Persönliche Erfahrung (Lasst den Teil aus wenn es euch nicht interessiert):
Habe das selbst gerade erst durchgemacht.
Bin in einer Schweizer Firma angefangen, habe für die Probezeit ein für Schweizer Verhältnisse niedriges Gehalt akzeptiert (3200 CHF + Firmenwagen inkl. Privatnutzung mit Benzin - also Tanken über Firma).
Mein jetziger Chef sagte er will erstmal Leistung sehen bevor er hohen Gehältern zustimmt, da er die letzten 2 Mitarbeiter nach den 3 Monaten Probezeit nicht weiter übernommen hat, da diese seine Anforderungen nicht erfüllten.
Hatte in den 3 Monaten schon 85 Überstunden trotz 44h Woche. Habe wirklich gas gegeben die 3 Monate und mein Chef und der zweite techniker waren sehr zufrieden mit mir. Hab auch 19 Uhr Projekte ohne zu zucken angenommen, auch wenn ich um Punkt 7 morgens schon auf arbeit war und alle Projekte und Dokumentationen sauber durchgeführt und abgegeben. Kunden zufrieden, Chef zufrieden und Arbeitskollege konnte ne Woche in Urlaub fahren ohne das irgendetwas wichtiges liegen blieb.
Im letzten Monat der Probezeit - nach 10 Wochen in der Firma habe ich mich zuhause hingesetzt, und einen auf 2 DIN A4 Seiten gekürzten Attilapost geschrieben (waren zuerst 4

) Dazu eine Kündigung zum Ende der Probezeit vorbereitet und dann in der Firma um einen Gesprächstermin 1 Woche vor Ende der Probezeit gebeten. Parallel dazu in Deutschland nach Stellen gesucht um maximal 1 Monat nach Ende der Probezeit hier was neues in DE zu haben.
Das von mir verfasste Schreiben enthielt alle Argumente warum ich mehr verdienen sollte und was ich mir vorgestellt habe, zusammen mit der unterschwelligen recht sanft (und von meiner Familie nochmal umformulierten) Drohnung der Kündigung.
Das darauf folgende Gespräch dauerte fast 3 Stunden - das Schreiben war ich so oft durchgegangen und hatte meine Argumente und meine Linie so fest in meinen Kopf gezimmert, das ich Punkt für Punkt davon hervor brachte.
Auch seine zu erwartenden Antworten hatte ich vorher genau seziert und für fast alles eine Gegenantwort. Zwischendurch dachte ich wieder das es vlt. too much war und hatte mich innerlich schon drauf eingestellt die Firma zum Ende der Probezeit zu verlassen und wieder nach DE zu gehen. Am Ende des Gesprächs fragte er allerdings ob er mein Schreiben mitnehmen und das Wochenende drüber nachdenken dürfte.
Meine Forderungen waren ein Anstieg des Salärs von 3200 auf 4550 CHF ab nächstem Monat (also ab dem 1. Tag nach der Probezeit, anstatt erst nach nem Jahr) und ein erneuter Anstieg auf 5000 CHF ab März 2012, sobald ich 25 werde und ca. 150 CHF Monatlich extra an die Schweizer Pensionskasse zahle. Diese 5000er Grenze schien ihm schwer im Magen zu liegen - war ja auch ein über 50% Anstieg zu meinem bisherigem Lohn und mehr als die anderen Techniker verdienten. Daraufhin habe ich ihm mein Schreiben mitgegeben und ihn das WE drüber nachdenken lassen & am WE noch ein paar Onlinebewerbungen abgeschickt an Firmen im Hamburger Bereich - falls wir uns nicht einigen können. Die nächste Woche ging er mir irgendwie aus dem Weg und gab mir vorerst keine Antwort, als ich ihn direkt drauf ansprach sagte er er hätte grad keine Zeit und würde später auf mich zukommen. (-> spielt auf Zeit).
Viele andere wären jetzt vermutlich eingeknickt oder hätten ein Gegenangebot angenommen sobald es kommen würde.
Ich reagierte anders - als nach einer Woche immer noch keine konkrete Antwort von ihm kam und es nur noch eine Woche zum Ende der Probezeit war (und mein Vermieter schon fragte ob ich die Wohnung jetzt behalten will oder nicht) Hab ich ihm Aufmerksamkeitswirksam morgens beim internen Meeting als er mir ein längeres Projekt geben wollte meine Kündigung hingelegt und bat ihm mir den Empfang schriftlich zu bestätigen.
Da erstarrte sein Gesicht für 2 Sekunden, während ihm anscheinend bewusst wurde das ich es ernst meine und das er ab nächsten Monat (den er schon fast voll verplant hatte für mich) ein Mitarbeiter fehlt und er in dieser Zeit niemals jemand anderen bekommt. Da es vor den anderen Mitarbeitern war bliebt ihm keine andere Wahl als das erst einmal zu unterschreiben und sich schnellstmöglich um eine Lösung zu kümmern.
Für ein Techniker weniger waren zu viele Wartungsverträge / Einsätze und Projekte offen - selbst wenn der andere 3 Überstunden pro Tag gemacht hätte, hätte er das nicht geschafft.
Er hätte also einiges der Konkurrenz überlassen (und die Kunden verlieren) oder einen externen Mitarbeiter für 500+ / day leihen müssen. (Zeitarbeitsfirma etc. ist hier in der Schweiz noch teuer wenns um IT geht)
Und da er letztes mal 8 Wochen gebraucht hat um die Stelle zu besetzen und er mit Zeitarbeitsfirmen schlechte Erfahrungen gemacht hat (und diese 10k / month kosten würde), hat er nicht wirklich eine Wahl.
Daraufhin hab ich meinen Arbeitsvertrag nochmal erstellt (hatte ihn als word.docx per email von ihm) und leicht modifiziert-> Salär angepasst.
Den neu ausgedruckten Vertrag hab ich mit in die Firma genommen und ihm vorgelegt mit dem Kommentar wenn er Planungssicherheit haben will soll er den Unterschreiben oder mir eine brauchbare Alternative Vorlegen die aus meiner Sicht nicht schlechter ist. Einen Tag später hatte ich dann den Unterschriebenen Vertrag in meinem Fach. Diesen hab ich auf März begrenzt (von mir aus befristet) und die Zeit verdiene ich jetzt 4550 CHF + Auto und Benzin.
Im März gehe ich dann wieder nach Deutschland.
Was Beziehungen angeht bin ich ausnahmsweise mal komplett Disas Meinung - Sie helfen sicherlich eine gute Position zu bekommen oder überhaupt zu dem Kreis der in Frage kommenden zu Gehören.
Bei der Vergütung hilft das sicherlich wenig. Wobei es hier aber auch Ausnahmen gibt, kenne da persönlich jemanden der fachlich selbst zugibt kein Überflieger zu sein, Umschüler beim Bund war (die letzten 8 Jahre Fachlich in der Richtung auch genau gar nix gemacht hat - aber recht gut reden kann und seine Gehaltserhöhungen jedes Jahr privat bei einem Feierabend Bier mit einem ehemaligen Bundeswehrkollegem bespricht mit dem er 4 Jahre bei den Fallschirmspringern war.. beide zur gleichen Firma gegangen, der eine noch studiert der andere "nur" ne umschulung gemacht.) Mit seiner umschulung aka pseudo Ausbildung hat der aktuell n Lohn von ca. 2500 Euro Netto in Schleswig Holstein, und verdient damit flockig 1000 Euro mehr als die meisten seiner Kollegen. Sein vorgesetzter hat dies so Verpackt, das er Aufgrund seiner Bundeswehrerfahrung über "Führung- und Teamspezialisierung verfüge".
Dann hat man ihn halt innerhalb der Abteiltung zum Teamleiter gemacht, der die Einteilungen der Arbeitszeiten und sonstigen Kram macht, die aber im Grunde genommen nicht viel Kompetenz erfordern.
Da sind dann andere die Fachlich mehr drauf haben, aber nur 1600 oder 1800 Netto verdienen, selbst wenn sie schon 1-2 Jahre in der Firma sind und über eine bessere Ausbildung verfügen.
Ohne den Kontakt von der Bundeswehr und dem recht engen Verhältnis / der Freundschaft zu dem Chef wäre das wohl so nicht möglich.
Er selber sagt auch das es nicht ganz fair ist und schweigt innerhalb der Firma über seinen Verdienst, und freut sich natürlich.
Der Typ war übrigens Hauptschüler, welcher in seiner Jugend recht viel kacke gebaut hat und dann zum Bund gegangen ist.
Hat beim Bund 8 Jahre Unteroffizier Laufbahn gemacht und 2 Afghanistan Einsätze hinter sich - zum Ende seiner Laufzeit hat er über ne 2 Jährige Umschulung den Abschluss als Fachinformatiker gemacht.
Die Abschlussprüfung dann mit nem 3er Schnitt gepackt und über den BW Kollegen direkt in die Hamburger Firma gewechselt, wo er vom ehemaligen BW Kollegen nach 6 Monaten zum Teamleiter ernannt wurde
Kenne ihn recht gut weil wir in Kiel öfter mal Feiern waren und von seinem Lohn war ich, weil die Lohnabrechnung am WE als wir dort was getrunken haben auf seinem Schreibtisch rumlag.
Daraufhin hab ich ihn angesprochen was das für ne Dreißtigkeit ist, das er als mit der schlechteste (vom technischen Know How / Wissen und den Noten her) mit am besten verdient - daraufhin hat er den Verlauf erzählt