Also vorweg:
Dieser Text beschreibt den Bruch meines Schienbeins bei einem Sportunfall und die daran geknüpfte Behandlung in einem Krankenhaus in Nordhessen.
Ich habe nichts bewusst dazu erfunden, dramatisiert oder weggelassen.
Der Unfall selbst:
Am 27. April versuchte ich während eines Vereinsfußballspiels eine lange Flanke zu erreichen, wollte den Ball volley nehmen und zog voll durch. Mein Gegenspieler tat das gleiche, bumm krach, wir lagen beide Schmerzverzerrt am Boden. Er konnte wenig später vom Feld humpeln, ich merkte das etwas ernsteres geschehen ist. Spieler sowie Betreuer standen um mich herum und fragten natürlich nach meinem Befinden. Ich meinte nur, dass es etwas ernsteres ist und ich auf keinen Fall weiter spiele! Einer der Spieler meinte dann, man könnte ja mal drauf spucken!(?) EIn Betreuer der gegnerischen Mannschaft untersuchte dann mein Bein und meinte; "Nichts gebrochen, kein Problem!" Auf die Frage eines Mitspielers , woher er das wisse und ob er Arzt wäre, antwortete er: "Noe ich bin kein Arzt, aber ich hab schon so viele Brüche gesehen, der hat nichts!"
Naja ok danke dann! Zwei MItspieler trugen mich dann vom Platz und legten mich an die Barriere. Irgendjemand hatte schon einen KRankenwagen bestellt, den wir aber wieder abbestellten, da meine Schmerzen nicht soo krass waren. Nachdem einige Zuschauer fast über mich gefallen waren...und das Spiel zu Ende war, bat ich meinen Bruder (der hatte kurz vorher selbst gespielt) mich ins KRankenhaus zu fahren. Alle meinten, ich solle es nicht machen, wegen VErsicherung etc. Also rief irgendwer wieder den Krankenwagen und die netten Herren kamen dann auch ziemlich genervt.
Während ich sie kommen sah, hatten sie schon dieses hämische Grinsen drauf und zogen sich die Plastikhandschuhe über. Ich meinte "ALles kein Ding, fahrt mich einfach ins Krankenhaus, könnte gebrochen sein, damit es geröntgt werden kann!" Einer der beiden " JA ne, so einfach geht das nicht. Erst alarmieren dann abbestellen, jetzt tasten wir das erstmal ab!" Na super, dachte ich mir, ließ es aber über mich ergehen. Dann meinte einer der beiden :" Ja da müssen wir wohl ins Krankenhaus zum Röntgen!" Ach ne, sagte ich bereits oder?
Ich hatte gehofft jetzt einen Vakkuumdigns zu bekommen, auf ne Liege gelegt zu werden und die Fahrt genießen zu können, aber nichts da.
"Reicht ja wenn wir dich unter den Armen nehmen!", meinte einer der Sanitäter. "Naja ne TRage wäre mir schon lieber!" "
"Ach das geht schon so!"
Ok, die beiden mich unter die Arme genommen und irgendwie zum ca. 50 m entferneten Krankenwagen geschleppt. DOrt angekommen musste ich jetzt aber irgendwie da rein. Während die beiden noch diskutierten wie man das am besten anstellen könnte, bin ich dann einfach durch diese Tür an der Seite auf einem Bein reingehüft und musste auf einem Sitz Platz nehmen. Mein Bein war 0 gesichert und hing halt da rum.
Eher aus Spaß meinte ich dann zu den beiden (ich war echt gut drauf): "Könnt aber ruhig langsam fahren, ist ja nichts dringendes!"
Denkste Püppchen! Meine Freundin mit ihrem Golf 3 hat es leider nicht geschafft die beiden auf der B27 nicht aus den AUgen zu verlieren. Man bedenke, wir sind ohne Sirene und Blaulicht gefahren, was sie nicht davon abhielt in Kurven zu überholen (einige Zuschauer, die schon auf dem Nachhauseweg waren, wurden vom Krankenwagen überholt..)
Die Aufnahme im KRankenhaus:
Im Krankenhaus angekommen wurde ich dann gütigerweise mit einem Rollstuhl aus dem Krankenwagen zur Notaufnahme begleitet. Meine Freundin sagte noch zu den beiden Sanis: "Ganz schön riskante Fahrweise!" woraufhin der eine mit so nem Schweinegrunzendenlachen sagte: "höhö, kamst nicht hinterher was?"
Ich kam dann in so nen Zimmer wo ne nette Schwester auf mich wartete:
"TETANUS?"
"Öhm wie bitte?"
"Haste Tetanus?"
"keine Ahnung!"
"musste doch wissen!"
"tut mir leid"
"NAME?"
....
die Adresse wurde aufgenommen,der Unfallhergang rekonstruiert und dann kam der Arzt.
Naja viel konnte er nicht machen (ich hoffte natürlich als das nichts gebrochen ist) und schickte mich zum RÖntgen. Die Herren waren eher etwas unfreundlich, ich blieb aber noch gefasst, da ich hoffte gleich mit ner Prellung oder dergleichen glücklich nach Hause gehen zu dürfen.
Dann Röntgen, ich das ganze Programm mitgemacht, durfte inzwischen auf nem Bett liegen (herrlich) und wurde nach dem Röntgen in den Gang geschoben wo andere auf das Röntgen warteten.
Meine Freundin war die ganze Zeit bei mir, mein Bruder war auf dem Weg vom Fußplatz.
Auf einmal ging der Arzt vorbei und meinte im Vorbeigehen:
"Ach Sie habens geschafft! Gebrochen, werden gleich operiert!"
Öhm what? Aber er war schon weg. Natürlich hatten die anderen warteten das gehört und machten mit ihren verfickten "Ich hab mir beim Heimwerken aufn FInger gehauen Wunden" nen "achduarmertyp"Gesicht.
Ich, so wie meine Freundin waren sehr geschockt. Gebrochen, OP, Arbeit,Studium,FUCK!
Vor der OP:
Während ich so immer noch auf dem Gang lag und absolut fertig mit der Welt war, kam mein Bruder und nen Kumpel. Ich sagt ihnen schnell aufgelöst was der Arzt mir beim vorbeigehen mitgeteilt hatte, als die TETANUSschwester kam und mich wegschieben wollte. Ich war mit der Situation absolut überfordert, mein Bruder fragte jedoch; "Wo bringen Sie ihn denn jetzt hin?"
SIe kannte meinen Bruder natürlich nicht, warf ihm einen abfälligen Blick zu und fragte mich ob ich nicht alleine reden kann..!
Ich sagte, dass es mein Bruder ist und er sich Sorgen macht. Er fragte dann, ob er mit rein kann (in das Behandlungszimmer) was sie verneinte!
Meine Freundin hingegen durfte mit mir in das Zimmer.
Währen ich da lag und absolut fertig mit mir und der Welt war, fingen diverse Leute an, an mir rumzufingern und mir irgendwelche Sachen anzustecken und Spritzen in mich reinzujagen. EIn Arzt kam, gab mir geschätzte 5-6 Din A4 Seiten zu lesen und sagte: "Unterschreiben Sie mal da unten damit wir Sie operieren können"
"Ja was machen Sie denn überhaupt was ist denn los?"
"Sie haben sich das Bein gerbochen und wir setzten Ihnen gleich nen Nagel ein!"
Schwupps war der Arzt verschwunden.
Die Blätter waren dieses Narkoseaufklärungszeug und ich las nur "tod, lähmung" etc.
Ein anderer Arzt kam, sagte das er mir gleich nen Nagel vom Knie ins Bein rammt, das Schienbein dafür aufbohrt etc. und ich sollte doch bitte da unten unterschreiben.
Ich wusste gar nicht was mit mir geschieht und traute mich zu fragen, ob ich denn meine Eltern anrufen dürfte.
Ich solle doch bitte erstmal alles unterschreiben und fertig machen, damit es möglichst schnell geht!
"Ich weiß doch gar nicht was hier los ist, ich hatte das Bein schon mal gebrochen, da musste ich nicht operiert werden!"
Das war anscheinend keine gute Idee!
Der Arzt verzog sofort das Gesicht setzte dieses "DuHastMeinSpielzeugWeggenommen" Gesicht auf und fragte so in etwa ob ich sein Fachwissen zur DIkussion stellen wolle.
Die Schwester klinkte sich sofort ein und sagte, dass mein Bruder auf dem Gang auch schon total hysterisch wäre und darum meckern würde etc.
Der Arzt fragte mich dann auch nochmal, ob ich nicht mündig wäre selbst für mich zu sprechen.
Ich versuchte ihm dann zu erklären, dass ich gar nicht weiß, was mit mir geschieht, dass ich gerne aufgeklärt werden würde, was ich überhaupt habe (so nen Beinbruch kann man ja auch weit auslegen) etc.
Wozu ich denn meine Eltern anrufen will, wollte er dann wissen.
"Ich bin gerade 20 Jahre alt und bin mit der Situation überfordert, klar will ich gesund werden, aber.."
In dem Moment platz der Oberarzt rein und fragt was denn überhaupt abgeht (irgendjemand hatte ihn wohl informiert).
DIe erklärten ihm, dass mein hysterischer Bruder (rofl deluxe) aufm Gang schon als Stress schiebt, ich nciht für mich alleine entscheiden kann und dagegen protestiere, dass ich operiert werde.
"Ich lasse mich doch operieren, ich will nur wissen was ich habe, was auf mich zukommt etc.!"
Der Oberarzt hörte mir eig. schon gar nicht mehr zu und sagte so richtig protzig wie so nen Kind "Na dann haben Sie eben Pech gehabt und werden erst morgen operiert!Sie können sich ja die ganze Nacht die Op Anweisung und das Narkoseprotokoll durchlesen!"
Ich versuchte zu widersprechen aber es war nichts mehr zu machen.
DIe Schwestern waren jetzt auch übelst angepisst, weil Sie mir ja alles wieder entfernen mussten...
Teil2
Wie gesagt, die sehr angepissten Schwestern entfernten die verschiedenen SOnden etc. wieder von meinem Körper und ließen mich erstmal kurz alleine mit meiner Freundin. Sie wusste natürlich auch überhaupt nicht was ich habe, was los ist etc.- und ich lag einfach nur da. Kurze Zeit später kam die Schwester und teilte mir mit,dass wir eben so ein Fixierungsgips machen müssen für die Nacht, das das super anstrengend ist und sie es alleine nicht schafft. Meine Freundin rettete die Situation und bat ihre Hilfe an.
Die Schwester ging drauf ein und wir fuhren zum Gipsraum. Jetzt bekam meine Freundin nen Kittel, ne Haube etc. und die beiden fingen an mein Bein einzugipsen. Die Schwester hielt mein Bein in der richtigen Position und meine Freundin verteilte unter Anweisung der Schwester den Gips. Die tolle Art meiner Freundin gefiel der Schwester und sie wurde etwas sympathischer. Sie erzählte uns, dass sie eben gerade viel zu tun haben und alles etwas chaotisch ist (so was wie ne kleine Entschuldigung also). Wie meine Freundin nun mal ist, ließ sie es sich nicht nehmen, den Gips auch wieder aufzuschneiden (der wird wegen der Schwellung an der Seite wieder aufgemacht).
DIe Schwester sagte nur: "jetzt müssen Sie auf Station, aber wir haben kein Personal, Sie müssen hier warten bis jemand Zeit hat!"
Ok ich hätte auch gewartet, aber meine Freundin fragte nur welcher Stock und wo der Fahrsthuhl ist und fuhr mit mir los.
Oben kamen mir meien Eltern entgegen und waren total verdutzt, weil ihnen mitgeilt wurde, dass ich gerade operiert werde und sie 1 Stunde vor dem OP Saal gewartet haben.
Naja ich durfte sogar in nen Privatpatientenzimmer, also Einzelzimmer und war sehr glücklich. Am nächsten Morgen dann die OP lief, super, aber die Narkose hatte mich sehr mitgenommen. Ich musste mich mehrmals erbrechen bekam nen Katheter etc. (dafür können die Ärzte ja nichts, also kein Vorwurf!). Der Arzt der den Schlauch in meine Harnröhre einführte war sogar super nett und erklärte alles sehr ausführlich, weil ihm eine Studentin über die Schulter schaute.. (na toll..)
Hier sei zu sagen, dass meine Eltern und meine Freundin größtenteils meine Betreuung übernahmen, weil die Station total unterbesetzt war. Klar wäre ich auch so klar gekommen, mit Klingeln etc. aber die Frau war auch sehr froh, dass meine Freundin mir beim Kotzen half etc.
Dann jedoch kam natürlich nen Privatpatient und ich musste das tolle Zimmer verlassen unglücklich
Ich kam also in ein Zweibettzimmer, wo allerdings schon 2 Betten drinne standen..Mhm naja, an der Wand war so nen "Notplatz" wo ich dann hingeschoben wurde. War auch nicht soo schlimm in dem Moment.
Mit auf dem Zimmer war ein Herr so um die 40 der sich auch beim Fball das Bein gebrochen hatte und ein älterer etwas ungepflegter Herr dem Sie den Zeh abgenommen hatten.
Ich will jetzt nicht alle Einzelheiten erzählen aber evtl ne kleine Anektodte die zeigen soll, was ich meine.
Wir hatten alle so süße Schläuche bei unseren operierten Stellen wo die Wundflüssigkeiten rausliefen etc.
Der alte Mann konnte nur liegen, da er so Schmerzen hatte.
Am Morgen wurde er gewaschen und die Oberschwester zog ihm aus versehen den Schlauch aus seinem Fuß. Er machte sich bemerkbar, aber die meinte nur er so viel wie er soll jetzt ruhig sein.
Bei der Visite durch den netten Arzt und seine (sogar gutaussehende) Studentin fragt der Arzt ihn, warum denn der Schlauch aus seinem Fuß wäre.
Er erzählte dann, dass dies beim Waschen passiert wäre und wir bestätigten die Situation.
Er rief die Oberschwester zu sich, schilderte die Situation und wollte wissen wie es dazu kam. Die meinte dann nur, dass der Herr sich die ganze Zeit schon beim Waschen wehren und diesen Schlauch dauernd wieder aus dem FUß ziehen würde! Der Arzt sagte nur zu ihr, dass sie beim nächsten mal besser aufpassen soll und schickte sie ausm Zimmer. Zu uns meinte er dann, dass es das so wohl nur auf dieser Station geben kann...
Geil war auch, als sie entdeckten, dass von einem der vor 1 Woche auf dem Zimmer lag, noch die Sachen im Zimmer waren. Der war wegen Herzkreislauf irgendwie in ne Spezialklinik verlegt wurden und seine Sachen lagen da als rum. Es wurde erst bemerkt als eine Verwandte kam und fragte ob sie denn evtl noch Sachen von dem netten Herren hätten.
Die Geschichte mit dem Rollstuhl steht ja schon irgendwo in meinen Posts.
Es gab noch mehr solche Sachen, die ich eigentlich absolut unfassbar finde, aber hier jetzt nicht auch nocht breit treten möchte.
Es ist nur immer etwas anderes, so etwas von anderen zu hören (freunde, fernsehen etc.) anstatt es am eigenen Leib zu erfahren. Dieses vollkommene Hilflosigkeit und das ausgeliefert sein, sind eine komische Erfahrung die ich so schnell nicht wieder machen möchte.
Ich kann jetzt auch viele Berichte über den Pflegesektor bei älteren Menschen etc. viel besser nachvollziehen.
Im Nachhinein bin ich sehr froh, so tolle Verwandte Freunde und meine Freundin gehabt zu haben. Durch die hatte ich immer jemanden der für mich einstand, um mich kümmerte etc. Die anderen, wie der alte Herr waren total auf das Personal angewiesen und das kann manchmal echt sehr hart sein.
Der Nagel ist inzwischen draußen und ich schreibe das eben auch, weil ich in dem anderen Krankenhaus total herzlich behandelt wurde. Die Schwestern waren supernett, hatten vollstes Verständnis, haben mir viel Glück gewünscht, die älteren Einsameren auch mal gefragt was sie denn da geschenkt bekommen haben etc. Das war eine total andere Atmosphöre und den Ärzten, Schwestern und Pflegern hat das, glaube ich, auch nicht weh getan...
Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »Maltman« (04.11.2008, 16:55)