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1

07.06.2004, 10:24

Mannesmann zahlt der Steuerzahler ?

Ihr habts ja sicherlich heute morgen in der Zeitung gelesen:
http://portale.web.de/Finanzen/Telekommu…?msg_id=4917472

Vodafone will für den "Verlustkauf" von Mannesmann 50Mrd € von der Steuer absetzen (25 in diesem Jahr und danach jahrelang gar keine Steuern). Damit haben wir schon das nächste Beispiel eines großen Konzerns, welches meiner Meinung nach den Aufkauf von Fokker durch DaimlerChrysler nochmal in den Schatten stellt, besonders wenn man bedenkt, daß bei der "Übernahme" von Mannesmann sowieso nicht alles mit rechten Dingen zuging (nette Abfindung, Herr Esser).

-=)GWC(RaMsEs

unregistriert

2

07.06.2004, 10:35

die frage muss doch eher lauten wie kaputt da steuersystem sein muss das das erlaubt?
falls das wirklich gehen würde, in der bildzeitung stand das das es sehr fragwürdig ist. aber die bildzeitung ist jetzt auch nicht für sauber recherchierte fakten bekannt ;)

3

07.06.2004, 12:29

Im Allgemeinen ist eine Abschreibung aufgrund eines Verlustes wegen Aktiengeschäften ja erlaubt, und das hat auch seine Richtigkeit:
Ein Unternehmen kauft Aktien im Wert von 1Mio. Der Wert dieser Aktien vermindert sich auf 0.5Mio. Dann verkauft das Unternehmen diese Aktien (warum auch immer) und hat einen tatsächlichen Verlust von 0.5Mio. Da wir ja Gewinn- und keine Umsatzsteuer zahlen, wird also der zu versteuernde Betrag um 0.5 Mio vermindert. Ich denke, dass niemand dagegen etwas einwänden kann.

Hier ist es aber so, dass diese Aktien zuerst von Vodafone (eigentlich britisch, aber in diesem Fall eine luxemburgische Tochtergesellschaft) und dann (möglicherweise über Wert) an die deutsche Vodafone weiterverkauft wurden. Diese schätzt den tatsächlichen Wert der Aktien kurze Zeit später als deutlich niedriger ein und macht so einen Verlust geltend. (steht alles genauer im Artikel)

Dagegen ist imo nur insofern etwas einzuwänden, dass die Vermutung nahe liegt, die dt. Vodafone hätte vorsätzlich einen zu hohen Preis an die luxemburgische Vodafone bezahlt, um den zu versteuernden Gewinn (der Vodafone Gruppe) in das Ausland zu 'verschieben', da dort weniger Steuern zu zahlen sind.

Was können wir machen, um soetwas zu verhindern?
a) Ein unglaublich kompliziertes Steuerrechtliches Regelwerk um unzählige weitere unglaublich Komplizierte Artikel erweitern (möglichst auf internationaler Ebene)
b) eine Angleichung internationaler (natürlich ersteinmal EU-weiter) Steuersätze erreichen, was für uns Steuersenkung bedeuten würde
c) Uns weiterhin über die bösen, bösen Konzerne beklagen und in Selbstmitleid untergehen.

Ihr habt die Wahl! :D

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4

07.06.2004, 13:57

Zitat

Original von Temudjin
Was können wir machen, um soetwas zu verhindern?
a) Ein unglaublich kompliziertes Steuerrechtliches Regelwerk um unzählige weitere unglaublich Komplizierte Artikel erweitern (möglichst auf internationaler Ebene)
b) eine Angleichung internationaler (natürlich ersteinmal EU-weiter) Steuersätze erreichen, was für uns Steuersenkung bedeuten würde
c) Uns weiterhin über die bösen, bösen Konzerne beklagen und in Selbstmitleid untergehen.

d) Konzerne, die die Gemeinschaft, von der sie abhängen, mit Füßen treten um den armen, armen Shareholder mit seinem wirklich hoch- und wohlverdienten Gewinn zu belohnen, einfach boykottieren.

5

07.06.2004, 14:38

ok ist weitere Möglichkeit
Solche Abschreibungsaktionen macht aber nicht nur Vodafone und ich wage zu bezweifeln dass wir die alle boykottieren können. :D
Ich denke mal Vodafone war eben nur so dumm, das so dreist zu tun und hatte das Pech dass sich mal jemand gefragt hat was das soll und dass das jetzt durch die Medien geistert ;)

SenF_Rey_Erizo

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6

07.06.2004, 15:21

unser konzern ist theoretisch weniger geld wert, wir dürfen verluste abschreiben! (wer die logik findet darf sie behalten)

7

07.06.2004, 16:08

Ja, die Sache ist wie Temudjin schrieb an sich gesetzlich begründet und sogar gar nicht so irrsinnig - nur dürften es nicht solche Summen sein und Verluste in weitere Jahre zu übernehmen dürfte niemals für Verluste durch "Fehleinkäufe" passieren.

Boykottieren, ist meiner Meinung nach die einzige Lösung, die der "kleine Mann" hat - für mich heißt es: kein Vodafone Handy, keine Geschäfte mit der Deutschen Bank und auch kein Benz fahren (was ich eigentlich gern machen würde - aber so nicht)

8

07.06.2004, 16:25

Zitat

Original von ROM_Rey_Erizo
unser konzern ist theoretisch weniger geld wert, wir dürfen verluste abschreiben! (wer die logik findet darf sie behalten)

:D
Wenn das ihr eigener Konzern (also quasi sie selbst) wäre, dann wäre das natürlich schwachsinnig und schlichtweg illegal. Aber da sie Mannesmann (also deren Aktien!) gekauft haben und diese nun weniger wert sind, ist das ein tatsächlicher Verlust. So als ob du heute ein Haus kaufen und morgen für weniger Geld verkaufen würdest.

Streitpunkt könnte allerdings noch sein, dass sie die verlustreichen Aktien von Mannesmann ja bisher nicht verkauft, den Verlust also noch nicht "realisiert" haben. Dennoch können sie den theoretischen Verlust jetzt schon geltend machen. Dafür, dass dies erlaubt ist, gibt es eine sehr praxisnahe Begründung: ansonsten würden sie die Aktien verlustbringend verkaufen und sofort wieder ankaufen (in diesem Falle hätten sie den Verlust ja realisiert, ohne Mannesmann abzustoßen). Dies ist aber nicht nötig, da der Gesetzgeber 1 und 2 zusammenzählen kann und stattdessen die Anrechnung theoretischer Verluste durch Aktienwertminderung erlaubt.

Ich danke für das Lesen dieses steuerrechtlichen Ergusses! :D

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Temudjin« (07.06.2004, 16:26)


9

07.06.2004, 16:36

Politik bitte schliessen.

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Christian« (07.06.2004, 16:36)


10

07.06.2004, 17:19

.

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »hiigara« (27.11.2009, 10:43)