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Wenn die Leute AFD wählen, ist das nicht unbedingt nur weil Sie einen Hass auf Flüchtlinge haben. Manchmal ist dies auch eine allgemeine Ablehnung gegenüber den Menschen die durch die Arbeitnehmerfreizügigkeit aus Rumänien und co. kommen. Gutgläubig wie Sie war hat meine Oma einen alten Resthof an 10 Rumänen vermietet. Als die da nach 5 Jahren wieder auszogen konnten wir das ganze für 50 000 Euro Kernsanieren.
Natürlich war dass eigene Dummheit. Kein Stadtmensch würde jemals auch nur einen alten Hof an einen 10er Trupp Männer vermieten die nur zum Arbeiten in der Woche da wohnen.
Das ändert aber nichts daran, dass du meine Oma jetzt nicht mehr nach Rumänen fragen darfst
Ist halt noch alte Garde, glaubt an das gute im Menschen, das ging einen großen Teil ihres langen Lebens auf dem Dorf gut. Nur die letzten Jahre fällt sie damit halt auf die Fresse.
Ich lese hier im Thread oft "das ist bei anderen Ausländern auch schon so", oder das ist seit X Jahren auch schon so. Dabei denkt ihr aber in deutlich zu kurzen Zeiträumen.
Auf dem Dorf (10km zum ersten Kiosk/ 2h zur nächsten Großstadt Hamburg) vergleicht man nicht mit 2015 oder 2012 oder 2010. Sondern mit 2000, 1990, 1980, 1970.
Um das Jahr 2000 rum gab es in der Ecke bis auf wenige Geschäftsmänner oder vereinzelten Dönerbuden (eine pro 20km) kaum Ausländer. Bis zur Oberstufe / 10. Klasse "in der Stadt" hatte ich nicht einen Ausländer in meiner Klasse.
Erst seit dem ich in der Stadt wohne, in der Uniklinik arbeite und viel mit Studenten zu tun habe (Freundeskreis, Werksstudenten, Nachbarn, Partybekanntschaften) realisiere ich, dass es Menschen gibt, die dieses Dorfleben überhaupt nicht kennen.
Die überhaupt nicht nachvollziehen können, was für eine andere Welt das eigentlich ist. Ich bin pro Tag fucking 3 Stunden Bus gefahren, einfach nur um zur Schule und zurück zu kommen in der Oberstufe.
Wer das nie erlebt hat und nie Teil so einer Dorfgemeinschaft war, versteht auch nicht die Innere Sicherheit, die Vertrautheit und den massiven Change den schon wenige Fremde vor Ort auslösen kennen.
Oder wie viele Nachbaren kennt ihr, denen ihr ohne Vorbehalt euren 2 Jahre alten Audi A6 in die Hände drücken würdet? Ohne das er schon Jahrelang mit euch befreundet oder verwandt etc. pp ist? Ich keinen.
Habe damals nem Kumpel von mir 10 000 Euro geliehen, für seine Ausbildung als Rettungsassistent. Das würde ich in der "Stadt" auch nicht machen. Viel zu anonym alles, morgen wohnt der woanders und bye.
Auf dem Dorf war ihm klar, das seine Familie unter massiven Druck gerät, wenn er die 10k nicht zurück zahlt. Die können sich nicht verpissen, da stand n Landwirtschaftlicher Hof mit 200 Kühnen der min 5 Millionen wert ist.
Dazu klärte man die Sachen aufm Dorf noch direkt, notfalls wär ich halt in den nicht abgeschlossenen Trecker gestiegen und weg gefahren, die 10k hätte ich aus dem Cashflow des Hofes schon wieder bekommen
Selbst heute noch sind die besten Freunde vom Dorf. Fragst du 10 Leute aus der Stadt beim Umzug nach Hilfe, sagt vlt. die hälfte zu. Fragst du 10 Leute aufm Dorf nach Hilfe, sagen alle zu, auch wenn Sie dafür 100km Fahren müssen.
Bei den Einheimischen kennt jeder jeden (ich wusste in jedem Haus wer da wohnt, war eigtl in fast jedem Haus schon mal drin), man sagte auch jedem Moin und man gratulierte den Leuten zum Geburtstag, egal ob 10 oder 50.
Bringst du da jetzt n Dutzend fremde Personen in einem Dorf von 300 Personen unter, verschwindet dieses Maß an Vertrautheit. Wie eine Bergseilschaft wo jeder an den anderen gekettet ist und du schiebst einen Troll dazwischen.
Ist dann auch nur ein krimineller dabei, der mehr oder weniger Anonym ist, kippt die Stimmung da relativ schnell. Hast du dann noch eine Polizei die die Leute direkt wieder gehen lässt / die Sie mangels Papiere / Unterlagen / Besitz nicht zur Rechenschaft ziehen kann, erzeugst du in Windeseile ein Gefühl von Ohnmacht. Von ausgeliefert sein. Das führt dann früher oder später zu einer Wut die sich auf die ein oder andere Weise entlädt.
Entweder in Form von Bürgerwehren und Bewaffnung ala Amerika "der rumäne darf da gern wohnen, aber wenn er mein Grundstück betritt frisst er ne Ladung Schrot" oder in Form von Protestwählern bis hin zu Pegida / rechter Scheisse.