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Massenarbeitslosigkeit ist eine Folge des fehlerhaften Geldsystems
Was hat der Zins mit der Arbeitslosigkeit zu tun?
Wer ein Problem lösen will, muss seine Ursachen ergründen. Ausgehend von den Ursachen, unterscheidet die Wissenschaft vor allem zwischen konjunktureller und struktureller Arbeitslosigkeit. Die erste wird durch Konjunktureinbrüche ausgelöst, die zweite z.B. durch Rückgang des Arbeitskräftebedarfs als Folge von Produktivitätssteigerungen oder außenwirtschaftlichen Einflüssen.
Neben diesen beiden Arten bzw. Begründungen der Arbeitslosigkeit und der saisonal bedingten Arbeitslosigkeit, wird als eine weitere häufig auch die so genannte freiwillige Arbeitslosigkeit angeführt. Damit sind im allgemeinen diejenigen Arbeitslosen gemeint, die sich nicht um Arbeit bemühen und mit den Unterstützungen des Sozialstaates zufrieden sind. Von der sicherlich ähnlich großen Gruppe von Bürgern, die auf Grund ihrer Vermögenseinkünfte freiwillig auf Arbeit verzichten, ist seltener die Rede.
Wenn wir nachfolgend diese Vermögenseinkünfte und damit den Zins mit der Arbeitslosigkeit in Verbindung bringen, so geht es dabei allerdings weniger um die freiwillige Arbeitslosigkeit der Kapitalrentner, als vielmehr um die direkten Auswirkungen der Zinswirtschaft auf die Beschäftigungslage und die Hintergründe der erstgenannten Arten der Arbeitslosigkeit, also der konjunkturell und strukturell bedingten.
Welche engen Beziehungen zwischen den Zinsen, den Zinsveränderungen und dem Arbeitsmarkt bestehen, geht aus der Darstellung bereits optisch hervor. In ihr sind im unteren Teil die Entwicklungen einiger Marktzinssätze eingetragen, außerdem die Verzinsung des Bank-Geschäftsvolumens, die in etwa der Durchschnittsverzinsung aller Bankkredite entspricht.
Vergleicht man diese Zinssatzkurven mit der darüber dargestellten Entwicklung der Arbeitslosigkeit, dann wird erkennbar, dass jedem Anstieg der Zinssätze mit einer Verzögerung von etwa zwei Jahren auch ein Anstieg der Arbeitslosigkeit folgt. Diese Verbindung wird noch deutlicher, wenn man die oben in der Grafik eingetragene Kurve der Zinslastquote zum Vergleich heranzieht. In dieser Zinslastquote sind die Zinserträge der Banken, die in der Kurve darunter in Mrd DM wiedergegeben sind, in Prozenten des Bruttoinlandsprodukts (BIP) umgerechnet. Aus dieser Umrechnung ergibt sich also die jeweilige konkrete Zinsbelastung der Volkswirtschaft, gemessen an ihrer jeweiligen Leistungsfähigkeit.
Die Entwicklungen der Zinslastgrößen und -quoten
Im Gegensatz zu den Zinssatzkurven im unteren Teil der Grafik, die in einem bestimmten Korridor schwanken, zeigen die beiden oberen Kurven einen steil ansteigenden Verlauf. So nahmen die Bankzinserträge in den 30 Jahren von 49 auf 724 Mrd DM und damit auf das rund 15-fache zu, zweieinhalb Mal mehr als das BIP, das in der gleichen Zeit „nur“ auf das Sechsfache gesteigert wurde. Diesen Anstieg auf das Zweieinhalbfache weist entsprechend auch die Zinslastquote auf, die in den 30 Jahren von 7,3 auf 18,3 Prozent des BIP zunahm. Ursache dieser übermäßigen Zunahme der Zinserträge und -lasten ist die Überentwicklung der Geldvermögen und Schulden, gemessen an der Wirtschaftsleistung. Geht man bis 1950 zurück, dann ist die heutige Wirtschaftsleistung, auf Grund dieser Überentwicklungen der monetären Bestandsgrößen, sogar fünf Mal so stark mit Zinsen belastet wie zum Beginn unserer Wirtschaftsepoche. Konkret: Mit einer Mark Inlandsprodukt mussten Anfang der 50er Jahre erst 60 Pfennig Geldvermögen/Schulden bedient werden, im Jahr 2000 aber drei Mark.
Der relativ moderate Verlauf der Bankzinserträge hängt mit den verzögerten Umsetzungen der Zinssatzveränderungen zusammen, die sich durch die unterschiedlich langen Laufzeiten der Kredite ergeben. Trotzdem kam es in jeder der drei Zinsanstiegsphasen 1972-74, 1978-82 und 1988-92 jeweils zu einer Verdopplung der Milliardenbeträge.
Die extrem hohen Schwankungen der Zinslastquoten resultieren aus dem Tatbestand, dass mit den ansteigenden Zinssätzen das Wirtschaftswachstum abgebremst und schließlich sogar gegen Null oder ins Minus gedrückt wird. Den steigenden Zinsbelastungen stehen also langsamer wachsende und schließlich sogar einbrechende Wirtschaftsleistungen gegenüber, wodurch sich die negativen Auswirkungen gewissermaßen addieren.
Wie aus der Darstellung ebenfalls hervorgeht, bricht jeweils ein Jahr nach den Zinslastgipfeln auch der Anstieg der Arbeitslosigkeit ab. Allerdings setzt sich die Erholung der Wirtschaft und damit auch der Abbau der Arbeitslosigkeit immer zögerlicher durch. Nach dem letzten Zinslastgipfel1993 kam es sogar nur zu einem einjährigen Rückgang der Zinslastquote, die gleich danach - trotz der ständig und auf einen Tiefstand fallenden Zinssätze - wieder anstieg. Ursächlich dafür ist der Tatbestand, dass inzwischen die Vorteile der Zinssatzsenkungen durch die rasant wachsenden Geldvermögen und Schulden neutralisiert bzw. sogar überkompensiert werden. Als Folge stiegen die Zinserträge der Banken, statt mit den Zinssätzen weiter abzusinken, von 1994 bis 1999 um 31 Prozent an, während das Sozialprodukt nur um 14 Prozent zulegte. Dabei war es durch die Vereinigung der deutschen Staaten sogar zu einer relativen Entlastung in der Quotenkurve gekommen, wie aus der Unterbrechung 1990-91 erkennbar ist. Diese Entlastung ist darauf zurück zu führen, dass die gesamtdeutsche Wirtschaftsleistung durch die neuen Länder relativ stärker zunahm als die Bestände der Geldvermögen und Schulden.
Zurück zum Thema Arbeitslosigkeit:
Die in der Grafik wiedergegebenen Anstiegsschübe der Arbeitslosigkeit lassen sich zwar als konjunkturelle Erscheinungen deuten. Deren Entstehen ist jedoch in erster Linie auf die Zinssatzanstiege zurückzuführen. Diese negativen Auswirkungen der Zinssatzanstiege aber nehmen mit den überproportionalen Entwicklungen der Geldvermögen und Schulden, die inzwischen bei mehr als 12 Billionen DM bzw. 6 Billionen Euro liegen, ständig noch zu. Angesichts dieser inzwischen erreichten Größen, schlägt ein Prozent Zinssatzerhöhung rechnerisch mit mehr als 120 Mrd DM bzw. 60 Mrd Euro zu Buche. Das aber entspricht einer Erhöhung aller Nettolöhne und -gehälter um 11 Prozent oder der Mehrwertsteuern bzw. Krankenversicherungsausgaben um 60 Prozent!
Dass solche Rechnungen nicht theoretischer Natur sind, zeigt sich an den Zinserträgen der Banken, die trotz sinkender Zinssätze zwischen 1994 und 1999 p.a. um rund 30 Mrd DM zulegten, bedingt vor allem durch die weitere Eskalation der zu verzinsenden Schuldenbestände. Kommt es dann auch noch zu einem erneuten Anstieg der Zinssätze, wird die ganze Dramatik erst recht sichtbar: Schon der geringe Anstieg der Kapitalmarktzinssätze um 1,1 Prozentpunkte ließ im Jahr 2000 die Zinserträge der Banken um 94 Mrd DM eskalieren, was drei Mal soviel war wie der viel beklagte Anstieg der Mineralölpreise vor drei Jahren! Und die Zinslastquote, von 16,4 auf 18,3 Prozent gestiegen, beanspruchte fast ein Fünftel des Inlandsprodukts. Bezogen auf das Volkseinkommen waren es sogar schon 25 Prozent!
Da auf Grund ihres hohen Verschuldungsanteils die Unternehmen rund drei Viertel dieser zinsbedingten Lasten verkraften müssen, wird auch die enge Verbindung dieser Kostenanstiege mit der Beschäftigung nachvollziehbar. Denn da sich angesichts des zuspitzenden Konkurrenzkampfes solche Kostenanstiege kaum noch über Preiserhöhungen auf die Endverbraucher überwälzen lassen, bleiben den verschuldeten Unternehmen zu ihrem Ausgleich nur rigorose Einsparungen übrig. Gleichgültig ob diese Einsparungen durch Rückstellungen von Investitionen erfolgen oder durch Entlassungen von Arbeitskräften: in beiden Fällen nimmt die Arbeitslosigkeit schlagartig zu.
Die bereits im Jahr 2001 registrierte Zunahme der Arbeitslosigkeit ist darum zweifelsfrei in erster Linie auf den erwähnten Zinslastanstieg im Jahr 2000 zurückzuführen. Und da die den Hochzinsphasen folgenden Wellen der Insolvenzen, die uns auch heute noch jedes Jahr rund eine halbe Million Entlassungen kosten, durch den erneuten Zinsanstieg gewiss verstärkt werden, dürfte der im Jahr 2001 begonnene Anstieg der Arbeitslosigkeit auch im Wahljahr 2002 nur schwer abzubremsen sein. Es sei denn, man könnte die Löhne insgesamt um jene Milliardenbeträge senken, die sich das Geldkapital jedes Jahr mehr aus dem Wirtschaftskuchen heraus schneidet.
Aber nicht nur die konjunkturelle Arbeitslosigkeit ist im höchsten Maße mit den Zinsentwicklungen verbunden; auch bei der strukturellen Arbeitslosigkeit ist das zu einem guten Teil der Fall. Denn der Zwang zu Einsparungen im Lohnsektor verstärkt auch den Austausch von Menschen gegen Maschinen und damit wiederum den Trend zur Entlassung von Arbeitskräften.
Fazit:
Von Ausnahmen abgesehen, werden diese hier dargelegten zinsbedingten Ursachen der Arbeitslosigkeit bislang kaum angesprochen, schon gar nicht als Erklärung für das Phänomen der ständig zunehmenden Beschäftigungsprobleme. Deshalb müssen auch alle Versuche scheitern, diese Probleme auf politischer Ebene zu lösen. Auch das „Bündnis für Arbeit“ kann darum mit noch so vielen Gesprächsrunden kaum zu einer Veränderung der Gegebenheiten beitragen. Es sei denn, das bisher nicht beteiligte Geldkapital würde zu den Gesprächsrunden mit herangezogen und dazu verpflichtet, die Ausweitung seiner Ansprüche an der Entwicklung der Wirtschaftsleistung zu orientieren. Solange das nicht der Fall ist, kann das Verteilungsgleichgewicht zwischen Kapital und Arbeit letztendlich immer nur durch Kürzungen der Lohneinkommen hergestellt werden. Die heute politisch angestrebte Lösung des Problems über ein entsprechend hohes Wirtschaftswachstum, ist angesichts der Umweltfolgen wie der überfüllten Märkte völlig illusorisch.
Gleichgültig aber, ob wir das Verteilungsgleichgewicht durch Entlassungen oder Lohnsenkungen erreichen, kommt es in beiden Fällen zum Rückgang der Massenkaufkraft und damit der Nachfrage, der durch die Zinsempfänger mangels Bedarf nicht ausgeglichen werden kann. Damit bleibt nur der Rücktransfer der sich dort stauenden Kaufkraftüberschüsse über erneute Kreditausweitungen, womit sich die Gesamtproblematik ebenso weiter erhöht wie die Gefahren für die Konjunktur und die Beschäftigung.
Helmut Creutz
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »uNiQuE« (05.07.2003, 20:31)
Zitat
Original von CID_Al_Malone
Allerdings ist die Frage nicht beantwortet wieso Zinsen erhöht werden.
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Original von KdT_Vorago
Also ich bin dafür, dass wir neben Trascht noch ein Wirtschaftsforum einrichten, für diejenigen, die das Forum ihrer Uni nicht finden.
Ich hab nichts gegen angeregte Diskussionen. Aber man kann das auch ein bisschen übertreiben. Außerdem, die Form deines Postes (Zitat) legt nahe, dass das nicht von dir ist. Wer ist denn der Glückliche, dessen Werk da seinen Weg in unser Forum gefunden hat? Schreibt man normalerweise dazu...
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »S_MacLeod« (06.07.2003, 10:21)
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Wie soll er denn seine Thesen verbreiten, wenn er sie nicht denen gibt, die sie noch nicht kennen?
Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »S_MacLeod« (06.07.2003, 13:50)
...na wenn er Dir doch schon negativ aufgefallen wäre wie Du andeutest dann müsstest Du seine einstellung zu diesem thema kennen, oder?
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noch hat er seine meinung zu obigem text bekundet
...als würde mich sowas treffen, es zeigt nur, dass Du noch ne 5unde im kindergarten drehen solltest...
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Original von S_MacLeod
is echt mist mit dem ignore.................jetzt weiß ich das _Wanderer_Dude was geschrieben hat und sehs nicht![]()
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Aber dass du hier unkommentiert Texte reinstellst, ist halt trotzdem ein bisschen seltsam.
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »_Wanderer_Dude« (06.07.2003, 15:39)