Ihr lieben Liebenden,
hier sitzt doch bestimmt der eine oder andere, der Ahnung vom Mietrecht hat oder gern so wild spekuliert wie ich selbst. Ich habe folgendes Problem: ich wohne in einer Bruchbude, Mehrfamilienhaus, in dem ich mir mit viel Eigenarbeit ein hübsches Heim geschaffen habe, was hier in der Tat das Motto "Aussen Hui, Innen Pfui" ins Gegenteil verkehrt. Das geht hier nicht nur mir so, darum haben wir Mieter uns quasi zusammengerottet zu einem wütenden Mob, die grausamen Zustände dokumentiert und das man hier gehörig am Mietmindern kann steht für mich ausser Frage. Allerdings stellt sich natürlich die Frage: Wie viel ist angemessen und muss ich hier nicht fast schon fürs Wohnen bezahlt werden? Was meinen denn die Mastersfachmänner?
Hier das nette Schreiben, das mein Vermieter nächste Woche bekommen soll (ein weiteres gibt es noch von allen, das die zustände im treppenhaus betrifft, sowie für 2 weitere Wohnungen im Haus):
"Sehr geehrter Herr B,
hiermit übersenden wir Ihnen die detaillierte Aufstellung der Mängel, die wir in unserer Wohnung im 1. Stock der G. Strasse 3 ,oder an zur Wohnung gehörenden Mietsachen, zu beanstanden haben:
Wir beginnen bei der kaputten Türklingel und dem Briefkasten, dessen mangelhaft befestigte Briefkastentür immer wieder abfällt. Ein Scharnier das die Tür halten sollte fehlt völlig, das andere ist stark verbogen und befestigt sie nur notdürftig mit zwei langen Nägeln, die in den Nachbarbriefkasten hineinreichen. Die Klingel und die Gegensprechanlage sind seit November 2009 defekt. Wiederholt haben wir Sie um deren Reparatur gebeten, doch bisher wurde der Mangel nicht behoben.
Im Flur der Wohnung befindet sich der Sicherungskasten, in den 2 Sicherungen falsch eingebaut sind. Eine ebenfalls im Flur befindliche Steckdose verursacht Kurzschlüsse, sobald man versucht den Staubsauger daran anzuschließen.
In den angrenzenden Kinderzimmern ist die Hauswand hin zur Hauptstrasse feucht und klamm, was man unschwer sogar schon von Außen erkennen kann.

Grosse Wasserflecken zieren die Tapeten, die sich auch wellen und leicht ablösen. Im hinteren Kinderzimmer lässt sich die Heizung weder abstellen, noch temperaturtechnisch regeln. Ein Fenster lässt sich nicht öffnen, was auch das Fensterputzen schwierig gestaltet. Im anderen Kinderzimmer ist das Fenster nicht mehr ganz dicht und es ist erkennbar, dass durch die kaputte Fassade Wasser eindringt.
In der Küche wirft ein Abflussrohr, offen und unhygienisch, die Frage auf, ob es heutzutage nicht attraktivere Möglichkeiten gibt einen Abfluss zu gestalten und zu verschließen.
Die Fliesen des Küchenbodens und der Wand sind teilweise kaputt, weisen unputzbare Risse und Macken auf. Wir haben Ihnen schon letztes Jahr angeboten, die Küche von einem gelernten Fliesenleger neu fliesen zu lassen, wenn sie dann zumindest die Materialkosten übernehmen würden. Doch zeigten Sie sich leider wenig entgegenkommend.
Der Temperaturregler an der Heizung ist nicht vorhanden, eine Steckdose ist unsachgemäss befestigt, eine zweite ganz defekt und es besteht keine Anschlussmöglichkeit für Elektrogeräte in der rechten Küchenhälfte, außer durch unsichere Verlängerungskabel- Konstruktionen.
Sie haben behauptet, der alte Wasserboiler wäre neu und erst beim Vormieter eingebaut worden. Dies bezweifeln wir, denn im Badezimmer befindet sich ein alter, verkalkter Boiler, aus dem es stetig (alle 5 sekunden) in einen verkalkten, schimmlig wirkenden Abfluss tropft.


Laut Aussage der Stadtwerke sind derart veraltete Geräte oft Ursache für einen stark erhöhten Stromverbrauch.. Der Wasser- und Stromverbrauch in der von Ihnen gemieteten Wohnung haben sich in den letzten 2 Jahren, bei gleichbleibender Lebensweise, mehr als verdoppelt. Die Kosten hingegen haben sich fast verdreifacht, da auch der Strom selbst teurer geworden ist. Ursächlich dafür sind sicher auch die veralteten sanitären Anlagen! Und die Lösung dieses Problems kann nicht sein, wie von Ihnen angeraten, dass wir unseren Fernseher nicht mehr so oft einschalten! Wie unsere Erkundigungen bei einem Gas-Wasser-Installateur ergaben, ist die Wartung dieses alten Boilers nicht möglich, da das Heraussprengen der massiven Kalkablagerungen, welche die Wärme nicht gut leiten und dadurch den erhöhten Energieverbrauch verursachen, mit Druckluft den Kessel selbst irreparabel beschädigen würde. Somit muss der alte Boiler durch einen neuen ersetzt werden.
Das Fenster hinter der Wanne ist undicht, das verursacht Schimmelbildung und die Tapete löst sich in diesem Bereich.

Das Waschbecken wirkt sanierungsbedürftig. Die Verfugung des Waschbeckens ist marode, und es löste sich etwas von der Wand, nachdem ein weiterer Mangel, das siffende Abflussrohr, von einem Ihrer Arbeitnehmern ausgewechselt wurde.
In der Toilette befindet sich das nächste Problem: nach dem Spülen fliest sich minutenlang, ohne das man es stoppen kann, ein Wasser-Rinnsal aus dem Spülkasten nach; dadurch entsteht ein unangemessen erhöhter Wasserverbrauch.
Durch die Fenster im Schlafzimmer tritt zwar kein Wasser ein, aber starke Zugluft.
Eine noch immer stromführende, kaputte Steckdose, die brandgefährlich ist bereitet uns ebenfalls Sorgen. Besagte Steckdose hat durch einen Kurzschluss fast einen Brand in der Wohnung verursacht; das Staubsaugerkabel weist in Folge dessen Verschmorungen am Plastik des Steckers auf.

Der Schlafraum ist extrem hellhörig, durch die alten Fenster wird der Verkehrslärm von der Hauptstrasse und der Baulärm von den Nachbargrundstücken (Grossbaustelle der Firma Schatz und Grossbaustelle im Park) kaum abgehalten. Ein Wasserrohr, welches aus dem Sanitärbereich der darüberliegenden Wohnung abwärts führen muss , führt durch einen ungedämmten Hohlraum an der Decke und man kann das Urinieren des oberen Mieters besonders nachts Tropfen für Tropfen hören.
Und die Schlafzimmertür schließt leider nur, wenn man sie richtig zuknallt. Dies ist nachts besonders störend.
Der extreme Straßenlärm an der Hauptstrasse wird auch im Wohnzimmer, durch die fehlende Lärmschutzdämmung der Fenster nicht im Geringsten abgehalten. Lkws oder Busse mit quietschenden Bremsen machen es momentweise unmöglich auch die Tonspur eines Filmes, den man anschaut, zu genießen. Ansonsten sind in diesem Raum nicht abgedeckte, stromführende Anschlusskabel für eine Steckdose, die nicht eingebaut wurde zu beanstanden.
Das zur Wohnung gehörende Kellerabteil war bei Einzug noch mit den Sachen anderer Mieter voll gestellt und wurde uns erst 6 Monate nach Einzug erstmalig zur Verfügung gestellt. Noch bevor wir anfangen konnten es zu nutzen, wurde es von einem ausziehenden Mieter wieder teilweise zugerümpelt. Diese Sachen stehlen uns noch heute viel vom ohnehin begrenzten Platz und wurden, entgegen mehrmaliger Absprachen mit Ihnen und auch Ihren Mitarbeitern, nie ausgeräumt.
Rückblickend müssten wir dafür dankbar sein, denn dadurch haben wir weniger Dinge in unserem Keller untergebracht, als wir ursprünglich vorhatten. Denn im Keller befinden Ratten, deren Nagespuren unübersehbar sind. Ihr Nestbau findet offen und ungestört in den Kellerabteilen statt. In unseres schleppen die sie die klein genagten Teile aus den anderen Abteilen und die angefressenen Stücke unserer eigenen Habseeligkeiten. Dagegen muss etwas getan werden!
Weiterhin möchten wir Ihrer Behauptung in der Wohnung hätte der Vormieter bereits Laminat verlegt und der Bodenbelag wäre praktisch noch neu gewesen widersprechen. Anbei Bilder der Renovierungsarbeiten, die wir nach unserem Einzug durchgeführt haben. Gut zu sehen, der alte Korkboden der in der ganzen Wohnung einheitlich verlegt war und die schmutzigen Gebrauchsspuren, die sich nicht mehr herausputzen ließen. Diese anfänglichen Schönheitsreparaturen nahmen wir selbst vor, die Materialkosten beliefen sich auf 900 Euro für die Bodenbeläge und was ein paar Eimer Farbe und Pinsel eben so kosten.


Da wir viel Arbeit und Geld investiert haben, um die schäbigen Räumlichkeiten in ein behagliches Zuhause zu verwandeln und unser Leben, mit einer Arbeitsstelle um die Ecke und den Plätzen am Gymnasium für die Kinder, mittlerweile fest eingerichtet haben, möchten wir, trotz der angezeigten Mängel, nicht nach zwei Jahren schon wieder umziehen und fordern Sie nachdrücklich auf, die gravierenden Mängel an Ihrer Mietsache zu beheben. Wir erwarten wenigstens eine Modernisierung der veralteten sanitären Anlagen und der maroden Fenster, die ursächlich für die Nässe der Wände und den Schimmel im Bad sein dürften, sowie das ordnungsgemäße, gefahrenfreie Funktionieren der Steckdosen und die Beseitigung der Ungezieferplage im Keller. Sie als Vermieter unterliegen einer Instandhaltungspflicht, der sie bisher jedoch nur unzureichend nachkommen. Und wir als Mieter tragen die erhöhten Kosten für ausbleibende Modernisierungen, die sie laut geltender Wärmeverordnung ohnehin längst hätten vornehmen müssen. Darum und bis diese teilweise schon sehr lange bekannten Mängel beseitigt werden, behalten wir uns vor, die Gesamtmiete von 600 Euro um monatlich __% zu kürzen.
Mit freundlichen Grüssen,
Stefanie M. und Carlo R."
Belegt sind die beschriebenen Mängel mit eindrucksvollen Bildern, von denen ich gerne Kostproben hochlade

besonders die Nahaufnahmen der verschmorten Steckdosen, dem Boiler und den Löchern überm Rolladenkasten in der Fassade sind sehenswert.
Und, was meint ihr, wieviel kann ich kürzen?