na ja - die meinung, dass wittgenstein I durch wittgenstein II widerlegt wurde, könnte man auf basis begründeter vermutung mit der lesart widerlegen, dass
1) das dauerthema bei wittgenstein nicht die logik sondern vielmehr das unlogische, namentlich das transzendente, metaphysische o.ä. war und alle seine überlegungen auf die identifikation möglicher demarkationslinien zwischen beidem zielten, und
2) wittgenstein I sich dieser besagten grenze von der seite des logischen und
3) wittgenstein II sich ihr eher von der seite des unlogischen näherte.
im übrigen: soweit wittgenstein spürbar (das heisst, soweit ich als nicht-philo-freak das registriere) in der heutigen philosophie und dort hauptsächlich in der trendfähigen dekonstruktivismusecke (deleuze, guattari, derrida, foucault und wie sie alle heissen...) noch vorkommt, scheint es mir ebenfalls eher um die definitive einsargung gottes, als denn um logik zu gehen.
aber trotz alldem: es gibt gute gründe, sich den tractatus nicht anzutun (weil schlicht keine sau, inklusive meinem philo-lehrer, der den übernamen "neo" deshalb trägt, weil er DIE matrix sieht, den guten wittgenstein abschliessender oder auch nur halbwegs verbindlicher deutung zuführen kann).
edit:
aber was man sich wirklich mal vorstellen muss: der typ erklärt als noch-nicht doktor der philosophie seinen professoren, dass sie quasi zu dämlich seien, um sein werk zu verstehen (und der eine prof war zu dieser zeit eine der massgeblichen grössen auf seinem gebiet).
und: er kommt damit durch (da er - wie sich herausstellen sollte) mit seiner doch sehr sehr gewagten aussage recht behalten sollte.
das scheint mir doch noch n bisschen "cooler" als bruce willis in last boyscout oder john travolta in pulp fiction zu sein.
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »HKD_H_A_T_E« (06.11.2006, 16:27)