Wenn ich es etwas fundamentalistisch sehe, dann hat der Papst meiner Meinung nach umso mehr recht.
Ich finde es schlichtweg dumm, via Gesetz das Aussprechen einer falschen Aussage zu verbieten, wie beim Holocaust-Leugnen in Deutschland geschehen. Es gibt genügend dumme bzw. unwissende Leute, die andauernd etwas falsches sagen. Das Gebiet der Mathematik ist prädestiniert dafür, weil man den Wahrheitsgehalt von Aussagen einfach nachprüfen kann (und die Axiome mehr oder weniger allgemein anerkannt sind). Will man jeden bestrafen, der etwas (objektiv nach allgemeiner gesellschaftlicher Norm) falsches sagt?
Es ist wieder ein Konstrukt von Geisteswissenschaftlern dem Wahrheitsgehalt von Aussagen unterschiedliche moralische Gewichtung beizumessen. Ich finde man sollte den Menschen ihre Ignoranz lassen udn sie nicht von staatlicher Seite erziehen wollen. Wer den Holocaust leugnen möchte, soll es doch tun - dadurch verändert sich historisch nichts.
Wenn man aufführt, dass durch vermehrte Holocaust-Leugnung Geschichte bzw. ihre Wahrnehmung verändert werden könnte, dann ist der Holocaust anscheinend nicht invaraint gegenüber der gesellschaftlichen Anschauung, d.h. ein Leugner könnte unter Umständen recht haben. Hier schaufeln sich die Befürworter ihr eigenes Grab, denn dann ist Geschichte nur eine Form der Wahrnehmung. Wo kommen wir denn hin, wenn wir unterschiedliche Formen der Wahrnehmung unter Strafe stellen?
Ich kann auch kein gesteigertes staatliches Interesse an dieser Thematik erkennen, das Leugnen des Holocausts wäre in unserer heutigen gesellschaft nicht staatsgefährdend und im großen gesehen sind dies Einzelmeinungen.
Gleich hinzu kommt thematisch die ebenso lachhafte wie auch wieder geisteswissenschaftlich (oder schlimmer, theologisch-moralisch) motivierte Forderung, man könnte den Holocaust nicht mit anderen Ereginissen vergleichen, weil er historisch einmalig war.
Wenn man den Holocaust rein prinzipiell nicht zu einem Vergleich heranziehen könnte, dann ist eine Erinnerung daran ziemlich wertlos. Erst im Vergleich mit anderem Leid (Knie aufschürfen etc.) wird die Dimension des Holocausts in einem gewissen Sinne ihre Einmaligkeit.
Rein wissenschaftlich sind Holocaust-Vergleiche aber meistens sowieso trivial. Wenn man wissenschafdtlich Leid irgendwie ordnen wöllte (mit allen Problemen, die solch eine Projektion mit sich bringt), dann wären Vergleiche mit etwas sehr großen oder etwas sehr kleinen (Knie aufschürfen) trivial. Was wissenschaftlich interessiert sind bei einer Ordinalskala mit sehr heterogenen Größen in erster Linie Äquivalenzen, d.h. man will sagen A war ungefähr genauso schlimm wie B (abhängig von einer vernünftigen Definition von Leid).
Wenn man über vernünftige Definitionen und Projektionen nachdenkt, dann schwindet auch schnell die Einmaligkeit des Holocausts in seiner Quantifizierung (man kann ja beliebig kummulieren, in irgend einer Form muss Leid ja (sub)additiv sein).
Ich glaube aber es hat nicht viel wissenschaftlichen Sinn Leid quantifizieren und Ereignisse danach ordnen zu wollen, deswegen ist es meineswissens wohl auch noch nicht geschehen. Prinzipiell diese Möglichkeit abzusprechen halte ich aber für unwissenschaftlich, vielleicht gibt es in der Zukunft eine sinnvolle und interessante Fragestellung, welche damit beantwortet werden kann.
Zurück zum Papst: Der stört sich nicht groß um Aussagen (auch wenn er jetzt sagt er hätte nichts gewußt, was wohl stimmt), sondern verfolgt einfach ein Ziel mit histroischen Ausmaß für die Kirche. Aussagen werden nicht weiter beachtet, es zählt einfach das langfristige Ergebnis.
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