Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »ZwerG_Thor« (27.06.2003, 17:41)
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Original von ZwerG_Thor
Ein bisschen Liberalisierung und dann wird es schon...
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Original von ZwerG_Thor
dann tu mir doch bitte den Gefallen und weise mich auf KONKRETE Fehleinschätzungen hin.
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Original von uNiQuE
Keynes - Du sagst Keynes löse unsere Probleme, was ist Keynes? Keynes ist seineszeichen erst einmal Ökonom, der eine Menge Ideen hatte, unter anderem auch die antizyklische Wirtschaftspolitik, die seiner Meinung nach die Konjunkturzyklen und deren negativen Folgen abschwächen würden. Nun muss man erst einmal schauen, in was für eine Situation wir uns befinden. Wir sind vollkommen überschuldet, wir müssen die Zinsen mit laufender Neuverschuldung bedienen, ein fünftel unseres Bundeshaushaltes geht mittlerweile dafür drauf. Diese Zinsens fließen selbstverständlich nicht in die Hände des braven arbeitenden Bürgers, sondern in die Taschen des verteufelten "Großkapitals". Alleine deshalb ist es schon absoluter Unsinn aus Gründen der Gerechtigkeit eine höhere Verschuldung zu fordern - denn genau darauf zielt Keynsche Wirtschaftspolitik unter anderem an - Verlierer sind bei höheren Schulden immer die Schwachen, es sei denn man macht einen Währungsschnitt (den ich im übrigen begrüße), was bedeutet man zahlt die Schulden einfach nicht mehr zurück und fängt bei null an (vertrauenskrise und ein-zwei Jahre extreme Kapitalabwanderungen wären die Folge)
Das wichtigste Standbein Keynes ist aber nicht nur die Verschuldung, sondern eben antizyklisch, auch die Steuererhöhung in der hoffentlich folgenden Boomphase, um diese Schulden wieder abzutragen. Die Geschichte lehrt uns, dass dazu niemand bereit ist udn eine Verschuldung im Sinne Keynes nur zu Verschlimmerung führt anstatt zur langfristigen Erholung. Welcher Politiker, mit einem Wahlhorizont von 4 Jahren, würde jemals in einer Boomphase mit dem Argument, die Schulden müssten abgebaut werden, die Steuern erhöhen? Niemand wird das - Keynes scheidet als Alternative aus.
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Oder die Lohnnebenkosten - warum müssen die eigentlich runter? Lohnnebenkosten sind, wie der Name schon sagt, Lohnbestandteil und wird in der Buchhaltung eines Unternehmens auch so geführt. Denen ist das Schnurzpiep ob die das Geld an den Bürger, oder den Staat oder sonstwen überweisen, für die zählt nur der Bruttolohn. Der prozentuale Anteil der Lohnnebenkosten spielt überhaupt keine Rolle.
Das Problem bei den Nebenkosten ist vielmehr, dass diese unkontrolliert steigen - das löst man meiner Meinung nach aber nicht, in dem man Leistungen kürzt und dadurch einen willkürlich gewählten plakativen Prozentsatz durchsetzt, sondern in dem man die Lohnnebenkosten einfach zu dem macht, was sie sind: Lohn!
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Neoliberalismus - das Schlagwort der Linken schlechthin. Dabei wissen sie nicht einmal, wovon sie reden. Die Definition ist doch wohl eindeutig:
Neoliberalismus, wirtschafts- und sozialphilosophische Denkrichtung auf der Grundlage der traditionellen Werte des klassischen ökonomischen Liberalismus. Das Funktionieren der freien Marktwirtschaft bleibt dabei jedoch nicht dem freien Walten des Laissez-faire-Prinzips überlassen; vielmehr soll der Staat Wettbewerbsbedingungen herstellen, unter denen die Marktteilnehmer im Wirtschaftsprozess frei agieren können und gleiche Ausgangsbedingungen in ihrem Leistungswettbewerb finden. Nach neoliberaler Auffassung wird das Wohl der Gesellschaft am besten gefördert, wenn sich die private wirtschaftliche Initiative und das Leistungsprinzip im Rahmen einer marktkonform gestalteten Wirtschafts- und Sozialordnung entfalten können>
Wie du siehst, sind deine Anschuldigungen an den Neoliberalismus wohl ein Häuschen weiter zu leiten, nämlich an den Liberalismus. Allerdings hast du nicht ganz unrecht - denn da das Wort seit den 70ern als politisches Schlagwort eben für den extrem liberale Positionen mißbraucht wird, hat es sich wohl mittlerweile durchgesetzt. Trotzdem sollte man nicht Neoliberalismus als per se schlechte definieren, er geht davon aus, dass der Staat zu viel interveniert hat und fordert deshalb seinen Rückzug aus vielen - nicht allen - Bereichen. Es gibt aber durchaus Firmen, vor allem im kleinen, wo die Privatisierung enorme Vorteile für alle Beteiligten gebracht hat. Gerade Müll ist ein von dir gewähltes Beispiel, das privat wesentlich besser organisiert wird als staatlich. In den ehemaligen großen Staatsbetrieben, wo es nicht richtig läuft seit der Privatisierung sei angemerkt, dass diese Betriebe rein formal privatisiert wurden, allerdings immer noch zum größten oder komplett im Staatsbesitz sind. Deshalb läuft es da etwas anders. Aber bei Post und telekom z.B. muss doch wohl echt der letzte zugeben, dass sowohl Service als auch besonders beim letzteren die Preise sich enorm zum positiven verändert haben. Und Arbeitskräfte wurden ebenso netto eingestellt - d.h. es wurden Arbeitsplätze geschaffen (das geschieht nahezu immer bei der Zerschlagung von Monopolen, nicht nur in der Theorie).
Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »ZwerG_Thor« (27.06.2003, 18:56)
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Original von ZwerG_Thor
Was Du dabei aber außer Acht läßt, ist seine Konzentration auf eine Steigerung der Nachfrage um in Zeiten einer Rezession und von Strukturkrisen die zwangsläufig immer wieder kommen einen Zusammenbruch des Binnenmarkts zu verhindern.
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Du hast schon Recht das heute Politiker eine solche Politik kaum vertreten aus dem einfachen Grund weil es keine langfristige Politik gibt.
Aber diese mangelnde Nachhaltigkeit der Politik ist ja DER ENTSCHEIDENDE Grund warum ich das heutige politische System für obsolet halte.
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Es gibt einfach Unternehmen die mit massiver Rationalisierung und Technisierung des Betriebs massive Gewinne einfahren, die aber andererseits mit Angestellten sparen.
Das sind die Gewinner in einem System mit hohen Lohnnebenkosten während speziell Mittelständler es sich nicht leisten können weitere Arbeiter einzustellen wenn sie ohnehin kaum auf Gewinne speziell in einer Strukturkrise hoffen können.
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Was aber die Liberalen fordern ist eben das die Staaten auch ihre Aktienmehrheitn loswerden und damit sogar staatswichtige Betriebe dem Diktat der Börser vollständig unterworfen werden, und DAVON halte ich nichts.
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Was die Zerschlagung von Monopolen betrifft, so ist das meistens ein Einmaleffekt.
Soll heißen kurzfristig sinken die Preise, es kommt zu einem harten Konkurrenzkampf, und am Ende kommt es meistens zu Preisabsprachen oder neuen Monopolbildungen wenn der Staat nicht deutlich eingreift.
Aber gerade dieses Eingreifen des Staates wollen die Liberalen ja langfristig unterbinden,
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Original von uNiQuE
Aber denk doch mal einen Schritt weiter - wenn du auch der Meinung bist, dass niemals antizyklische Wirtschaftspolitik betrieben würde - wie soll dann jemals dieser Effekt abgeschwächt werden? Durch 50 Jahre ansatzweise Keynes (eigentlich nur zur Begründung massiver Schulden missbraucht) haben wir heute nicht nur immer noch Konjunkturzyklen in voller Härte, sondern auch noch einen niemals abtragbaren Schuldenberg, mit dem wir uns herumschlagen müssen. In so fern hat Keynes eigentlich alles nur noch verschlimmert.
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Und wieso man es ändern sollte. Schon in der Richtung engagiert?
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Das ist auch nicht ganz richtig - die Unternehmen, die hohe Gewinne aufgrund von Rationalisierung und Produktivitätsgewinnen erzielen, tun dies nicht, weil sie sich die Lohnnebenkosten sparen können, sondern weil sie den Gesamtlohn drücken. Dasselbe hätten wir auch bei Lohnnebenkosten von 0%. Große finanzkräftige Unternehmen werden immer eher in der Lage sein in langfristige Personalkostensenkungen zu investieren als Mittelständler.
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Warum denn nicht? Ich sehe ein Unternehmen lieber tausenden von sehr kompetenten Wirtschaftsexperten unterworfen, als von der Entscheidung eines Sozialpädagogen abhängig (ja, unsere Politiker sind allesamt inkompetent).
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Dies ist kein Einmaleffekt. Theoretisch, mathematisch rational und praktisch ist dies ein langfristiger Effekt, vorausgesetzt wir lassen die Liberalen nicht ans ruder - dann kommt es erneut zur Monopolbildung, richtig. Die Neoliberalen sehen aber im Monopol den Hauptfeind jeder Wirtschaftsordnung - hier ist wohl keine Gefahr in Sicht, denn Liberale im SInne des Manchesterkapitalismus gibt es heutzutage kaum noch welche.
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »ZwerG_Thor« (27.06.2003, 19:33)