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Tatsächlich unterscheiden Fachleute seit längerem drei Modelle des Sozialstaats:
lDas angelsächsische Modell, in dem der Staat große Bereiche der Gesellschaft wie Bildung und Gesundheit privat organisiert und soziale Sicherung auf den Schutz vor Armut beschränkt.
lDas kontinentaleuropäische Modell, in dem ein Großteil der staatlichen Sicherung nicht über Steuern, sondern über Sozialabgaben finanziert wird, die von den Arbeitgebern und ihren fest angestellten Beschäftigten bezahlt werden.
lDas skandinavische Modell, in dem sich der Wohlfahrtsstaat in erster Linie über Steuern finanziert und auch Selbstständige und Geringbeschäftigte Anspruch auf umfassende Sozialleistungen haben.
Lange sah es so aus, als seien alle drei Varianten gleichermaßen geeignet, das Staatswesen zu organisieren, ohne die Wirtschaft zu schwächen. Dann rutschte Deutschland von einer Konjunkturkrise in die nächste, die Arbeitslosigkeit stieg, die Wiedervereinigung verursachte zusätzliche Kosten. Um den Aufbau Ost finanzieren und weiterhin ausreichend Renten und Arbeitslosengeld zahlen zu können, erhöhte schon die Regierung Kohl die Sozialabgaben. So wurde eine Entwicklung beschleunigt, bei der die Lohnnebenkosten stiegen und stiegen, reguläre Jobs immer teurer wurden – und deshalb auch immer seltener. Die dadurch wachsende Arbeitslosigkeit riss neue Löcher in die Sozialkassen, was Jobs weiter verteuerte. Ein Teufelskreis, aus dem es nach Meinung vieler Experten keinen systemkonformen Ausweg mehr gibt. »Das kontinentaleuropäische Modell, wie es in Deutschland oder Frankreich praktiziert wird, ist gescheitert«, sagt Stefan Collignon, Ökonomieprofessor in Harvard.
Weshalb sich all jene, die dem Kapitalismus weiterhin misstrauen, eine neue Frage stellen: Warum können sich Schweden oder Dänen immer noch den üppigen Sozialstaat leisten, der hierzulande unfinanzierbar erscheint?
Die Erklärung wirkt zunächst ziemlich kapitalistisch: Die Nordeuropäer holen sich das Geld vom Verbraucher und vom normalen Steuerzahler – während sie Unternehmen weitgehend schonen. Dazu dienen vor allem zwei Hebel. Einer besteht in einer hohen Mehrwertsteuer. Wenn sich zum Beispiel eine dänische Familie für 1000 Euro einen neuen Kleiderschrank kauft, werden dabei 250 Euro Mehrwertsteuer fällig. Mit diesem Geld bezuschusst der dänische Staat Kindergärten, staatliche Renten oder auch die Arbeitslosenversicherung, die zu rund 80 Prozent über Steuern finanziert wird. Der Vorteil: Die Sozialkosten benachteiligen die Produzenten in Dänemark nicht mehr gegenüber Konkurrenzländern mit billigen Löhnen. Die Jobs werden nicht mit Abgaben belastet, und beim Kauf eines in Polen oder Tschechien produzierten Kleiderschranks wird die gleiche Mehrwertsteuer fällig.
Der zweite Hebel, den die Skandinavier nutzen, ist die duale Einkommensteuer. Sie besteuert Arbeitslöhne hoch, während Einkünfte aus Kapital – etwa Unternehmensgewinne, Zinsen und Dividenden – kaum belastet werden. So haben Finnland, Norwegen und Schweden in den vergangenen 15 Jahren ihre Steuersätze für Kapitaleinkommen halbiert. Statt bisher maximal 72 Prozent verlangen sie nur noch 28 bis 30 Prozent. Diese Sätze gehören zu den niedrigsten aller Industrieländer. Dafür ist die Steuerbelastung für Arbeitnehmer in Skandinavien, trotz leichter Entlastungen, immer noch sehr hoch. Allerdings trifft es vor allem die Besserverdiener. Die Spitzensteuersätze liegen bei 52 bis 56 Prozent. Weshalb der Kölner Sozialforscher Fritz Scharpf das skandinavische System auch als »Sozialismus innerhalb einer Klasse« bezeichnet. Die Umverteilung findet nicht mehr zwischen Kapital und Arbeit statt, sondern nur noch zwischen besser und schlechter verdienenden Arbeitern und Angestellten, dort allerdings umso deutlicher.
Anders als die Deutschen schaffen es die Skandinavier auf diese Weise, ihren großzügigen Sozialstaat zu erhalten, ohne Investoren abzuschrecken – und gleichzeitig für sozialen Ausgleich zu sorgen. Nirgendwo sonst in Europa liegen Reich und Arm so nah beieinander wie in Skandinavien.
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Silverwolf_Tot« (22.07.2005, 14:14)
Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »T1000« (22.07.2005, 14:18)
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Original von -=)GWC(RaMsEs
@borgg
fakt ist das die ddr ein system hatte das, solange es geschlossen war wohl mehr schlecht als recht funktioniert hat. nach der öffnung ging gar nix mehr weil alle möglichen variablen durcheinandergeraten sind.
irgendwie muss man das ja finanzieren, kindergärten bauen und unterhalten sich nicht selbst.
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Original von kOa_Borgg
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Original von -=)GWC(RaMsEs
@borgg
fakt ist das die ddr ein system hatte das, solange es geschlossen war wohl mehr schlecht als recht funktioniert hat. nach der öffnung ging gar nix mehr weil alle möglichen variablen durcheinandergeraten sind.
irgendwie muss man das ja finanzieren, kindergärten bauen und unterhalten sich nicht selbst.
Im Geschlossenen System des RGW(nicht nur der DDR) schon. Ist mir eh schleierhaft wie sich ein Sozialismus überschulden kann. Der Knackpunkt war evtl. die Verzahnung mit dem Kapitalistischen System im Welthandel ( ? ).Haben wohl zu viel mit Devisen importiert. Da war dieses Modell natürlich nicht konkurenzfähig. Die Russen hatten ja eigentlich ständig Versorgungsprobleme. Sogar mit Grundnahrungsmitteln und haben diese aus den USA importiert. Hab ich nie verstanden.
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Original von Silverwolf_Tot
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Original von WW_Ronin
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Original von Silverwolf_Tot
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Original von WW_Ronin
In Sachen Kinderbetreuung und Elternfreundlichkeit war die DDR wirklich ausgezeichnet. Da konnte eine Frau nur wenige Wochen nach der Geburt wieder auf Arbeit gehen, wenn sie wollte. Kinderkrippe, Kindergarten, Schule, Studium alles kostenlos.
Ja, alles vom Staat bezahlt, der deshalb auch bankrott war.
Du hast aber schon deinen Text gelesen oder? Die Kinderbetreuung war sicher nicht der Hauptgrund für das Ende.
Natürlich war das nicht der Hauptgrund, habe in obiger Aussage das "u.a." vergessen ;-) Allerdings missfällt mir hier in Deutschland diese "Kostenlos-Mentalität", für alles soll der Staat sorgen und sobald mal Eigeninitiative gefragt wird, geht das Gejammere los...
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Original von Silverwolf_Tot
Wenn du mir einen sinnvollen Vorschlag zur Finanzierung des Ganzen in unserem derzeitigen System machst, bin ich dabei. Schon allein deswegen, weil ich derzeit auch Alleinverdiener in einer Familie bin.
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Original von Yen Si
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Original von Joe_Kurzschluss
Meine Meinung dazu!Ihr Ostdeutschen könnt nichts dafür, man hat euch genau so verarscht wie uns Westdeutsche. Ihr hattet nur das Pecht im Osten zu Leben, man hat euch dort der Produktionmittel beraubt, was ihr in den letzten Jahren mitgemacht haben viele Westdeutsche noch vor sich.
Gott wenn ich das schon höre; Ihr hattet Pech im Osten zu leben.
Meine Güte was müsst ihr für eine Vorstellung vom Osten (zu Ostzeiten) haben.
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Original von Silent_Bob
wieso ist doch toll in Amerika, wenn man nicht reich geboren wurde kann man nur hoffen das man extrem intelligent ist , ein Super Sportler, ein großes Talent beim rapen hat (oder sonst wie musikalisch) oder das man hodenkrebs hat (und sofern du die Behndlungen zahlen kannst) gewinnst du die Tour de France
naja Survile of the fittest halt
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »[eKs]TaSy« (22.07.2005, 21:35)