Wer sollte Dir das hier beantworten können? Worf? lol!
Worfs (weil der Name gefallen ist) Analyse würde mich hierzu, ohne Witz, interessieren. Fehler gemacht ja/nein? Welche? Neues Personal? Welche inhaltliche Punkte wurden vernachlässigt, welche sollen jetzt wieder herausgestellt werden? etc. Da glaube ich kann man Ableiten wohin die Resie geht.
Da wirst Du vermutlich lange warten, als echter Opportu... äh Rationalist, wie so viele in der FDP, füllt der bestimmt grad seinen Aufnahmeantrag bei den Piraten in Hamburg aus!

Ich habe ja mittlerweile entgegen meiner vormaligen Einschätzung die Hoffnung, dass die FDP den Rechtsschwenk doch nicht vollzieht, zumindest solange da 1-2 Leute mit aktivem Verstand noch was zu sagen haben, der Alvaro scheint so einer zu sein, kann der nicht den Vorsitz übernehmen?
"Brandgefährlich" nannte Alex Alvaro, Mitglied des FDP-Präsidiums und des Europaparlaments, was gerade in seiner Partei passiert. "Man zündelt da mit Gedanken und Ressentiments, die zuletzt 2002 Jürgen Möllemann aktivieren wollte", sagte er. "Es gibt dieses rechte Potential. Aber die FDP darf nicht dessen Heimat sein", so Alvaro. Er sieht die Parteiführung in der Pflicht. [url=http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,786861,00.html]"Es fehlt eine langfristige intellektuelle Ausrichtung", sagte er. Zurzeit bestehe die Gefahr "mangelnden Tiefgangs".[/url]
Ich war seit Mitte letzter Woche auf einer Konferenz in Florenz und bin erst wieder seit gestern Mitternacht zurück.
Ansonsten ist es natürlich das Wesen von Politik, opportunistisch zu sein, am besten gepaart mit Realismus. Anders kann man in Demokratien nur bei absoluten Mehrheiten regieren. Aber wenn die Grünen direkt nach der Berlinwahl sagen, ihr Nein zum Ausbau der A100 wäre nicht sooo ernst zu nehmen und verhandelbar, dann ist dies wohl "guter" Opportunismus, ja?
Von einem "Rechtsschwenk" kann keine Rede sein - dies ist ein ähnliches Non-Argument, wie die Verunglimpfung einer ablehnenden Haltung zur Transferunion als anti-europäisch. So indirekt geschehen auch von Rösler als Antwort auf die Berlinwahl, mit ihm würde es kein anderes (als ein pro-europäisches) Profil der FDP geben. Hier auch der Versuch, eine zugegebenermaßen andere Idee von Europa als uneuropäisch hinzustellen.
Ansonsten ist Alexander Alvaro ist Bonner und im Europaparlament. Da träumt man natürlich immer von mehr Macht für das EU-Parlament, d.h. von einem Aufgehen der Mitgliedsstaaten in einem EU-Staat, weniger von einer Förderation. Ansonsten sind platte Argumente, die vor "rechts-" in irgend einer Form warnen, ohne jegliche Konkretisierungversuche nur genau dies - platt. Und in Deutschland leider auch recht wirkungsvolle Todschlagargumente, wenn man nicht argumentieren möchte. Als Beispiel darf hier sicher auf Deadpool verwiesen werden.
Nun aber mal zu meiner eigentlichen Wahlanalyse für Berlin.
Zuerst einmal muss man wissen, dass die Professionalität innerhalb der FDP-Landesverbände unterschiedlich gut ist. So dürfte es überall aussehen, selbst bei der SPD (Sachsen). In NRW, BaWü und Hessen ist die FDP recht gut organisiert, dazu in Sachsen. In den Stadtstaaten sieht es meist recht düster aus, alle 4 Millionenstädte in Deutschland haben rote Regierungen. Die hamburger Landespartei ist recht zerstritten, in Berlin dürfte noch weniger Struktur da sein. Es war einfach eine Schnapsidee, in Berlin einen Anti-Transferunion-Wahlkampf zu machen. Grundsätzlich finde ich es in Ordnung, gerade als kleine Partei Landtagswahlen zu kleinen Volksabstimmungen für bundespolitische Projekte zu machen. Dies geschieht immer wieder und ist Teil unseres förderalen Systems und verteilter Wahltage. Aber wenn man dies machen will, dann richtig und nicht als panikartige Aktion in der letzten Woche, ohne Unterstützung der Bundes-FDP!
Berlin ist eine Stadt, wo jeder fünfte Hartz-4 bezieht und welche jahrzehntelang selbst von Transferzahlungen aus Bonn gelebt hatte. Noch in diesem Jahrtausend war es selbst in der CDU noch keine Mehrheitsmeinung, dass es das Bundesland Berlin finanziell aus eigener Hilfe (zzgl. Länderfinanzausgleich und Hauptstadtzahlungen) schaffen müsste. In einer Stadt mit einer solch extremen Geschichte der Abhängigkeit und des Profitierens vor Transferzahlungen zu warnen ist dämlich.

Sieht man sich die Wählerwanderung (FAZ) an, so sieht man, dass wohl jeder zweite seine Stimme lieber der CDU gegeben hat als einer FDP, welche in den Umfragen zu weit von der 5%-Hürde entfernt war. Die 3,6% sind dann auch ungefähr das Ergebnis der Umfragen, natürlich noch auf Nichtwähler etc. verteilt.
Die CDU konnte knapp die Bezirke im Westen der Stadt gewinnen, kam im Ostteil aber nur auf 14,2% (von 11,4%)! 23,4% wären für die CDU in jedem Flächenland katastrophal, in Großstädten mit linkeren Wählern und höherer Quote an Transferbeziehern ist es ein ordentliches Ergebnis - wie gesagt, ziemlich genau 2% kommen von ehemaligen FDP-Wählern und 20-24% ist CDU-Potential in Gesamt-Berlin.
Über den Einzug der Piraten freue ich mich. Ich denke aber, dass der auch auf sehr spezielle Berliner Verhältnisse zurückgeht. Die Umfragen über der 5%-Hürde haben der Partei einen Mobilisierungsschub gegeben, +23.000 von den Nichtwählern ist ordentlich, danach auch schon +17.000 von den Grünen.
Das Programm der Piraten finde ich eher sinnlos, und ich hoffe sieh versuchen nicht das umzusetzen. Sie sollten lieber eine neue Art des Politikstils, der Transparenz und Bürgerbeteiligung in das Parlament bringen. Vielleicht sich als Politiker so weit wie möglich persönlich zurück nehmen und als eine Art "Server" fungieren, d.h. Client-Anfragen bündeln/beantworten/weiterleiten. Ich verfolge auch aufmerksam die inhaltliche Diskussion in der FDP zu Open Government etc.
Die SPD verliert, bleibt aber stärkste Kraft. Aber wenn die Grünen auch nicht zulegen, dann wird es im Bund schwer für rot-grün. Und für eine große Koalition kann man die eigene Wählerschaft nicht begeistern und eine Koalition mit den Linken wird man wohl im Wahlkampf ausschließen. Außer, Gabriel wird Kanzlerkandidat und traut sich was.
Bei Opel stand die FDP in Person von Rainer Brüderle ja wohl, er hatte selbst Merkel widersprochen! Davor war die FDP noch nicht in der Bundesregierung und Steinmeier und Merkel haben sich beide mit Rettungsrhetorik für Opel überboten. So ist das halt mit Fakten, sie sind überprüfbar!
Total beeindruckend wie er damals stand. Aber überprüfen wir doch mal die Fakten spaßeshalber: Kam es zu den Hilfszahlung unter einer Regierung mit FDP-Beteiligung und einem FDP-Wirtschaftsminister oder nicht? Ja ne is klar, lassen wir das
Unter Brüderle gab es keine weiteren Opel-Bürgschaften in der angestrebten Größenordnung. Natürlich gilt für Regierungshandeln, dass es eine gewisse Verlässlichkeit geben muss, weswegen die Beschlüsse der großen Koalition auch umgesetzt wurden. Ansonsten ging es um Bürgschaften, nicht um Hilfszahlungen. Die Auszahlungsperiode ist also nicht entscheidend, sondern das Datum der Beschlussfassung (große Koalition!).