You are not logged in.

  • Login

1,741

Monday, April 26th 2010, 7:31pm

http://wirtschaft.t-online.de/gesetzlich…_41443628/index

Betrug beim abrechnen von Arzthonoraren ist ein Hauptgrund warum die Kosten im Gesundheitswesen explodieren, mit Rösler können sich die KH freuen er möchte ja das die KH beim abrechnen weniger kontrolliert werden.

  • "AtroX_Worf" started this thread

Posts: 11,465

Location: Hamburg

Occupation: GER

  • Send private message

1,742

Tuesday, April 27th 2010, 1:23am

Quoted

Original von Randy Hicky
Betrug beim abrechnen von Arzthonoraren ist ein Hauptgrund warum die Kosten im Gesundheitswesen explodieren, mit Rösler können sich die KH freuen er möchte ja das die KH beim abrechnen weniger kontrolliert werden.

Mit mehr Kontrollen wird man Betrug aber nicht sinnvoll bekämpfen können. Durch die Informationsasymmetrien sind die Krankenhäuser und Ärzte enorm bevorteilt beim aktuellen Abrechnungssystem.

Effizientere Kontrollen gehen Hand in Hand mit umfangreicheren Dokumentationspflichten für Ärzte. Wenn man da weg will, dann muss man ein System schaffen, wo mehr Kostentransparenz herrscht und dadurch weniger betrogen werden kann. Solange der Patient die Kosten nie mitbekommt und immer nur "hinterrücks" alles abgerechnet wird, solange wird man Betrug nicht wirkungsvoll und effizient verhindern können.

Quoted

Original von MaxPower
Von der ZEIT-Website: http://www.zeit.de/wirtschaft/2010-04/fr…ielemann?page=1

Ich versuche mal eine Antwort ohne all zu viele Quotes, so viel quotewürdiges sehe ich nicht und dann rege ich mich nur wieder auf...
Seine einseitige Kapitalkritik langweilt mich und geht sachlich auch leicht am Thema vorbei. Und das entscheidende bei solch einer Kritik sind doch die Veränderungsvorschläge, welche aber sehr schwach sind.
Also eine Weltregierung soll alles lösen: Sie beschränkt den freien Handel und damit Wettbewerb und schafft so Inseln der Seeligkeit, wo Zustände zementiert werden. Dass dies aber auch immer bedeutet, dass man anderen Menschen dadurch die Möglichkeit nimmt selbst an diese Positionen zu kommen wird lieber nicht erwähnt.

Ich hatte auch 2 Semester lang Wirtschafts- und Unternehmensethik, allerdings bei einem Prof. mit etwas anderer Meinung.

Er predigte immer, man müsse in die Institutionen investieren, da sie die Regeln festsetzen. Ansonsten ist Wettbewerb zustimmungswürdig und auch allgemein wünschenswert, weil dem ökonomischen Prinzip eine Methode innewohnt, zu diskriminieren.

Diskriminiert werden muss immer dann, wenn endliche Güter bei konkurrierenden Interessen verteilt werden müssen. Der Gutbegriff ist hier natürlich nicht rein matieriell zu verstehen, es gibt auch nicht unbegrenzt kompetente Arztbehandlung vom Spezialisten.

Wenn man sich grundlegend darauf geeinigt hat, das diskriminiert werden muss (das Wort will ich übrigens neutral verstanden wissen), so muss man sich über den Mechanismus einigen.

Ich persönlich ziehe einen anonymen Mechanismus einem subjektiven vor, d.h. ich unterliege lieber abstrakten Spielregeln, denen alle gehorschen müssen und welche Transparent für jeden sind. Sind die Spielregeln nciht Transparent, so können entweder die durchsetzenden Institutionen sich selbst einfacher bereichern, oder Akteure mit einem Wissensvorsprung über diese Spielregel haben einen Vorteil.
Wird subjektiv diskriminiert, dann hofft man auf einen "gütigen Diktator", kann aber auch immer einen ungütigen bekommen. Selbst gewählte Diktatoren auf Zeit oder Kleingruppenentscheidungen lösen das Problem des Machtmissbrauchs nicht.

Aus diesen Gründen bin ich für ein abstraktes, transparentes Regelwerk zur Diskriminierung.
Den Markt halte ich für ein recht "natürliches" und enorm leistungsstarkes Werkzeug, um eine so neutral wie mögliche Diskrimination zu erreichen. Das gute bei ihm ist, dass er wegen "Wettbewerbskräfte" sozusagen Selbststabilisierend wirkt und recht natürlich für uns Menschen als soziale und kommunikative Menschen erscheint. Was liegt näher, als übers Verhandeln einen Interessenausgleich herbeizuführen?

Die eigentliche Frage liegt doch in den sozialen Grenzen, d.h. wie weit wir das Marktprinzip bestimmen lassen und welche Bereiche von diesem ausgenommen werden. Ich bin beispielsweise auch für eine soziale Mindestsicherung, Sozialversicherungen etc., da ich glaube, dass eine soziale Marktwirtschaft einem allein rein wettbewerblichen überlegen ist.

Allerdings finde ich, sollte man die Einschränkungen nur auf das notwendigste beschränken, denn man muss sich im klaren darüber sein: Immer wenn nicht über einen Markt diskriminiert wird, dann werden meine obigen Forderungen an die Regeln verletzt. Dies bedeutet, jemand anders bestimmt über mein Schicksal, und zwar im Allgemeinen ein Subjekt. Dann bin ich lieber neutralen Regeln ausgesetzt, als mein Lebensglück bittwürdig in die Hände eines Potentaten zu legen, auf dass er besser für mich als ich selbst entscheiden möge!

Zudem bin ich der Meinung, dass undifferenzierte Abkehr von Wettbewerbsprinzipien die Gesellschaft als Ganzes Dynamik und damit schlussendlich Wachstum und Wohlstand kostet.

Um heutzutage ein erfülltes Leben leben zu können muss man nicht notwendigerweise, wie im Artikel beschrieben, Sklave der Arbeit sein.W ie viele von euch machen denn diese Erfahrung tagtäglich? Wir bestimmen selbst, wie angepasst wir leben wollen. Und von meiner alten Uni weiß ich, dass zu viel Angepasstheit Menschen nur langweilig und damit uninteressant macht. Arbeit ist ja nicht alles, für ein persönliches Wohlbefinden kommt es doch viel mehr auf soziale Kontakte an.
Ich bin aber froh in einem Land zu leben, wo ich selbst entscheiden kann, welchen Lebensweg ich einschlagen möchte und wie ich mir meinen Lebensunterhalt verdienen möchte. Denn über eines sollten wir uns im klaren sein: Arbeit wird man immer müssen, um überleben zu können, leistungslosen Wohlstand gibt es nicht.

Zum Artikel noch was:

Quoted

Es ist zu viel Kapital im Spiel. [looool]
Die Realwirtschaft ... sollte nicht weiter gezwungen werden, die Renditen zu erwirtschaften,...

Da vertauscht jemand in altbekannter Kapitalismuskritikermanier mal wieder Ursache und Wirkung. Wenn die Realwirtschaft keine Renditen mehr erwirtschaftet, dann kommt bei den Arbeitsgebenden wie bei den Kapitalgebenden kein Gewinn mehr an. Extrarenditen werden ja nur bei unterschiedlichen Risikopositionen erwirtschaftet, dann steht da aber auch ein realer und damit ökonomischer Wert dahinter.
Wenn die Politik natürlich ihre Regeln, bspw. betreffend no-bailout in der Eurozone, aufgibt, dann gewinnen all die, welche auf solch ein verhalten gesetzt haben. Merkel und Schäuble waren beide gnadenlos schlecht bei der Griechenlandhilfe - und von der FDP ist zwar immer noch mehr als von den anderen, aber immer noch viel zu wenig ind ieser Sache zu hören. Leider war die Sache ja schon gegessen, bevor sie richtig ind ie Medien kam. Jetzt ist es eh schon zuspät.

  • "AtroX_Worf" started this thread

Posts: 11,465

Location: Hamburg

Occupation: GER

  • Send private message

1,743

Tuesday, April 27th 2010, 1:46am

Quoted

[URL=http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,691033,00.html]Spiegel Online: "Es fehlt am Willen!" von Clement und Merz[/URL]
SPIEGEL: Sie beide sprechen sich in Ihrem Buch für die Kopfpauschale im Gesundheitswesen aus. Das hat uns gerade bei Ihnen gewundert, Herr Clement. Ihre alte Partei sammelt in Nordrhein-Westfalen Unterschriften gegen diese Pauschale.

Clement: Soll sie machen. Das ändert nichts an der Tatsache, dass wir zwei Dinge tun müssen: erstens die Gesundheitskosten von den Arbeitskosten lösen; und zweitens den Ausgleich von oben nach unten durch das Steuersystem herstellen. Beides geschieht durch die Gesundheitspauschale. Deshalb ist sie der Bürgerversicherung der SPD vorzuziehen.

SPIEGEL: Ihre Partei, Herr Merz, gehört auch nicht mehr zu den glühenden Befürwortern der Kopfpauschale.

Merz: Es gibt einen Parteitagsbeschluss aus dem Jahre 2003, der bis heute nicht aufgehoben wurde. Ich weiß, dass es mittlerweile eine weitverbreitete Meinung gibt, die die Dinge heute anders sieht. Aber ich kann meiner Partei nur dringend raten, sich dieser Debatte wieder von den Fakten her zu nähern und nicht von den Schlagworten. Im Gesundheitswesen tickt sozialpolitisch die größte Zeitbombe in unserem Land. Wir brauchen eine Fundamentalreform.
...
Merz: Ich frage mich wie viele andere in der Union: Wie wird diese Kanzlerschaft in die Geschichtsbücher eingehen? Alle Kanzler bis auf Kurt Georg Kiesinger hatten ja mindestens ein großes zentrales Thema, mit dem sie identifiziert wurden, ein Projekt, das geblieben ist. Was bleibt von Angela Merkel? Wofür steht sie so klar und ohne Einschränkungen, dass sie dafür ihr Amt bereit wäre zu riskieren? Bei Adenauer, Erhard, Brandt, Schmidt, Kohl und Schröder war das klar, wenn auch mit sehr unterschiedlichen Themen zu sehr unterschiedlichen Zeiten.

SPIEGEL: Vielleicht gibt es dieses eine große Thema heute nicht mehr, sondern viele kleine Themen?

Merz: Aber die großen Themen liegen doch auf der Straße. Den öffentlichen Haushalten droht der Kollaps, die demografischen Herausforderungen sind alle bekannt, und Europa ist ohne Richtung und ohne Führung. Es fehlt nicht an historischen Projekten. Es fehlt am Willen. Wo ist der Regierungschef, der sich hinstellt und sagt: Liebe Freunde, wir haben folgende Probleme, erstens, zweitens, drittens, und ich stelle mir die Lösung so vor: erstens, zweitens, drittens.

SPIEGEL: War Gerhard Schröder mutiger?

Merz: Schröder ist nicht der einsame Held der deutschen Geschichte nach der Einheit. Aber er war, wenn auch relativ spät, bereit, seine Kanzlerschaft für seine Überzeugungen aufs Spiel zu setzen. Das verbindet ihn mit Helmut Kohl. Auch für Kohl gab es Themen wie die deutsche Einheit und die Europapolitik, die nicht nach Umfragen gemacht wurden, sondern nach Überzeugungen. Wo ist heute die deutsche Europapolitik? Wo ist heute eine konzeptionell und langfristig angelegte deutsche Wirtschafts-, Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik?
...
SPIEGEL: Die SPD setzt in NRW auf Rot-Grün. Sie haben Rot-Grün erlebt, im Land, im Bund. Was war Ihre Erfahrung?

Clement: Es war eine Qual. Es gab kein Verkehrsprojekt, kein Infrastrukturprojekt, kein Energieprojekt, über das wir nicht gestritten haben. Die Grünen sind für mich maßgeblich daran schuld, dass hierzulande Zukunftsängste, Innovations- und Risikoscheu grassieren.

:D :D :D

Echt lesenswertes Doppelinterview der beiden.

1,744

Tuesday, April 27th 2010, 8:28am

Quoted

Original von AtroX_Worf
Mit mehr Kontrollen wird man Betrug aber nicht sinnvoll bekämpfen können.

Ja weil in D kontrollen so gut wie nie unangemeldet passieren. Alle Kontrolleure (egal wie und wo) kommen angemeldet. Wasn Witz...

Quoted

Original von AtroX_Worf
Zudem bin ich der Meinung, dass undifferenzierte Abkehr von Wettbewerbsprinzipien die Gesellschaft als Ganzes Dynamik und damit schlussendlich Wachstum und (durchschnittlichen materiellen) Wohlstand kostet.

Und genau das ist überhaupt kein Problem. Wichtig sind nur die Relativen Unterschiede. Auf welchem absoluten Niveau sich die einzelnen Individuen befinden ist relativ wurscht. Was ist daran so schwer zu verstehen? Und den seelischen Wohlstand (Stichwort allgemeine Zufriedenheit) lässt deine Logik (mal wieder) außen vor. Absoluter materieller Wohlstand ist völlig unabhängig davon.

This post has been edited 1 times, last edit by "kOa_Borgg" (Apr 27th 2010, 8:29am)


1,745

Tuesday, April 27th 2010, 9:04am

Quoted

Solange der Patient die Kosten nie mitbekommt und immer nur "hinterrücks" alles abgerechnet wird, solange wird man Betrug nicht wirkungsvoll und effizient verhindern können.


Also ob der Patient mit Hilfe der transparenten Rechnung sofort erkennen könnte, dass er betrogen worden ist. Als Privatversicherter bekommst du eine transparente Rechnung; das heißt jedoch noch lange nicht, dass du die dort aufgestellten Positionen als zu hoch / falsch berechnet etc. einschätzen kannst. Du kannst bei Auffälligkeiten natürlich bei deinen Arzt mal nachfragen - die Antwort dürfte aber auch entsprechend ausfallen - erklären können die dann alles.

  • "AtroX_Worf" started this thread

Posts: 11,465

Location: Hamburg

Occupation: GER

  • Send private message

1,746

Tuesday, April 27th 2010, 11:01am

Quoted

Original von Silverwolf_Tot

Quoted

Solange der Patient die Kosten nie mitbekommt und immer nur "hinterrücks" alles abgerechnet wird, solange wird man Betrug nicht wirkungsvoll und effizient verhindern können.

Also ob der Patient mit Hilfe der transparenten Rechnung sofort erkennen könnte, dass er betrogen worden ist. Als Privatversicherter bekommst du eine transparente Rechnung; das heißt jedoch noch lange nicht, dass du die dort aufgestellten Positionen als zu hoch / falsch berechnet etc. einschätzen kannst.

Mit Preistransparenz schauen Patienten genauer hin und fragen auch mal nach, was es den Arzt schon etwas schwerer macht, zu betrügen. Es gibt Untersuchungen, wonach Menschen in anonymen Systemen viel eher betrügen als quasi von Angesicht zu Angesicht, weil dann die moralischen Hemmschwellen viel größer sind.
Natürlich könnte man es im Einzelfall auch weiterhin nur schwerlich erkennnen, aber darum geht es mir nicht so sehr. Man bekommt Statistiken in die Hand und kann da nach Annomalien suchen. Betrug wird man quasi nie am Einzelfall, sondern immer nur an komischen Mustern festmachen können. Das ist wohl auch so wie beim Bilanzbetrug in Unternehmen.

Quoted

Original von kOa_Borgg

Quoted

Original von AtroX_Worf
Zudem bin ich der Meinung, dass undifferenzierte Abkehr von Wettbewerbsprinzipien die Gesellschaft als Ganzes Dynamik und damit schlussendlich Wachstum und (durchschnittlichen materiellen) Wohlstand kostet.

Und genau das ist überhaupt kein Problem. Wichtig sind nur die Relativen Unterschiede. Auf welchem absoluten Niveau sich die einzelnen Individuen befinden ist relativ wurscht. Was ist daran so schwer zu verstehen? Und den seelischen Wohlstand (Stichwort allgemeine Zufriedenheit) lässt deine Logik (mal wieder) außen vor. Absoluter materieller Wohlstand ist völlig unabhängig davon.

Wenn du ordentlich quoten und nicht mit Macht versuchen würdest, mir etwas in den Mund zu legen, dann hättest den Satz aus dem sich anschließenden Abschnitt auch gleich mitgequotet:

Quoted

Original von AtroX_Worf
Arbeit ist ja nicht alles, für ein persönliches Wohlbefinden kommt es doch viel mehr auf soziale Kontakte an.

Und du lässt mal wieder außen vor, dass man diese Zustände trotzdem Vergleichen kann. Es gibt für einzelne Regionen auf der Erde Anreize doch einen härteren Wettbewerb zuzulassen, wenn sie sich relativ verbessern wollen.

Schaut man sich historisch einmal an, was mit vor Wettbewerb geschützten Industriebereichen im Vergleich zum Ausland geschah, dann sieht man, dass diese zumeist irgendwann vom Ausland überholt wurden und danch nicht mehr konkurrenzfähig waren.

Wenn eine Region sich darauf einigt mehr Wettbewerb zuzulassen um unter Wettbewerbsdruck effizienter und effektiver zu produzieren, wozu auch die Erforschung neuer Produkte zählt, dann kann es sich für die Region langfristig auszahlen.

Mit einer wettbewerbsbeschränkenden Weltregierung wird man daher immer das Probem haben, welche Regionen sie fördert und welche beschränkt. Wollen wir hier in Westeuropa unseren Reichtum behalten, sollen deswegen aber die Menschen in den Entwicklungsländern dauerthaft ärmer als wir bleiben? Das ist doch genau was geschiet, wenn wir diesen Menschen bzw. deren Unternehmen verbieten (bzw. einschränken), ihre Produkte billig an uns zu verkaufen und so ihre Vorteile auszuspielen.

Wettbewerbseinschränkungen zementieren immer den status quo. Dies ist natürlich für alle zustimmungswürdig, welchen es sowieso schon sehr gut geht, aber von den anderen eben nicht. Der Wirtschaftsethiker will die Ärmsten vor Wettbewerb schützen aber nimmt ihnen dadurch auch ihre Aufstiegsmöglichkeiten!

@Borgg: Wenn du in einem Quote schon was verändern willst, dann nimm lieber eckige Klammern. Ich habe nie von materiellen Wohlstand gesprochen, sondern insgesamt von Wohlstand. Nur du argumentierst hier über materiellen Wohlstand. Aber entscheident für den relativen Wohlstand in einer Gesellschaft ist eben auch, wer die Güter produziert und wer Gewinne dafür bekommt. Wenn du den Großteil des Gewinns umverteilen willst, dann minderst du die Anreize für Verbesserungen und wir verlieren alle. Zwar bleibt die Einkommensverteilung dann recht eng, aber es wird nach mehr Dynastien geben, weil Auf- bzw. Abstieg schwieriger wird (wie soll man es auch schaffen, wenn die oben kaum noch Verlieren und die unten kaum noch Gewinnen können??).

Das Materielle ist doch nur eine Ausprägung von Wohlstand, die weit wichtigere ist aber das technische Niveau. Wettbewerb ist die stetige Abfolge von Innovation (neue Technik) und Immitation (Verbesserung). Eine abnehmende Wettbewerbsintensität bedeutet dann auch weniger Innovations- und Immitationsdruck. Es kann sich ja jeder mal selber fragen, ob die Industriezweige in Deutschland mit niedrigen Wettbewerbsdruck wirklich so gut für den Verbraucher und damit für die Allgemeinheit waren.

1,747

Tuesday, April 27th 2010, 11:10am

Quoted

Betrug wird man quasi nie am Einzelfall, sondern immer nur an komischen Mustern festmachen können.


Quoted

Mit mehr Kontrollen wird man Betrug aber nicht sinnvoll bekämpfen können.


Also sind Kontrollen doch notwendig, oder wer soll denn die komischen Muster identifizieren und dann bei den auffälligen Ärzten nachhaken? Der Patient wohl kaum...

1,748

Tuesday, April 27th 2010, 2:05pm

Quoted

Original von AtroX_Worf
Eine abnehmende Wettbewerbsintensität bedeutet dann auch weniger Innovations- und Immitationsdruck. Es kann sich ja jeder mal selber fragen, ob die Industriezweige in Deutschland mit niedrigen Wettbewerbsdruck wirklich so gut für den Verbraucher und damit für die Allgemeinheit waren.


Wettbewerb ist ein zweischneidiges Schwert, wenn es um Innovationen geht. Er kann dazu führen, dass das Unternehmen das letzte aus seinen Mitarbeitern herausholen will, und die dann zuhause nur noch in den Sessel fallen. Entsprechend werden diejenigen in ihrer Freizeit auch nichts innovatives mehr leisten. Würde ich in einer kleinen Softwareschmiede schuften, die ständig am Rand des Abgrunds steht, hätte ich keine Energie mich abends noch um Ars Regendi zu kümmern.

Wettbewerb muss auch leider nicht zwingend über innovative Produkte gewonnen werden, eine starke Rechtsabteilung, aggressives Marketing, Korruption, Lohndumping usw. helfen da genauso. Paradebeispiel für einige dieser Auswüchse ist Microsoft, seine (noch) starke Stellung ist sogar ein Hemmschuh für Innovation.

Ede G

Unregistered

1,749

Tuesday, April 27th 2010, 3:23pm

Die Quote Rechtsanwälte/Softwareentwickler würde mich mal interessieren bei grossen Firmen wie Microsoft. Bei manchen Unternhemen ist die sicherlich ziemlcih verheerend für die Innovationsfreude. Dafür sidn die dann umso klagewütiger.

This post has been edited 1 times, last edit by "Ede G" (Apr 27th 2010, 3:24pm)


  • "AtroX_Worf" started this thread

Posts: 11,465

Location: Hamburg

Occupation: GER

  • Send private message

1,750

Tuesday, April 27th 2010, 5:33pm

Quoted

Original von Silverwolf_Tot

Quoted

Betrug wird man quasi nie am Einzelfall, sondern immer nur an komischen Mustern festmachen können.

Quoted

Mit mehr Kontrollen wird man Betrug aber nicht sinnvoll bekämpfen können.

Also sind Kontrollen doch notwendig, oder wer soll denn die komischen Muster identifizieren und dann bei den auffälligen Ärzten nachhaken? Der Patient wohl kaum...

Natürlich muss es auch Kontrollen geben. Aber ich hatte auf Borgg geantwortet, der von Einzelkontrollen sprach, und ich glaube Dude war gegen eine Verminderung von Kontrollen.
Mit mehr Kontrollen wir man nicht effizient das Kostenproblem im Gesundheitswesen lösen können, das war einzig der Punkt, den ich machen wollte. Besser sind da strukturell andere Lösungen, welche auf der einen Seite die Möglichkeiten für Betrug erschweren und zum anderen Daten genierieren, welche leichter auf Missbrauch durchsucht werden können.

Quoted

Original von Sheep
Wettbewerb muss auch leider nicht zwingend über innovative Produkte gewonnen werden, eine starke Rechtsabteilung, aggressives Marketing, Korruption, Lohndumping usw. helfen da genauso. Paradebeispiel für einige dieser Auswüchse ist Microsoft, seine (noch) starke Stellung ist sogar ein Hemmschuh für Innovation.

Aber Microsoft ist doch auch ein Beispiel dafür, dass man alten Erfolg nciht ewig lange verteidigen kann. Entweder man ist innovativ, oder man verliert seine Führungsstelle. MS lebt von seiner Cash Cow Betriebssysteme und vor allem Officeanwendungen. Gerade an letzteren wird sich auch nicht schnell etwas ändern. Allerdings hat es MS da auch schwer, neue Versionen bzw. Standards einzuführen, die Unternehmen zu Neuerwerbungen veranlassen.

Wettbewerb hat eben auch dazu geführt, dass viele ex-Monopolisten untergegangen sind, weil sie von innovativeren Unternehmen überholt wurden und nicht schnell genug reagieren konnten.

Wie will man den auf dem Softwaremarkt die Wettbewerbsintensität vermindern? Standards durch Institutionen festlegen, an welche sich Unternehmen halten sollen? Das erhöht eher die Wettbewerbsintensität.

This post has been edited 1 times, last edit by "AtroX_Worf" (Apr 27th 2010, 5:39pm)


1,751

Tuesday, April 27th 2010, 6:17pm

Egal wieviel Datenmuster du generierst - du wirst um abschließende Einzelkontrollen nicht herumkommen - Punkt. Das ist bei den Bilanzen von Unternehmen so und bei den Rechnungen von Ärzten. Soviel zur Haarspalterei... :)

1,752

Tuesday, April 27th 2010, 6:58pm

Quoted

Natürlich muss es auch Kontrollen geben. Aber ich hatte auf Borgg geantwortet, der von Einzelkontrollen sprach, und ich glaube Dude war gegen eine Verminderung von Kontrollen.
Und Borg sagen er würde ihm was unterschieben. Junge DU weißt ja garnicht mehr wo DU bist. :rolleyes:

Ich habe nur geschrieben das unser Gesundheitsminister die Kontrollen der KK bei Krankenhausrechnungen abschaffen will. Ich bin dafür das die KK jede Rechnung prüft und Ungereimtheiten nachgeht, der Bürger sollte am Ende eines jeden Jahres von der KK eine Aufstellung bekommen was er "gekostet" hat, dann würden die Versicherten auch weniger moppern wenn die Beiträge mal angehoben werden müssen.

@ Silverwolf, ich habe heute meine Mietnebenkostenabrechnung bekommen, ich schau mal nach einer Anomalie im Muster der Rechnung..... :D

1,753

Wednesday, April 28th 2010, 1:03am

Quoted

Original von AtroX_Worf
Aber Microsoft ist doch auch ein Beispiel dafür, dass man alten Erfolg nciht ewig lange verteidigen kann. Entweder man ist innovativ, oder man verliert seine Führungsstelle. MS lebt von seiner Cash Cow Betriebssysteme und vor allem Officeanwendungen. Gerade an letzteren wird sich auch nicht schnell etwas ändern. Allerdings hat es MS da auch schwer, neue Versionen bzw. Standards einzuführen, die Unternehmen zu Neuerwerbungen veranlassen.


Sie kriegen doch jedes Mal ihr neues DOC-Format (z.B.) und ihr neues Betriebssystem durchgedrückt. Klar weigern sich die Benutzer eine Zeitlang und überspringen auch mal eine Version - aber das ändert nicht wirklich etwas.

Sobald andere Einrichtungen, mit denen das Unternehmen kooperiert, das neue Office einsetzen, muss man sich mit Dateien herumschlagen die nur von der neuen Version gelesen werden können. Beim Betriebssystem stellt man eben irgendwann den Support ein, aus Sicherheitsgründen müssen dann die Benutzer wechseln.

Quoted

Wettbewerb hat eben auch dazu geführt, dass viele ex-Monopolisten untergegangen sind, weil sie von innovativeren Unternehmen überholt wurden und nicht schnell genug reagieren konnten.


Bis jetzt hat er Microsoft nur auf den Thron gehievt. Und ein Ende ist nur abzusehen, weil jenseits von OS und Office Innovationen passiert sind. Der Trend hin zum mobilen Kleingerät und zum Arbeiten / Zeitvertreib im Internet schwächt MS, ist aber kein Verdienst anderer OS- oder Office-Entwickler. Apple z.B. trägt schon seinen Teil bei, aber kaum mit OS X, sondern eher mit seiner Hardware.

Quoted

Wie will man den auf dem Softwaremarkt die Wettbewerbsintensität vermindern? Standards durch Institutionen festlegen, an welche sich Unternehmen halten sollen? Das erhöht eher die Wettbewerbsintensität.


Um Innovationen zu fördern, könnte man dort die Wettbewerbsintensität zwangsweise erhöhen, ja. Die Standards sind oft genug schon da (Open Document, HTML, ...), MS müsste sich nur daran halten - machen sie aus taktischen Gründen bisher nicht.

Freier Wettbewerb allein bringt also keine maximale Innovation, es reicht nicht ein paar Konkurrenten in den Ring steigen zu lassen. Bei dem erhöhten Wettbewerbsdruck muss man allerdings damit rechnen, dass die Firmen nach jedem Mittel griffen um sich durchzusetzen - von der Rechtsabteilung über Korruption bis hin zu Lohndumping...

Posts: 2,748

Location: 51° 7'52.79"N 6°27'3.13"E

Occupation: GER

  • Send private message

1,754

Wednesday, April 28th 2010, 8:40am

Quoted

Original von Sheep
z.B. trägt schon seinen Teil bei, aber kaum mit OS X, sondern eher mit seiner Hardware.

Lag es nicht am Marketing? ;) Sagen wir es so, gäbe es OS X nicht, wären sie nur ein weiterer von MS abhängiger, hochpreisiger Hardwarehersteller mit allen Konsequenzen auch für die Windowsuser. Aber Apple sieht sich ja selbst hauptsächlich als Hardwarehersteller. Schön geschrieben, man kann Dir in allem nur Recht geben.

This post has been edited 1 times, last edit by "der Vigilant" (Apr 28th 2010, 8:40am)


1,755

Wednesday, April 28th 2010, 3:37pm

Quoted

Original von der Vigilant
Lag es nicht am Marketing? ;) Sagen wir es so, gäbe es OS X nicht, wären sie nur ein weiterer von MS abhängiger, hochpreisiger Hardwarehersteller mit allen Konsequenzen auch für die Windowsuser.


Inwieweit sich Appleprodukte nur über das Marketing verkaufen, will ich garnicht beurteilen - ich hatte noch keins in der Hand und brauche als Purist auch keins.

Hmm, Apple hätte auch mit einer Firma kooperieren können, die Linux-Distributionen o.ä. entwickelt. Das ist natürlich unzuverlässiger als selbst FreeBSD aufzubohren, aber dann hätten sie sich nicht das Knowhow bei der OS-Entwicklung aneignen müssen. Nagut, sie haben sich entschieden, und das scheinbar richtig...

This post has been edited 1 times, last edit by "Sheep" (Apr 28th 2010, 3:37pm)


Posts: 2,748

Location: 51° 7'52.79"N 6°27'3.13"E

Occupation: GER

  • Send private message

1,756

Wednesday, April 28th 2010, 4:29pm

Quoted

Original von Sheep
Hmm, Apple hätte auch mit einer Firma kooperieren können, die Linux-Distributionen o.ä. entwickelt. Das ist natürlich unzuverlässiger als selbst FreeBSD aufzubohren, aber dann hätten sie sich nicht das Knowhow bei der OS-Entwicklung aneignen müssen. Nagut, sie haben sich entschieden, und das scheinbar richtig...

Apple hat ja Steve Jobs alte Firma NeXT gekauft und OS X ist quasi nichts anderes als ein weiterentwickeltes NeXTStep mit Mac GUI. Und NeXTStep basiert nun mal auf 'nem BSD mit Mach Kernel. Es war schon fortschrittlich und auch schon weitesgehend ausgereift, als Torvald gerade mal seinen Kernel bastelte. Die Zeit besaß Apple damals nicht mehr.

Aber zurück zum Thema...

1,757

Wednesday, April 28th 2010, 6:00pm

Ah ok, hätte mir die Geschichte von OS X näher anschauen sollen. :)

  • "AtroX_Worf" started this thread

Posts: 11,465

Location: Hamburg

Occupation: GER

  • Send private message

1,758

Friday, April 30th 2010, 9:18pm

[URL=http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,692226,00.html]Spekulationen um Roland Koch: Schäuble-Nachfolger im Wartestand[/URL]

Die Spekulationen um Schäubles Geundheitszustand gibt es ja schon länger, aber mit Roland Koch ist es für mich das erste mal, das ich konkret einen Namen lese.

Vielleicht ist es ja auch so, dass der erste Name verbrannt wird. Aber vorstellbar wäre es schon.

1,759

Friday, April 30th 2010, 10:32pm

Omg, einer der korruptesten Politiker DL's auf so einen Posten... ;(

  • "AtroX_Worf" started this thread

Posts: 11,465

Location: Hamburg

Occupation: GER

  • Send private message

1,760

Friday, April 30th 2010, 10:34pm

Quoted

Original von kOa_Borgg
Omg, einer der korruptesten Politiker DL's auf so einen Posten... ;(

Naja egal, als Finanzminister kann man auch nicht leichter in die eigene Tasche wirtschaften... eher als Ministerpräsident.

Aber als mutmaßlich "korrrupter Politiker" weiß Koch, wie man in der Buchhaltung Beträge versteckt. Das Wissen ist unbezahlbar. :D

Ede G

Unregistered

1,761

Saturday, May 1st 2010, 1:17pm

Der Koch wäre die logische Fortsetzung vom Schäuble. Jeder Mensch auf diesem Planeten hält die für korrupt, aber logisch wärs absolut nach deren Logik. ich kann nur sagen: Machen. Jeder kriegt, was er verdient. Deutschland mit der CDU/FDP-Regierung hat es nicht anders verdient.

Ich gönne auch den Portugiesen die paar Millarden, wenn sie als Nächstes kommen. Wenn sowas wie Hypo Real Peseten säckeweise kriegt, dann auch ein paar sympathische Mittelmeeranwohner, die Griechen auch, selbst den Arabern könnten wir mehr schenken. Kein Problem. :bounce:

  • "AtroX_Worf" started this thread

Posts: 11,465

Location: Hamburg

Occupation: GER

  • Send private message

1,762

Sunday, May 2nd 2010, 4:41pm

Quoted

[URL=http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,692543,00.html]Spiegel Online: Sitzblockade - Thierse muss mit juristischen Folgen rechnen[/URL]
Dem SPD-Politiker Wolfgang Thierse droht möglicherweise eine Anzeige. Der Bundestagsvizepräsident hatte sich am Samstag an einer Sitzblockade gegen eine Neonazi-Demonstration beteiligt. Berlins Innensenator Körting erklärte nun, das sei eine rechtswidrige Handlung gewesen.
...
Nun müssten Juristen werten, ob Nötigung vorliege, eine Ordnungswidrigkeit oder die Verhinderung einer nicht-verbotenen Versammlung.

Man dürfe keine Mittel einsetzen, die das Grundgesetz brächen, sagte der SPD-Politiker. Auch wenn es so manchem nicht passe, gebe es auch für diejenigen, die man nicht möge, das Verfassungsrecht auf Demonstrationsfreiheit. Daran sollte man sich halten, sagte Körting und fügte hinzu: "Das ist meine Philosophie." Ansonsten könnten gerade die Polizisten in schwierige Situationen kommen. Diese müssten den Teilnehmern die Versammlung ermöglichen, täten dies auch schweren Herzens, und müssten dann gegen die Blockierer vorgehen.

Ich finde es gut, dass er jetzt vielleicht ein Verfahren bekommt - wie jeder normale Mensch auch.

Gerade als Politiker ist es ein denkbar schlechtes Vorbild, wenn man sich nicht an die Gesetzte für solche Situationen hält. Man darf, sofern angemeldet, gegen NAZIs gern demonstrieren, aber man darf eben keine angemeldet und genehmigten Demonstrationen stören. Wie Körting schon sagt, Demonstrationsfreiheit ist ein Verfassungsrecht und steht damit allen Gruppen zu.

Mich persönlich kotzt es auch an, wenn Vegetarier gegen Fleisch demonstrieren, aber ich lasse sie auch gewähren.

1,763

Sunday, May 2nd 2010, 4:43pm

das hab ich mir gestern auch gedacht

Starkes Stück vom Thierse eine rechtmäßige Demonstration (Nazis hin oder her) mit Sitzblockade zu sabotieren.

  • "AtroX_Worf" started this thread

Posts: 11,465

Location: Hamburg

Occupation: GER

  • Send private message

1,764

Sunday, May 2nd 2010, 6:36pm

Quoted

Original von AtroX_Worf
Dabei finde ich eine Debatte über Rationierung in der Medizin absolut notwendig. Ohne die Debatte wird trotzdem rationiert, es wurde schon seit Jahrzehnten und wird auch gerade jetzt. Nur ohne Debatte gibt es keine Transparenz in den Entscheidungen.

Und dazu gibt es jetzt einen interessanten Artikel:

Quoted

FAZ: Medizinische Versorgung - Jeder kriegt, was er braucht. Von wegen!Rationierung heißt das Tabuwort, das Politiker und Krankenkassen meiden. Dabei bekommt in Praxen und Kliniken längst nicht jeder alles, was hilft. Viele Ärzte haben Patienten nützliche Behandlung schon vorenthalten, weil sie zu teuer war.

Manchmal bleiben nur Sekunden: „Wenn ein Patient in einem sehr schlechten Zustand eingeliefert wird und eine Herz-OP seine letzte Chance ist, müssen wir uns sofort entscheiden, ob wir ihn annehmen oder nicht“, sagt die Abteilungsleiterin der Herzchirurgie einer großen Klinik. Und es kommt vor, dass sie nein sagen muss, weil die Zeit oder das Geld fehlt, diese Operation zu machen. „OP-Kapazitäten oder teure Medikamente stehen nicht für alle unbegrenzt zur Verfügung. Das ist ein Problem, wird aber so nicht ausgesprochen“, kritisiert die 40-jährige Herzchirurgin. Ihren Namen möchte sie nicht nennen, denn das Thema ist in den meisten Kliniken und Arztpraxen noch immer ein Tabu: Rationierung.

Die Betten auf der Intensivstation sind rar, das Budget setzt Grenzen für teure Medikamente – entgegen den Behauptungen von Krankenkassen und Politik bekommt nicht jeder Patient alles. Weil aber die Auseinandersetzung darüber, wer behandelt wird und wer nicht, hochsensibel, ethisch kompliziert und emotionalisiert ist, scheuen sich die Verantwortlichen, das Wort Rationierung auch nur auszusprechen. Wo aber explizite Vorgaben fehlen, wie lange ein todkranker Patient behandelt wird, wer die teuersten Medikamente bekommt und wer nicht, müssen die Ärzte heimlich ihre Leistung begrenzen, also implizit rationieren. Das beklagt auch der Präsident der Bundesärztekammer, Jörg-Dietrich Hoppe: „Der Rationierungsdruck in der täglichen ärztlichen Praxis wird größer.“

Über drei Viertel der Ärzte haben Patienten nützliche Behandlung schon einmal vorenthalten, weil sie zu teuer war. Das ergab eine repräsentative Befragung von Intensiv- und Herzmedizinern (s. Grafik).


Dieser Artikel ist ein guter Anfang, leider sehe ich in nächster Zeit nicht wirklich eine umfangreichere öffentliche Diskussion zu diesem Thema. Allein am Wort "Rationierung" in der Medizin würden sich sicher 80% der Menschen und 95% der Renter erschrcken - etwas, was kein Politiker wollen kann.

Aber wir können ja hier nochmal etwas über Rationierung in der Medizin reden und nach welchen Regeln diese erfolgen soll.
Mehr Einnahmen können nur das Ausmaß an Rationierung verringern, nicht aber Rationierung überhaupt.

1,766

Monday, May 3rd 2010, 5:52pm

Quoted

Möglich wäre die von der Union bereits angestoßene kostenneutrale Steuerreform. Anstelle der Steuersenkungen in Höhe von 16 Milliarden Euro stünden dann lediglich vereinfachte Regeln.


Ich hoffe mal dass sich das durchsetzt. Das letzte was das Land braucht sind Steuersenkungen auf Pump.

Quoted

Aus den Plänen verlautet, dass Unternehmen künftig keine juristisch überprüfbare Begründung mehr bieten müssten, um einen Arbeitsvertrag zu befristen.


Narf, womit die Geburtenrate nochmal ordentlich sinken dürfte. Wie kann man eine Familiengründung einplanen, wenn man ein Jahr später vielleicht schon wieder umziehen muss...

Quoted

Auch die Minijobs sollen schon bald reformiert werden. (...) Neu geregelt werden soll auch der Zuverdienst bei Hartz IV.


Hmm, da bin ich gespannt. Handlungsbedarf ist auf jeden Fall da...

Quoted

Auch solle künftig eine Teilzeitvariante des Elterngelds möglich sein.


Klingt erstmal nett, um im Job zu bleiben. Aber wenn die Eltern eine Vollzeit- und eine Teilzeitstelle haben, können sie sich nicht den ganzen Tag ums Kleinkind kümmern?

Quoted

Ein wissenschaftliches Gutachten im Auftrag des Finanzministeriums, das bereits Ende vergangenen Jahres bekannt geworden war, empfiehlt der Bundesregierung, zumindest fünf der 20 größten Steuervergünstigungen komplett zu streichen. Dazu zählen:

– die Steuerbefreiung der Zuschläge für Sonntags-, Feiertags- und Nachtarbeit,

– die ermäßigte Umsatzsteuer auf Bücher oder Zeitschriften,

– die Steuerbefreiung für Kerosin bei Inlandsflügen,

– die Arbeitnehmersparzulage,

– die steuerliche Förderung von Immobilien-Aktiengesellschaften.


Steuerpflichtige Zuschläge wären nur eine Option, wenn der Arbeitnehmer dann höhere Bruttozuschläge herausholen kann (also eher selten). Letztendlich ist Schichtarbeit und Arbeit an (eigentlich) freien Tagen ein harter Einschnitt in die Lebensqualität und sollte zumindest finanziell entschädigt werden.

Bücher und Zeitschriften zu verteuern ist ein Einschnitt in die Volksbildung - ich würde da eher die Mehrwertsteuer komplett streichen, das spart wenigstens noch etwas Bürokratie beim Finanzamt.

Bei den anderen drei würde ich zustimmen, die könnten durchaus verschwinden.

  • "AtroX_Worf" started this thread

Posts: 11,465

Location: Hamburg

Occupation: GER

  • Send private message

1,767

Monday, May 3rd 2010, 8:46pm

Ach kommt, in dem Artikel ist keine Quelle drin (und er ist von ner Frau :P).
Sicher könnte man vieles machen, aber dazu wird es nicht kommen.

Es ist gerade populär der Regierungskoalition vorzuwerfen, sie wöllten nach der Wahl irgendwelche "Grausamkeiten" begehen. So kann man rechtfertigen, dass man im Bundesrat eine Blockademehrheit möchte... und die Gegenseite kann sich gegen die Vorwürfe nicht wehren, weil sie nciht konkret sind. Ist doch ideal für den Wahlkampf: Fakten kann man überprüfen, Anschuldigungen nicht.  8)

€dit:
Nur auf das wichtigste einen Kommentar, dass will ich nicht unkommentiert lasse:

Quoted

Original von Sheep
Steuerpflichtige Zuschläge wären nur eine Option, wenn der Arbeitnehmer dann höhere Bruttozuschläge herausholen kann (also eher selten). Letztendlich ist Schichtarbeit und Arbeit an (eigentlich) freien Tagen ein harter Einschnitt in die Lebensqualität und sollte zumindest finanziell entschädigt werden.

Sicher, aber mit steuerlicher Begünstigung fördert der Staat diese Art von Arbeit effektiv. Würden die steuerlichen Vergünstigungen wegfallen, würden sich recht schnell ähnliche in den Tarifverträgen finden... gibt es ja jetzt schon in denen.
Ansonsten sollte man solche Detailregelungen wirklich dem Markt, d.h. den beiden Tarifparteien, überlassen.

This post has been edited 1 times, last edit by "AtroX_Worf" (May 3rd 2010, 8:58pm)


  • "AtroX_Worf" started this thread

Posts: 11,465

Location: Hamburg

Occupation: GER

  • Send private message

1,768

Monday, May 3rd 2010, 8:58pm

.

This post has been edited 1 times, last edit by "AtroX_Worf" (May 3rd 2010, 8:58pm)


1,769

Monday, May 3rd 2010, 9:08pm

Quoted

Original von AtroX_Worf
Sicher, aber mit steuerlicher Begünstigung fördert der Staat diese Art von Arbeit effektiv. Würden die steuerlichen Vergünstigungen wegfallen, würden sich recht schnell ähnliche in den Tarifverträgen finden... gibt es ja jetzt schon in denen.
Ansonsten sollte man solche Detailregelungen wirklich dem Markt, d.h. den beiden Tarifparteien, überlassen.


Was ist mit den laufenden Verträgen? Da kann sich der Arbeitgeber mal eben auf den Standpunkt stellen, dass er doch soviel zahle wie bisher und der Arbeitsvertrag doch von seiner Seite erfüllt sei. Und bei neuen Verträgen rückt er vielleicht brutto mehr raus, aber unterm Strich ists netto weniger als bisher.

Ist ja auch nicht so, dass Schichtarbeiter und Feiertagsarbeiter eine gute Verhandlungsposition gegenüber ihrem Arbeitgeber hätten - sie arbeiten scheinbar meistens in Berufen, wo sie relativ leicht austauschbar sind. Ob nun Pflegepersonal, Nachtwächter, Restaurantangestellte - sie werden eh schon ziemlich mässig bezahlt und die Änderung bedeutet für sie einen harten Einschnitt. Wenn sie Glück haben, nur kurzfristig...

Also theoretisch sollte das schon der Markt regeln, praktisch bräuchten die Arbeitnehmer eigentlich ein wenig Schützenhilfe von Seiten der Regierung. Aber da sie keine typischen Wähler von CxU und FDP sind, wird das wohl nicht passieren. Wenn die Vergünstigung denn überhaupt gestrichen wird...

  • "AtroX_Worf" started this thread

Posts: 11,465

Location: Hamburg

Occupation: GER

  • Send private message

1,770

Monday, May 3rd 2010, 9:16pm

Quoted

Original von Sheep

Quoted

Original von AtroX_Worf
Sicher, aber mit steuerlicher Begünstigung fördert der Staat diese Art von Arbeit effektiv. Würden die steuerlichen Vergünstigungen wegfallen, würden sich recht schnell ähnliche in den Tarifverträgen finden... gibt es ja jetzt schon in denen.
Ansonsten sollte man solche Detailregelungen wirklich dem Markt, d.h. den beiden Tarifparteien, überlassen.

Was ist mit den laufenden Verträgen? Da kann sich der Arbeitgeber mal eben auf den Standpunkt stellen, dass er doch soviel zahle wie bisher und der Arbeitsvertrag doch von seiner Seite erfüllt sei. Und bei neuen Verträgen rückt er vielleicht brutto mehr raus, aber unterm Strich ists netto weniger als bisher.

Natürlich ist dem so. Deswegen bekommt man ja auch keien Steuervereinfachung, wiedas Streichen von Ausnahmetatbeständen, hin, ohne die Bürger gleichzeitig auch zu entlasten.

Oben schreibst du noch, Steuervereinfachung ohne Steuersenkung wäre gut, weiter unten bist du gegen die Streichung von Ausnahmetatbestände...

Quoted

Original von Sheep
Also theoretisch sollte das schon der Markt regeln, praktisch bräuchten die Arbeitnehmer eigentlich ein wenig Schützenhilfe von Seiten der Regierung. Aber da sie keine typischen Wähler von CxU und FDP sind, wird das wohl nicht passieren. Wenn die Vergünstigung denn überhaupt gestrichen wird...

Ich glaube nicht, dass sehr viele Vergünstigungen gestrichen werden. Und wenn, dann nur in Verbindung mit der Steuersenkung. Nur leider wird die Opposition dann Beispiele von einer Krankenschwester im Nachtschichtdienst konstruieren können, die dann durch den Wegfall der Steuervergünstigung auch nach Steuersenkung weniger als zuvor hat. tja, es ist politisch schwer, in die richtige Richtung des Abbaus von Sondertatbeständen zu gehen...

Und mal ganz abstrakt: Wenn man diese Arbeitnehmer schützt, dann schützt man sie gegen andere, welche diesen Job an deren Stelle machen würden. Ein Schutz der einen Gruppe heißt gleichzeitig ökonomisch auch immer, etwas gegen die andere Gruppe (hier Arbeitslose) zu tun. Diesen Zusammenhang erkennt nur kaum jemand...