Da sich hier der eine oder andere für Buchvorstellungen erwärmen kann, stelle ich mal den Wächter-Zyklus von Sergej Lukianenko vor. Die Fantasy-Reihe beginnt mit den "Wächter(n) der Nacht", das Buch führt recht zügig in die Geschichte ein. Es folgen dann die "Wächter des Tages", die "Wächter des Zwielichts" und die "Wächter der Ewigkeit".
Der Zyklus handelt von den sogenannten "Anderen", ehemaligen Menschen, die zu übermenschlichen Fähigkeiten gelangten. Diese "Anderen" teilen sich in zwei Gruppen auf, die Lichten und die Dunklen, wobei das nicht platt für gut und böse steht (wie sonst so oft in der Fantasy), sondern für altruistisch und individualistisch-egozentrisch, mit genug Spielraum für Zweifel und Überraschungen. Anstatt den Leser mit allen möglichen Fantasy-Kreaturen zuzumüllen, beschränkt sich Lukianenko auf Vampire, Tiermenschen (z.B. Werwölfe), Hexen und Magier. Insgesamt sind die Figuren mit all ihren Macken sehr menschlich und damit auch glaubwürdig.
Über jede der beiden Gruppe wacht jeweils eine "Wache", die zum Beispiel illegal blutsaugende Vampire bzw. nicht erlaubtes Heilen verfolgt und bestraft. Zwischen beiden Wachen gibt es regelmässig Konflikte, allein schon die Chefs mit ihren gross angelegten Intrigen machen die Bücher lesenswert. Eine weitere Organisation, die "Inquisition", wacht über das zerbrechliche Gleichgewicht zwischen Licht und Dunkel, das dann im Laufe der Bücher immer wieder in Gefahr ist.
Jedes Buch besteht aus drei, vier Geschichten, die ineinander übergehen. Während der Handlung gibt es immer wieder Überraschungen, wie bei einem Krimi wird erst am Ende alles aufgeklärt. Obwohl es eine Hauptfigur gibt (den jungen Lichten Magier Anton, der sich genausoviel mit Vampiren wie mit seinen Zweifeln herumschlagen muss), werden manche Geschichten auch aus anderen Perspektiven erzählt, interessant sind hier vor allem die Ansichten der Dunklen.
Ich fand die Bücher sehr spannend und interessant (den vierten Teil habe ich gleich am Stück gelesen), allerdings ist der Einstieg nicht ganz einfach. Im ersten Teil wird die ganze Mythologie nur sehr knapp erklärt, manche Dinge versteht man eventuell erst in den Folgebänden. Wer sich davon nicht abschrecken lässt, findet hier eine sehr gute Fantasy-Lektüre, die sich wohltuend von anderen Büchern abhebt.
Wen es interessiert, wonach er schauen sollte: