Friday, March 21st 2008, 12:07am

kann in zukunft, d.h. in ein paar jahren lustig werden ..

wenn die zentralbanken jetzt alle kreditinstitute retten, fängt das spiel mit hochriskanten finanzgeschäften wieder von vorne an.
ich wär dafür sowas wie IKB mal richtig fett auflaufen zu lassen.
und die fed sux² sowieso

16

Friday, March 21st 2008, 12:13am

Was ist dann aber mit den Unternehmen und Privatpersonen, welche ihr Geld bei der IKB angelegt haben? Soll das Geld plötzlich weg sein?

Meines Wissens ist die IKB übrigens aufgelaufen, die Investmenttochter ist wohl insolvent (vielleicht war es die der WestLB, weiß das gerade nicht so genau).

17

Friday, March 21st 2008, 9:09am

Beim Thema deutsche Banken finde ich es richtig diese zu retten. Die deutsche Bankenaufsicht wurde hier mittels Tochtergesellschaften klar umgangen, dass muss man für die Zukunft verhindern. Das ist auch der Grund, warum erst nach und nach das Ausmaß den Schadens für die deutschen Banken sichtbar wurde. Bei diesen Banken denke ich schon, dass die großen Muttergesellschaften garnicht so genau oder garnicht wußten, dass ihre Tochtergesellschaften mit total unseriösen Wertanlagen handeln. Außerdem hat Gottesschaf schon recht mit der IKB. Dort sind vor allem Unternehmen Kunden und eine Pleite dieser Bank würde Betriebspleiten nach sich ziehen, obwohl die einzelnen Betriebe nichts dafür können. Unser VWLProf hat die IKB von der Bedeutung im der deutschen Bankenlandschaft mit der Dresdner Bank verlglichen.
Der Einlagensicherungsfond in Deutschland hätte bei weitem nicht ausgereicht, um den Kunden ihr Geld wieder zu geben. Der ist eigentlich nur dafür da um eine kleine Privatbankpleite abzufedern.

Die US-Banken sind hingegen mit offenen Augen dahin gerudert, wo sie nun stehen. Die wußten, dass einige Hausbesitzer eigentlich garnicht kreditwürdig waren. Da kann man nicht sagen ok ihr habt euch zwar gnadenlos verzockt, aber die Gemeinschaft trägt euren Schaden. Das setzt eindeutig ein falsches Signal an die Bänker. Ich denke nach wie vor, dass diese Zinssenkungen den Konkurs einiger US-Banken nur herauszögert. Die müssen ihre Miliardenverluste auch abschreiben und um das wieder rein zu bekommen, wird jetzt mit günstigen Krediten gezockt wo es nur geht. Das kann aber nicht ewig so weiter gehen.

This post has been edited 1 times, last edit by "WW_Ronin" (Mar 21st 2008, 9:14am)


18

Friday, March 21st 2008, 11:08am

Hmm ich wusste auch, dass es grob fahrlässig ist, Kredite aus den USA zu kaufen. Und ich bin leider kein Bankmanager oder Trader.

19

Friday, March 21st 2008, 11:36am

ich weiss nicht mehr wo ich es gelesen habe, und kann es nur noch sinngemaess wiedergeben, aber ich denke dieses Handeln ist wohl dass Hauptproblem !!!


Heute fordert ein Manager von seiner Bank ausstehende Bonuszahlungen fuer dass Jahr 2006 in Millionenhoehe, da seine Anlagen in dieser Zeit hohe Renditen erwirtschaftet haben. Leider haben dieselben Anleihen im Jahre 2008 der Bank jetzt einen Milliardenverlust beschert...

Solange die nicht mit Nachhaltigkeit arbeiten wird sich da nie was aendern !

20

Friday, March 21st 2008, 12:05pm

Quoted

Original von Malone
Hmm ich wusste auch, dass es grob fahrlässig ist, Kredite aus den USA zu kaufen. Und ich bin leider kein Bankmanager oder Trader.


Fahrlässig, Risikoreich, man kann es nennen wie es will. Diese Fahrlässigkeit hat 2006 noch Rekordrenditen eingebracht. Da kannst du es dann im Vorstand fahrlässig nennen, aber solange man noch den maximalen Gewinn rauspressen kann, war das legitim.

Die WestLB wollte eben ihr Prestige anheben, da hat man sich wohl verzockt.

21

Friday, March 21st 2008, 12:49pm

Den Banken zu helfen, wenn sie Mist bauen, finde ich nicht gut. Die haben selbst ihre Probleme verursacht. Da sollen sie auch selbst mit fertig werden.
Nicht immer, wenn es schlecht läuft, den Staat um Regulierung und Hilfe bitten und sobald es wieder gut läuft sagen, dass der Staat sich nicht einmischen soll.
Man sollte den Markt dauerhaft durch den Staat steuern, um Sicherheit aufzubauen. Natürlich nur relativ wenig steuern, dass der Markt dennoch relativ frei agieren kann.

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22

Friday, March 21st 2008, 1:53pm

Was in dem Artikel doch deutlich herauskommt, ist dass Person trotz besseren Wissens fahrlässig gehandelt haben, weil die Konsequenzen nicht von Ihnen getragen werden müssen. Einfach die Entscheider persönlich für solch fahrlässigen Entscheidungen haften lassen und es wäre niemals soweit gekommen. Aber die Diskussion wird niemals bis zu diesem Punkt kommen, da sofort die Totschlag-Argumente Sozialneid und Globalisierungsdruck herangezogen werden.

Geld- und Freiheitsstrafen für die Entscheidungsträger zum Beispiel bei der IKB oder der Sachsen LB wären die richtige Maßnahme mit Signalwirkung.

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23

Friday, March 21st 2008, 4:25pm

Quoted

Original von DS_Deadpool
Was in dem Artikel doch deutlich herauskommt, ist dass Person trotz besseren Wissens fahrlässig gehandelt haben, weil die Konsequenzen nicht von Ihnen getragen werden müssen. Einfach die Entscheider persönlich für solch fahrlässigen Entscheidungen haften lassen und es wäre niemals soweit gekommen. Aber die Diskussion wird niemals bis zu diesem Punkt kommen, da sofort die Totschlag-Argumente Sozialneid und Globalisierungsdruck herangezogen werden.

Im Ansatz richtig, aber ich würde es nur bei monetärem Druck belassen. Man kann z.B. nur langfristige Aktienoptionen vergeben, welche bis zu einem Stichtag nicht handelbar sind.

Wenn ein Mitarbeiter, und sei es nur eienr in einer kleinen Tochtergesellschaft, Mist baut, dann muss klar die gesamte Bank dafür haften. Gewinne hätten sie ja auch angenommen, es liegt in der Verantwortung des Vorstandes, gute Strukturen zu schaffen um solche Fälle zu minimieren.
(Persönliche) Schuld ist imho kein gutes Kriterium, ob man eine Bank retten soltle oder nicht - hier kann man nur nach der Signalwirkung und den erwarteten Kosten gehen, es nicht zu tun. man sollte die Signalwirkung aber sehr hoch bewerten!

Die ganzen kleineren Banken haben einfach kaum gute Leute und sind deswegen ziemlich blind in viele Risiken hineingelaufen. Wer richtig gut ist, geht nicht zur IKB. ;)
Viele Standardmodelle sind Partialmodelle, welche unter den Annahmen der äußeren Stabilität Ausfallraten schätzen (und die Extreme meist weit unterschätzen, ein gängiges, bekanntes Problem, welches an der Lehre in Universitäten sträflich vernachlässigt wird!). Diese Modelle berücksichtigen aber eigentlich nei Rückkopplungseffekte von beispielsweise nciht bedienten Krediten auf die gesamte Ökonomie und dass es dann zu Zweit- und Drittrundeneffekten kommt. Dies konnte man bei dieser Krise sehr schön sehen. Das eigentliche Problem sind nicht die vielen schlechten Kredite, sondern dass

a) durch Tranchierung künstliche AAA-Rating Kredite aus diesen schlechten geschaffen wurden. In der Theorie stimtm dies, wüsste man die Verteilung über den Ausfall. leider sind dies nur schlechte (wie man jetzt sieht in einigen bereichen extrem schlechte) Näherungen.

b) sich eigentlich wirklich hochwertige Kredite durch den zusammenbrechenden Häusermarkt, wo es einfach keine Käufer mehr gibt und Preise sich nun mal aus Zusammentreffen von Angebot UND Nachfrage ergeben, plötzlich extrem an Wert verlieren und als Sicherheiten für viele andere Produkte nicht mehr ausreichen.

Subprime war nur der Auslöser, die zusammenbrechende Nachfrage lässt aber gute Kredite plötzlich schlecht aussehen und die Vertrauenskrise auf dem Finanzmarkt ist Gift für die Industrie, welche in Amerika viel stärker vom Kapitalmarkt abhängen als hier in Deutschland mit den banken als Intermediäre.

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24

Friday, March 21st 2008, 6:20pm

Quoted

Original von AtroX_Worf
(Persönliche) Schuld ist imho kein gutes Kriterium, ob man eine Bank retten soltle oder nicht - hier kann man nur nach der Signalwirkung und den erwarteten Kosten gehen, es nicht zu tun. man sollte die Signalwirkung aber sehr hoch bewerten!


Die Frage ist ja nicht, ob man die Bank retten sollte oder nicht, dafür sollten andere Kriterien, genau genommen eher soziale und ökonomische Kriterien herangezogen werden, sondern die Individualisierung der Verantwortung und die daraus resultierende Signalwirkung haben ja zum Zweck, eine Wiederholung der Ereignisse zu verhindern und quasi "Anreize zur Vermeidung von Nachahmung" sein, um mal den Ökonomensprech zu bemühen.

Ansonsten stimme ich dir, mal wieder, zu, als dass sich öffentliche Banken sicherlich nicht durch die Exzellenz ihrer Mitarbeiter auszeichnen, man beachte nur mal Frau Matthäus-Maier bei der KfW, sondern das eher ein sehr blauäugiger Imitationsprozess war, bei dem die vermeintlich so erfolgreichen international agierenden Privatbanken das Vorbild waren.

Was mich aber bei der Geschichte so sehr stört und was ja durch den Artikel in FAZ im Bereich Ungehemmte Geldgier deutlich wird, dass eben keine staatliche, private oder wenigstens moralische Instanz das Verhalten der entsprechenden Akteure von vornherein verhindert hat. Und auch wenn ich mich selber dabei beobachten muss, wie ich in ur-konservatives Verhalten verfalle und nach mehr Bestrafung rufe, so erkenne ich da keinen anderen Ausweg. Die vermeintliche Selbstregulation via z.B. Ratingagenturen hat sich ad absurdum geführt, gegen transnationale Eingriffe wehrt sich alles und jeder, tja, da bleibt ja nur noch der gute alte Nationalstaat mit seinem guten alten Strafrecht.

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25

Friday, March 21st 2008, 6:42pm

Ich denke eben, das das Strafrecht das falsche Mittel ist.

Zum einen dürfte es extrem schwer werden, einzelnen Personen eine Unkenntnis vorzuwerfen. Für die Zukunft kann niemand etwas, vor allem keine Einzelpersonen.

Für mich ist es ein Problem der Anreizsetzung. Diese sind ganz klar asynchron gesetzt und bevorzugen, wenn man viel Risiko in Kauf nimmt.
Strafen würden imho gar nicht so sehr abschrecken, wie das schnelle geld verlockt. meinen Vorschlag mit langfristigen, nicht handelbaren Optioen halte ich für ganz brauchbar, zumindest für das Topmanagement.
Den Ebenen darunter müsste man versuchen ihre Renditen immer ins Verhältnis zum eingegangenen Risiko zu setzen - was ja auch vernünftig wäre, so funktionieren ja auch CAPM & co. Allerdings ist dies enorm schwer umzusetzen, ohne ein zahnloses Bürokratiemonster zu schaffen. Versuche dahingehend werden ja schon unternommen (zumindest in der Forschung).

Letzlich hängt viel von der Risikosteuerung der Gesamtbank ab.
Das Problem verschärft natürlich, dass Banken so extrem hoch geleveraged sind und oftmals nur eine Eigenkapitalbasis von ca. 5-8% haben. Da hauen Renditen unter den Fremdkapitalkosten natürlich extrem zu und fressen das Eigenkapital viel schneller auf, als es bei normalen Industrieunternehmen der Fall wäre.

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26

Saturday, March 22nd 2008, 7:58am


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28

Saturday, March 22nd 2008, 2:09pm

Das ist eben der Unterschied zwischen den Menschenbildern, der hier zu Tage tritt. Wenn mir diese "Krise" eines gezeigt hat, dann dass selbst diese Manager, die die hohen, unübersichtlichen Risiken eingegegangen sind, nicht rein rational, dem homo oeconomicus entsprechend, gehandelt haben, sondern sich ihren primitivsten Habsuchtsinstinkten hingegeben haben, im Bewußtsein, die Scheisse nicht auslöffeln zu müssen X(.
Ich kann mir beim besten Willen kein Anreizsystem (wobei ich als angehender Sozialwissenschaftler von der generellen Überlegenheit von eben diesen natürlich überzeugt bin) vorstellen, dass sich nicht als völlig sinnlos in dieser Finanzwelt, bzw. innerhalb der entsprechenden Milieus, die ja nicht gerade für ihre Bescheidenheit und Zurückhaltung berühmt sind, erweist und schon gar nicht eines, dass gegen solch starken Emotionen und Instinkte wie Habgier und Egoismus ankommt.
Aber ich lasse mich da gerne vom Gegenteil überzeugen, nur solange ich da nicht wirklich was Ausgefeiltes sehe, bin ich klar für eine harte Bestrafung, am besten so, dass es weh tut, was nützt der größte Kapitalstock, wenn man es im Gefängnis nicht ausgeben kann? :O

29

Saturday, March 22nd 2008, 2:19pm

Eine Frage ist auch, ob solche Sachen überhaupt handelbar sein dürften. Im Falle der Kredite wurde klar gegen das Bankgeheimnis verstoßen, aber die deutsche Politik hat das nicht gekümmert. Mit der Folge, dass etliche Schuldner ihre Kredite sofort an amerikanische Hedgefonds zurückzahlen mussten. Dafür musste die Investition liqudiert werden und die Häuschenbauer und Unternehmer sind jetzt ruiniert, zum Wohle amerikanischer Finanzhaie X(

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30

Saturday, March 22nd 2008, 2:43pm

Quoted

Original von DS_Deadpool
Das ist eben der Unterschied zwischen den Menschenbildern, der hier zu Tage tritt. Wenn mir diese "Krise" eines gezeigt hat, dann dass selbst diese Manager, die die hohen, unübersichtlichen Risiken eingegegangen sind, nicht rein rational, dem homo oeconomicus entsprechend, gehandelt haben, sondern sich ihren primitivsten Habsuchtsinstinkten hingegeben haben, im Bewußtsein, die Scheisse nicht auslöffeln zu müssen X(.

Dann war es doch teilweise doch sehr rational gehandelt... ;)

Gefängnisstrafen schrecken nur (...) im Erwartungswert (Gary S. Becker). Bei Bankgeschäften, wenn man nicht potentiell jeden Mitarbeiter kriminalisieren will, halte ich solche strafrechtlichen Regelungen nicht für Praktikabel. Man müsste die Beweislast beim Kläger haben, wie soll dieser Beweisen, dass Bankmanager beim damaligen Wissensstand grob fahrlässig gehandelt hatten? Diese können sich immerhin darauf berufen, genauso wie der Rest gehandelt zu haben. Dies würde nur zum Protokollieren von Entscheiden in einem ungeahnten Ausmaß führen, noch mehr Bürokratie.

Die Bankenaufsicht muss Risikogrenzen setzen, wie sie es mit Basel II getan hatte. Ich bin da zwar kein Fan davon, aber anscheinend brauchen gerade kleinere Banken dies, da ihre eigenen Risikosysteme sonst wohl noch hinter diesen Regelungen hinterherhinken würden.

Ich vertrete eher die These, wer keine vernüftigen Risikosysteme hat oder unwissend zu hohe Risiken eingegangen ist, der soll hat Bankrott gehen. Ist natürlich schon dumm für die Kunden... dann entwickeln sich aber vielleicht auch Bankversicherungen, wie es sie für Wertpapiere schon jetzt gibt (das die jetzt nciht Zahlen können ist ein anderes Problem :D).

Schön auch im Interview mit Ackermann zu lesen, dass man vorsichtig sein muss zu viele Aktiva auf den Markt zu werfen (siehe Kervel), da für jeden Preis diesen Angebot auch eine Nachfrage gegenüberstehen muss.

Als ich noch bei der DB war hatte ich einmal Mittags mit meinem Chef über fehlende Liquidität (und eigentlich, wie man diese stärker oder überhaupt erst einmal explizit berücksichtigen könnte, eher so ein brainstorming) gesprochen. Damals wurde mir (durch ihn) erst so richtig bewußt, was eine plötzlich wegbrechende Nachfrage für die ganzen Derivatepreise bedeuten würde. In vielen Modellen sind die Preisabsatzfunktionen schließlich kontinuierlich und gaugeln einem einen stetigen Markt vor, in dem man zu jeder Sekunde seine Positionen glattstellen kann.
Zum Ende des Essen kamen wir überein, dass es irre wichtig wäre, so ein Modell zu haben. Leider müsste man da viel Arbeit reinstecken, denn man steht da ganz am Anfang. Da es keine unmittelbare Relevanz hatte, wollten wir es mal im Hinterkopf behalten.
Naja, selbst mit solchen Modellen muss sich erst erweisen, ob sie Vorhersagen ermöglichen oder andernfalls einfach nur das pricen in Märkten mit stochastischer Liquidität erlauben. So krasse Senarien hätte man damit nciht abbilden können, jetzt würden auch die Daten zum füttern fehlen. Aber hätte man ein gutes Modell, könnte man zumindest bei einger Entspannung am Markt einen Teil der Derivate intern wieder bewerten und so abschätzen, welche Verluste man eingefahren hätte.

Ich habe aber keine wirklich gute Idee, wie man Liquidität gut modellieren sollte. :D
Noch nicht einmal, wie überhaupt beobachten. Wenn ich mich recht erinner meinte ich damals, Liquidität sei eine Residualgröße. Wenn da jemand Ideen hat... einfach was es ist und wie man es in der Realität erkennen kann.... dann immer raus damit. Da sieht man mal, wie allgemein udn philosophisch unser Gespräch vond amals war. :D