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1

31.10.2007, 16:27

...um allen Menschen eine bessere Bildung zukommen zu lassen...

... so in etwa wurde gestern in einer Zeitung eine Ministerin zitiert auf die Frage, warum ihr Bundesland die Hauptschulen auflösen wird.
Bin ich der einzige, dem bei einer so dreisten Lüge nicht die Galle hochkommt? Warum schaffen wir dann nicht gleich auch die Realschule ab, dann haben alle einen Gymnasialabschluss. Mir geht es hier nicht über Sinn oder Unsinn der Aufteilung des Schulwesens. Es wird schon länger diskutiert 6 Grundschuljahre einzuführen, damit Spätentwickler auch noch die Chance auf einen höheren Bildungsweg haben. Was mich annervt ist, dass eine gesellschaftliche Fehlentwicklung, nämlich die Abwertung von Haupt- und Realschulen (was ist ein Hauptschulabschluss heute noch wert?) und die daraus entstehende Konsequenz (Abschaffung von Hauptschulen) als gesellschaftspolitischer Erfolg verkauft wird. Ganz gemäß dem Motto: Je mehr Leute ihren Abschluss auf dem Gymnasium machen, desto besser ist die Ausbildung im Land. Das gleichzeitig auch eine Abwertung des Gymnasiums erfolgen muss, weil die Klassen größer werden, aber nicht mehr Leute zur Ausbildung eingestellt werden, wird bewusst unterschlagen.

Dazu passt die Aussage eines Profs bei uns an der Uni, der meinte, dass er vor 15 Jahren nur halb so viele Seminare hat leiten müssen. Jetzt muss er in der gleichen Zeit das Doppelte vorbereiten. Da der Mann nicht urplötzlich übermenschliche Fähigkeiten entwickelt hat, muss daraus logischerweise folgen, dass
1. er weniger Zeit für die Vorbereitung eines Seminars hat und damit die Qualität sinkt
2. er weniger forschen kann.

Mich kotzt es einfach an, dass in unserem gesamten Bildungswesen auf Teufel komm raus gespart wird. Weniger Dozenten, für die Dozenten aber mehr Seminare und mehr Schüler/Studenten. Und das in einer Zeit, wo das Potential eines Staates hauptsächlich in der Leistungsfähigkeit seiner Köpfe und nur noch in wenigen Ausnahmen (Ölstaaten) noch in den Rohstoffen des Landes verankert ist. Und wenn dann auch noch eine Politikerin meint, solche Bankrotterklärungen als Erfolg zu feiern, tja, dann bin ich echt sprachlos.

Arma

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2

31.10.2007, 16:35

hauptschule aufloesen? danger wer macht das denn^^

3

31.10.2007, 16:37

http://www.swr.de/nachrichten/rp/-/id=16…kos0/index.html

"Bildungsministerin Doris Ahnen (SPD) betonte, Ziel sei es, möglichst viele Schülerinnen und Schüler zu guten und höheren Bildungsabschlüssen zu führen, um den zukünftigen Fachkräftebedarf zu decken."

4

31.10.2007, 17:15

Das geht nicht gegen die Hauptschule, sondern gegen die Realschule. ;)

Der Plan das die Realschule abgeschafft werden soll liegt aber auch schon in Hessen länger auf dem Tisch.
Das ganze wird dann halt in Dumm oder Abi ausarten.. ganz toll.. :rolleyes:

@Banshee: ich würde auch den Bildungsetat komplett streichen... hör dir mal einfach diese Rhetoriktrottel-Lehrerschaft von den Schulen an.

5

31.10.2007, 17:16

@banshee: nein, du bist nicht der einzige. Ich versteh das ganze auch nicht so richtig. Für eine Verlängerung der Grundschulzeit bin ich übrigens auch. Für mich ist die Problematik an einer anderen Stelle jedoch umso deutlicher: es geht nicht darum daß die Lehre an Gymnasien besser sein muß wenn die Haupt- und Realschulabschlüsse schlecht Chancen auf dem Arbeitsmarkt bringen.
Ich sehe es eher so daß das Abitur viel schwerer werden muß. Denn wozu brauchen wir Gymnasiasten die danach doch wieder 2-3 Jahre eine Ausbildung machen? Klar haben sie dort bessere Chancen - aber wieso mußten sie dafür die Oberstufe besuchen? Für die meisten Ausbildungsberufe sollte ein Realschulabschluß reichen. Ich habe bei meinem Abitur (das ist gerade mal 3 Jahre her) deutlich über 50% an Mitschülern gehabt die schlicht nicht wussten WIESO sie Abitur machen. Ein Studium geplant hatten zu diesem Zeitpunkt laut unserer Abizeitung gerade mal 1/3!!!!!
Was soll das, wieso sitzen diese Leute 3 Jahre "unnötig" in der Schule? Für mich war das Abitur so einfach, daß ich kaum was gelernt habe (einzig Mathe-LK und für die BWL/VWL Abschlußprüfung). Ich bin sicherlich kein Genie (auch wenn ich gerne so tue :D), es kann doch nicht sein, daß jemand ohne zu lernen einen 1,x Schnitt hinbekommt... Ok, es gibt Ausnahmen, aber das sind dann eben die "Genies" und das ist dann einer alle paar Jahre.

Fazit: Abitur zu leicht, aber absolut nicht notwendig für ein Großteil der Bevölkerung.


Ganz nebenbei lache ich mich jetzt schon tot, wenn ich lese daß "Experten" davon ausgehen, daß die gemeinsamen Abgänge von 13 und 12 Jahre Abiturienten kein Ansturm auf die Universitäten mit sich bringen wird. Angeblich wird sich das verteilen. Ja klar, hat es sich bisher ja auch immer... Bisher gab es nur keine Schwankungen der potenziellen Erstsemester von 100%!

Bin froh, daß ich dann die Hochschule wohl schon verlassen habe...

6

31.10.2007, 19:50

Banshee hat absolut recht. Die Politik verkauft halt gerne alles als Sieg, das sieht man ja immer wieder...

Beim Bildungssystem sehe ich das Problem auch einfach im Geld, denn generell überfüllte Klassen, überlastete Lehrer und nicht stattfindende Kurse wegen Fachkräftemangel wirken sich natürlich deutlich auf die Qualität der schulischen Ausbildung aus.
Hier ist es vollkommen egal, um welche Schulform es sich handelt oder ob es auch nur Gesamtschulen gäbe.
Ob man vielleicht wirklich auch die Maßstäbe (wohl aber auch zwangsläufig durch die miese Vorbereitung wegen der genannten Mängel) zu sehr gesenkt hat, kann man durchaus diskutieren. Wenn man für jeden Abschluss noch wirklich etwas leisten müsste (auch oder besonders für Hauptschule), dann wäre vielleicht dieser Abschluss nicht so in Verruf (bzw. jeder nicht leicht die höheren Schulformen schaffen könnte).

Aber diese negative Entwicklung für Hauptschulen bzw. das gesamte Bildungssystem noch so als Erfolg zu verkaufen, halte ich wirklich auch für das Allerletzte.

7

31.10.2007, 20:18

Die Politik denkt eben nur 4 Jahre in die Zukunft. Die Schulden, das Rentenproblem und der Fachkräftemangel kommen nicht von heute auf morgen. Nur wenn man erstmal alles verpennt hat, helfen Sofortaktionen auch nicht mehr.
Im uralten Bildungssystem der BRD könnte man auch mal überlegen, die grundlegenden Strukturen zu erneuern und dem aktuellen Erkenntnisstand anzupassen. Da sehe ich das Problem nicht nur in den mangelnden Geldern.

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »WW_Ronin« (31.10.2007, 20:23)


8

31.10.2007, 20:28

Zitat

Original von kOa_DrohhyN_
@banshee: nein, du bist nicht der einzige. Ich versteh das ganze auch nicht so richtig. Für eine Verlängerung der Grundschulzeit bin ich übrigens auch. Für mich ist die Problematik an einer anderen Stelle jedoch umso deutlicher: es geht nicht darum daß die Lehre an Gymnasien besser sein muß wenn die Haupt- und Realschulabschlüsse schlecht Chancen auf dem Arbeitsmarkt bringen.
Ich sehe es eher so daß das Abitur viel schwerer werden muß. Denn wozu brauchen wir Gymnasiasten die danach doch wieder 2-3 Jahre eine Ausbildung machen? Klar haben sie dort bessere Chancen - aber wieso mußten sie dafür die Oberstufe besuchen? Für die meisten Ausbildungsberufe sollte ein Realschulabschluß reichen. Ich habe bei meinem Abitur (das ist gerade mal 3 Jahre her) deutlich über 50% an Mitschülern gehabt die schlicht nicht wussten WIESO sie Abitur machen. Ein Studium geplant hatten zu diesem Zeitpunkt laut unserer Abizeitung gerade mal 1/3!!!!!
Was soll das, wieso sitzen diese Leute 3 Jahre "unnötig" in der Schule? Für mich war das Abitur so einfach, daß ich kaum was gelernt habe (einzig Mathe-LK und für die BWL/VWL Abschlußprüfung). Ich bin sicherlich kein Genie (auch wenn ich gerne so tue :D), es kann doch nicht sein, daß jemand ohne zu lernen einen 1,x Schnitt hinbekommt... Ok, es gibt Ausnahmen, aber das sind dann eben die "Genies" und das ist dann einer alle paar Jahre.

Fazit: Abitur zu leicht, aber absolut nicht notwendig für ein Großteil der Bevölkerung.

Völlig richtig. Ich bin zwar der Meinung momentan einiges zu lernen, aber es ist stellenweise noch viel zu leicht. Da wäre es schöner noch ein wenig mehr gefordert zu werden. Aber man sollte es nicht übertreiben, es gibt auch Leute die haben jetzt schon Probleme (ok die haben dann meist auch die Hausaufgaben 2 Mal in einem Halbjahr gemacht... ;))

Arma

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9

31.10.2007, 21:18

Zitat

Original von Gottesschaf
(ok die haben dann meist auch die Hausaufgaben 2 Mal in einem Halbjahr gemacht... ;))

:O

10

01.11.2007, 22:47

Das absenken des Abiturniveaus bringt nicht wirklich etwas, da sind wir im internationalen Schnitt sowieso schon im Hintertreffen. In anderen Ländern studiert ein viel höhrer Prozentsatz. Ok, die machen bachelor, was dort dem letzten Abiturjahr hier und den ersten 2 Semester entspricht...
Abitur heißt halt uneingeschränkten Befähigung zum Studium, diesen Anteil sollten wir nicht verkleinern.

myabba|abra

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11

01.11.2007, 23:21

Zitat

Original von kOa_DrohhyN_
Ganz nebenbei lache ich mich jetzt schon tot, wenn ich lese daß "Experten" davon ausgehen, daß die gemeinsamen Abgänge von 13 und 12 Jahre Abiturienten kein Ansturm auf die Universitäten mit sich bringen wird. Angeblich wird sich das verteilen. Ja klar, hat es sich bisher ja auch immer... Bisher gab es nur keine Schwankungen der potenziellen Erstsemester von 100%!

Bin froh, daß ich dann die Hochschule wohl schon verlassen habe...


soweit ich weiß ist der plan derzeit:
13jähriges abi so vorgeschoben, dass die leute zum sommersemester hin anfangen können, während das 12jährige halt später beginnt

jetzt müsste man nurnoch den unis sagen, dass sie auch zum SS alles anbieten sollen ;)

wann wird das eigtl soweit sein?

12

01.11.2007, 23:51

RE: ...um allen Menschen eine bessere Bildung zukommen zu lassen...

Zitat

Original von GWC_Banshee_Dazu passt die Aussage eines Profs bei uns an der Uni, der meinte, dass er vor 15 Jahren nur halb so viele Seminare hat leiten müssen. Jetzt muss er in der gleichen Zeit das Doppelte vorbereiten. Da der Mann nicht urplötzlich übermenschliche Fähigkeiten entwickelt hat, muss daraus logischerweise folgen, dass
1. er weniger Zeit für die Vorbereitung eines Seminars hat und damit die Qualität sinkt
2. er weniger forschen kann.

Mich kotzt es einfach an, dass in unserem gesamten Bildungswesen auf Teufel komm raus gespart wird. Weniger Dozenten, für die Dozenten aber mehr Seminare und mehr Schüler/Studenten. Und das in einer Zeit, wo das Potential eines Staates hauptsächlich in der Leistungsfähigkeit seiner Köpfe und nur noch in wenigen Ausnahmen (Ölstaaten) noch in den Rohstoffen des Landes verankert ist. Und wenn dann auch noch eine Politikerin meint, solche Bankrotterklärungen als Erfolg zu feiern, tja, dann bin ich echt sprachlos.


Tja, dafür haben die Shareholder heute prima Profite. Du hast übrigens vergessen, dass die Studenten für die schlechtere Ausbildung nebenbei noch vermehrt jobben müssen. Außer, sie haben Eltern, die glücksverwöhnte Shareholder sind :)

13

02.11.2007, 12:55

Zitat

Original von AtroX_Worf
Das absenken des Abiturniveaus bringt nicht wirklich etwas, da sind wir im internationalen Schnitt sowieso schon im Hintertreffen. In anderen Ländern studiert ein viel höhrer Prozentsatz. Ok, die machen bachelor, was dort dem letzten Abiturjahr hier und den ersten 2 Semester entspricht...
Abitur heißt halt uneingeschränkten Befähigung zum Studium, diesen Anteil sollten wir nicht verkleinern.

Hab ich das überlesen oder wer spricht davon, daß das Abiturniveau gesenkt werden soll? Und Bachelor ist nicht so schlecht wie behauptet wird. Klar ist ein Diplom besser, aber das liegt insbesondere an der längeren Zeit und nicht daran daß die (meist) 7 Semester Bachelor einfach schlechter sind. Wobei das natürlich ganz maßgeblich mit dem Ort und der Zeit des Studiums zu tun hat. Das Diplom wird es ja (leider) nicht mehr lange geben, Hoffentlich können dann noch genug den Master machen (was in Bezug auf Studiengebühren allerdings fraglich erscheint).

14

02.11.2007, 22:34

Genau das ist der Punkt.
Bachelor geht über 6 Semester Stoff, dies ist das entscheidende.