"Keiner darf mehr von der Schule ins Nichts fallen"
Ausbildung: Müntefering kündigt Strafgelder an - Wird
Handwerksreform verschoben?
Die Wirtschaft muss sich auf Zwangsgelder für ausbildungsunwillige Unternehmen einstellen. SPD-Fraktionschef Franz Müntefering kündigte angesichts der dramatischen Situation auf dem Lehrstellenmarkt gesetzliche Schritte an. "Keiner darf mehr von der Schule ins Nichts fallen", sagte Müntefering der "Berliner Zeitung".
06.09.2003
Er sei "hoch unzufrieden" mit dem Verhalten der deutschen Firmen. Was die Ausbildungsquote der Unternehmen angehe, sei Deutschland "Entwicklungsland".
"Wir werden uns nicht vertrösten lassen"
Der Fraktionschef ließ offen, ob es sich bei den gesetzlichen Maßnahmen um eine Abgabe, eine Umlage oder eine andere Form handeln soll. Klar sei nur, dass das Geld von den Unternehmen und nicht vom Staat kommen müsse, sagte er. Als Stichtag nannte er den 30. September. Nach seiner Schätzung werde es am Jahresende noch 30.000 bis 50.000 Jugendliche geben, die keinen Ausbildungsplatz haben.
"Wir werden uns nicht vertrösten lassen", drohte Müntefering. "Wir sind uns in den Koalitionsfraktionen einig, dass wir auf jeden Fall etwas in Bewegung setzen."Nach Angaben der Bundesanstalt für Arbeit fehlten Ende August sogar noch 113.000 Lehrstellen, das sind 26.000 mehr als vor einem Jahr.
Handwerksreform und Lehrstellen
Die rot-grüne Regierungskoalition will unterdessen die ursprünglich für diesen Herbst geplante Novelle der Handwerksordnung einem Bericht der Zeitung "Die Welt" zufolge auf das Jahr 2004 verschieben. Das Blatt berichtete am Samstag unter Berufung auf "gut informierte Koalitionskreise", dafür gebe es zwei Gründe. Erstens wolle die Bundesregierung verhindern, dass im Bundesrat die Verhandlungen über die Reformgesetze, das sogenannte Hartz-Paket, mit den Beratungen über die Handwerksreform vermischt würden. "Dann kommt die Handwerksreform unter die Räder", zitierte das Blatt aus Koalitionskreisen.
Zweitens bestehe in den Regierungsfraktionen von SPD und Grünen im Blick auf die aktuelle Lehrstellenproblematik die Sorge, dass die Reform der Handwerksordnung die Bereitschaft der Handwerksbetriebe weiter schmälern könnte, in den kommenden Monaten weitere Auszubildende einzustellen.
Eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums wies den Bericht zurück. Sie zitierte Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) mit den Worten: "Das ist dummes Zeug." Geplant war zunächst, dass der Bundestag Ende September über die Reform der Handwerksordnung abstimmt, wobei die Lockerung des Meisterzwangs im Mittelpunkt steht. Teile der Novelle sind im Bundesrat zustimmungspflichtig.
Quelle wie immer Heute Online.