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22.09.2008, 15:14

Zitat

Original von kOa_Borgg
Ich halte es für falsch, alles dem Wachstum unterzuordnen. Die absoluten Zahlen sind mir an sich wurscht. Und den meisten Menschen auch. Es kommt drauf an, wie der Wohlstand (wie hoch oder niedrig auch immer er sein mag) verteilt ist.

Grundsätzlich verstehe ich, was du sagst. Allerdings musst du Wirtschaftswachstum immer relativ zum status quo sehen, d.h. Wirtschaftswachstum ist multiplikativ. Als solcher ist es im Zeitablauf exponentiell. Über 3-5 Jahre macht es keinen großen Unterschied, über 10-20 Jahre allerdings schon einen großen. Da reicht schon 2% mehr Wirtschaftswachstum. Das Beispiel mit der DDR ist schon nicht schlecht gewählt.

Zitat

Original von Duke_Luke
Ein Unternehmen, welches als Ganzes nicht den Wert seiner Einzelteile widerspiegelt, hat irgendein Problem. Der Markt hält einen Abschlag warum auch immer für gerechtfertigt. Es ist daher m.E. vollkommen legitim dass ein Käufer kommt, der das Unternehmen zerschlägt. Wenn dabei Arbeitsplätze verloren gehen, ist das zunächst traurig. Ich glaube aber daran, dass diese Arbeitsplätze auch im Ursprungsunternehmen nicht auf Dauer haltbar gewesen wären.

Abgesehen davon, dass sich das aktuelle System als einzig funktionierendes herausgestellt hat, bin auch ich der Meinung, dass man an bestimmten Stellen immer wieder nachjustieren muß.

Sehe ich genauso. Die Essenz von Marktwirtschaft ist Innovation und Immitation unter Wettbewerbsbedingungen - d.h. es gibt konstant neuere, bessere und die letzten gehen immer unter. Sie müssen absolut noch nicht einmal wirklich schlecht sein, relativ schlechter zu sein reicht. Dies ist der Motor für die ungeheure Dynamik in Wettbewerbssystemen.

Zitat

Original von Duke_Luke
Short Selling muss natürlich erlaubt bleiben, schon allein deswegen weil es zu einem liquiden Markt beiträgt und ich nicht erkennen kann, warum man nicht auf fallende Kurse setzen können sollte.

Ich halte short selling auch nicht für gefährlich, sondern für notwendig. Liquidität ist ein guter Punkt, ganz einem Bonmot von Fischer Black: Noise traders provide markets with liquidity.

Zitat

Original von Duke_Luke
Das was jetzt passiert ist, war mit Sicherheit nicht vorher zu sehen.

Hm, so ganz würde ich das nicht unterschreiben.
Ich selbst habe mit ABS/CDO's etc. nichts zu tun, wir hatten aber in der Mittagspause durchaus mal drüber geredet. Einer bei uns hatte früher in einer entsprechenden Abteilung bei der UBS das ganze mit Aufgebaut. Schon im August 2006 meinte er, dass dies nicht gutgehen kann. Jetzt arbeitet er da nicht mehr, meinte aber er würde short im Markt gehen. Als die Krise dann losging und man dieses Frühjahr dachte, das größe ist vorbei sagte er auch richtig voraus, dass noch mind. 2 große amerikanische Banken pleite gehen würden.

Klar, Einzelmeinungen - aber wir vollkommen unbeteiligte hatten immerhin vorher schon die Meinung, dass mit den vorherschenden Modellen das Risiko für extreme Ereignisse extrem unterschätzt wird und Interdependenzen quasi nicht abgebildet werden.
Wann und wie stark aber ein Markt abstürzt, dass kann man kaum vorhersagen. Es ist für eine Bank imho auch gefährlich komplett in einer Blase wegzubleiben, weil man dann viele Gewinne nicht macht.
Wir hatten uns letzten Monat nen paar paper von Physikern angeschaut, welche Anfang 2006 die Blase und den Absturz vorhergesagt hatten, ein sehr interessanter Ansatz, aber letzlich auch noch ungenau.

Man diskutiert natürlich auch, wieso Gewinn privatisiert und Verluste sozialisiert werden. Man muss aber davon sagen, dass fast alle Bankarbeiter hart arbeiten und dafür auch normale Gehälter bekommen, nur einige wenige wirklich riesiege Summen verdient haben.
Falsche Bonisysteme sind sicher einer der Hauptgründe, zusammen mit einem gewissen "Flair/Habitus" in gewissen Bereichen.
Zudem ist es ein Unterschied, ob man alles von der Risikoseite anschaut oder mit den Produkten handelt etc. Nicht jeder versteht alles, kann (und muss) dies aber auch nicht.

@Duke_Luke: schön, dass du auch mit diskutierst.

32

22.09.2008, 15:47

Worf, ich habe bzgl. des Ausmaßes der Krise eine ganz eigene Meinung. Das Problem ist m.E. nach nicht der amerikanische Häusermarkt. Das war mit Sicherheit der Auslöser, aber ein Preisrückgang von ca. 30% taugt m.E. nicht ganze Banken pleite gehen zu lassen. Das Problem ist, dass der Geldmarkt nicht mehr funktioniert. Keine rückt mehr Geld raus. Es gibt keine Liquidität im Markt. Ein Bear Stearns hat seit 30 Jahren das erste mal einen Verlust eingefahren und geht Pleite, bzw. wird von den eigenen Shareholdern nicht aufgefangen? Das macht innhaltlich für mich keinen Sinn, es gibt dafür m.E. nur diese eine Erklärung: Es fehlt Liquidität im Markt.

Selbst wenn ein Insider Probleme mit US MBS geahnt hätte - das was daraus geworden ist konnte m.E. keiner ahnen. Als Argument möchte ich noch anführen, dass alle großen Investmentbanken quasi untergegangen sind. Selbst die Goldmänner, die ja bekanntlich den besten Draht zur FED haben, haben in Ihrer alten Form nicht überlebt. Wenn selbst ein "deutscher Durchschnittsbänker" wusste was kommt, müsste man ja unterstellen, dass die Chefs bei Lehman, Bear Stearn, Merrill Lynch etc. völlig ahnungslose sind. Bei einem kann man vielleicht noch darüber diskutieren. Nachdem aber alle umgefallen sind, wage ich zu behaupten, dass diese Krise nicht mal für die größten der Großen in Ihrem Ausmaß vorhersebar war.

Gruß
Duke

33

22.09.2008, 16:11

Die Argumentation macht Sinn Duke. Nur sage mir mal, was "die in den Chefetagen" _wirklich_ verloren haben? Die haben doch ihre Schäfchen im Trockenen. Ich halte das eher für eine : "weiter immer weiter"-psychose.

Frage: Ist es möglich, dass die ihr Kartenhaus so hoch gestapelt hatten, dass es ohnehin kein "geordnetes" zurück mehr gab? So dass man sagen musste, "okay, wir wissen was kommt, aber wir machen weiter wie bisher, bis das Ding vor die Wand fährt."
Wer die echten Verluste zu tragen hat sieht man ja jetzt. Der Staat springt ein und zahlt die Zeche. Und wer ist der Staat? Letzten Endes der Steuerzahler in der Gesamtbreite.

34

22.09.2008, 16:24

So Krisen wird es immer geben. Das liegt in der Natur der Menschen. Wenn man ein grosser Spieler ist, hat man Probleme sein Geld manchmal zu investieren. Aber man kann sich auch manchen Regeln entziehen. Sehr beliebt ist, man schafft sich seinen eigenen Markt. Dann wird kräftig gehypt. Jeder hofft auf Gewinne und dass er die natürlich abschöpfen kann bevor die Blase platzt. Oft fängt das an schief zu laufen, wenn der grosse Spieler zu viel Marktanteile hat und die Dinge trotzdem anfangen gegen ihn zu laufen. Die machen dann aber weiter, weil sie hoffen das noch drehen zu können und so nicht mehr raus kommen. Irgendwann bricht die Welle aber und dann wollen alle auf einmal durch dieselbe kleine Tür raus. :evil: Die alten Wallstreet-Banken hat es jetzt vielleicht gekostet, aber dafür sind neue Mächtige am Ruder. Ich denke, das ist das eigentlich Problem für die USA. Der Staat hat die Kontrolle ein Stück verloren und will das jetzt wieder zurück.

Ich habe mich gerade an LTCM erinnert. Der Fond wurde von 2 Nobelpreisträgern geleitet und hat 6 Mrd. $ verloren. Damals hiess es, das hätte schwer eingeschlagen, hat es auch. Jetzt macht die Regierung in USA ein "Rettungspaket" mit angeblich 700. Mrd. $. BRD hat ca. 288 Mrd. € Haushalt. Wer nimmt das noch ernst? :D :bounce:

Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »Ede G« (22.09.2008, 16:29)


35

22.09.2008, 16:41

sind wir doch mal ehrlich. Ob die Amis nun ein Defizit von 10,7 Billionen Dollar oder 11,4 Billionen haben, interessiert doch keine Sau. Wichtig war eine Panik beim Verbraucher zu vermeiden. Das dürfte bei aller berechtigter Kritik gelungen sein und, jawohl, staatliche Eingriffe sind immer notwendig, wenn das Gleichgewicht gestört ist.

Es war im Oktober 2007, da verkündete Josef Ackermann, Chef der Deutschen Bank und Vorsitzender des globalen Bankenverbandes „Institute of International Finance“ in Washington eine frohe Botschaft: Der Verlauf der Krise, die aus dem weltweiten Handel mit faulen Hypothekenpapieren entstanden war, habe gezeigt, dass die meisten Institute seines Gewerbes „fundamental stark“ seien. Auch das Weltfinanzsystem sei „fundamental gesund“, befand Europas führender Banker und warnte vor einer „Überreaktion“ der Aufsichtsbehörden. Der Staat, so lautete die kaum verhohlene Forderung, solle sich doch besser raushalten aus der Krisenbekämpfung.
Tja, man kann halt nicht alles wissen.

36

22.09.2008, 16:55

ich äusser mich ja selten zu solch einem thema

aber wer sehen möchte wie die Amis ganz offensiv mit der Vergabe von Krediten umgeht der solllte sich heut abend mal auf DMAX King of Cars ansehen
als ich das zum ersten mal gesehn habe konnte ich es nicht fassen irgendwie hatte ich bei jedem der einen Wagen da auf Pump gekauft hat das gefühl das die den Kredit nie im Leben ausreichend bedienen können.

deshalb finde ich das Deutschland gut damit beraten ist NICHT wie die Amis Milliarden in ein Loch zu Buttern das wenn es gefüllt nur ein neues hinterlässt

37

22.09.2008, 17:30

Zitat

Original von Duke_Luke
Worf, ich habe bzgl. des Ausmaßes der Krise eine ganz eigene Meinung. Das Problem ist m.E. nach nicht der amerikanische Häusermarkt. Das war mit Sicherheit der Auslöser, aber ein Preisrückgang von ca. 30% taugt m.E. nicht ganze Banken pleite gehen zu lassen. Das Problem ist, dass der Geldmarkt nicht mehr funktioniert. Keine rückt mehr Geld raus. Es gibt keine Liquidität im Markt. Ein Bear Stearns hat seit 30 Jahren das erste mal einen Verlust eingefahren und geht Pleite, bzw. wird von den eigenen Shareholdern nicht aufgefangen? Das macht innhaltlich für mich keinen Sinn, es gibt dafür m.E. nur diese eine Erklärung: Es fehlt Liquidität im Markt.

Klar, vom Ausmaß der Krise sind die allermeisten überrascht worden, keine Frage. Das die Blase platzen würde, das wurde aber doch allgemein diskutiert.
Bear Stears oder auch Lehman liegen ähnlich. Hoch geleveragt und einen operativen Verlust einfahren, d.h. unter den Kapitalkosten bleiben verfielfältigt den Verlust. Nimmt man dazu die Unsicherheit über den tatsächlichen Verlust und wieviel noch in den Büchern lauert, dann ist so eine Reaktion verständlich - natürlich vior einem Kapitalmarkt mit extrem hohen Refinanzierungskosten, was die Löcher durch den Verlust noch einmal vergrößert. Zudem weiß man ja auch, wie die Fremdkapitaltranchen aufgebaut sind und dass mit außerplanmäßigen Kapitalerhöhen bzw. Fremdkapitalaufnahmen sich das Risiko für die Fremdkapitalgeber verändert und deswegen weitere Kosten fällig werden. Alles zusammen killt dann doch überraschend schnell die reinen Investmentbanken ohne alternativen Zugang zu Kapital als den Kapitalmarkt. Die Vergangenheit ist dann nicht mehr interessant, für die Investoren gibt es ja nur die Frage, ob das Unternehmen solvent bleibt und die zukünfitgen Gewinne die jetzigen Verluste wieder kompensieren. Ich kann die Investoren verstehen die sagen, da mache ich lieber einen Schnitt und die Aktien verkaufen.

Was wir da als Ausmaß der Krise gesehen haben sind auch schon die Zweit- und Drittrundeneffekte. Nicht nur das Subprime-Segment sondern auch richtig gute Lagen sind eingebrochen, die Banken haben sich untereinander kaum noch kruzfristige Kreditre gegeben. Die Investmentbanken, welche ihr Kapital nur über den Kapitalmarkt beziehen waren durch die hohe Unsicherheit richtig gearscht. (Deswegen ist ja der Kauf der Postbank von der Deutschen bank auch so gut - man sammelt einfach mal 300 Milliarden oder so ein, welche da auf Girokonten liegen und mit denen man dann arbeiten kann). Außer in solchen Krisenzeiten finde ich das Modell von Investmentbanken sehr sinnvoll, es ist in etwa ein großer Hedgefund.

Es gibt aber auch fundamentale Probleme im System: Banken leveragen sich ziemlich hoch, Grenzen werden in Europa vor allem durch die Eigenkapitalreserven nach Basel II gezogen. Leveragen ist per se erst einmal riskant, anders kann man aber in Banken keine vernünftigen Gewinne machen, man muss Risiko- und Fristentransformation betreiben.

Die Frage ist, wie viele Geschäfte man auf eigene Rechnung mitmachen sollte und wo nur die Spreads einkassieren. Vielleicht sollte man die richtig riskanten Geschäfte, welche hoch geleveragt werden wirklich nur Hedgefunds überlassen, da man als Staat Banken (selbst nicht-Geschäftsbanken ohne Privatkundenstamm) nicht einfach pleite gehen lassen kann, Hedgefunds dagegen schon eher.

Nachtrag: Wir haben bei letzten Mittagessen diskutiert, was mit den USA in der Zukunft wird. Sucht man mal in den US-Supermärkte nach rein amerikansichen Produkten, also Produkte, welche auch in den USA gefertigt sind, so findet man quasi keine mehr.
Im Agrarsektor sidn die USA noch ganz gut, aber schon die amerikanischen Autos will außerhalb der USA schon keiner mehr haben. Mit Industrieproduktion sieht es in den USA schlecht aus, praktisch alles wird in China gefertigt. In Softwaretechnologie und Hollywood sind sie noch führend und erwirtschaften ihre Gewinne.
Vielleicht wird diese Krise für den amerikanischen verbraucher fundamental anders, weil er seit Jahrzehnten wieder einmal seine Ausgaben nach seinen realen Einnahmen bemessen muss und sich nicht mehr so einfach verschuklden und die Probleme damit in die Zukunft verschieben kann. Diese neue Dimension liegt imho sehr gut im Bereich des möglichen und hätte mindestens noch einal die Ausmaße wie die Finanzkrise jetzt, eher viel größer und globaler.

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22.09.2008, 17:51

Zitat

Original von AtroX_Worf
Vielleicht wird diese Krise für den amerikanischen verbraucher fundamental anders, weil er seit Jahrzehnten wieder einmal seine Ausgaben nach seinen realen Einnahmen bemessen muss und sich nicht mehr so einfach verschuklden und die Probleme damit in die Zukunft verschieben kann. Diese neue Dimension liegt imho sehr gut im Bereich des möglichen und hätte mindestens noch einal die Ausmaße wie die Finanzkrise jetzt, eher viel größer und globaler.

Vor allem bleiben dann die Chinesen auf ihrem Mist sitzen... wieviel des Exports (prozentual) der Chinesen geht eigentlich in die USA. Oder anders herum, wie abhängig ist China vom US-Markt?

39

22.09.2008, 18:37

Dies ist ja eben das gefährliche für die Weltwirtschaft. Bricht die Nachfrage in den USA ein, so ist Asien jetzt sicher noch nicht so weit selbst eine entsprechende Nachfrage zu erzeugen udn wir Deutschen können unsere Maschinen nicht mehr nach Asien verkaufen. :P

40

22.09.2008, 19:50

das Finanzsystem ist so komplex, dass selbst Du Astrox_Worf nur über ein gefährliches Halbwissen verfügst. Ich hatte diese Richtung sogar als Spezialisierung im Studium und ich kann mir nicht anmaßen, da ein fundiertes Urteil abzugeben...die bei den Banken haben ja selbst kein Durchblick mehr gehabt...

41

22.09.2008, 22:49

Die globale Marktwirtschaft wird letztlich gestärkt aus dieser Krise hervorgehen.
Wie früher auch immer.

Peace, ich bin raus.

42

22.09.2008, 23:13

kapitalismus macht psychisch krank, weil er einerseits macht- und prestigegeile egoistische psychopathen braucht, ohne jegliche verantwortung und emotionen, andererseits auch passiven konsum mit hedonistischer schlarafenland mentalität benötigt, von wegen "ich bekomm alles und muss nix tun, wie schön"

beide verhaltensweisen entsprechen, meine ich, nicht der menschlichen natur, deswegen sind grundsätzlich auch andere wirtschaftsysteme denkbar, welche vernunft, emotionen, zuneigung und kooperation sowie freude an betätigung statt passivem infantilen konsum fördern, statt versuchen abzutöten, was langfristig zu unvergleichbar viel höherer produktivität führen könnte.
abgesehen davon macht das system nicht nur krank, sondern die benötigten und erzeugten unarten zerstören langfristig selber das system

43

22.09.2008, 23:20

und wie soll diese alternative aussehen?

44

22.09.2008, 23:46

Zitat

Original von TKCB_Cranberry_
das Finanzsystem ist so komplex, dass selbst Du Astrox_Worf nur über ein gefährliches Halbwissen verfügst. Ich hatte diese Richtung sogar als Spezialisierung im Studium und ich kann mir nicht anmaßen, da ein fundiertes Urteil abzugeben...die bei den Banken haben ja selbst kein Durchblick mehr gehabt...


sogar? was hast du studiert BWL? stinknormales studium reicht bei weitem nicht, um in diesem bereich von wissen zu sprechen, schon gleich gar nicht BWL

am besten ist wohl ne kombination aus mathematik, ein wenig wirtschaftswissenschaften und viel berufserfahrung, dann kannste vielleicht mal anfangen von wissen zu sprechen

aber eine "spezialisierung" in gestalt von 3-4 vorlesungen und vll ner diplomarbeit....lol

45

22.09.2008, 23:53

naja aussehen im endeffekt würd es so dass man halt nich arbeitet weil man geld/ansehen kriegt und man sonst verhungert, sondern weils einem spaß macht und/oder man sich verpflichtet fühlt seine arbeit gut zu machen, weil man damit ja anderen hilft.man nicht forscht und entwickelt um selber besser dazustehen und gewinne einzufahren, sondern seiner umwelt durch ein verbessertes produkt einen gefallen zu tun möchte. man produkte nicht deswegen anpreist weil man gewinn machen will, sondern weil man der meinung ist, dass es den menschen wirklich hilft und sie innerlich wachsen lässt
das würde natürlich dazu führen dass alle möglichen verdummenden produkte/angebote vom markt verschwinden, fängt schon damit an dass extreme viele sunk costs (zb werbeindustrie) wegfallen würden. monopolistische markträumungen wären dann auch kein thema mehr und kriminalität und terror würden nachhaltig sinken. im vergleich dazu ist der heutige wohlstand krasser mist

vom heutigen system auf eine derartige grundhaltung zu kommen ist sicher nich ganz einfach, grundsätzlich geht das aber glaube ich
als maßnahmen die den wandel einleiten könnten würd ich jez so auf die schnelle sagen
1. bedingungsloses grundeinkommen
2. wissenschaftssystem in wirtschafts/sozialwissenschaften von KR auf KT umstellen
3. zins/kapitalrenditen dürfen nich höher als das(erwartete) wachstum sein
4. besitz von riesenprivatyachten und so nen unfug verbieten

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23.09.2008, 00:05

Das hört sich alles echt toll an und ich will wirklich gerne daran glauben und versuchen alles dafür zu tun, aber wie realistisch ist es, dass Menschen bei einem bedingungslosen Grundeinkommen arbeiten gehen? Vorallem wenn das für jeden Menschen gleich ist.
Wieso sollte man als Bäcker beispielsweise um 3:00 aufstehen, wenn man auch einfach um 10 aufstehen kann, 2 stunden brötchen backen und dann wieder nach hause gehen und inner Sonne liegen. Ich glaube nur mit dem "Nützlichkeitsgedanken" kriegt man sehr sehr wenige Leute motiviert.

47

23.09.2008, 00:11

naja müsstest erstmal mit sowas hier anfangen: http://www.unternimm-die-zukunft.de/index.php?id=56
das hast zwar noch die kapitalistischen mechanismen drin, aber is schonmal n schritt in die andere richtung
gibt noch andere initiativen wie: bürgergeld, bürgerarbeit oder new-work, wobei das bedingungslose minimaleinkommen das verbreitetste is, spricht auch eigentlich aus ökonomischer sicht nix gegen

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Rommel« (23.09.2008, 00:17)


48

23.09.2008, 01:26

Zitat

Original von TKCB_Cranberry_
das Finanzsystem ist so komplex, dass selbst Du Astrox_Worf nur über ein gefährliches Halbwissen verfügst. Ich hatte diese Richtung sogar als Spezialisierung im Studium und ich kann mir nicht anmaßen, da ein fundiertes Urteil abzugeben...die bei den Banken haben ja selbst kein Durchblick mehr gehabt...

Ich hatte es auch im Studium, da lernt man aber kaum was drüber - vor allem nicht in einer popeligen Vertiefung (ich hatte im übrigen 2 meiner 3 Vertiefungen in der Richtung, bringt aber auch nicht viel mehr ^^).
ca. 15% meines Wissens darüber habe ich aus dem Studium, ca. 20% aus empirischen Daten, ca. 35% aus der Praxis und den Rest aus vielen Büchern darüber. Die letzten 3 Bereiche sind imho mit Abstand die wichtigsten.

Bei den Banken verstehen es die Verantwortlichen schon, aber zwischen ex ante und ex post ist immer noch ein gewaltiger Unterschied. Ich kommentier ja nur das geschehene, das macht es auch so einfach.

49

23.09.2008, 01:35

warum lernt man eigentlich nur mist und/oder zu wenig im studium ?

50

23.09.2008, 09:13

Weil du das "Lernen" selbst lernen sollst. Der Stoff ist an sich uninteressant, weil er mit großer Wahrscheinlichkeit eh veraltet ist, sobald er dran kommt. Dabei ist es egal, ob nun 2 Monate, 2 Janre oder 2 Jahrzehnte veraltet ist. (ein paar "zeitlose" Grundlagen mal außen vorgelassen)

51

23.09.2008, 12:10

Zitat

Original von Rommel
naja aussehen im endeffekt würd es so dass man halt nich arbeitet weil man geld/ansehen kriegt und man sonst verhungert, sondern weils einem spaß macht und/oder man sich verpflichtet fühlt seine arbeit gut zu machen, weil man damit ja anderen hilft.man nicht forscht und entwickelt um selber besser dazustehen und gewinne einzufahren, sondern seiner umwelt durch ein verbessertes produkt einen gefallen zu tun möchte. man produkte nicht deswegen anpreist weil man gewinn machen will, sondern weil man der meinung ist, dass es den menschen wirklich hilft und sie innerlich wachsen lässt


um darauf mit deinen eigenen worten zu antworten:

Zitat

Original von Rommel
beide verhaltensweisen entsprechen, meine ich, nicht der menschlichen natur,


man kann hier lange über "die menschliche natur" diskutieren. ich kann aber sicher sagen, dass es absolut _meiner_ natur widersprechen würde. und ja ich würde dann nicht arbeiten, sofern das grundeinkommen für den luxus reicht den ich mir im leben wünsche (den ich im moment genieße), mehr muss nicht sein, für mehr würde ich auch nicht arbeiten gehen. wenn das grundeinkommen allerdings nur für sehr viel weniger reichen würde, hätten wir die gleiche situation wie jetzt - eine grundsicherung die zum überleben reicht, aber um gut zu leben muss man arbeiten.

ansonsten noch ein danke an worf, für die ausführlichen erklärungen, ich lese immer gerne mit.

52

23.09.2008, 12:11

Ein sehr interessanter Artikel über die Finanzkrise

http://www.heise.de/tp/r4/artikel/28/28787/1.html

Und das hier ist auch nicht die feine Art, dann würde ich auch alles gegen die Wand fahren

http://www.heise.de/tp/blogs/8/116276

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Comadevil« (23.09.2008, 12:21)


53

23.09.2008, 12:36

Coma danke für die sehr interessanten Links.

Zu Lehman verdeutlicht dieser Bericht eindrucksvoll die von mir beschriebene Thematik: 85mrd MBS davon abgeschrieben (nach Hedge) 10mrd. Dem Verlust von 10mrd steht der Verkauf von Vermögenswerten i.H.v 150 mrd und eine KE i.H.v. 14mrd gegenüber. Diese Bank ist nicht aufgrund der Risiken Ihres MBO Portfolios zugrunde gegangen.

Zum zweiten Bericht verstehe ich die Aufregung grundsätzlich schon. Allerdings stelle man sich einmal folgenden Fall vor: Man selbst verantwortet einen Teil des Geschäfts (z.B. Handel mit Zertifikaten) und erwirtschaftet einen Gewinn. Laut Vertrag stehen mir auf den von mir verantworteten Bereich ein Bonus i.H.v 0,5% nach interner GuV zu. Jetzt gibts es doch zwei Möglichkeiten: 1) Wenn mein Arbeitgeber Pleite geht, habe ich Pech gehabt. 2) Wenn meine Abteilung weitergeführt wird will ich meinen Anteil (Barclays übernimmt ja nicht die ganze Bank sondern nur Teile). Ehrlich gesagt würde ich auch auf meinen Bonus bestehen, was kann ich dafür das ein anderer mit seinem Bereich Verluste macht.

Gruß
Duke

54

23.09.2008, 13:04

Zitat

Original von Erg_Raider

Zitat

Original von Rommel
naja aussehen im endeffekt würd es so dass man halt nich arbeitet weil man geld/ansehen kriegt und man sonst verhungert, sondern weils einem spaß macht und/oder man sich verpflichtet fühlt seine arbeit gut zu machen, weil man damit ja anderen hilft.man nicht forscht und entwickelt um selber besser dazustehen und gewinne einzufahren, sondern seiner umwelt durch ein verbessertes produkt einen gefallen zu tun möchte. man produkte nicht deswegen anpreist weil man gewinn machen will, sondern weil man der meinung ist, dass es den menschen wirklich hilft und sie innerlich wachsen lässt


um darauf mit deinen eigenen worten zu antworten:

Zitat

Original von Rommel
beide verhaltensweisen entsprechen, meine ich, nicht der menschlichen natur,


man kann hier lange über "die menschliche natur" diskutieren. ich kann aber sicher sagen, dass es absolut _meiner_ natur widersprechen würde. und ja ich würde dann nicht arbeiten, sofern das grundeinkommen für den luxus reicht den ich mir im leben wünsche (den ich im moment genieße), mehr muss nicht sein, für mehr würde ich auch nicht arbeiten gehen. wenn das grundeinkommen allerdings nur für sehr viel weniger reichen würde, hätten wir die gleiche situation wie jetzt - eine grundsicherung die zum überleben reicht, aber um gut zu leben muss man arbeiten.


naja dann bist du halt im moment ziemlich entfremdet. wenn du in dieser verfassung arbeiten gehst kommt da eh nix sonderlich produktives bei raus, leuten in diesem zustand sollte man sowieso lieber dafür bezahlen damit sie tunlichst nicht arbeiten gehen/an verantwortungsvolle positionen geraten.
sehr viele, wenn nicht die meißten großen leistungen, neuerungen, erfindungen und entdeckungen sind von leuten getätigt worden, die genug hatten und sich vom forschen und arbeiten keinen extrinsishcen anreiz erhofften

55

23.09.2008, 13:55

Zitat

Original von AtroX_Worf

Nachtrag: Wir haben bei letzten Mittagessen diskutiert, was mit den USA in der Zukunft wird. Sucht man mal in den US-Supermärkte nach rein amerikansichen Produkten, also Produkte, welche auch in den USA gefertigt sind, so findet man quasi keine mehr.
Im Agrarsektor sidn die USA noch ganz gut, aber schon die amerikanischen Autos will außerhalb der USA schon keiner mehr haben. Mit Industrieproduktion sieht es in den USA schlecht aus, praktisch alles wird in China gefertigt. In Softwaretechnologie und Hollywood sind sie noch führend und erwirtschaften ihre Gewinne.


woher hast du das? bitte um quellenangabe.

ich arbeite in einem rohstoffkonzern (15000 mitarbeiter) und hab viel mit der industrie zu tun. Die USA haben verdammt VIEL industrie. vor allem was metallbearbeitung, maschinen, bau und hochtechnologie angeht. im rohstoffsektor sind die auch sehr stark. das reime ich mir zusammen aus meiner arbeit, journals, gesprächen mit unsren verkäufern und anwendungstechnikern, etc.

und noch was: nur weil man dinge nicht im supermarkt findet mit made in USA, heisst das nicht, daß die keine produkte mehr haben.

unser produkt wirst du in keinem supermarkt finden, aber wenn wir heute unsere produktion einstellen, dann fährt so ca. alles was mit metallbearbeitung zu tun hat an die wand, weltweit.

56

23.09.2008, 14:04

Zitat

Original von Erichbub_Si
unser produkt wirst du in keinem supermarkt finden, aber wenn wir heute unsere produktion einstellen, dann fährt so ca. alles was mit metallbearbeitung zu tun hat an die wand, weltweit.


Wow, beeindruckent.

57

23.09.2008, 14:12

Anstatt hier rumzuposten sorg Du mal lieber das die Kiste wieder läuft in die WIR alle Milliarden reingepumpt haben.

58

23.09.2008, 14:26

max is dort nur der quoteninformatiker, der darf den physikern bestenfalls auf die finger schauen und den kaffee holen, während die am stargate rumschrauben :P

59

23.09.2008, 14:33

is eigentlich dann der weltuntergang verschoben max?

60

23.09.2008, 14:39

Selbst das bekommen die ja nich hin.... alles nur Versager... :rolleyes: