Ich erlaube mir mal, ein paar Gedanken zu diesem Thema einzuwerfen.
Die Grundsätzliche Frage lautet doch: nach welchem Wertesystem leben wir eigentlich? Wie verdienen Menschen sich Ressourcen für das Überleben?
Im Groben gesagt tauschen wir Dienstleistungen/Arbeitsleistungen und Waren gegen Geld. Jeder hat also die Möglichkeit, seine Produktionsmittel (Körper, Kopf, eventuell eigenes Land oder eigene Güter) gegen Geld zu tauschen, um damit dann wiederum sich die Dinge zu kaufen, die er zum Überleben aber auch zum Glücklichsein braucht.
Allerdings ist das System nicht fair, einige werden geboren und haben von Anfang an bessere Chancen als andere. Nichtsdestotrotz hat jeder Mensch die Möglichkeit, seine Arbeitsleistung gegen Geld zu tauschen und davon zumindest in Deutschland einigermassen über die Runden zu kommen. Allerdings kann es auch sehr schnell passieren, dass einem die Möglichkeit genommen wird, sein einziges eintauschbares Mittel, die Arbeitskraft, einzusetzen. Man wird z.B. gekündigt und findet erstmal keinen Job oder eine alleinerziehende Mutter wird nicht eingestellt.
Allerdings wollen wir in einer friedliebenden Gesellschaft wohnen. Daher erlauben es wir uns, denjenigen, die an der Wirtschaft teilnehmen, einen kleinen Teil wegzunehmen und es denjenigen zu geben, die gerade nicht so gut da stehen. Dies soll auch die Sicherheit derjenigen garantieren, die etwas haben, da niemand gezwungen ist, mit Gewalt um sein überleben zu kämpfen.
Das ganze ist unsere soziale Marktwirtschaft. Diese ist sehr erfolgreich und sehr produktiv. Wir erwirtschaften mehr als genug, so dass bei einer pefekten Verteilung jeder von uns mehr Güter kaufen könnte, als er eigentlich bräuchte um glücklich zu sein.
Allerdings erodiert das System sehr langsam, da es (wie alles von Menschenhand gemachte) kleine Fehler bzw. Unstimmigkeiten hat.
So wird der Manager, der eine Milliardenschwere Fusion plant und durchzieht, es für selbstverständlich erachten, daran prozentual beteiligt zu sein und z.B. 10 Mio € zu erhalten. Wenn genau dieser Manager aber mal nachts in seiner Wohnung einen Herzinfarkt erleidet und dann ein Krankenwagen zu ihm rast, dann gelten plötzlich andere Masstäbe. Der Notarzt verdient während der Behandlung des Managers, dessen Vermögen mal angenommene 100 Mio € betragen sollen, ein paar hundert Euro für seine Lohntüte. Allerdings trägt er die Verantwortung dafür, dass eine Person mit Guthaben von 100 Mio € überlebt. Wieso hat er nicht das Anrecht, auf einen gewissen Prozentbetrag von diesem Vermögen? Man sollte doch meinen, es wäre dem Manager 1% seines Vermögens wert, zu überleben?
Die Antwort darauf habe ich auf der ARD-Website gelesen, ich finde leider gerade den Link nicht. Die Aussage ist, dass der Notarzt nach einem anderen Wertesystem lebt als der Manager. Dem Notarzt ist es wichtiger, etwas sinnvolles zu leisten, etwas für Menschen zu tun. Auch wenn er als Schönheitschirurg vielleicht geregelte Arbeiitszeiten und mehr Lohn hätte, so hat er mehr Freude daran, zu wissen dass er vielen Menschen geholfen hat. Auch die Krankenschwester, die sehr wenig verdient, und sich sehr liebevoll um den Manager in seinem Krankenhausbett kümmert, hat ein anderes Wertesystem, nachdem sie lebt. Die meisten Menschen leben doch nach Moral und streben nicht nur nach Geld. Und nur deswegen funktioniert unsere Gesellschaft.
Und jetzt möchte ich gerne die Frage aus dem Eröffnungsthread beantworten: Ja, ein bedingungsloses Grundeinkommen wäre absolut sinnvoll, wir erwirtschaften insgesamt genug und niemand sollten sich mehr sorgen machen müssen, ob er morgen noch die Miete zahlen kann oder ob er genug Rente bekommt.
Allerdings ist die Zeit dafür noch nicht reif. Das Ganze kann erst dann wirtschaftlich funktionieren, wenn es allen Menschen auf der Erde einigermassen gut geht, ansonsten hätten wir ein sehr grosses Problem: wem geben wir das Grundeinkommen, wem nicht. Geben wir es allen Deutschen, stellt sich die Frage: Wer kann Deutscher werden?
Wirtschaftlich würde es sicherlich sehr gut funktionieren. 20%-30% der Leute würden sich mit dem Grundeinkommen begnügen. Der Rest würde aber wahrscheinlich nach etwas mehr Geld streben, um schick in Urlaub zu fahren, tollte Autos zu fahren, usw.
Diese wären dann aber heissbegehrte Arbeitnehmer, da ja nicht mehr alle arbeiten wollen. So könnte ich mir vorstellen, dass man aus einer 60h Woche eines Angestellten für 50k Brutto 2 Stellen machen könnte mit je 30h pro Woche und 25k Brutto. Zusammen mit dem Einkommen könnten beide davon leben und die Arbeit würde auch erledigt werden.
Ausserdem wäre das System fairer, wenn die meisten normal viel arbeiten, anstatt dass einige hier die Stunden runter reissen und andere komplett leer ausgehen. Man könnte die Arbeit fairer verteilen und Arbeit würde auch einen höheren Stellenwert bekommen, es gäbe weniger Niedriglohnarbeit. Niemand müsste sich erpressen lassen, für einen Hungerlohn einen miesen Job zu machen.
Also wie gesagt, im Prinzip eine gute Idee, aber da wir nicht alleine auf der Erde leben, leider (noch) nicht machbar...