Es gibt aber sehr viel Leid in dieser Welt. Kann oder will Gott das Leid nicht verhindern? Wenn er es nicht kann, ist er nicht allmächtig, wenn er es nicht will, dann ist er nicht allgütig. So oder so, die Grundattribute stehen in einem Widerspruch zueinander. Die Verteidigung der Theologen erfolgt nun durch eine ad hoc Annahme. Diese wird zwar nicht so eindeutig durch die Bibel gestützt (steht sogar teilweise im Widerspruch dazu), aber der Widerspruch muss ja "wegerklärt" werden. Also sagen die Theologen, dass Gott den Menschen so sehr liebte, dass er ihm einen freien Willen gab. Dadurch bekam zugleich der Mensch die Fähigkeit, Böses zu tun, und damit kam auch das Leid in der Welt.
Damit hat man zwei neue Widersprüche erzeugt: Denn der freie Willen steht im Widerspruch zum Allwissen Gottes (wenn Gott vorher weiß, wie ich handle, habe ich keinen freien Willen, wenn er es nicht weiß, habe ich zwar einen freien Willen, aber Gott ist nicht allwissend). Außerdem gibt es Naturkatastrophen, die nicht durch menschliches Handeln verursacht werden, die aber wiederum zu Leid führen. Den ersten Widerspruch (freier Wille versus Allwissen) findet man auch in der Bibel - wenn Gott alles weiß, dann ist mein Schicksal vorherbestimmt, und dann wurde auch vorher festgelegt, wer glaubt und wer nicht (Prädestinationslehre). Dann gibt es keinen freien Willen. Dann ist aber auch jedes Bemühen um moralisches Handeln sinnlos (wenn der Ausgang meiner Handlung festliegt, handle ich, wie ich handle, weil ich nicht anders kann: Ob ich nun Gutes tue oder kleine Kinder aufschlitze), d. h. jede Moral ist zerstört. Damit mein Bemühen überhaupt sinnvoll und moralisch sein kann, brauche ich einen freien Willen - das widerspricht dem Allwissen Gottes.