Im Mittelpunkt von Heat stehen die beiden Akteuere:
SZ Filmkritik:
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McCauley (Robert De Niro) und des Polizisten Vincent Hanna (Al Pacino), der ihn zur Strecke gebracht hat, einander berühren . . . ein Augenblick, Michelangelos Erschaffung Adams entliehen, der sacht auf den Punkt bringt, wie diese beiden Männer, ihr Leben, ihr Tun, ihr Begriff von Ehre einander bedingen, wie sie sich gegenseitig erst möglich machen. Sie selbst, ihre Frauen, ihre Freunde, ihr Job sind gleichzeitig Spiegelung des anderen, und es ist großartig, zu folgen, wie geschickt Michael Mann in seinem Drehbuch diese Spiegelungen ineinander verschachtelt hat, die manchmal ein Negativ des anderen ergeben.
Mit „Heat“ wurde Mann einer der ganz großen Regisseure Hollywoods, er hat diese Gangsterstory mit Detailbesessenheit und Energie inszeniert, mit Gespür für Orte – die Lichter der Stadt, McCauleys Haus am Wasser, von wo er in die Weite starren kann . . . Es geht um einen großen Coup, den McCauley mit seiner Truppe plant, und Hanna kann nicht anders, als sein Leben daran zu setzen, seine Ehe zu gefährden, um ihn davon abzuhalten. Michael Mann erzählt immer wieder vom Professionalismus, von Männern, die sich zu ihren Aufgaben und ihrer Rolle bekennen müssen, und „Heat“ ist sozusagen sein Grundsatz-Essay dazu, und dazu, wie schön und gefährlich Los Angeles bei Nacht ist, ein dunkles Lichtermeer, in dem Millionen Menschen einsam sind.
Du darfst dich niemals an etwas hängen, sagt Neil McCauley, was du nicht innerhalb von 30 Sekunden loslassen kannst, wenn der Boden zu heiß ist. Aber auch Neil selbst kann das nicht wirklich – einmal reden die beiden Männer miteinander, erklären einander, wie sie die Dinge sehen, in einem Diner in Beverly Hills, und McCauley gibt einen Albtraum vom Ertrinken preis. Am Ende erzählt auch „Heat“ eine Geschichte von der Sehnsucht nach Zugehörigkeit, mit den Mitteln eines harten Gangster-Thrillers.
Michael Mann hat ein Titanentreffen der Schauspieler inszeniert, Robert De Niro und Al Pacino in einem Film, das hat es vorher und nachher nie gegeben – aber sie begegnen einander nur zweieinhalb mal. Das erste Mal zählt nur zur Hälfte, Hanna beobachtet McCauley auf einem Videobildschirm, und es ist, als würden sie einander in die Augen sehen – diese Gleichzeitigkeit von Distanz und Nähe wohnt auch den Treffen in Fleisch und Blut inne, kalte Professionalität beherrscht die Szene, und doch sind sie für den jeweils anderen eine verwandte Seele. Zwei, die nicht zusammenkommen können, weil das Leben sie trennt und der Tod sie verbindet.
SUSAN VAHABZADEH
Michael Mann
Foto: Cinetext/Allstar