Einer meiner gehässigen ehemaligen Kommilitonen schickte mir vor nicht allzu langer Zeit
diesen Artikel. Im Grunde halte ich die dortigen Schlussfolgerung für konstruiert, weil die Promotion nicht unmittelbar etwas mit der Qualifikation für eine Stelle außerhalb der Wissenschaft zu tun hat. Mal einen Job nicht bekommen, okay. Aber andauernd? Vielleicht mal darüber nachgedacht, ob es vielleicht nicht an einem selbst liegt?
Prinzipiell ist und bleibt die Promotion eine akademische Qualifikation. D.h. es wäre sinnvoll, sich zumindest ernsthaft den Weg in die Wissenschaft offen halten zu wollen oder wenigstens sich der mit einer Promotion verbundenen wissenschaftlichen Herausforderung stellen zu wollen. Die meisten, die es primär wegen Titel, vermeintlichem Status und vermeintlich besseren Berufschancen tun, dürften es ziemlich schwer haben, wenn nicht sogar irgendwann scheitern. Die Abbruchquote ist relativ hoch, höher als offizielle Zahlen nahe legen, da viele mit der Konzeption und Arbeit beginnen, bevor sie einen Prüfer haben oder sich tatsächlich anmelden und einschreiben, also gar nicht erfasst sind.
Tatsächlich gibt es aber Branchen und Stellen auch in der Wirtschaft, in denen eine Promotion mindestens förderlich, wenn nicht sogar Voraussetzung ist. Manchmal nur als hübsches Beiwerk, wenn man sein Unternehmen u.a. auch repräsentieren muss, manchmal eben auch zwingend, wenn man bspw. mit Wissenschaftlern aus dem F+E-Bereich arbeitet bzw. ihre Führungskraft ist. Wie gesagt: abhängig von Branche und Unternehmen.
Generell zeigt eine Promotion, dass man ein mehrjähriges Projekt (teilweise eigenverantwortlich) erfolgreich durchführen kann, sich komplexe Themengebiete umfassend erschließen und Expertenwissen aneignen kann. Das sind Eigenschaften, die für bestimmte
Aufgaben qualifizieren. Man kann eine Promotion aber auch als künstliche Verlängerung der Studienzeit und fehlende Leistungsbereitschaft sehen. Liegt im Auge des Personalers.
Man darf sich als Berufseinsteiger gerade mit Promotion halt nur nicht wie der tollste Hecht vorkommen. Man ist berufsunerfahren (deswegen arbeite ich bspw. nicht am Institut, an dem ich promoviere) und das kann bedeuten, dass man erst einmal die gleichen Traineeprogramme wie Masterabsolventen durchlaufen muss in der Wirtschaft. Bei der anschließenden Übernahme bzw. Verteilung der interessanten Jobs ist der höhere Abschluss dann eher wieder von Vorteil, ähnliche Leistungen während des Programms vorausgesetzt.