hab mir den thread mal halbwegs durchgelesen, ist schon erschreckend wieviele leute von der materie garkeine ahnung haben bzw. ne bestimmte meinung ohne überhaupt n paar hintergründe zu kennen.
1. Viele hier sind der Meinung es gibt zuviele kleine Bauern bzw. verweisen auf die USA wo es wenige riesige Betriebe gibt anstatt viele kleine..
> Ist euch überhaupt klar das die EU selbst dafür gesorgt hat das soetwas hier nicht stattfinden kann, indem sie die Quotenregelungen eingeführt hat ? Habt ihr eine Ahnung wieviel allein die Quote kostet ?
bei der übernahme eines kleineren Betriebs ist oft die Quote (also allein die Berechtigung Milch zu liefern) teurer als der Betrieb selber...
D.h. die entstehung von großen Betrieben ist stark gehemmt das Millioneninvestitionen nötig sind um überhaupt die nötige Quote für mehrere hundert Rinder zu erhalten.
2. Ist euch eigentlich klar das Milch billiger ist als Wasser, welches wesentlich geringere Produktions/Förderkosten hat
3. In diesem Thread wurde ein Diagramm dargestellt wo der Milchpreis der letzten Jahre genannt wurde, außerdem wurde erwähnt das der Milchpreis ja seit 10 Jahren stabil bei 30 cent sei..
Dabei vergesst ihr eins: Die Kostenexplosion die Privatleute in vielen Bereichen getroffen hat (Besonders bei Benzin/Diesel etc) trifft Landwirte noch in viel größerem Umfang. Erstrecht die Dieselpreise erhöhen die Kosten für die großen Maschinen welche auf jedem größerem Betrieb gebraucht werden erheblich.
Viele andere Industrien haben auch mit Preisanstiegen zu kämpfen, wälzen diese aber zeitlich unverzögert auf die Verbraucher ab (siehe die ganzen Energiekonzerne... Strom etc. - Milliardengewinne, trozdem wird ohne zu zögern auf jede Kostensteigerung gleich noch ne Preiserhöhung an den Endverbraucher obendrauf geschlagen.. oder auch Transportunternehmen siehe z.b. die Bahn)
4. Selbst ganz klare Fakten werden hier hinterfragt/ignoriert..
z.b. wurde der Arbeitsaufwand in der Landwirtschaft genannt - fragt direkt einer belege ?
Wart ihr noch nie auf dem Land / auf nem Landwirtschaftlichen Betrieb ?
Um Zwischen 5 und 5:30 Uhr aufstehen und mit Mittagspause bis 18/19 Uhr durcharbeiten ist in der Landwirtschaft völlig normal - wohlgemerkt inklusive Wochenende (einschließlich Sonntag!) und ohne Urlaub.. wenn man nen Wochenende frei haben will braucht man Ersatzpersonal was die Arbeit übernimmt - und das ist teuer (wäre quasi so als wenn ihr euch in der Firma nur dann freinehmen könnt wenn ihr für den Ersatz auf eurer Arbeitsstelle selber sorgt - und 20€ pro Stunde min. zahlt...)
Ne 40 Stundenwoche ist garnix, 60-80 Stunden sind locker drin..
Im Winter vllt. weniger, dafür ist in der Erntezeit im Sommer aber auch mal ne 100 Stunden Woche (also 14h am Tag) keine seltenheit.
5. Kredite in Millionenhöhe die abgezahlt werden müssen sind in der Landwirtschaft häufig - es gibt sehr hohe Anschaffungskosten, sei es für Quote und Vieh, für Technisches Gerät oder für die riesen Gebäude - dementsprechend sind die laufenden Kosten auch sehr hoch.
6. Wird hier ernsthaft drüber nachgedacht Kartellmäßig gegen die Landwirte vorzugehen !Welche dagegen protestieren das sie trotz Millioneninvestitionen keinen Gewinn machen bzw. zusätzlich zu ihrer harten Arbeit 7 Tage die Woche auch noch draufzahlen müssen!
Hier werden vergleiche gezogen zwischen Landwirten die nach Millioneninvestitionen und stark gestiegenen Kosten um ihr überleben kämpfen und der Erdölindustrie die Milliardengewinne einfährt und schon gar nicht mehr weiß wohin mit ihrem Geld (siehe irgendwelche Milliardenbauten in Dubai - kompletten inseln die mal eben angelegt werden und irgendwelchen wüstenstädten die geplant werden)
7. Ist euch eigentlich klar warum die Preise selbst bei Anstieg des Internationalen Preises in Deutschland so geblieben sind ?
Weil die Milchprodukte zentral an ganz wenige große Handelsketten verkauft wird (Aldi etc.), welche daher in den Verhandlungen große Macht über das Preisgefüge haben und Forderungen nach Erhöhungen seit Jahren abschmettern. Und die Milchverarbeiter (Molkereien/Meiereien) die die Milch von den Landwirten bekommen und diese zu Endprodukten verarbeiten können nicht mehr zahlen solang sie von den großen handelsketten nicht mehr Geld bekommen.
Und gerade um diesen Teufelskreis zu durchbrechen und endlich wieder aus der Verlustzone rauszukommen war ein totaler Lieferstopp der letzte Ausweg, es ist die einzig mögliche Weg die Preise zu erhöhen, da es Anbietern wie Aldi scheissegal ist ob der Produzent jetzt verluste einfährt oder nicht bei der Produktion - solang sie ihre Produkte bekommen und selbst genügend gewinn machen beim verkauf drücken sie den Preis weiter... bei vielen Artikeln geht das nicht, weil es Marken gibt die da gegenan kommen und Hersteller die ebenfalls was da gegen machen können - bei den Landwirten war das bisher anders, sie haben halt keine große Lobby und keine riesen Konzerne hinter sich - wie andere Industrien sie haben, KEINE andere Industrie/Produktion/sonstwas würde das mit sich machen lassen (Arbeiten und draufzahlen) - nur die Bauern waren bisher nicht in der Lage Gewinne durchzusetzen.
Wurde mal Zeit das da mal n paar leute aufwachen und da scheint sich jetzt ja langsam was zu tun.
8.
Warum schließen sich eigentlich die ölförder länder zu nem kartell zusammen, die phosphatförderer aber nich ?
Das ist schon lang der Fall bzw. sorgen die Unternehmen die die rechte an den verschiedenen Düngerarten haben auch schon dafür das die Preise künstlich höher gehalten werden, das geht so weit das Schiffe mit Dünger nicht auslaufen um eine künstliche Knappheit zu erzeugen und die Preise weiter steigen zu lassen... ein weiterer Bereich wo Landwirte wesentlich mehr zahlen als vor Jahren.
Wie gesagt die Erhöhung der Preise war notwendig. Eine Reduzierung der gesamten Milchmenge ist auf Dauer auch notwendig, es gibt aber auch so von Jahr zu Jahr weniger Betriebe.
Und nein ich selbst bin zum Glück kein Landwirt, meine Eltern auch nicht - ich wohne allerdings auf einem ehemaligem Resthof und in der Nachbarschaft gibts noch 2-3 recht große Betriebe. Wenn die Milchquotenregelung anders wär, würds wohl nurnoch einen großen hier geben - zusammenschluss war jedenfalls mal geplant ist aber an irgend ner Quotenregelung gescheitert.
Allerdings habe ich Respekt vor Menschen die freiwillig so viel Arbeiten und bin der Meinung harte Arbeit sollte auch gut bezahlt werden, jedenfalls nicht schlechter als viele Durchschnittsberufe. Wenn ich seh wie die teilweise doppelt soviele Stunden reißen wie irgend nen Beamter, aber weniger verdienen kann ich nur mitm kopf schütteln.
Vor allem kann man heutzutage ja nicht mal mehr sagen das hat was mit Dummheit/ Intelligenz zu tun... Nen Agraringeneurs studium (quasi Landwirtschaft) ist sicherlich keiner der leichteren Studiengänge. Und die investition von über 1 Million Euro, bzw. der annahme von etwas mit so viel wert und so hohen laufenden kosten zu beginn einer Karriere ist zusätzlich zu den Risiken auch mit viel Verantwortung und Aufwand verbunden, und normalerweise sollte Risiko, Aufwand und Verantwortung belohnt werden, jedenfalls bei größeren Dimensionen - und es ist ja schon lang nicht mehr so das nur kleinere Betriebe um ihr überleben kämpfen, bei mal eben doppelt so hohen kosten wie vor 10 Jahren und nem Milchpreis der auf gleicher höhe weiter stagniert sind inzwischen auch die Riesenbetriebe gefährdet die über 1000 Rinder und Technik und Gebäude in Millionenumfang haben...
Ganz ehrlich, das Bild was viele haben wenn sie an nen Landwirt denken ist ein völlig veraltetes... wenn ich mir die hightech Geräte anguck die da rumfahren, da kostet eine Maschine mal eben soviel wie nen komplettes Haus und läuft über GPS / Eigene Boardrechner usw... das hat nix mehr mit dem dummen Bauern ausm Mittelalter zu tun.
Und ich will keine aus Südafrika importierte, ultrahaltbar gemachte ekelmilch die nur für Stadtmenschen mit Geschmacksverkalkung genießbar ist.. wenn ich son Kommentar von Worf schon lese .. bah 1,5% Milch würd ich nicht mal trinken wenn ich 5€ pro Liter obendrauf bekommen würde, sowas wiederwärtiges.
Da zahl ich lieber 10 oder 20 cent mehr pro Liter, das ist mir sowas von latz, auf das Jahr gerechnet is das ne lächerlich geringe Summe und garnicht vergleichbar mit irgendwelchen Stromkosten erhöhungen oder sonstwas.