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1

23.10.2008, 11:53

Gedicht

Wenn die Börsenkurse fallen,
regt sich Kummer fast bei allen,
aber manche blühen auf:
Ihr Rezept heißt Leerverkauf.

Keck verhökern diese Knaben
Dinge, die sie gar nicht haben,
treten selbst den Absturz los,
den sie brauchen - echt famos!

Leichter noch bei solchen Taten
tun sie sich mit Derivaten:
Wenn Papier den Wert frisiert,
wird die Wirkung potenziert.

Wenn in Folge Banken krachen,
haben Sparer nichts zu lachen,
und die Hypothek aufs Haus
heißt, Bewohner müssen raus.

Trifft's hingegen große Banken,
kommt die ganze Welt ins Wanken -
auch die Spekulantenbrut
zittert jetzt um Hab und Gut!

Soll man das System gefährden?
Da muss eingeschritten werden:
Der Gewinn, der bleibt privat,
die Verluste kauft der Staat.

Dazu braucht der Staat Kredite,
und das bringt erneut Profite,
hat man doch in jenem Land
die Regierung in der Hand.

Für die Zechen dieser Frechen
hat der Kleine Mann zu blechen
und - das ist das Feine ja -
nicht nur in Amerika!

Und wenn Kurse wieder steigen,
fängt von vorne an der Reigen -
ist halt Umverteilung pur,
stets in eine Richtung nur.

Aber sollten sich die Massen
das mal nimmer bieten lassen,
ist der Ausweg längst bedacht:
Dann wird bisschen Krieg gemacht.


Kurt Tucholsky, 1930, veröffentlicht in “Die Weltbühne”

4

23.10.2008, 12:55

RE: Gedicht

Zitat

Original von Malone
Kurt Tucholsky, 1930, veröffentlicht in “Die Weltbühne”

8o :respekt:

Attila

Erleuchteter

Beiträge: 7 575

Wohnort: Hamburg

Beruf: GER

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5

23.10.2008, 12:57

sehr gut.

6

23.10.2008, 13:40

danke für's Ausgraben Malone :bounce:

7

23.10.2008, 14:19

lol 1930 .. dachte von heute :S

8

23.10.2008, 14:35

hab mich grad von nem Kumpel aufklären lassen... ;)

der schickte mir den link

http://commonsblog.wordpress.com/2008/10…ie-finanzkrise/

quote von da:
@12,24,27: Tucholsky ist garantiert falsch, Richard G. Kerschhofer vermutlich richtig. Dieser (dessen Pseudonym Pannonicus das Gedicht bei der ersten Nennung bei Google zugeschrieben wurde) ist nämlich nach eigener Bezeichnung freier Autor in Wien, tritt vorwiegend als Leserbriefschreiber in der „Wiener Zeitung” in Erscheinung und ist Mitarbeiter der ideologisch ziemlich weit rechts angesiedelten österreichischen Zeitschrift „Zeitbühne”. Das kann man schon mal mit „Weltbühne” verwechseln, hey, ist ja nur Internet.


Das kommt wohl eher aus der rechten Ecke das Gedicht ;)