Zitat
Original von Joe_Kurzschluss
Zitat
Original von AtroX_Worf
Erstens ist exponentielles Wachstums nichts schlechtes, sondern etwas normales.
Du bist mir immer noch den Nachweis Schuldig, das exponentielles Wachstum in der Natur ohne negative folgen bleibt.
Zitat
Original von _MIB_Eisbaer
Ist zB ein Grund warum die Haie nahe am Aussterben sind. Die vermehren sich nicht so schnell.
Unglaublich oder?
Eine Spezies die in dieser Form schon Mios von Jahren existiert wird jetzt platt gemacht.
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Original von Sheep
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Original von Joe_Kurzschluss
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Original von AtroX_Worf
Erstens ist exponentielles Wachstums nichts schlechtes, sondern etwas normales.
Du bist mir immer noch den Nachweis Schuldig, das exponentielles Wachstum in der Natur ohne negative folgen bleibt.
Das kann er dir nicht beweisen, weil es nicht so ist. Trotzdem ist es zum Beispiel für eine Kaninchenpopulation der beste Weg. Sobald neue Ressourcen (z.B. viel neues Gras durch Klimaänderungen) vorhanden sind, ist schnelles Wachstum günstig, um sie sicherzustellen. Konkurrenzspezies, die sich nur linear vermehren, würden jedes Mal das Nachsehen haben. Von Kaninchen und der Konkurrenzspezies verhungert nämlich jedes Mal etwa der gleiche Prozentsatz, sobald die Ressourcen erschöpft sind.
Ich rechne es mal vor:
Am Anfang (Jahr 1) gibt es 16 Kaninchen und 16 Schildkröten. Die Kaninchenbevölkerung verdoppelt sich jedes Jahr, die Schildkröten bekommen jedes Jahr 4 neue Nachkommen. Das Ökosystem gibt Nahrung für 100 Tiere her.
Im Jahr 2 haben wir also 32 Karnickel und 20 Schildis. Noch kein Problem, es wird sich weiter fleissig gepaart. Im Jahr 3 sind wir bei 64 Löffelohren und 24 Reptilien. Das macht das Ökosystem auch noch mit. Jetzt schreiben wir Jahr 4 und satte 128 Kaninchen hüpfen durch die Gegend, während 28 Schildkröten zwischen ihnen herumkriechen. Plötzlich reicht die Nahrung nicht mehr und die Hälfte beider Spezies verhungert.
Wir sind jetzt bei 64 Kaninchen (kommt dir die Zahl bekannt vor?), aber nur noch bei 14 Schildkröten (weniger als zu Beginn). Nächstes Jahr haben wir wieder 128 Karnickel, aber nur 18 Schildkröten. Durch die zweite Hungersnot sind wir wieder bei 64 Kaninchen und 9 Schildkröten. Wer hier verliert sollte klar sein.
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Original von Sheep
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Original von Joe_Kurzschluss
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Original von AtroX_Worf
Erstens ist exponentielles Wachstums nichts schlechtes, sondern etwas normales.
Du bist mir immer noch den Nachweis Schuldig, das exponentielles Wachstum in der Natur ohne negative folgen bleibt.
Das kann er dir nicht beweisen, weil es nicht so ist.
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Original von Sheep
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Original von Joe_Kurzschluss
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Original von AtroX_Worf
Erstens ist exponentielles Wachstums nichts schlechtes, sondern etwas normales.
Du bist mir immer noch den Nachweis Schuldig, das exponentielles Wachstum in der Natur ohne negative folgen bleibt.
Das kann er dir nicht beweisen, weil es nicht so ist. Trotzdem ist es zum Beispiel für eine Kaninchenpopulation der beste Weg. Sobald neue Ressourcen (z.B. viel neues Gras durch Klimaänderungen) vorhanden sind, ist schnelles Wachstum günstig, um sie sicherzustellen. Konkurrenzspezies, die sich nur linear vermehren, würden jedes Mal das Nachsehen haben. Von Kaninchen und der Konkurrenzspezies verhungert nämlich jedes Mal etwa der gleiche Prozentsatz, sobald die Ressourcen erschöpft sind.
Ich rechne es mal vor:
Am Anfang (Jahr 1) gibt es 16 Kaninchen und 16 Schildkröten. Die Kaninchenbevölkerung verdoppelt sich jedes Jahr, die Schildkröten bekommen jedes Jahr 4 neue Nachkommen. Das Ökosystem gibt Nahrung für 100 Tiere her.
Im Jahr 2 haben wir also 32 Karnickel und 20 Schildis. Noch kein Problem, es wird sich weiter fleissig gepaart. Im Jahr 3 sind wir bei 64 Löffelohren und 24 Reptilien. Das macht das Ökosystem auch noch mit. Jetzt schreiben wir Jahr 4 und satte 128 Kaninchen hüpfen durch die Gegend, während 28 Schildkröten zwischen ihnen herumkriechen. Plötzlich reicht die Nahrung nicht mehr und die Hälfte beider Spezies verhungert.
Wir sind jetzt bei 64 Kaninchen (kommt dir die Zahl bekannt vor?), aber nur noch bei 14 Schildkröten (weniger als zu Beginn). Nächstes Jahr haben wir wieder 128 Karnickel, aber nur 18 Schildkröten. Durch die zweite Hungersnot sind wir wieder bei 64 Kaninchen und 9 Schildkröten. Wer hier verliert sollte klar sein.
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Original von [pG]fire_de
Du hast immer noch nicht erklärt, wieso exponentielles Wachstum schlecht ist![]()
Zitat
Original von AtroX_Worf
Ich finde schon, dass es so ist - oder wollen wir jetzt um das Wort "normal" streiten?
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Original von Joe_Kurzschluss
Genau, und das Beispiel kann man wundervoll für die Freiwirtschaft gebrauchen Geld vermehrt sich schneller als unsere Wirtschaft wachsen kann. Dazu ist heute so das Geld nicht vernichtet wird sondern immer nur den Besitzer Wechselt.
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Original von Sheep
Von Joe kam der Vorwurf, niemand hätte begründet, dass exponentielles Wachstum in der Natur nicht negativ sei. Also habe ich mir ein Beispiel aus der Natur genommen und für das gezeigt, dass es negative Effekte gibt (die Hungersnot), das exponentielle Wachstum aber insgesamt gut ist. Das Beispiel war natürlich extrem vereinfacht und lässt sich nur begrenzt auf die menschliche Wirtschaft übertragen.
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Joe_Kurzschluss« (29.01.2008, 21:53)
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Original von AtroX_Worf
Von Joe kam eher die Aussage, daß exponentielles Wachstum in der Natur immer negativ ist.
Um das zu widerlegen hättest dualso eher ein positives Beispiel bringen müssen.
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Aber wieso betrachten wir hier Systeme mit begrenzem Raum? mir ist die Analogie zur Wirtschaft da nicht ganz klar.
Zitat
Technologie ist soetwas wie gespeichertes Wissen, ähnlich Kapital. Man muss dafür arbeiten, macht man aber einmal eine Entdeckung, dann bleibt sie für immer.
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »AtroX_Worf« (29.01.2008, 22:17)
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Original von AtroX_Worf
Zum Beweis: Ich habe mir dein Ausgangsposting nochmal angeschaut - da sagst du mit keiner Silbe, dass dieses Wachstum positiv zu bewerten ist. Es hat eher den Anschein, als würden die bösen Kaninchen die armen Schildkröten verdrängen.
Zitat
Leider hast du einen Satz von Joe gequotet, wo er nur sagt, daß exponentielles Wachstum nicht auch ohne negative Folgen bleibt. Das man praktisch immer ein Beispiel konstruieren kann um sowas zu zeigen ist trivial, man braucht ja nur eine Konkurrenzsituation betrachten.
Zitat
Irgendwie ist in deinem Beispiel für mich kein positiver Effekt herausgekommen.
Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »AtroX_Worf« (30.01.2008, 01:44)
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Original von Zecher_Falcon__
Ich wollte nur sagen, dass ich es gut finde, dass ihr nicht mehr mit Joe argumentiert sondern euch nur noch untereinander unterhaltet.![]()
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@joe, Statistiken so drehen, dass sie zu dem passen was man schreibt, ist leider keine Kunst.![]()
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Original von AtroX_Worf
Nein, weil der Zins mit dem Wirtschaftswachstum mithält.![]()
Zitat
Kredite werden aj entweder zum Vorziehen von konsumentscheidungen geschlossen - dann ist der Zins der Preis für die ehere Nutzung. Da kann man sich nicht beschweren, ist ja wieder oben von Eisi und mir schon ausgeführt wurden.
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Kredite für Investitionsentscheidungen werden aufgrund von Kalkulationen nachgefragt. Diese müssen im Einzelfall nicht immer aufgeben, aber gesamtwirtschaftlich im Aggregat werden die Kalkulationen wohl trotzdem nciht zu weit von der Realität entfernt sein.
Mit diesen Produktivinvestitionen, wenn man sie so bezeichnen will, wird der Zins erwirtschaftet.
Zitat
Letzlich sind alle zu zahlenden Zinsen auf einzelne Verträge und damit verbunden Transaktionen zurückzuführen. Es gibt keine Zinszahlungen ohne dass jemand einen Kreditvertrag abgeschlossen hat. Zukünftige Zinszahlungen basieren deshalb immer auf historischen Verträgen.
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€dit: Ach ja, Reichtum hat nichts mit Zinszahlungen zu tun, oder klarer ausgedrückt: Man wird durch Zinszahlungen weder reicher noch ärmer!
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Klingt auf den ersten Blick Paradox, beleuchten wir es mal etwas genauer.
Bekannt dürfte dieser Satz aus VWL1 über Staatsverschuldung sein. Ein Staat wird weder ärmer noch reicher durch Staatsverschuldung, lediglich die Intergenerationengerechtigtkeit ist betroffen.
Wieso?
Man zahlt Zinsen grundsätzlich nur, wenn man einen Kredit aufnimmt. Man kann dazu den Umweg über Geld gehen (man verkauft einen Bond = nimmt einen Kredit auf, der irgendwann bedient werden muss), muss aber nicht. Einen Kredit wird man nur aufnehmen, wenn man davon irgendeinen Nutzen hat. Der Zins ist genau der Preis für diesen Nutzenzuwachs. Man wird zwar um den Zins ärmer, aber um den Nutzen aus dem Kredit reicher. In Marginalbetrachtungen wird man also weder ärmer noch reicher.
Bsp: Ich nehme einen Kredit über ein Jahr auf, um mit einen TV jetzt anstatt erst in einem Jahr zu kaufen. Dafür bezahle ich einen Zins, kann den TV aber schon 1 Jahr eher nutzen. Der Zins ist genau der Preis dafür, ich bin um 1 Jahr eheren TV-Konsum reicher und um den Zins ärmer geworden - es gleicht sich also aus.
Zitat
Original von Zecher_Falcon__
ach Joe.. Ich wette ich kann dir mit den gleichen Daten eine exponentiele Kurve bauen. Noch dazu ist der eine Graph nicht einmal beschriftet.
Ich glaube grundsätzlich nicht an Verschwörungen und ich finde Worf hat auch deutlich erklärt, warum Geld eben nicht einfach so vom Liegen mehr wird, sondern immer arbeiten muss. Ich glaub daran hakt es genau bei dir, dass dir das nicht klar wird.
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Original von Joe_Kurzschluss
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€dit: Ach ja, Reichtum hat nichts mit Zinszahlungen zu tun, oder klarer ausgedrückt: Man wird durch Zinszahlungen weder reicher noch ärmer!
Das ist ja wohl eindeutiger Blödsinn. Wenn Du eine Millionen € auf der Bank hast bekommst Du dafür bei 5% Zinsen jedes Jahr 50000€ Zinsen von den Du noch 15000€ steuern zahlen musst. Es bleiben dir da immer noch 35000€. Und je mehr Vermögen jemand um so höher ist das Einkommen. Also wird man durch den Zins Reich.
Zitat
Original von Joe_Kurzschluss
Es gibt auch das Angebot, warum macht man den Werbung für Kredite? Man fragt nach Krediten wenn man nicht genug Eigenkapital zu Verfügung hat. Und wo her kommt den das Geld für die Zinsen? Du sagst das sie es erwirtschaften, aber woher haben es die die Abnehmer? Der Zins ist eine neue entstandene Schuld. Das Geld hat es vorher nie gegeben.
Zitat
Original von Joe_Kurzschluss
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Original von AtroX_Worf
€dit: Ach ja, Reichtum hat nichts mit Zinszahlungen zu tun, oder klarer ausgedrückt: Man wird durch Zinszahlungen weder reicher noch ärmer!
Das ist ja wohl eindeutiger Blödsinn. Wenn Du eine Millionen € auf der Bank hast bekommst Du dafür bei 5% Zinsen jedes Jahr 50000€ Zinsen von den Du noch 15000€ steuern zahlen musst. Es bleiben dir da immer noch 35000€. Und je mehr Vermögen jemand um so höher ist das Einkommen. Also wird man durch den Zins Reich.
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Original von Joe_Kurzschluss
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Original von AtroX_Worf
Der Zins ist genau der Preis dafür, ich bin um 1 Jahr eheren TV-Konsum reicher und um den Zins ärmer geworden - es gleicht sich also aus.
Das ist Schwachsinn, der zweit größte Posten im Haushalt ist der Zins.
Von entscheidender Bedeutung für die verteilungspolitische Wirkung der Zinsen ist in jedem Fall, ob die Zinslast zu einer Erhöhung der Steuern oder zu einer Senkung der Leistungen des Staates führt. Im ersten Fall erfolgt eine Erhöhung der Umverteilungswirkung, im zweiten eine Senkung. In der Praxis der letzten Jahre in Deutschland ist eher eine Senkung von Ausgaben zu beobachten.
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Original von Zecher_Falcon__
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Original von Joe_Kurzschluss
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€dit: Ach ja, Reichtum hat nichts mit Zinszahlungen zu tun, oder klarer ausgedrückt: Man wird durch Zinszahlungen weder reicher noch ärmer!
Das ist ja wohl eindeutiger Blödsinn. Wenn Du eine Millionen € auf der Bank hast bekommst Du dafür bei 5% Zinsen jedes Jahr 50000€ Zinsen von den Du noch 15000€ steuern zahlen musst. Es bleiben dir da immer noch 35000€. Und je mehr Vermögen jemand um so höher ist das Einkommen. Also wird man durch den Zins Reich.
Genau das ist dein Problem. Man wird eben nicht durch die Zinsen reich, sondern durch die Arbeit die mit dem Geld verrichtet wird, welches der Bank geliehen wurde. Diese beteiligt dich dann mit genau diesen 5% an ihrem Gewinn, der sicher noch ein wenig höher liegt.
Geld wächst nicht und wird auch nicht vom einfachen "auf der Bank liegen" mehr. Wenn du davon mal wegkommst, dann können wir weiterreden.
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »AtroX_Worf« (30.01.2008, 10:28)
Zitat
Original von Zecher_Falcon__
Genau das ist dein Problem. Man wird eben nicht durch die Zinsen reich, sondern durch die Arbeit die mit dem Geld verrichtet wird, welches der Bank geliehen wurde. Diese beteiligt dich dann mit genau diesen 5% an ihrem Gewinn, der sicher noch ein wenig höher liegt.
Zitat
Geld wächst nicht und wird auch nicht vom einfachen "auf der Bank liegen" mehr. Wenn du davon mal wegkommst, dann können wir weiterreden.
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Vielleicht kapierst du das ja so Joe ^^
Habenzinsen ca 3 %
Sollzinsen ca 8%
Die Differenz ca 5% geht an die Bank und deckt auch ein etwaiges Risiko, das Geld nicht zu bekommen, ab.
Versteh?
Erwartest du wirklich ernsthaft, dass jemand sein Geld verleiht ohne etwas dafür zu bekommen?
Motto:
Ne wieso sollte ich mir jetzt ein neues Auto kaufen wenn ich es Joe für eine neue Ritterrüstung leihen kann!?!?
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Joe_Kurzschluss« (30.01.2008, 12:47)
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Ein zinsbasiertes Finanzsystem ist volkswirtschaftlich falsch
Die Standard-Volkswirtschaftslehre beruht auf Voraussetzungen, die zum Teil unrealistisch und sogar fehlerhaft sind. Dies machen neuere wissenschaftliche Erkenntnisse deutlich. Wir brauchen alternative Theorien, die die ökonomische Wirklichkeit erklären helfen. Einen Beitrag hierzu will die Dynamische Analyse leisten.
Bildet die gegenwärtige Volkswirtschaftslehre eine brauchbare Grundlage für die Analyse und für die Prognose wirtschaftlicher Entwicklungen? Steve Keen, Professor an der School of Economics and Finance der University of Western Sydney, bestreitet dies entschieden. Ein schwerwiegender Einwand von Keen richtet sich gegen eines der Fundamente der Volkswirtschaftslehre, die Theorie des Unternehmens, deren Ableitung er als mathematisch fehlerhaft nachweist.
Volkswirtschaftslehre in der Krise
Bemerkenswert ist nicht nur, dass eine grundlegende Theorie, die an praktisch jeder Hochschule gelehrt und die in jedem Volkswirtschaftslehrbuch dargestellt wird, in sich nicht widerspruchsfrei ist. Es ist insbesondere bemerkenswert, dass der Wirtschaftsnobelpreisträger George Stigler vor 50 Jahren in einer ökonomischen Fachzeitschrift auf die Wurzel dieses Fehlers aufmerksam machte, ohne dass dies einen Einfluss auf die Theorie und ihre Darstellung gehabt hätte.
Ein weiterer Einwand gegen die Standard-Volkswirtschaftslehre bezieht sich auf ihre Methodik. Die grundlegenden Analysen sind stets komparativ-statisch, und die zeitliche Dynamik volkswirtschaftlicher Größen, wie etwa Bruttoinlandsprodukt, Vermögen, Ersparnisse, Zinsen, Verschuldung usw., wird im Rahmen der Standard-Mikro- und -Makroökonomik vollständig ausgeblendet.
Fehlender Bezug zur Wirklichkeit
Ein anderer Kritikpunkt von erheblicher Bedeutung ist der fast vollständig fehlende Bezug zu realen Daten. In Wissenschaften, wie etwa in der Physik, werden Theorien anhand empirischer Daten geprüft und anschließend gegebenenfalls modifiziert oder verworfen. In Volkswirtschaftslehrbüchern dagegen werden Spielzeugbeispiele, wie der "Eisverkäufer Joe" oder die "Molkerei Moritz Müller", mit fiktiven Daten zur Veranschaulichung der aufgestellten Theorien angeführt. Es findet aber kein Bezug auf und kein Abgleich mit realen Unternehmensdaten statt.
Schließlich werden wesentliche volkswirtschaftliche Themen von größter praktischer Relevanz nicht behandelt; so finden sich im Standardlehrbuch von Felderer und Homburg die Begriffe Schulden oder Verschuldung nicht einmal im Stichwortverzeichnis.
Es gibt also genügend Gründe, den Aussagen der Standard-Volkswirtschaftslehre mit Skepsis zu begegnen, und es gibt einen erheblichen Bedarf an alternativen Ansätzen.
Besseres Verständnis durch Dynamische Analyse
In Kürze erscheint im Teubner-Verlag unter dem Titel "Die Kunst des Modellierens" ein von Bernd Luderer herausgegebener Sammelband über mathematisch-ökonomische Modelle, in dem auch Keens Kritik an der Standard-Theorie des Unternehmens in deutscher Sprache nachzulesen sein wird.
Daneben stelle ich in diesem Band ein Verfahren vor, mit dem sich die zeitliche Entwicklung einer Ökonomie modellieren und simulieren lässt. Dieses Verfahren, die Dynamische Analyse (als Java-Applet online), ist ein zur komparativ-statischen Analyse komplementärer Ansatz mit dem Ziel, das langfristige Verhalten ökonomischer Systeme und die langfristige Wirkung makroökonomischer Einflussfaktoren besser zu verstehen. In diesem Modell sind Zinsen und Wirtschaftswachstum exogene Parameter, deren Einfluss auf makroökonomische Faktoren, wie Einkommen, Konsum, Ersparnisse und Vermögen, untersucht wird.
Ergebnisse der Dynamischen Analyse
Die Ergebnisse der Untersuchungen lauten wie folgt:
1. Die Gesamtsumme der Sparguthaben einer Ökonomie entspricht genau der Gesamtsumme der Schulden. Die Verzinsung von Sparkapital und der dadurch bedingte Anstieg der Sparguthaben erzwingt eine symmetrisch zunehmende Verschuldung und entsprechende Zinszahlungen der Unternehmen
2. Wächst das Bruttoinlandsprodukt weniger stark als die Zinsanteile, so verringern sich die Einkommen in der Ökonomie. In diesem Fall fließt ein größerer Teil des Bruttosozialprodukts über Zinszahlungen an die Geldkapitaleigner, während sich der Lohnanteil entsprechend verringert. Wollen wir verhindern, dass der Lohnanteil im Bruttoinlandsprodukt immer weiter hinter den Zinsanteil zurückfällt, so sind wir zu ständigem Wirtschaftswachstum gezwungen. Dies folgt daraus, dass das Bruttoinlandsprodukt als Summe von Löhnen und Zinszahlungen dargestellt werden kann.
3. Die Haushalte mit geringem Lohneinkommen können sich den Konsum bei wachsendem Zinsanteil im Bruttoinlandsprodukt zunehmend weniger leisten und verschulden sich schließlich. Dies kann als Verarmung oder als Beschäftigungslosigkeit charakterisiert werden. Die Verarmung eines zunehmend größeren Prozentsatzes der Haushaltsgruppen destabilisiert schließlich die Ökonomie.
4. Eine Verschuldung der unteren Haushaltsgruppen kann bereits dann auftreten, wenn der Zinssatz deutlich unterhalb des Wirtschaftswachstums liegt. Infolgedessen ist das Wirtschaftswachstum allein nicht brauchbar zur Steuerung des Zinssatzes.
5. Gruppen mit vergleichsweise geringem Vermögen verfügen über geringfügige oder keine Zinseinnahmen, zahlen aber über ihren Konsum so viel Zinsen, dass sie Netto-Zinszahler sind. Denn die Unternehmen legen ihre Zinskosten auf die Preise um, wenn sie investieren und sich dabei verschulden.
Bei Gruppen vergleichsweise vermögender Haushalte überwiegen dagegen die Zinseinnahmen über die Zinszahlungen. Diese Gruppe besteht aus Netto-Zinsempfängern. Damit fließt in der Ökonomie ein stetiger Zinsstrom von den Netto-Zinszahlern zu den Netto-Zinsempfängern.
6. Die zeitliche Entwicklung von Einkommen, Vermögen und Konsum bleibt für jede Haushaltsgruppe stabil, wenn der Zinssatz der Ökonomie auf Null gesetzt wird. Dies gilt insbesondere auch dann, wenn das Wirtschaftswachstum nachlässt oder stagniert.
Ein Zins um Null impliziert nicht, dass Kredite kostenfrei sein sollten. Sowohl Gebühren für die mit der Vergabe und Verwaltung von Krediten verbundenen Dienstleistungen als auch der Abschluss einer Risikoversicherung gegen Kreditausfall sind ökonomisch sinnvolle Kosten. Dagegen scheint mir das Standardargument des Konsumverzichts für einen Zinsanspruch als nicht stichhaltig. Ersparte Vermögen sind Ansprüche gegen zukünftige Leistungen einer Volkswirtschaft. Der Werterhalt dieser Vermögen ist an sich schon ein Vorteil, der nicht auch noch eine über diesen hinausgehende Zinseinnahme ökonomisch rechtfertigt.
Kapitalverzinsung wirkt destabilisierend
Das Verfahren der Dynamischen Analyse habe ich in der Programmiersprache Java als Applet implementiert, so dass die Simulationen am Computer leicht durchgeführt werden können. Das Programm sowie alle Quelltexte finden sich unter: http://www.rheinahrcampus.de/kremer.
Jede der obigen Aussagen wird durch die Simulationsergebnisse bestätigt, und ich ziehe das Fazit: Die Verzinsung von Kapital hat nur dann langfristig keine destabilisierende ökonomische Wirkung, wenn die Wirtschaft stetig und zeitlich unbeschränkt, d.h. exponentiell, wächst. Aufgrund der Endlichkeit der Ressourcen der Erde ist ständiges Wachstum jedoch weder wünschenswert noch möglich.
"Wenn eine Wirtschaftsordnung langfristig stabil bleiben soll, dann muss sie sich vom Konzept der Vermögensverzinsung verabschieden."
Es mag in unserer Ökonomie vieles verbesserungswürdig sein, wenn aber die hier vorgestellte Modellierung wesentliche Aspekte der Realität widerspiegelt, dann kann kein volkswirtschaftliches Reformvorhaben auf lange Sicht erfolgreich sein, wenn zuvor nicht die durch die Verzinsung von Guthaben verursachten Probleme verstanden und gelöst worden sind.
Die Einsicht, dass Kapitalverzinsung und Verschuldung untrennbar miteinander verknüpft sind und dass Zinsen langfristig zu schwerwiegenden volkswirtschaftlichen Schwierigkeiten führen, ist nicht neu. Sie findet sich zum Beispiel in den Untersuchungen von Helmut Creutz und Bernd Senf. Die Resultate der Dynamischen Analyse bestätigen die Ergebnisse dieser Autoren im Rahmen eines mathematischen volkswirtschaftlichen Modells.
Zum Autor:
Prof. Dr. Jürgen Kremer, Professor für Wirtschaftsmathematik am RheinAhrCampus Remagen, seit April 2007 Mitglied im erweiterten Vorstand der INWO Deutschland.