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06.05.2012, 19:07

CLXIV. Masters-Runde: Die Wikinger - Barbaren & Entdecker



Barbaren zur See

Europa, 800 nach Christus. Immer häufiger hört man von Überfällen wilder Krieger aus dem Norden, die wie Wolfsrudel über Mitteleuropa hereinbrechen. Entsetzt starren die Küstenbewohner auf diese rotlockigen Gestalten, die in ihren schmalen, schnellen Booten mit nahezu geisterhafter Geschwindigkeit übers Meer gekommen sind. Ganz allgemein von "Heiden" ist die Rede, dann schon präziser von "Normannen" und "Dänen". Man wird sich schließlich auf "Wikinger" einigen, ohne dass je recht klar wird, was dieses Wort heißt. Was es jedoch in der Praxis bedeutet, weiß man um so genauer: überraschender Überfall vom Meer her, eine ihre Schwerter schwingende Meute muskelbepackter Krieger, dann Brandschatzung und Mord, Menschenraub und Plünderung. Mit Beute beladen ziehen die Boote davon, uneinholbar. "Befrei uns, Gott, von dem Rasen der Wikinger!", heißt es bald im ganzen Frankenreich und auf den Britischen Inseln, an den irischen Küsten, entlang der Iberischen Halbinsel und schließlich im Mittelmeer-Raum, wo Wikinger Marokko bedrohen, Mallorca plündern und in Oberitalien einfallen. Für die Menschen des 8. und 9. Jahrhunderts ist dieser Spuk aus dem Norden die neue Landplage, eine unbegreifliche Naturkatastrophe wie Seuchen oder Erdbeben, eine neue Geißel Gottes.

Plünderer, Entdecker, Kolonisatoren

Tatsächlich waren jedoch solche Blitzüberfälle eher eine Begleiterscheinung der eigentlichen großen Wikingerzüge, wie sie nun bis zur Jahrtausendwende Europas Bild mitbestimmten, ausgeführt von ehrgeizigen und habgierigen Unterhäuptlingen, die mit einer kleinen Schar Gleichgesinnter auf eigene Faust rasche Beute zu machen suchten. Ansonsten waren die Wikinger nicht nur Piraten. Sie waren gleichermaßen Entdecker wie Kolonisatoren auf der Suche nach neuem Heimatland, fürchterlich dort, wo sie in schon bewohnte Regionen vorstießen. Baumlang waren sie, zumindest in den Augen ihrer kleinwüchsigen Zeitgenossen, in Wahrheit kaum über 1,70 Meter groß. Übrigens ohne die gekrümmten Büffelhörner am Helm, die hat ihnen erst die spätere Wikingerlegende angedichtet. In ihrer Kampflust waren sie mutig bis zum Äußersten, in traditioneller Todesverachtung, da ihnen ihr heimatlicher Götterglaube das ewige Leben dereinst im himmlischen "Walhall" an der Seite Wotans versprach.
Ihre bevorzugten Ziele entsprachen der jeweiligen Region: Die Ostsee war das Schwedenmeer. Über dieses Meer hinweg drangen die schwedischen Wikinger, mehr Händler als Krieger, ins Baltikum und bis tief nach Russland hinein vor. Sie gelangten bis nach Byzanz, wo sie nicht einmal unwillkommen waren: Byzantinische Herrscher legten sich reguläre Wikingergarden zu.
Der Atlantik blieb hingegen die große Domäne der Norwegen und Dänen. 861 entdeckten sie, wohl vom Sturm abgetrieben, Island. Mitte des 10. Jahrhunderts lebten rund dreißigtausend Wikinger auf diesem "Eisland", und einer von ihnen war Erik der Rote.

Erik beging einen Mord, musste fliehen, segelte westwärts. Und dort entdeckte er eine weitere Landmasse, die er "Grönland" nannte, das "grüne Land". Auch wenn er etwas geflunkert hat, um seine ehemaligen Landsleute zum Übersiedeln zu bewegen, so ist es in den südlicheren Küstengebieten Grönlands zumindest im kurzen Sommer tatsächlich grün. Dort gründete Erik eine erste Siedlung.
Erik's Sohn Leif Eriksson der Glückliche war es schließlich, der von einem abgetriebenen Seefahrer von der Existenz einer Landmasse jenseits des Atlantiks erfahren hatte. Daraufhin segelte er von der Südspitze Grönlands zur nordamerikanischen Küste und an dieser entlang nach Vinland (Neufundland). Damit betraten die Wikinger um 970 als erste Europäer amerikanisches Festland. Sie gründeten dort unter Leif eine (1961 wiederentdeckte) Siedlung und hatten sogar kriegerischen Kontakt zu Einheimischen, die von ihnen Skraelinger (wenig schmeichelnd: "Schwächlinge") genannt wurden.
Diese Entdeckungen und Besiedlungen gelten als die kolonisatorischen Leistungen der Wikinger. Sie vollzogen sich aber an der Peripherie der damals bekannten Welt und wurden nahezu vergessen. Im Gedächtnis blieben jedoch die Eroberungszüge innerhalb Europas, die dem Kontinent zwei Jahrhunderte erbarmungsloser Grausamkeit auf beiden Seiten brachten. Denn in dieser Hinsicht standen die Angegriffenen ihren Angreifern kaum nach, wie zum Beispiel in Nordengland, wo gefangenen Wikingern kurzerhand die Haut vom lebendigen Leib gezogen wurde.

Überlegene Schiffbauer

Die Entdeckungen und die Überfälle der Wikinger wurden möglich durch die für damalige Verhältnisse außergewöhnlich fortschrittlichen Schiffe. Die Langschiffe der Wikinger wurden gesegelt und gerudert und hatten einen sehr geringen Tiefgang von nur 90 cm. Sie konnten mit sehr kleiner Besatzung auch unter schwierigsten Bedingungen noch gesteuert werden und waren sehr gut dazu geeignet, mittels Wendemanövern kreuzend gegen den Wind zu segeln. Wegen ihrer Wendigkeit und ihrer kompakten Bauweise konnten ihre Schiffe die Flüsse befahren und sogar zum Teil über Land transportiert werden, um weit ins europäische Festland vorzudringen. Sie erreichten eine Maximalgeschwindigkeit von 15 bis 20 Knoten und waren damit den zu dieser Zeit üblichen Schiffen weit überlegen. Daher waren die Wikinger uneinholbar, wenn sie sich nach einem Raubüberfall mit ihrer Beute aus dem Staub machten.

Settings

Die Wikinger sind weit herumgekommen und dementsprechend abwechslungsreich wird diese Mastersrunde! Neben den eisigen Regionen Nordeuropas und natürlich vielen Wasserkarten werden die Wikinger ihr Glück auf den Britischen Inseln, auf dem europäischen Festland und im Mittelmeerraum, von Marokko bis Byzanz, suchen. Aber auch die Vinlandsaga wird eine Rolle spielen..

Trailer

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Temudjin« (03.07.2012, 20:30)