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25.06.2010, 11:14

Aktuell: Finanzmarktsteuern

Das Handelsblatt lässt Ökonomen hinsichtlich Toronto über Finanzmarktssteuern diskutieren:

Zitat

Viele Finanzmarktforscher sind sich deshalb mit den allermeisten Politikern einig, dass eine Transaktionssteuer nur Sinn ergebe, wenn alle Länder diese einführen würden. Doch Spahn widerspricht, er glaubt, dass auch eine europäische Lösung machbar wäre. Schließlich sei der Euro – trotz der anhaltenden Krise – die zweite wichtige Währung. Deshalb hält er es für realistisch, mit Hilfe einer Clearingstelle, wie der CLS-Bank, die bereits rund zwei Drittel der Devisentransaktionen abwickele nur die Euro-Transaktionen zu besteuern, um Währungsspekulationen zu begrenzen.


Die Stimmen der Ökonomen, die gegen eine Besteuerung der Finanztransaktionen sind, könnte man sich fast ebenso gut bei einer Diskussion über die Mehrwertsteuer vorstellen, wenn es sie noch nicht gäbe. So aber werden realwirtschaftliche Güter, ja sogar wortwörtlich die Schaffung von Mehrwert, seit langem hoch besteuert, während die Produkte einer meistenteils nicht wertschöpfenden Industrie unbesteuert davonkommen. Aber man sollte nicht nur an der Quelle ansetzen, sondern auch die Gewinne aus Finanzgeschäften, insbesondere aus solchen, die keine Investition darstellen (wie Venture Capital) mindestens der gleichen Einkommenssteuer unterwerfen wie Einkünfte aus wertschöpfender Arbeit. Zurzeit ist es umgekehrt. Dabei ist es zwingend erforderlich, aus einem übermächtig aufgeblähten Finanzmarkt die Luft rauszulassen und das Kapital der Realwirtschaft wieder zuzuführen. Zumal große Risiken nach wie vor sozialisiert werden.

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25.06.2010, 11:46

RE: Aktuell: Finanzmarktsteuern

Zitat

Original von Malone
So aber werden realwirtschaftliche Güter, ja sogar wortwörtlich die Schaffung von Mehrwert, seit langem hoch besteuert, während die Produkte einer meistenteils nicht wertschöpfenden Industrie unbesteuert davonkommen.

Natürlich ist diese Industrie auch wertschöpfend. Es werden Informationen gewonnen, verdichtet, genaue Risikopositionen erstellt und Absicherungsstrategien bzw. Versicherungen vor zukünftigen Ereignissen verkauft. Wertschöpfung ist nciht nur, wenn man ein physisches Produkt herstellt. Gerade beim Übergang unserer Industrie- zu einer Wissensgesellschaft wird ein immer größerer Anteil der Wertschöpfung im tertiären Sektor erfolgen.

Zitat

Original von Malone
Aber man sollte nicht nur an der Quelle ansetzen, sondern auch die Gewinne aus Finanzgeschäften, insbesondere aus solchen, die keine Investition darstellen (wie Venture Capital) mindestens der gleichen Einkommenssteuer unterwerfen wie Einkünfte aus wertschöpfender Arbeit.

Die Frage ist, bo die Einkommenssteuer sinnvoll ist, aber es sollten die ganz normalen Unternehmensteuern auf die Gewinne gelten, natürlich. Aber dem ist ja auch heute schon so.

Zitat

Original von Malone
Dabei ist es zwingend erforderlich, aus einem übermächtig aufgeblähten Finanzmarkt die Luft rauszulassen und das Kapital der Realwirtschaft wieder zuzuführen.

Was meinst du mit diesem blumigen Satz konkret?
Natürlich kommt das Geld, welches in bestimmte Finanzprodukte auf reale Güter investiert wird, irgendwie (möglicherweise indirekt) auch bei der Realwirtschaft an. Wie sonst hätten sich sonst so lange in den USA nicht kreditwürdige Personen Häuser kaufen können, wenn durch den stetigen Mittelzustrom der Preis des Risikos und damit auch der Preis insgesamt nicht so niedrig gewesen wäre?
Das Beispiel zeigt zwar, dass es Übertreibungen gibt - aber auch, dass sich der Finanzmarkt nicht lange von der Realwirtschaft abkoppeln kann.
Das er dies aber immer noch so lange kann liegt in der Tat daran, dass Verluste sozialisiert werden können. Dies ist natürlich nicht in Ordnung.
Aber um dies zu verhindern braucht man eine andere Art von Regulierung, nicht die Finanzmarkttransaktionssteuer oder ähnliches - das bringt hinsichtlich diesem Ziel überhaupt nichts.

@Währungsspekulationen: Also da besteht doch der geringste Handlungsbedarf, das ist weitgehend in Ordnung. Wenn da ein zu krasses Missverhältnis herrscht, dann kann man mit realen Warenströmen eine Arbitrage machen. Wen ein Land natürlich mein seinen Wechselkurs fest an andere zu koppeln, ungeachtet der eigenen wirtschaftlichen Entwicklung, dann kann dieses Wechselkurssystem mittels massiver Spekulation zu Fall gebracht werden. Aber dies ist auch sinnvoll, weil diese Spekulation gegen ein bewußt eingegangenes Ungleichgewicht vorgeht. Und ist es überhaupt noch Spekulation, wenn man meint ein Ungleichgewicht entdeckt zu haben und dementsprecht investiert? Genau das ist doch der Sinn eines Kapitalmarktes, effiziente Kapitalverteilung.

Eine Transaktionssteuer nur auf Wechselkursgeschäfte halte ich für recht nutzlos. Wenn, dann sollten da alle Geschäfte drunter fallen, denn dies ist ja der Sinn dieser Transaktionssteuer. Es nur auf dem Währungsmarkt einzuführen, weil man es dort technisch kann, wo aber die wenigsten probleme bestehen ist doch echt sinnlos.