Alte Spiele – Neues Leid?
In letzter Zeit frage ich mich immer öfter, ob die Qualität der Spiele stetig abnimmt, oder ob es an meiner Einstellung liegt. Ich würde mich selbst nicht als Ewig-Gestriger einstufen, die es wohl hier im Forum genug gibt. Ich gebe auch vielen neuen Spielen eine Chance. Schaue ich aber in mein Spieleregal, so befindet sich dort außer C&C3 kein Spiel aus dem letzten Jahr. Tatsächlich kann ich wohl behaupten, in den letzten 3-4 Jahren nahezu kein neues Spiel mehr gekauft zu haben. Das lag zwar länger auch an meinem alten PC, aber die Ausrede gilt nun schon seit fast einem Jahr nicht mehr.
Der Hauptgrund ist viel mehr, dass mir fast alle neueren Spiele nicht zusagen. Dabei führe ich eine Liste mit Spielen, die ich im Auge behalte bis zu ihrem Erscheinen. Darauf fanden sich in letzter Zeit Genregrößen wie Gothic 3 wieder, die enttäuschten, aber auch Spiele wie Titan Quest, die gute Bewertungen einführen, mich aber nicht zufrieden stellten. Tatsächlich beschäftigte ich mich in den letzten Jahren hauptsächlich mit Spielen wie Warcraft 3 oder Baldurs Gate. Letzteres spielte ich unzählige Male durch.
Erst vor kurzem redeten wir auf einer Geburtstagsparty über unsere Erfahrungen mit alten Computer- und Videospielen wie Monkey Island, Bubble Bobble, Secret of Mana und Co. Viele davon werden dem durchschnittlichen Spieler von heute nicht mehr bekannt sein. Leicht wehmütig stellte ich für mich fest, dass Computerspiele mich wohl generell weniger interessieren, je älter ich werde.
Diese Einsicht änderte sich, als mir mein Mitbewohner vor kurzem stolz ein paar seiner alten Lieblingsspiele präsentierte: Jagged Alliance, Die Siedler und DSA: Sternenschweif. Um es kurz zu machen, Jagged Alliance (Baujahr 1994) habe ich im Anschluss direkt über mehrere Wochen durchgespielt. Für alle, die sich über die Bugs bei Gothic 3 beschweren soll einmal folgende Information ausgesprochen werden: Es gab eine Zeit, wo Spiele ebenso zahlreich von Bugs geplagt wurden und es keine Möglichkeit gab, per Internet nachzupatchen. Ein solcher Kandidat ist Jagged Alliance. Alle 2-3 Stunden stürzt das Spiel ab. Mich hat das Spiel trotz dessen begeistern können.
Erstaunlich daran ist, dass ich das Spiel früher nie gespielt habe. Normalerweise sagt man, dass alte Spiele nur noch für die Leute interessant sind, die sie schon früher gespielt haben. Jagged Alliance und kurze Zeit später Siedler sind der perfekte Gegenbeweis für mich gewesen. Diese Spiele konnten mich noch faszinieren, obwohl ich sie zum ersten Mal gespielt habe. Von welchem aktuellen Spiel würdet ihr behaupten, dass jemand, der es sich in 13 Jahren zum ersten Mal holt, fasziniert sein wird. C&C 3? Gothic 3? Ich denke nicht.
Wirft man einen Blick in die momentanen Charts findet man kaum wirklich neue Spiele. Auf den Konsolenmärkten tummeln sich Remakes, in den PC-Charts kommt kaum ein Spiel ohne Nummer hinter dem Namen daher. Die Begründung der Publisher: Es ist riskant eine neue Marke zu positionieren. Titel mit bereits bekannten Vorgängern verkaufen sich besser. Das ist ein Argument, dem schwerlich zu widersprechen sein wird.
Was bleibt nach einem kurzen Resümee? Lediglich die Gewissheit, dass ich mich nach wie vor für Computerspiele begeistern kann und die Hoffnung, dass unter den zahlreichen Remakes und Fortsetzungen noch die ein oder andere Perle das Licht der Welt erblickt. Und das ist doch auch immerhin etwas.