Die Aussagen dass Menschen mehr wert oder alle Lebewesen gleichviel wert seien, sind ja beide gleichermaßen falsch, denn sie gehen von einem absoluten Wertbegriff aus, der aber nur in der menschlichen Vorstellung existiert.
Einen absoluten Wertbegriff könnte es nur geben, wenn dieser von einer übergeordneten metaphysischen Instanz gesetzt wäre, derer Existenz wir aber nunmal alles andere als sicher sein und selbst dann auch nur über ihre Wertsetzungen Mutmaßungen anstellen können.
So bleibt Wertsetzung eine subjektive Angelegenheit des Individuums, und auch ein gesellschaftlicher Konsens ist nur die Sammlung subjektiver und darüberhinaus beeinflussbarer Meinungen.
Dass beide Ansichten ad absurdum geführt werden können, ist ja auch durch einfache Beispiele zu verdeutlichen. Ist eine Bazille als Lebewesen so viel wert wie ein Kind? Oder war Hitler wertvoller als ein Blindenhund?
In diesem Punkt ist sicherlich Tamger am ehesten beizupflichten. Ich für meinen Teil muss offen gestehen, dass ich Menschen kenne, die ich aufgrund ihrer schieren Dummheit und Schlechtigkeit ohne mit der Wimper zu zucken ins Jenseits befördern würde, wenn es straffrei wäre und ich den Vogel dadurch wiederbeleben könnte (naja vielleicht ist es was anderes, wenn man plötzlich tatsächlich die Möglichkeit hätte

).
Chocos, die Stellungnahmen zu dem Topic hier stammen nunmal von unterschiedlichen Menschen, die nicht notwendigerweise so wie Du gestrickt sein müssen. Es gibt eben Leute, die von Natur aus emotionaler und mitfühlender sind, und/oder sich aufgrund persönlicher Erfahrungen mehr mit der Situation identifizieren können.
Wenn ich nicht betroffen wäre, hätte ich vermutlich ähnlich wie Du reagiert, wenn auch aufgrund der sicherlich aus meinem Alter resultierenden Reife etwas zurückhaltender

Das eine Bindung zu einem schnöden Tier so intensiv sein könnte, hätte ich niemals geglaubt.
Jetzt hingegen fällt mir auf, dass so eine Beziehung eben andere Qualitäten hat, man kriegt nicht so viel wie von einem Menschen, dafür ist die Beziehung aber viel reiner und ursprunglicher, kein Neid, Wettbewerb, Geschlechterkampf, Eifersucht, Verlustangst, die menschliche Beziehungen fast immer trüben und kompliziert machen, sondern simple ungebrochene Zuneigung
So eine Beziehung ist zwischen Menschen wohl nur bei Eltern und Kind möglich, und das auch vermutlich nur am Anfang. Eltern hier werden das wohl bestätigen können.
Der Trennungsschmerz und die Trauer beim Verlust eines Tieres für das man Elternteil war, sind im ersten Moment fast genauso heftig wie beim Verlust eines nahestehenden Menschen, was ich auch schon erlebt habe, nur eben nicht so lange anhaltend. Das hat nichts mit Verstand zu tun, der hat sich bei mir zumindest erst am Tag nachher wieder eingeschaltet und den Schmerz gedämpft.
Naja, ich werde mir jedenfalls wieder einen Vogel zulegen, diesmal aus Handaufzucht und nicht wie die blöden Sittiche aus einer Voliere

So eine Beziehung zu einem Tier kann das Leben offenbar doch mehr bereichern, als ich jemals gedacht hätte, auch wenn es nie wieder dasselbe sein wird wie bei einer zufällig gefundenen und geretteten kleinen Meise

Bin mir mittlerweile fast sicher, dass es eine Meise war, so wie der gehüpft ist